Vergangenheit - 1
März 2016
3. Märzwoche
Ich richtete meine Lesebrille, während mein Blick auf den Bildschirm meines Laptops fiel. Frustriert atmete ich aus, bevor ich nach meiner zweiten Tasse Kaffee griff. Während ich mir die Einleitungssätze meiner verfluchten Hausarbeit durchlas, hielt ich mir die Tasse an die Lippen. Schlussendlich trank ich nichts. Ich setzte die Tasse einfach wieder ab. Jetzt konnte ich vor lauter Frust nicht einmal meinen Kaffee genießen. Ich hasste die Uni. Ich hasste die regelmäßigen Abgaben und noch mehr hasste ich Hausarbeiten. Wenn ich aber bestehen wollte, musste ich allmählich voran kommen. Um etwas hinauszuzögern, dafür hatte ich keine Zeit mehr. Das durfte ich mir gar nicht mehr erlauben, noch durfte ich an sowas denken. Was fürn Scheiß... Erneuter Versuch... Ich setzte mich auf, bereit, mir meine Einleitungssätze nochmals durchzulesen. Doch, dann... Vibrierte mein Handy. Das war definitiv ein Zeichen. Ein geschicktes Zeichen von Gott! Ich sollte aufgeben. Ich sollte die Versuche mit der Hausarbeit auf morgen verschieben! Voreilig nach meinem Handy gegriffen, wusste ich wer es war, ohne auf mein Handybildschirm gesehen haben zu müssen. Ich nahm den Anruf entgegen.
„Bitte, sag mir... Du rufst an, weil du mich brauchst.", schoss es aus mir.
Dennoch war meine Stimme ruhig gewesen. Ich saß nämlich in einem Café und ich wollte ungern die Aufmerksamkeit auf mich ziehen.
„Ich habe dich noch nie so sehr gebraucht, wie ich dich jetzt brauche!", kam es am Ende der Leitung von Hyunjin.
Hyunjin, meinem besten Freund. Mein bester Freund, seit der High School. Der loyalste, witzigste und reinste Mensch in meinem Umfeld. Ich liebte ihn. Ihn und seine Familie. Ich liebte sie mit jede Faser meines Körpers. Dabei wusste ich, die Liebe beruhte auf Gegenseitigkeit.
„Danke!", sagte ich erleichtert.
„Du wirst bereuen das gesagt zu haben.", lachte er auf.
Ich stützte meinen Ellenbogen auf den runden Tisch ab. Ich würde es bereuen? Das sagte er so einfach. Ich kannte ihn doch. Die Hilfe, die er von mir verlangte, die würde 50% meiner körperlichen Aktivität beanspruchen, wenn überhaupt. Denn, die Wahrheit war... Er übertrieb es gerne mal, wenn er behauptete, dass er Hilfe benötigte. Mein bester Freund war nun mal eine Drama Queen. Daran gewöhnte ich mich früh.
„Werde ich wirklich? Ich meine... Was kann schlimmer sein als die blöde Hausarbeit, die wir bei Professor Gross abgeben müssen?", fragte ich gespannt.
Plötzlich hörte ich, wie er lief. Daraufhin atmete er schwer ins Handy. Ich zog dir Augenbrauen zusammen. Was war bei ihm denn los?
„Du willst wissen, was schlimmer ist?! Es ist die Furie, die sich meine Schwester nennt! Y/N, Hilfe!", klang Hyunjin gestresst. „Sie jagt mich von einem Shop in den anderen, weil sie ein Kleid braucht und sie ist kurz davor mich zu schlagen. Ich will nicht geschlagen werden! Hörst du?"
Ich rollte die Augen. Auf der Stelle hielt ich mir meine Stirn mit meiner freien Hand. Seine Schwester, Yeji... Von ihr war die Rede. Auch eine Drama Queen. Weshalb einigten wir uns nicht darauf, dass der dramatische Arsch im Blut der Hwang Familie lag...
„Niemand wird dich schlagen, Jinnie", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Geht es hierbei um die Firmenfeier eurer Eltern?"
„Ja, worum denn sonst!"
