29. Kapitel - Bleib bei mir

Ich löste mich aus der Umarmung.
„Du hast sicherlich Hunger oder?", fragte er lächelnd.
„Nein.", antwortete ich monoton.
„Hm... verständlich."
„Wann wird es ihm wieder besser gehen?"
„Schwer zu sagen. Ophelia, mach dir keine als zu großen Sorgen.", meinte er und streichelte mir über den Rücken.
„Er ist alles, was ich habe.", hauchte ich leise unter Tränen.
„Du kannst heute Nacht bei mir schlafen, wenn du willst. Mein Zimmer ist ganz in der Nähe von der Station."
Ich antwortete nicht, denn ich wollte nicht ohne Kylo schlafen und erst recht nicht in den Räumlichkeiten eines anderen Mannes.
„Oder wenn du willst, kann ich auch versuchen dich auf andere Gedanken zu bringen. Wir könnten einen Film gucken oder wir fliegen auf einen anderen Planeten in ein nettes Restaurant."
Ich wünschte, Caroline wäre hier.
„Nein, ich würde lieber bei Kylo bleiben."
Ich starrte immer noch durch das Fenster und ließ Kylo nicht aus den Augen während der Arzt hinter mir auf und ab ging.
„Du kannst ihm im Moment so oder so nicht helfen."
„Ich weiß."
„Ophelia, bitte.", meinte er und griff mit seiner Hand um meine Hüfte.
„Lass mich los!", befahl ich angeekelt.
„Es tut mir Leid. Ich dachte nur, du..."
„Ich bin verlobt!"
Er schaute mich überrascht an.
„Jetzt bin ich verwirrt.", lachte Henry peinlich berührt.
Ich schaute ihn fragend an.
„General Hux meinte, mit dir und Kylo läuft es nicht so gut und du... naja würdest lieber jemand anderen..."
Ich war vollkommen entrüstet.
„Dieses dreckige Schwein!", murmelte ich wütend.
„Hat er dir auch erzählt, weshalb er jetzt inhaftiert ist? Er meinte Kylo würde mich nicht lieben und ich hätte jemand besseren verdient.", platzte es aus mir.

In Rage vergas ich Kylo, bis mich das Piepen zurück in die Realität holte. Es wurde immer schneller.
„Scheiße.", meinte Henry plötzlich.
„Was ist los?", fragte ich panisch.
Er riss die Tür zu Kylos Zimmer auf.
„Ich weiß es nicht. Das sollte eigentlich nicht passieren."
Kylo begann zu zittern, seine Hände verkrampften sich, sein Atem wurde immer hektischer.
„Mach doch etwas!", befahl ich verzweifelt.
„Was denn?", reagierte er mit der selben Verzweiflung.
„Keine Ahnung. Wer von uns beiden ist der Arzt?"
Harrison durchwühlte die Schränke.
„Wo ist der Scheiß?", schimpfte er vor sich hin.
Ich nahm behutsam mit meinen bleichen Fingern seine Faust. „Bleib bei mir!", flüsterte ich. Er entspannte sich sofort. Seine Hände öffneten sich wieder. Er zitterte nicht mehr und der Rhythmus seines Herzschlages beruhigte sich unmittelbar.
„Was hast du getan?", fragte Henry mich erschrocken.
„Ich weiß nicht. Ich hab nur seine Hand genommen."
„Interessant. Lass sie wieder los!"
„Nein!"
„Ich will nur ein paar Tests machen."
„Hol mir lieber einen Stuhl."
Wortlos tat er, was ich von ihm verlangte und ich setzte mich. Dann lehnte er sich gegen einen der Schränke und beobachtete mich neugierig.
„Liebst du ihn eigentlich wirklich oder hast du einfach nur Angst vor ihm?", fragte er.
Ich schaute ihn empört an.
„Keine Sorgen. Ren hört uns nicht."
„Harrison, ich liebe ihn mehr als alles ander in der gesamten Galaxie.", antwortete ich mit Nachdruck.
„Ok, ok.", meinte er und hob seine Hände.
„Wann wird er aufwachen?"
„Weiß nicht. Vielleicht in einer Stunde, vielleicht auch schon in einer halben."
„Kann ich hier bleiben?"
„Eigentlich nicht... aber weil du es bist, machen wir heute mal eine Ausnahme."
„Danke.", erwiderte ich und schaute zufrieden lächelnd zu Kylo.
„Kann ich dich alleine lassen mit deinem Romeo? Wenn ich heute Abend schon nicht bei dir lande, würde ich mir wenigstens einen Porno anschauen wollen."
Bei dem Gedanken verzogen sich all meine Gesichtszüge.
„Ja, kannst du.", meinte ich angewidert.
„Ruf mich einfach, wenn irgendwas ist. Im Krankenflügel sind zu Not auch noch Schwestern."
Dann war er fort.

