28. Kapitel - Dunkler stets und dunkler unsre Leiden
„Ophelia, warte!"
Ich ignorierte Caroline. Alles war mir egal. Ich wollte nur noch zu Kylo. Ich rannte aus dem Restaurant, die düsteren und kalten Flure entlang, bis ich letz endlich ankam. Vor der großen eisernen Tür blieb ich stehen. Mich überkam plötzlich eine schreckliche Angst.
Wird er überleben? Ist er tot? Ich kann... ohne ihn... nicht leben.
Mein Herz bebte wie ein ungezügelter Dämon, hungernd nach Liebe und Zuneigung, aber mein Kopf, die Stimmen. Ich hatte schreckliche Furcht vor dem, was ich sehen werde.
Ich schlug die Tür auf. Er war nicht da.
„Wo ist er?", brüllte ich.
Eine junge Krankenschwester kam auf mich zu und legte behutsam ihre Hand auf meine Schulter.
„Er ist auf der Intensivstation."
„Was?", fragte ich entrüstet und voller Verzweiflung.
„Es tut mir Leid, ihnen das sagen zu müssen, Miss, aber es ist im Moment nicht möglich, ihn zu sehen. Sein Zustand ist zu labil.", erklärte sie mir.
Erst jetzt bemerkte ich, das ihre blonden Haare ein einziges Chaos waren und an ihrer Schläfe war Blut, jedoch nicht ihr eigenes. Ihre blauen Augen schauten mich mitleidig an und in meinen sammelten sich Tränen.
„Aber...", wimmerte ich. „Bitte, lasst mich zu ihm."
Caroline kam.
„Lasst sie zu ihm!", befahl sie sofort, als sich die Tür hinter ihr schloss.
Die Schwester nickte nur beängstigt und führte uns zur Intensivstation. Wir betraten eine Art Vorraum, in denen viele Gerätschaften, Droiden und einige Ärzte standen. Es war dunkel, kalt, steril. Die Blicke des Personals waren alle auf ein großes Fenster gerichtet. Hinter dem Fenster lag ein hell erleuchteter Raum. An den Wänden waren Monitore und Schränke mit Werkzeugen. In der Mitte stand eine Liege. Kylo lag auf ihr. Seine Augen geschlossen, sein fast komplett nackter Körper von Wunden übersät. Überall war Blut, auf dem Boden, der Liege und selbst an der Wand.
Caroline sprach zu mir, aber ich verstand es nicht. Alles hörte sich dumpf an. Das einzige was ich wirklich klar und deutlich vernahm, war der piepende Monitor, der mir zumindest die Befriedigung gab, dass Kylo noch lebte. Ich ließ mich verzweifelt auf den Stuhl hinter mir fallen.
„Geht es ihnen gut?", hörte ich die Stimme des Doktors schallend im Hintergrund.
„Miss? Miss Bennet, verstehen sie mich?", fragte er und versuchte dabei langsam und deutlich zu sprechen.
„J-ja... ja, ich verstehe sie.", gab ich zitternd als Antwort.
„Sie braucht nun Ruhe. Geht! Im Moment benötige ich keine Hilfe.", sagte er. Das Personal nickte und verschwand. Caroline blieb wie angewurzelt im Raum stehen.
„Miss Hux, bitte."
„Aber Dok-..."
„Keine Widerrede."
„Unterstehe sie sich. Es handelt sich hier um meine zwei besten Freunde.", meinte sie empört.
Ich schaute nicht mehr zu ihr. Sie hatte recht. Es wäre unfair sie wegzuschicken, aber andererseits brauchte ich wirklich Ruhe.
„Wenn ihnen ihre Freunde irgendetwas bedeuten, sollten sie wenigstens Verständnis für sie aufbringen und akzeptieren, dass sie nun Ruhe brauchen.", meinte er und seine Stimme wirkte nicht mehr verständnisvoll sondern bedrohlich ernst.
Caroline ging.
Der Arzt kniete sich zu mir nieder. Erst jetzt bemerkte ich, wie erstaunlich jung er noch war. Sein hellbraunes Haar war verspielt nach oben gekämmt. Er hatte blaue Augen und ein aufmunterndes Lächeln auf den Lippen, welche von einem kurzem Bart umkleidet waren. Er trug eine weiß Uniform und einen weißen Kittel darüber.
„Ich bin Dr. Harrison, aber du kannst mich Henry nennen.", sagte er aufgeschlossen.
„Ich bin Ophelia.", schluchzte ich.
„Ich weiß. Ich hab dich wieder zusammengeflickt nachdem du angeschossen wurdest."
Ich musste schmunzeln. Henry stand auf und reichte mir ein Taschentuch. Dann wischte ich mir meine Tränen weg und ging zum Fenster. Ich legte meine Hand auf das kalte Glas und beobachtete wie sich Kylos Brust bei jedem Atemzug hob und sich dann wieder senkte. Unterhalb seines Abdomens befand sich ein tiefer gerader Schnitt, an seiner Schulter muss er von einem Blaster getroffen worden sein. Jemand muss ihm ins Gesicht geschlagen haben, denn sein Auge war blau und blutig genau wie seine Lippe.
„Er hatte Glück. Die Wunden an seinem Oberkörper haben keine Organe beschädigt. Viel schlimmer ist jedoch, was mit seinem Bein passiert ist."
Meine Augen glitten von seinem Kopf zu seinem Oberschenkel. Ein unsauberer riesiger Schnitt, den man versucht hatte zu schließen, zierte seine blasse Haut, auf der nun trockenes Blut klebte.
„Der Knochen ist gebrochen, Teile des Gewebes fehlen und er hat viel Blut verloren. Was auch immer ihm das angetan hat, es muss unglaublich stark gewesen sein."
Ich schluchzte. Ich konnte nicht sprechen. Ich konnte mich nicht bewegen.
Henry bemerkte es. Erst legte er lediglich seine Hand auf meine Schulter, aber dann zog er mich in eine innige Umarmung, die ich erwiderte.
„Wir mussten ihn ruhig stellen, um zu verhindern, dass er sich noch mehr verletzt.", erklärte er mir während er mich immer noch festhielt.
„Er hat die ganze Zeit nach dir gerufen. Ständig sagte er deinen Namen."
Ich weinte.
„Er muss dich wirklich lieben."
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