Am Wochenende feierten Misses und Mister Hwang das zehnjähriges Firmen-Jubiläum. Beide, Hyunjin und Yeji hielten eine Rede. Yeji war dabei seit Wochen total aufgeregt. Nun hatte sie noch einige Tage vor sich... Sicherlich verlor sie gerade den Verstand.
„Ich dachte, sie wollte das rote Kleid tragen...", verzog ich fragend die Lippen.
„Das dachten wir alle, ja.", gab er angespannt von sich, wobei ich mir genau ausmalen konnte, wie er sich durch sein schwarzes Haar fuhr.
„Okay... Verstehe. Ich... Mach mich dann mal auf dem Weg.", sagte ich schließlich.
Ich verstand, weshalb er meine Hilfe brauchte, denn... Yeji konnte ziemlich anstrengend sein, wenn sie gestresst war und Hyunjin konnte mit Frauenstress schwer umgehen, somit... Musste ich hin. Außerdem erwähnte ich es bereits. Die Hwang Familie war wie meine eigene Familie. Wenn sie meine Hilfe benötigte, so klein sie auch war, kam ich angelaufen. Das würde ich immer...
„Du bist die Beste!", freute sich Hyunjin darüber.
„Das weiß ich doch.", zog ich die Lippen zu einer Gerade.
Daraufhin legte ich auf. Ich packte meine Sachen zusammen, worauf ich meinen Kaffee in großen Schlücken austrank. Nachdem ich mir meinen braunen Mantel überzog, nahm ich mir vor rauszugehen, doch dann fing etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Ich konnte erkennen, wie ein junger, hübscher Mann ins Café trat. Ein großer, recht schlanker Kerl, doch muskulös. Das erkannte ich durch sein weißes T-Shirt, welches durchsichtig war. Das kombinierte er mit einer schwarzen Dreiviertel Hose, die seine starken Beine zur Geltung brachten. Aber sein Aussehen war nicht einmal das, was meine Aufmerksamkeit auf ihn zog. Es war sein grau gefärbtes Haar. Wow... Wie konnte jemand, der sich die Haare grau färbte, so gut damit aussehen? Die Haare schmeichelten seine Haut und sein Gesicht. Seine vollen Lippen, die Pink strahlten, seine großen Augen, die Grün leuchteten und seine Sommersprossen, die ihn jugendlich aussehen ließen, das alles unterstützte sein schönes Bild bloß. Fast vergaß ich zu atmen, weil er so schön aussah. Er war wunderschön und gehörte zu den gut aussehendsten Männern, die ich je sah. Ich schluckte. Den Kopf geschüttelt, um wieder in der Realität zu landen, beschloss ich den Blick zu senken und das Café zu verlassen. Nur, sobald mich der Gedanke überkam, verfolg dieser genauso schnell wieder. Etwas furchtbares geschah nämlich. Der schönste Junge, der mir bisher über den Weg lief, dieser fiel auf einmal. Er fiel und mit ihm sein Handy und sein Portmonee, wobei hinzukommend all seine Karten rausfielen. Erschrocken die Augen aufgerissen, beugte ich mich sofort zu ihm runter. Er fiel auf den Hintern, was sicherlich geschmerzt haben müsste. Der Arme...
„Hey...", gab ich besorgt von mir. „Alles in Ordnung?"
Die Leute um uns herum saßen noch immer auf ihren Plätzen und sahen uns dumm zu. Der Hübschling richtete sich auf, worauf er nickte. Keine Sekunde später fanden seine Augen meine. Seine faszinierenden grünen Augen... Noch nie hatte ich solch ein kräftiges Grün gesehen. Eines, was in mir alles durcheinander brachte, mit nur einem Blick!
„Ja...", kam es ruhig von ihm.
Eine Gänsehaut überkam mich bei dem Ton seiner Stimme. Sie war tief. Tief und rau. Sie brannte sich direkt in mein Gehirn, wie die Farbe seiner Augen. Ich schluckte, worauf ich beiseite sah. Ich bemerkte nämlich, dass ich starrte. Um mein Verhalten zu überspielen, räumte ich seine Karten zusammen. Er selbst griff nach seinem Handy und seinem Portmonee. Intuitiv fielen meine Augen auf die gesammelten Karten in meinen Händen. Wie es der Zufall wollte, erkannte ich seinen Ausweis, so auch seinen Namen. Lee Felix...
