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Ich war ein Mädchen, das gerne mal an seine Grenzen ging, damals und jetzt eigentlich auch noch - aber nicht mehr mit meinem ex-Freund Kevin, sondern lieber mit immer wechselnden one-Night-Stands. Ich war nicht die klassische Version von „hübsch", aber mit meinem großen hintern habe ich schon einigen jungs den Kopf verdreht. Sex war nur eine andere Art von Sport für mich, eine Art von Sport nach der ich süchtig war. Meine Typen waren oft nicht mal auf meinem Level mit dem Aussehen, aber wenn man einen so hohen männerverschleiss hat, wie ich darf man nicht so wählerisch sein. Und außerdem bin ich ja auch keine lebende Barbie-Puppe, sondern eher der rustikale und praktisch veranlagte typ. Ich war eine Frau, die du beim sex auch ruhig mal etwas härter ran nehmen durftest - ich stand da sogar mal eine Zeit lang ziemlich drauf. Ich war aber auch die Frau mit der du stundenlang tiefsinnige Gespräche führen konntest und dabei ganz die Zeit vergessen hast, weil es so schön war. Ich war klug und einfühlsam, aber das wussten nur ganz wenige. Ich war nicht blind und taub, somit wusste ich auch über meinen Ruf Bescheid, ein weiterer Grund keine Schwäche zu zeigen und nur dann zu heulen, wenn ich allein war. Wahre Liebe hatte ich eigentlich nie gekannt und wenn war sie nur einseitig gewesen, wie meine krankhafte und folgenschwere vergötterung von Kevin. Das alles hat in körperlichen Verletzungen und missbrauch geendet - selbst das habe ich eine Zeit lang genossen, aus Liebe zu ihm. Es gab in meinem Leben immer nur so einseitige Liebe, auch wenn ich mir manchmal eingeredet hatte, dass Kevin mich auch liebt, nur eben auf seine ganz eigene Art. Ich war in einer Art Ghetto aufgewachsen und musste meinen kleinen Bruder beschützen, ich war immer schon diejenige gewesen, die Schläge und Tritte einstecken musste, wenn es drauf ankam. Ich habe mich beleidigen und mobben lassen, um halbwegs unbeschadet durchs Leben zu kommen - um zu überleben. Ich habe meinen Körper hassen und lieben gelernt, mich gequält und mich belohnt. Ich habe Sport getrieben, als Hobby und um meinen Körper zu schinden. Ich habe gelacht und geweint, mit anderen Worten: I did it all. Und manchmal ist da der Wunsch zurück kehren zu wollen an den Punkt, wo mein Leben noch halbwegs in Ordnung war, doch diesen Punkt gibt es nicht, nicht für mich. Wenn ich auf meine Kindheit zurück blicke, ist da nur meine überforderte Mama mit ständig wechselnden Liebhabern, der Konkurrenzdruck in der Schule mit meinem Bruder und später dann exzessives Feiern mit meinen Freunden. Es gibt kein Zuhause für mich - es wird nie eines geben, egal, wie weit ich weg laufe, meine Vergangenheit und das Pech wird mir immer folgen. Ich war das Mädchen mit seiner ganz persönlichen Regenwolke, das Mädchen, das nie ganz ankommen wird in ihrem Leben. Ich war das Mädchen, das nach außen hin strahlte und nach innen hin zerbrach. Ich war das Mädchen dessen Tränen du nicht siehst und wenn doch bist du sie nicht wert.

Soll ich diese Geschichte weiter schreiben?

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