27. Kapitel - Und stirbt im höchsten Sieg
Als ich aufwachte strich er mir sanft durch mein Haar.
„Guten Morgen.", murmelte ich verschlafen.
„Guten Morgen."
Ich wollte und konnte nicht aufstehen. Das lag einerseits daran, dass mir bewusst war, dass ich ohne ihn furchtbar frieren würde, da ich fast nackt war und anderseits daran, dass er mich fest in seinem Arm hielt, sodass es mir unmöglich war zu entkommen.
„Ich muss gleich los... auf eine Mission, aber ich werde nicht lange fort bleiben."
„Was heißt nicht lange?", fragte ich skeptisch und auf einmal war ich hellwach. Ich wollte nicht, dass er wieder eine halbe Ewigkeit fort blieb.
„Heute Abend werde ich wahrscheinlich wieder hier sein und mir Zeit für dich nehmen können.", antwortete er ruhig und küsste mein Haar.
Mir fiel ein Stein vom Herzen.
„Caroline erwartet dich zum Frühstück in ihren Gemächern.", sagte er und stand auf. Als er mich losließ begann mir sofort kalt zu werden. Ich murmelte mich tiefer in die Decke und vergrub mein Gesicht im Kissen. Es roch nach ihm - ein kühler und herber Duft, Kräuter, schwarze Kaffee, Morgendämmerung und Wald.
Kylo verschwand im Bad und kam angezogen wieder. Dann küsste er mich sanft.
„Bis heute Abend.", hauchte er.
Mit geschlossenen Augen und Lächeln auf den Lippen flüsterte ich: „Pass auf dich auf."
Nun war ich alleine.
Ich brauchte eine Weile, um mich aus dem Bett zu quälen. Der Boden war noch von Kerzen und Rosenblättern bedeckt, an denen ich vorbei ging. Im Badezimmer angekommen, stellte ich mich unter die Dusche. Das warme Wasser war nicht zu vergleichen, mit den Gefühlen, die Kylo gestern in mir geweckt hatte.
Dann trocknete ich mich ab und schlenderte unbekleidet zu meinem Schrank. Ich nahm mir ein schwarzes knielanges Kleid mit langen Ärmeln und Faltenrock, dazu eine Feinstrumpfhose und schwarze Schuhe. Anschließend putzte ich meine Zähne und machte mir meine Haare zurecht. Den Weg zu Caroline fand ich problemlos, da ich ihn schon so oft während Kylos Abwesenheit gegangen war. Nur dieses mal fiel er mir weniger schwer zu gehen, weil ich wusste, dass ich ihn in ein paar Stunden wieder in die Arme nehmen könnte.
„Ophelia Bennet!", begrüßte mich Caroline harsch, als ich die Tür zu ihrem Gemach öffnete. „Wie kannst du es wagen, mir nichts von euerer Verlobung zu erzählen?"
Ich musste lachen, da ich mit dem Schlimmsten gerechnet hatte.
Dann setzte ich mich ihr gegenüber an den Tisch.
„Es tut mir wirklich Leid, aber ich war anderweitig Beschäftigt."
„Stimmt... Armitage.", meinte sie still und schaute auf ihren Teller.
„Das meinte ich eigentlich gar nicht. Caroline, ich möchte mich wirklich entschuldigen für das, was gestern mit Hux passiert ist.", meinte ich aufrichtig.
„Du kannst nichts dafür. Er hat vollkommen die Besinnung verloren."
Caroline schien sehr wütend auf ihrer Brüder zu sein.
„Wo ist er?", fragte ich bedrückt.
„Kylo hat ihn inhaftieren lassen."
Ich schaute sie mitleidig an.
„Er weiß nicht, was er mit Armitage machen soll. Er sagt, ihn einfach nur zu verbannen sei zu gnädig... und da hat er recht. Er meinte, er sollte ihn töten, aber er will warten... nicht unüberlegt handeln.Vor Folterungen hat er bis jetzt auch noch zurückgehalten, denn letzten Endes war Armitage doch sein Freund."
„Wäre es nicht ein bisschen übertrieben, ihn zu töten?"
„Nach dem, was er dir angetan hat?"
„Was hat er mir denn schon großartig angetan? Er hat mir Angst gemacht und vielleicht unsere Freundschaft zerstört. Deswegen muss er doch nicht sterben oder?", fragte ich und griff nach dem Löffel.
„So siehst du das, aber in Kylos Augen..."
Ich schwieg und aß meinen Joghurt.
„Was meinst du mit, du warst anderweitig beschäftigt?", fragte sie dann.
„Kylo und ich sind uns etwas näher gekommen.", meinte ich und wurde rot. Caroline staunte vor Freude.
„Erzähl mir alles und lass kein Detail aus."
Ihr Wunsch war mir Befehl. Ich erzählte ihr alles - beginnend beim Morgen und endend am Abend. Sie hörte mir fasziniert zu und stellte neugierig fragen. Caroline schien wirklich stolz auf Kylo zu sein. Zwischendurch erzählte sie immer wieder, wie sehr er von mir schwärmte und wie empört die doch sei, dass Kylo ihr nichts von seinen Plänen erzählt hat.
Wir verbrachten noch den ganzen Tag miteinander. Caroline stellte mich ihrer Cousine vor, welche uns besuchen kam. Mit ihr aßen wir zu Mittag und begnügten uns anschließend im Salon bei einer Tasse Tee. Zum Abend ließ meine Aufmerksamkeit immer mehr zu wünschen übrig. Mit den Gedanken war ich nur noch bei Kylo und schaffte es kaum, Caroline auch nur fünf Minuten zuzuhören.
Zum Abendbrot wollten wir gemeinsam ins Restaurant gehen.
Ich wollte gerade aus meinem Glas trinken, als uns der Colonel unterbrach.
„Verzeiht mir bitte die Störung, aber der oberste Anführer kehrte so eben zurück."
Vor Freude wollte ich aufspringen, hielt mich jedoch aufgrund der gekränkten Blicke des Offiziers zurück. Es verwirrte mich, dass er alles andere als zufrieden wirkte.
„Er befindet sich im Krankenflügel."
Vor Schreck ließ ich den Wein fallen und das Glas zersprang auf dem Boden.
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