„Vielen Dank...", gab er wieder in seiner tiefen Stimme von sich.
Aufmerksam zu ihm aufgesehen, umgriff ich seine Karten und reichte sie ihm. Er fing an zu nicken. Er nahm sie mir entgegen und erhob sich, was ich ihm gleich tat. Direkt griff ich nach meinem ursprünglichen Stuhl neben mir und zeigte auf diesen.
„Setzen Sie sich doch. Sie sind hart gefallen.", lächelte ich.
Er aber schien von meiner Art überrascht. Von dem Stuhl zu mir gesehen, blickte er wieder zum Stuhl. Ja... Ich konnte etwas zu nett sein, wenn ich die Kontrolle über mich verlor. Hyunjin hatte mich öfter drauf aufmerksam gemacht. Aber... Was sollte ich tun? Der Arme war gefallen!
„Sehr nett von Ihnen...", nahm er den Stuhl dankend an. „Und Sie? Sie setzen sich nicht?"
Ich strich mir das Haar hinters Ohr.
„Was? Nein", lachte ich schüchtern. „Der Platz ist frei. Ich muss los."
„Tatsächlich?", nun schmunzelte er auch.
So, dass ich erkennen konnte, das er noch schöner sein konnte.
„Ich hätte Ihnen als Dank sonst ein Kaffee spendiert.", zeigte er mir nun seine Zähne.
Am liebsten wäre ich ihm dahin geschmolzen, aber ich dachte an die Hwang Geschwister. Bedauerlicherweise brauchten sie mich...
„Quatsch! Ich habe doch gar nichts gemacht."
„Haben Sie wohl. Sie haben nicht zugesehen. Nicht so, wie man es sonst tut, wenn jemand fällt.", er nickte, als er sich setzte.
Dabei ließ er mich nicht eine Sekunde aus den Augen. Als würde er mich scannen. Scannen und in Erinnerung behalten, wie ich ihn... Felix... Lee Felix...
„Ich habe sehr gerne geholfen.", richtete ich meine Brille, was ihn ein erneutes Mal nicken ließ.
„Und ich bedanke mich sehr gerne..."
April 2016
1. Aprilwoche
Seufzend verschränkte ich die Arme vor der Brust. Toll. Hyunjin ging vor fünf Minuten, was bedeutete, dass ich nun alleine im Café saß. Wie so oft, weil er ein faules Stück Käse war! Von wegen, er musste zum Sport. Seine Ausreden... Es war jedes Mal dasselbe mit ihm. Ich sollte mich darüber eigentlich schon gar nicht mehr aufregen! Wie auch immer... Ich blickte wieder einmal auf mein Laptop, um den Schlussteil meines ersten Kapitels zu überfliegen. Wenigstens war ich bald beim zweiten Kapitel angekommen. Das stellte einen Trost dar. Mein dritter Kaffeebecher übrigens auch. Von einem Geheimnis konnte hier nicht gesprochen werden. Ich gehörte definitiv zu den koffeinsüchtigen Menschen... Das konnte ziemlich ungesund aussehen, wenn ich auch mal nach einer Energydose griff. Aber, hey. Das nannte sich folgend: Das Studentenleben. So bitter es auch klang. Ich brauchte den Koffein. Das Studium konnte einen nämlich umbringen. Oder... Ich gehörte zu dem frustrierten Teil der Studierenden, die gerade einen mental breakdown erlebten. Mussten ja nicht alle ihr Leben hassen, nur weil sie studierten. Okay... Nur... Wieso zerbrach ich mir gerade den Kopf über mein Studium?
„Oh...", ertönte eine tiefe Stimme in meinen Ohren, was auf der Stelle jeden Gedanken in meinem Kopf inne halten ließ.
Ein Bild erschien in meinem Gehirn. Eines, von einem wunderschönen Jungen, mit dem ich diese tiefe Stimme assoziierte. Für einen Moment dachte ich, ich bildete sie mir ein. Doch... Sobald ich aufsah, erkannte ich sie. Die grünen Augen...
