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Es kostete mich nicht viel Zeit meine wenigen Habseligkeiten aus Kevins Wohnung zusammen zu packen und für immer durch seine Tür zu gehen. Meine eigene Wohnung hatte ich in den letzten Jahren nur sehr spärlich genutzt - sie war im schlimmsten Bezirk der Stadt, wo Armut und ausländeranteil nur so in die Höhe schnellten. Wenn ich abends hier durch die Straßen ging, sah ich niemanden in die Augen, nur zur Sicherheit. Die anzüglichen Blicke und versuchten Berührungen einiger Typen versuchte ich zu ignorieren und einfach über mich ergehen zu lassen, dagegen war die Frage nach meinem Preis wohl noch das harmloseste. Dieses Gefühl endlich in einem Taxi oder sogar schon zuhause angekommen zu sein, war unbezahlbar. Mein Leben war leer ohne Kevin - keine Schmach und Erniedrigung mehr, aber auch nicht mal der kleinste Anflug einer Liebe. Niemand, der zumindest auch nur annähernd ernsthaft so tat, als fände er mich attraktiv und begehrenswert. Niemand, der mir mit seinem Lächeln den Atem raubt, nur, um mir dann Sekunden später mit seiner Hand auf meiner Kehle tatsächlich die Luft abzudrücken. Niemand dessen Augen mich voller Begierde und Ungeduld ansahen. Niemand, der mir meine düstersten und verruchtesten Fantasien erfüllte. Kevin war kein stalker, der mir nachstellen und mich beobachten würde - er War stark und ich war schwach gewesen, immer schon. Aber diesmal würde ich nicht zu ihm zurück kommen, diesmal wirklich nicht, um keinen Preis der Welt. Kevin würde nicht mal 1 Sekunde um mich weinen, nein, so viel hatte ich ihm nicht bedeutet. Für ihn war ich ersetzbar, einfach eine schlampe mit Minderwertigkeitskomplexen. Es gab 100 Mädels, die schöner und verführerischer waren, als ich. Und vielleicht sogar umgänglicher und weniger kaputt. Vielleicht aber auch noch wehrhafter als ich - problematisch für ihn, aber nun auch nicht mehr mein Problem. Und doch fiel es mir unendlich schwer nicht mehr ständig an ihn zu denken, er war ein so großer und wichtiger Teil meines Lebens gewesen, dass dies fast unmöglich war. Er war der Mittelpunkt meines Lebens gewesen und nun war meine Welt aus den Fugen geraten. Ich musste erst mal wieder ganz ankommen in meinem neuen und einsamen Leben, und schon jetzt fing ich langsam an zu zweifeln, ob es die richtige Entscheidung war. Nun, wo ich so ganz allein in meiner kleinen Wohnung saß und lauthals vor mich hin schluchzte - ich tat mir selbst so unendlich leid. Ich weinte stundenlang, weil ich mich einfach nicht beruhigen konnte, ich hatte mir selbst das weg genommen, was ich eigentlich am meisten geliebt habe. Natürlich war da diese Weise und leise Stimme in meinem Kopf, die mir sagte, dass das goldrichtig und das einzig sinnvolle gewesen ist, aber irgendwie war das nicht genug, um mich zu überzeugen. Vielleicht würde mir ja Sport helfen als Ausgleich, aber der Sport nach dem ich mich nun sehnte, stand mir nun nicht mehr so leicht zur Verfügung. Ich schloss die Augen und in meinem Kopf begann ein seltsamer und etwas entrückt wirkender Film zu laufen - Bilder von uns beiden, in guten, wie auch in schlechten Zeiten, Erinnerungen an damals.
Glaubt ihr es war die richtige Entscheidung sich von Kevin zu trennen?
Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen
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