31. Kapitel - Mord

„Jetzt können wir nur noch warten.", meinte  Dr. Williams und begann seine Instrumente beiseite zu räumen.
„Glauben sie, er wird wieder laufen können?"
„Kind, ich bin nicht bald 50 Jahre Arzt, um vom Glauben zu leben. Ich weiß, dass er wieder laufen wird und im Zweifelsfalle machen wir Jungchen ein bisschen technischer, wenn du verstehst.", meinte er und zwinkerte schelmisch.
Seine lockere Art beruhigte mich.
„Wo ist Harrison?", fragte eine Krankenschwester, die gerade den Raum betrat.
„So weit ich weiß, in der Zelle neben Hux."
„Warum?", fragte sie erschrocken.
„Es wurde so von der Lady angeordnet."
„Welche Lady?"
„Nun Lady Ren dürfen wir sie noch nicht nennen, aber die Rede ist selbstverständlich von der verehrten Ophelia Bennet."
Ich war sprachlos.
Lady Ren... daran könnte ich mich gewöhnen.
„Er wollte mit mir essen gehen.", meinte sie erschüttert.
Mit mir auch...
„Nun geh, Sue, die beiden brauchen Ruhe."
Sie verließ den Raum schweigend.

Es verging eine Weile, bis Kylo endlich seine Augen öffnete.
„Ophelia.", hauchte er erschöpft.
„Kylo.", antwortete ich und legte meine Hand auf seine Wange.
„Junge Liebe, wie herzerweichend.", murmelte der Doktor.
„Wie geht es dir, Kylo.", fragte er dann.
„Besser."
„Nun, theoretisch könnten wir dich in den Flügel bringen, aber ich will vorher noch schauen ob die Operation geglückt ist."
„Was haben sie vor?", fragte ich neugierig.
„Ein paar Schritte werden ihm wohl nicht schaden."
„Aber..."
„Wann immer du bereit bist, Kylo.", meinte Williams .
Mühevoll und schmerzerfüllt stützte er sich auf die Liege.
„Kylo!"
„Aber doch nicht sofort, Jungchen. Erhole dich doch erst einmal.", meinte er genau so verblüfft wie ich.
„Nein!"
Er schaffte es sich in eine sitzende Position zu bringen. Angestrengt versuchte Kylo ein Stöhnen zu unterdrücken.
„Können sie ihm nichts gegen die Schmerzen geben?"
„Ehm... ja.", meinte er verwirrt und kramte in den Schränken.
„Kylo du solltest dich wirklich nicht überanstrengen.", meinte ich dann zu ihm gewendet.
„Ich kann dich aber nicht beschützen, wenn ich hier nur rumliege.", erwiderte er entschlossen.
„Vor wem willst du mich denn beschützen? Ich bin in Sicherheit."
„Nein!", murmelte er leise.
„Du kannst sie aber auch nicht beschützen, wenn die Nähte wieder reißen... ich mein' ja bloß.", sagte der Arzt, welcher mittlerweile die Nötigen Medikamente bei sich hatte.
„Bist du dir sicher, dass du jetzt schon aufstehen willst?", fragte er mit Nachdruck.
„Ja!"
„Kylo, bitte. Tu das nicht."
„Ich muss, Ophelia."
„Nein.", hauchte ich leise und griff nach seiner Hand.
„Am besten gibst du mir einfach deine andere Hand und versuchst es dann einfach."
Ich schaute Kylo enttäuscht an. Er gab dem Arzt seine Hand und berührte erst vorsichtig mit seinen Füßen den Boden. Dann stellte er sich langsam hin und richtete sich auf. Ich konnte deutlich erkennen, wie ihm jede Bewegung Schmerzen bereitete.
„Du solltest dich wieder setzten.", sagte ich besorgt.
„Nein!"
„Reicht dir das denn nicht?"
Er antwortete nicht sondern setzte lediglich einen Fuß vor den anderen.
„Warum tust du dir das an?"
Ich war vollkommen entrüstet, darüber, dass er diese Pein auf sich nahm.
„Ich muss dich beschützen!"
„Ich bin in Sicherheit."
Unsere Stimme wurden immer energischer.
„Nein, bist du nicht."
„Oh oh... Ehekrise.", mischte sich der Arzt ein.
Die Wut, die Williams in ihm auslöste, brachte Kylo nur dazu, noch weiter zu gehen.
Ich ließ seinen Arm los, was ihn seinen Halt nahm. Er schaute mich fragend an.
„Kylo, ich möchte nicht, dass du dich solch einer Quälerei aussetzt, aus welchem Grund auch immer!", meinte ich ernst. „Setz dich!"
„Nein."
„Gut. Dann aber ohne mich."
Sagte ich und verließ den Raum.

Ich setzte mich im Flur auf einen Stuhl und wartete. Mein Verhalten kam mir kindisch vor, aber ich wollte nicht, dass er sich solchen Qualen aussetzt.
Wovor wollte er mich beschützen? Hux und Harrison waren inhaftiert... es gab niemanden, der mich belästigte. Überall waren Sturmtruppler, die mich hätten beschützen können...
Es tat mir Leid, dass ich ihn nicht unterstützte. Ich spielte mit dem Gedanken, wieder zurück zugehen und ihm zu helfen, doch als ich aufstehen wollte, öffnete sich neben mir die Tür.
Heraus kamen Kylo und der Arzt. Er saß in einem weißen Krankenhaushemd in einem Rollstuhl und wurde geschoben.

„Du hattest Recht, Ophelia."
Ich lächelte zufrieden.
„Na dann, auf zum Krankenflügel."
Wir gingen gemeinsam durch die kalten Flure.
„Ach ja, Ophelia, bezüglich der Entbindung musst du dir keine Sorgen machen. Ich habe ein paar erstklassige Hebammen angestellt und Harrison wird nicht in die Nähe von dir kommen."
„E-entbindung...?", stotterte ich.
„Bist du noch nicht schwanger?"
„Nein.", hauchte ich erstickte.
„Naja, dann aber sicherlich bald. Stimmst, Kylo?"
„Williams.", knurrte er.
Ich hätte geschmunzelt, wäre ich nicht so peinlich berührt.

Als Kylo sich mit Williams und meiner Hilfe in das Bett gelegt hatte, kam der Colonel, der mir schon einmal schlechte Kunde gebracht hat, zu uns.
„Oberster Anführer, verzeiht meine Störung, aber aus dem Verhör mit Henry Harrison kam hervor, dass er versucht hatte sie umbringen."
„Lasst dieses Schwein hinrichten.", entglitt es meinen Lippen kalt und voller Zorn.

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