„Sie... Hier?.", sah ich ihn lächeln.
Seine weißen Zähne strahlten mir damit entgegen. Ich musste automatisch auch lächeln. Er war es... Lee Felix.
„Oh. Hi!"
Ich setzte mich auf. Die letzten Wochen musste ich regelmäßig an ihn denken und wenn ich ehrlich zu mir selbst sein konnte, dann... War ich froh, dass ich ihm wieder begegnete. Ihn erneut zu treffen, damit rechnete ich nämlich nicht. Umso froher war ich, dass ich ihn gerade vor mir erblickte. Noch immer in seinen grauen Haaren... Heute trug er ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Hose. Der Look betonte seine attraktiven Augen umso mehr...
„Was für ein Zufall!", wurde er sein Lächeln nicht los.
Ich nickte, denn das war es. An ihm hinab gesehen, sah ich die Tasse Kaffee in seiner Hand. Sie war in keinem Becher, was bedeutete, er wollte seinen Kaffee hier trinken. Beim Umsehen bemerkte ich jedoch, dass es keinen Platz für ihn gab. Somit sah ich direkt wieder zu ihm, worauf ich auf den Sitz vor mich deutete.
„Sie können sich gerne zu mir setzen."
Mich nie aus den Augen verloren, hob er überrascht die Brauen.
„Wie bitte?", fragte er nach, worauf er sich umsah, bis er verstand, wieso ich das sagte. „Oh...", lachte er unsicher. „Wirklich? Ich möchte mich nicht aufdrängen...", schmunzelte er beschämt.
Etwas, dass ich an ihm gerne mochte. Seine ruhige und schüchterne Art.
„Doch, doch! Setzen Sie sich. Bitte.", verlangte ich.
Denn... Selbstverständlich wollte ich, dass er sich zu mir setzte! Ich dachte die letzten zwei Wochen nur an ihn. Ob ich mit meiner Hausarbeit deshalb nicht wirklich weit kam...? Wie auch immer!
„Danke...", gab er sich schließlich geschlagen.
Sachte, nicht zu voreilig, setzte er seine Tasse ab, worauf er Platz nahm. Da ich mich auf eine Konversation einstellte, hielt ich es nicht mehr für nötig mein Laptop laufen zu lassen. Ich schaltete es aus und war dabei es einzupacken, als er seufzte.
„Jetzt hören Sie auch noch mit Ihrer Arbeit auf..."
Er kratzte sich am Hinterkopf.
„Was total in Ordnung ist. Ich sitze hier schon über zwei Stunden.", lachte ich, was ihn die Augenbrauen beeindruckt heben ließ.
„Sie sind wohl sehr fleißig.", griff er nach seiner Tasse und nahm einen großen Schluck.
Ich verzog das Gesicht.
„Mhm... Wie man's nimmt!"
Er musste lachen, worauf er sich über seine pinken Lippen leckte. Eine Geste, bei der ich gerne zusah...
„Übrigens", nickte er. „Mein Name ist Felix. Lee Felix. Wie ist Ihrer eigentlich? Beim zweiten, zufälligem Treffen, da können wir uns doch gerne vorstellen, oder?"
Innerlich gefreut, schaute ich ihm wieder in seine grünen Augen. Die Augen, die leuchteten wie ein Smaragd.
„Y/N..."
2. Aprilwoche
Ich stellte meine leere Tasse in die Ablage, bevor ich meine Tasche schulterte. Daraufhin beschloss ich das Café zu verlassen. Heute verabredete ich mich mit der Hwang Familie zum Essen bzw. Wurde ich zum Essen eingeladen. Darauf freute ich mich sehr, denn Mister Hwang kochte wie ein Fünf-Sterne-Koch, egal was dabei auf dem Tisch stand. Alles, was von seiner Hand kam, schmeckte. Selbst, wenn es ein Salat war. Wenn ich nun an seine Aufläufe, Steaks oder Pizzen dachte, fing mein Magen an zu knurren. Ich freute mich bereits. Davor müsste ich nur schnell nach Hause, um mich umzuziehen. Zielstrebig in die frische Luft getreten, ging ich auf die Bushaltestelle zu, die mich nach Hause bringen sollte. Dafür nahm ich meine Kopfhörer hervor. Diese fielen mir aber keine Sekunde später aus der Hand. Verfluchte Erdanziehungskraft. Sie vom Boden geräumt, stellte ich mich wieder aufrecht. Das, nur um dann erschrocken zurück zu weichen. Auf der Stelle fasste ich mir an die Brust, weil mein Herz wild zu schlagen anfing. Die dunkle Stimme, die zu lachen anfing, die entging mir nicht. Ich musste ungläubig auflachen, als ich in seine grüne Augen sah.
