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Grelles weißes Licht blendet mich und ich verliere die Orientierung. Bremsen quietschen, ein lautes rumpeln ertönt - der Rest besteht aus einer ungeheuren Wucht, die mich zur Seite schleudert, einem kurzen scharfen Schmerz und die Vorahnung jetzt sterben zu müssen. Erstaunt, dass ich mich überhaupt noch bewegen kann, Rappel ich mich schnell hoch. Ich blicke an die Stelle, wo ich vor ein paar Sekunden noch gestanden bin und sehe keine 2 Meter von dort entfernt Kevins Auto stehen, was sich auf der Beifahrerseite in einem Baum verkeilt hat. Mittlerweile regnet es stärker und die Tropfen schlagen hart und trommelnd auf der Karosserie auf. Panisch stürze ich zu dem autowrack hinüber - es ist teilweise total eingedrückt und riecht schon etwas verkohlt, ich muss Christina und Kevin retten. Mit bis zum Hals pochenden Herzen spähe ich ins Innere, wo ich sehe, wie Christinas zarter Körper komplett zwischen Metall und allerlei weiteren Trümmerteilen eingeklemmt ist. Mit einer schlimmen Vermutung versuche ich zu Kevin hinüber zu spähen, doch dieser hat es mittlerweile schon geschafft die Autotür zu öffnen und ins Freie zu humpeln. Aus einigen Schnittwunden an seinem Körper fließt hellrotes Blut, was sich rasch mit dem nun nur so herab strömenden Regen vermischt. Er taumelt zu mir hinüber und in einem stillen Einvernehmen versuchen wir auch die Tür zur beifahrerseite aufzukriegen - tatsächlich gelingt es uns nach einiger Zeit das verbogene Metallteil, was davon noch übrig ist heraus zu reißen. Gemeinsam, wie ein Alt eingespieltes Team ziehen Kevin und ich die leblose Christina aus dem Haufen aus Schutt und kleinen glühenden Punkten aus Richtung des Armaturenbretts. Ihr Körper fühlt sich seltsam schwer und steif an. Kraftlos lässt Kevin sie zu Boden sinken. Ich wusste, dass sie tot war, es war ein seltsames Gefühl, aber ich wusste, dass es mich nicht trügen würde. Sie war blasser, als je zuvor in ihrem Leben. Ihre Klamotten waren mit Blut vollgesogen. Kevin war sichtlich verwirrt und mitgenommen - der Schock saß tief. Ich versuchte ihm in die Augen zu blicken, doch er wandte sich ab. Und dann sah ich das 1. mal seitdem ich ihn kenne Tränen seine Wangen hinunter laufen, er weinte, wie ein kleiner Junge. Ich wusste, dass ich jetzt, ein einziges Mal, die stärkere von uns sein würde und zog ihn weg von dem autowrack aus welchem bereits einige kleine Flammen schlugen. Ich hatte keine Ahnung, was wirklich zwischen Kevin und Christina in diesen letzten entscheidenden Augenblicken vorgefallen war, aber ich konnte es mir so Zirka denken - und das reichte mir, es war nicht mein Job zu urteilen, ich hatte mit Kevin abgeschlossen und zwar in jeder Hinsicht. Ich würde der Polizei nur erzählen, dass ich jetzt hier im Wald einen Unfall beobachtet habe, nicht mehr und nicht weniger. Und ich glaube, dass das auch irgendwie der Preis dafür sein würde, dass Kevin mich ein für alle mal gehen lassen würde, das spürte ich, irgendwas war diesmal anders. Doch noch würde ich Kevin nicht allein lassen und so warteten wir zusammen auf das Eintreffen der Einsatzkräfte. Wir waren wieder vereint, aber nicht mehr als paar, sondern als fremde - über der Leiche meiner ehemaligen Freundin.

Was sagt ihr zu dem Verhältnis nun zwischen Sabine und Kevin?

Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen

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