Eine Weile saßen wir so da. Ich ließ seine kalte Hand nicht los und betrachtete seinen zerstörten Körper. Mir war alles egal. Ich wollte nur, dass es ihm besser ging, dass er die Augen aufschlug und in dem Moment, wo ich es dachte, tat er es auch. Zwar nur ganz leicht und langsam, vom hellen Licht geblendet, aber er tat es.
„Kylo.", hauchte ich leise und voller Freude.
„Ophelia. Es tut mir Leid... I-ich habe versagt...", krächzte er. Er hatte kaum eine Stimme und jede Bewegung schien ihm Schmerzen zubereiten.
„Nein, sag doch so etwas nicht."
Ich hielt seine Hand noch fester. Er drehte seinen Kopf langsam zu mir und öffnete seine Augen nun vollständig. Sie waren von Tränen gesättigt. Ich küsste sanft deine Stirn und strich ihm mit meiner anderen noch freien Hand durch sein schwarzen und schweißnasses Haar.
„Danke.", hauchte er.

„Wer hat dir das angetan?", fragte ich und ich spürte, wie sich Wut in mir anbahnte.
„Nicht so wichtig...", antwortete er heiser und drehte seinen Kopf wieder zur Decke.
Ich war überrascht.
„Aber...", erwiderte ich und unterbrach mich dann selbst.
Ich sollte das Thema wechseln... ihn aufmuntern.
„Kylo?"
„Mh?"
„Du musst Dr. Harrison entlassen. Ich möchte nicht, dass er dich noch einmal anrührt."
„Wieso?", fragte er und musste beinahe über die Frage schmunzeln.
„Hux hat ihm erzählt, dass ich dich nicht liebe und dann wollte er, dass ich heute Nacht bei ihm schlafe und dann hat er mich auch noch angefasst."
„Wo?", platzte es wütend aus Kylo. Dann hustete er und ich hatte Angst, dass er Blut spucken würde.
„Kylo! ...es war nur meine Hüfte."
Seine Hände ballten sich wieder zu Fäusten.
„Nur? Wenn ich könnte, würde ich diesem Arschloch den Hals umdrehten.", fluchte er. Ich sah, wie sehr ihm das Sprechen wehtat.
„Beruhige dich, Kylo."
„Nein. Du weißt gar nicht, wie dreckig es mir geht."
„Soll ich die Schwestern drum bitten, dir noch Schmerzmittel zu verabreichen?"
Seine Anspannung senkte sich wieder.
„Nein. Die Schmerzen sind erträglich. Ich bin nicht zum ersten Mal hier.", meinte er und schmunzelte dabei ein wenig. Das Lächeln auf seinen Lippen sah dabei so traurig aus, dass ich beinahe wieder begann zu weinen.
„Es ist nur... Ophelia, ich kann dich nicht beschützen."
„Das musst du auch nicht. Ich bin in Sicherheit.", meinte ich und lächelte während ich ihm wieder durchs Haar strich.
„Und Harrison?"
„Alles wird gut. Wir entlassen ihn einfach."
„... oder sperren ihn in das selbe Loch wie Hux."
„Apropos, glaubst du wirklich, es wäre ratsam ihn zu töten? Ich meine Hux."
„Ophelia, du solltest schlafen gehen. Es ist schon spät."
So kann man auch vom Thema ablenken... ist ok. Abgesehen davon, dass hier im Raum nicht einmal mehr eine Uhr hängt.
„Ich bleibe bei dir, Kylo."
„Ich könnte versuchen, ein wenig bei Seite zu rutschen.", meinte er.
Als er seine Hände aufstützen wollten, verzerrte er schmerzerfüllt sein Gesicht.
„Nein! Bleib liegen.", meinte ich.
Ich stand auf und machte das Licht aus. Nur noch der Schein der Monitore und ein monotones Piepen erfüllten den Raum.
Dann setzte ich mich wieder und nahm seine Hand.
„Hier willst du schlafen? Im Sitzen?"
„Ja, warum denn nicht?"
„Dein Rücken...", meinte er gequält.
„Mach dir lieber Gedanken um dein Bein.", erwiderte ich schelmisch und küsste sanft seine Stirn.
„Gute Nacht.", hauchte ich dann.
„Ophelia, ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch.", antworte ich und legte meinen Kopf auf die Liege.

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