„Felix!"
„Erschrocken?", grinste er, was mich kichern ließ.
Meinen Arm baumeln lassen, versuchte ich mich ganz schnell wieder zu beruhigen.
„Du kamst aus dem Nichts!"
„Das war beabsichtigt. Ich meine... Ich habe dich direkt erkannt. Da dachte ich, überrasch sie ein bisschen."
Er erkannte mich von einer gewissen Entfernung? Nun... Das müsste bedeuten, er wusste genau, wie ich aussah. Der Gedanke gefiel mir.
„Mhm!", hob ich den Finger. „Stalkst du mich etwa?", neckte ich ihn belustigt, wie in meiner Stimme eindeutig rauszuhören war.
Das zeigte mir sein bestehendes Lächeln.
„Ehrlich gesagt, da komme ich von der Bibliothek.", zeigte er hinter sich.
Auf der Stelle hob ich die Augenbrauen. Bibliothek? Weshalb sollte er in die Unibibliothek?
„Echt? Studierst du hier etwa?"
„Ja... Du etwa auch?", fragte er mit großen Augen.
Ich nickte heftig. Das konnte doch kein Zufall mehr sein! Felix und ich begegneten uns nicht nur ziemlich oft, wie studierten sogar an einer Universität! Wie konnte er mir nie aufgefallen sein? Das war unmöglich! Doch so war das Leben. Es brachte ständig neue Überraschungen mit sich. Nun... Durch diese Information beschlossen Felix und ich gemeinsam nach Hause zu gehen. Beide berichteten wir über unsere Studiengänge. Das Gespräch zog sich, weshalb ich ihm gewährte, mich nach Hause zu bringen. Nun wusste er, wo ich wohnte. Aber... Das machte mir nichts aus, denn... Insgeheim, da schwärmte ich für ihn und außerdem... Felix gehörte zu den guten Typen...
4. Aprilwoche
Die kühle, doch angenehme Morgenluft machte sich in meinen Lungen breit. Das Wetter fühlte sich frisch an. Die Sonne stand zwar am Himmel, durch die Frühe aber, war es recht kühl. Daher meine dunkle Sportjacke. Heute stand das Joggen auf dem Plan, so wie ein weiteres Mal in der Woche. Einfach, um meinen Verstand frei zu kriegen. Ich fühlte über das letzte Wochenende, dass ich es unbedingt nötig hatte mich körperlich anzustrengen. Hyunjin und Yeji wollten eigentlich mitkommen, nur war Yeji ein Morgenmuffel und Hyunjin ließ sich von seiner Schwester leiten. Nun... Deshalb lief ich alleine. Mittlerweile joggte ich zwanzig Minuten. Das wusste ich, weil ich meine Playlist laufen ließ, die ich in und auswendig kannte. Ich ließ 5 Lieder laufen. 5 Lieder, die knapp vier Minuten gingen. Ja... Da kam ich ungefähr auf zwanzig Minuten hoch. Mal wieder ein merkwürdiger Gedankengang, den ich abschüttelte. Ich spürte, wie kratzig meine Lungen wurden, weshalb ich beschloss nach zehn weiteren Minuten einen Halt einzulegen, also noch drei Songs! In meiner Nachbarschaft gab es einen See, dieser zu meine Route gehörte. Vom Boden aufgesehen, um kurz über den See zu sehen, schmunzelte ich. Frösche quakten laut auf und ganz ehrlich? Ich mochte Frösche sehr gerne beim Leben zu beobachten, auch wenn sie andere uninteressant fanden. Sie gehörten zu den Lieblingstieren meines Vaters. Vielleicht beobachtete ich sie deshalb gerne... War ja auch unwichtig! Wieder nach vorne gesehen, lief ich seelenruhig weiter. Während aus meinen Kopfhörern das Lied von Ed Sheeran und Justin Bieber lief, welches den Titel I Don't Care trug, beobachtete ich meine Umgebung, wie so oft. Gerade als ich dann über das ganze Grün in meiner Umgebung staunen wollte, fiel mein Blick auf einen jungen Jogger. Öfter mal begegnete ich denen beim Laufen, doch dieses Mal war es anders, denn... Ich kannte das Gesicht des verschwitzten Jungen... Hierbei handelte es sich nämlich um... Felix! Ohne zu überlegen ließ ich mein Tempo langsamer werden, sodass ich zum Stillstand kam. Anschließend nahm ich die Kopfhörer aus meinen Ohren. Überrascht blinzelte ich in seine Richtung und hoffte, er würde mich auch sehen. Tatsächlich. Keine Minute später blickte er auf. Seine grünen Augen trafen auf meine. Verdutzt fasste er nach seinen Kopfhörer, um sie von seinem Kopf zu nehmen. Seine Augen wurden groß, als er auf mich zukam.
