3

Wenn man es so sagen will, ist Christina immer der Engel von uns beiden gewesen und ich der teufel - sie war hübsch, süß und unannahbar. Sie war kleiner und schlanker als ich, aber genauso sportlich, nur halt nicht „im Bett" sie war bei weitem attraktiver und wirkte frischer und unverbrauchter als ich. Und doch hatte sie eine eiskalte und immer leicht genervte Art, die fast alle Typen fern hielt. Selbst zu mir war sie manchmal so fremd und harsch. Manchmal mied sie einfach aus einer Laune heraus meine Gegenwart, was mich jedes Mal aufs Neue verletzte, auch wenn ich wusste, dass sie es nicht böse meinte. Ich hatte sie noch nie weinen sehen - vielleicht weinte sie auch überhaupt nicht. Ihre blassblauen Augen waren voller Frost und Ablehnung. Sie war viel reifer und niveauvoller als ich. Wenn sie mit einem Typen ins Bett ging, war es was ernstes, was mindestens ein paar Jahre anhielt, wenn nicht für den Rest ihres Lebens. Wenn Blicke töten könnten, wären alle nervigen Verehrer, die ihr Glück bei ihr probiert haben längst tot. Sie war wie eine eiskönigin, wunderschön, unerreichbar und knallhart. Ich liebte sie, wie man eine beste Freundin liebt. Und doch schaffte sie es so oft, dass ich für uns beide keine Zukunft sah - irgendwann würde endgültig der Punkt kommen, wo sich unsere Wege für immer trennen würden. Dann sah ich nur mehr schwarz, eine unendlich tiefe Finsternis, ohne uns, ohne alles. Es machte mich wahnsinnig, dass sie mir immer mehr den Grund gab an dieser Theorie fest zu halten. Nicht zuletzt, weil sie nicht drüber hin weg kam, dass ich ihr Kevin direkt vor der Nase weg geschnappt habe. Kevin, der sonst sie halb tot geschlagen und Vergewaltigt hätte. Kevin, der sonst ihr Herz und ihren freien Willen gebrochen hätte. Kevin, dessen leichtes Opfer sie gewesen wäre. Kevin, der ihre Tränen zu Eis erfrieren hätte lassen. Nein, ich war froh, dass ich diejenige war, die ihm auf den leim gegangen war. Ich hätte nicht zusehen wollen, wie er sie mehr und mehr kaputt machte - so was konnte ich einfach nicht. Lieber war ich es, die beim umarmen meiner besten Freundin kurz zurück wich, weil ihr ganzer Körper von den Verletzungen schmerzte, die er mir bewusst oder unbewusst zugefügt hatte. Ich war schon oft zu Christina geflüchtet, wenn es bei Kevin zu schlimm wurde, aber die ganze Wahrheit habe ich ihr nie erzählt. Um sie zu schützen und nicht zu schockieren. Das hatte jedoch zur Folge, dass sie noch immer Interesse an Kevin hatte, es war ein düsteres Böses verlangen, was ihr vielleicht einmal das Leben kosten würde. Momentan gelang es mir ganz gut Christina von Kevin fern zu halten - weil ich mit ihm zusammen war und Christina doch noch so viel Skrupel hatte ihn nicht zu einem Seitensprung zu überreden. Und doch wusste ich, dass Christina auf ihre Chance bei Kevin immer noch sehnsüchtig wartete, wie ein Geier auf den Tod seiner Beute. Sie wusste nicht, dass sie so Zielstracks in ihr Unheil lief und beinahe ihr Ende besiegelte.

Wen findet ihr sympathischer (Sabine od Christina)?

Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top