„Y/N?"
Ich musste lachen.
„Felix!"
Was für ein Zufall, dass ich ihn mal wieder traf. Nicht nur, dass er das Café bevorzugte, welches ich liebte. Er studierte mit mir an einer Universität und wie sich rausstellte, da joggte er die selbe Route, die ich zwei mal die Woche auch lief! Was für eine Überraschung...
„Wow. Da sieht man sich wieder.", sprach er, wobei ich in seiner tiefen Stimme die Freude raushören konnte.
„Zufälle gibts!", nickte ich.
Dabei beobachtete ich sein reines Gesicht, das heute aufgrund des Schweißes glänzte. Er sah dennoch so gut aus...
„Zufall? Wir sollten allmählich akzeptieren, dass unsere Aufeinandertreffen keine Zufälle mehr sind und wir uns öfter sehen werden", lachte er. „Warum tauschen wir nicht gleich unsere Nummern aus? Ich meine... Wo ist da der Unterschied, wenn wir uns zufällig treffen oder selbst aussuchen können, wo wir uns treffen mögen?"
Verblüfft über seinen Vorschlag wurde mein Lächeln nur größer. Das war eine indirekte Aufforderung, das wusste ich und darüber? Darüber war ich mehr als froh!
„Weißt du was? Du hast recht! Das Schicksal führt uns doch sowieso zusammen. Es wäre schwachsinnig die Zeichen nicht richtig zu deuten.", zuckte ich belustigt die Achseln.
„Nicht?", hob er eine Augenbraue.
„Dann schreib dir mal auf, mein Guter!", kicherte ich, was ihn handeln ließ.
Auf der Stelle nahm er sich sein Handy hervor. Mit großen und gespannten Augen sah er zu mir. Als hätte er ewig auf folgendes gewartet.
„*Deine Handynummer*..."
Juni 2016
2. Juniwoche
„Ah, ja. So ist das also", verschränkte mein bester Freund die Arme vor der Brust. „Wir erzählen uns sowas zwei Monate später. Mhm. Ich verstehe."
Ich musste mit einem Grinsen auf den Lippen die Augen rollen. Hyunjin und ich saßen wieder in unserem Lieblingscafè, wobei ich beschloss ihm von Felix und mir zu erzählen. Nachdem ich ihm nun meine Nummer gab, fand ich, dass das in die festere Richtung ging, was wiederum bedeutete, Hyunjin sollte davon wissen. Schließlich waren meine Freunde auch seine Freunde, genauso andersrum.
„Heul mal nicht. Ich wollte es dir erst erzählen, wenn-"
„Wenn ihr verheiratet seid?", unterbrach er mich, was mich die Schultern sacken ließ.
Da musste er anfangen zu grinsen.
„Ich mein das ernst!", lachte er. „Ihr trifft euch regelmäßig aus Zufällen, als wärt ihr in einem Bollywood-Film. Du hättest mir schon von euren ersten Begegnungen erzählen müssen!"
Ich kniff die Augen zusammen, sobald er das sagte. Daraufhin legte ich die Hände auf dem Tisch ab, um mich leicht vor zu beugen. Da machte er die Augen groß und beobachtete mich erwartungsvoll. Gespannt darauf, was ich zu sagen hatte.
„Hast du mir von deinem Kuss mit Brokkolizahn erzählt?", fragte ich, was ihn geschockt die Luft einziehen ließ.
„Hey! Das zählt nicht!", hob er warnend den Finger.
„Wieso?! Weil jeder sie für den Brokkoli zwischen ihren Zähnen gemobbt hat und du sie aber", räusperte ich mich provozierend. „Soooo sexy fandest?"
Ja. Ich äffte ihm gerade nach. Etwas, worüber mein bester Freund sich total aufregen könnte. Mit offenem Mund lehnte Hyunjin sich zurück. Ich wiederum breitete herausfordernd die Arme. Schließlich schloss er den Mund und nickte.
„Okay, Y/LN. Eins zu Null für dich."
„Danke.", setzte ich mich schmunzelnd zurück.
Mein Blick ging dabei stolz an Hyunjin vorbei. Währenddessen bemerkte ich, dass das Schicksal mal wieder auf meiner Seite stand. Ich hob überrascht die Augenbrauen. Das konnte nicht wahr sein! Da stand er wieder. Felix! Kein Zeitpunkt konnte je besser sein, als der jetzt. Mein bester Freund war nämlich hier. Felix und Hyunjin konnten sich heute kennenlernen. Endlich!
„Warum guckst du jetzt so, als würdest du Justin Bieber sehen?", fragte Hyunjin.
Ihn ignorierend, hob ich den Arm, um zu winken. Meinen besten Freund sah ich verdattert blinzeln, bevor er hinter sich blickte. Nun konnte er den Hübschling, von dem ich ihm erzählte, auch sehen.
„Felix!", rief ich nach ihm, während er noch in der Schlange stand.
Perplex zu mir rüber gesehen, bildete sich sofort ein wunderschönes Lächeln auf seinen Lippen. Seine grünen Augen funkelten hell und sprachen für sich. Er freute sich mich zu sehen. Ohne ihn aufgefordert zu haben, kam er auf uns zu. Als er an meinem Tisch stand, nickte er grüßend.
„Hi..."
Von mir zu Hyunjin gesehen und dann wieder zu mir, konnte ich in seinem Gesicht erkennen, dass er verwundert über meinen besten Freund war. Somit setzte ich mich klatschend auf.
„Hi, Felix", sah ich zu Hyunjin. „Hyunjin. Das ist Felix und Felix. Das ist Hyunjin.", stellte ich sie einander vor.
So vornehm, wie mein bester Freund nun mal war, erhob er sich. Lächelnd reichte er Felix die Hand, der wiederum ziemlich schüchtern wirkte.
„Hey, Felix. Schön dich zu treffen! Habe nur Gutes von dir gehört.", sagte Hyunjin.
„Oh. Tatsächlich?", hob Felix die Augenbrauen, als er die Hand meines besten Freund annahm.
Ich nickte.
„Für Schlechtes müsstest du mir negativ aufgefallen sein, was du nicht bist.", gab ich zu.
Die Jungs ließen voneinander ab, worauf Hyunjin Felix aufforderte sich zu setzen. Dieser wollte erstmal nicht, weil er glaubte, er würde stören, aber mein bester Freund konnte sehr hartnäckig sein. Somit blieb Felix keine andere Wahl. Er setzte sich. Daraufhin rief Hyunjin einen Kellner an unseren Tisch, wofür er sich nicht schämte. Denn das war mein bester Freund, ein Extrovert. Er ließ Felix bestellen.
„Und? Was führt euch hier her?", fragte Felix und klang interessiert.
„Unser Studium.", seufzte Hyunjin.
Ich nickte.
„Wie immer.", fügte ich hinzu, was Felix belächelte.
„Man kennt's."
„Stimmt! Y/N erzählte, du studierst.", versuchte Hyunjin ein Gespräch aufzubauen.
Ich bemerkte früh, dass er der aktivere im Gespräch war, weil es zu seiner Art gehörte, während Felix etwas passiver wirkte. Das lag vermutlich in seiner Natur. Schließlich fiel mir das auch zwischen uns beiden auf, wenn wir alleine waren. Er gehörte nun mal zu der ruhigeren Sorte Person, die etwas zurückhaltender und vorsichtig war. Aber das stellte kein Problem dar. Ich und vor allem Hyunjin, wir beide konnten damit sehr gut klarkommen. Wir nahmen dies auch nicht persönlich. Wie könnten wir. Ich schmunzelte, als Felix beschrieb, wie ihn das heiße Wetter umbrachte. Er verglich uns Menschen mit Fischen auf einem Grill. Wo er doch recht besaß...
„Hey! Du bist witzig! Gefällt mir!", lachte mein bester Freund, bevor sein Blick auf sein Handy fiel. „Oh, Mist. Es ist schon kurz vor vier!", erhob er sich und ich erkannte direkt den Stress in seinen Augen. „Ich muss los!"
Er sah mich entschuldigend an. Doch ich nickte nur. Ich wusste ja, dass er einen vollen Terminkalender besaß.
„War nett dich kennenzulernen, Felix. Ich hoffe auf weitere Tage, Kumpel!", lächelte Hyunjin charmant, bevor er seinen Arm um mich legte. „Und. Wir sehen uns heute Abend. Viel Spaß euch beiden!"
Er ließ von mir ab und winkte erfreut. Daraufhin lief er aus dem Café. Ich blickte zum Jungen, der mir nun seit zwei Monaten regelmäßig begegnete und dessen Augen ich einfach nicht vergessen wollte oder konnte. Hinzu kam seine Gänsehaut verleihende Stimme und sein außergewöhnliches Aussehen. Ich sah, wie Felix einen Schluck von seinem Kaffee nahm, bevor er seine Tasse abstellte. Er zuckte die Achseln.
„Ist das eigentlich dein Freund gewesen?", fragte er.
Keine Sekunde später sah er etwas zögerlich auf. Ich reckte das Kinn und musste innerlich schmunzeln. Weshalb dachten alle, dass Hyunjin mein fester Freund war? Konnten Jungen und Mädchen denn nicht einfach befreundet sein?
„Eifersüchtig auf ihn?", hob ich spielerisch eine Augenbraue, wodrauf Felix lachend einging.
„Ich weiß nicht... Er ist sehr gutaussehend, freundlich und ihr scheint euch gut zu verstehen. Müsste ich es denn sein?"
Ich kannte mich mit Männern aus. Vor allem, weil einer von ihnen mein bester Freund war. Felix' Wörter konnte ich damit nicht falsch verstehen. Inoffiziell sagte er mir hier gerade, dass er mich ziemlich gern hatte und Hyunjin für ihn einen Konkurrenten darstellte. Die Dinge, die er über meinen besten Freund aufzählte, die stimmten zweifellos, aber... Wie bereits erwähnt. Er war bloß mein bester Freund. Somit brauchte er ihn nicht als Konkurrenten sehen.
„Ich mache bloß Witze", musste ich kichern. „Er ist mein bester Freund. Mehr nicht."
„Wie schön das zu hören...", griff er wieder nach seiner Tasse.
Das Grinsen, welches sich durch seine Aussage auf meine Lippen legte, das konnte ich mir nicht mehr verkneifen. Felix hatte Interesse an mir. Das war offensichtlich...
3. Juniwoche
„Triff die Ente nicht am Kopf!", hielt sich Felix lachend den Bauch.
Ich musste auch lachen, während ich zu ihm sah. Einfach, weil ich zusehen wollte, wie er lachte. Er wirkte nämlich ziemlich kindlich, wenn er sorglos drauf los prustete. Hinzu kam, dass ich früh bemerkte, das er leichte Grübchen auf den Wangen besaß, wobei welche auch unter seinen Mundwinkeln auftauchten. Felix war ein wunderschöner Junge und das würde sich niemals ändern.
„Ich wollte ihn nicht treffen...", schmollte ich.
Das ließ ihn auch verspielt schmollen, bevor er tröstend nach meinem Kinn fasste. Durch seine Berührung musste ich wieder lächeln. Er und ich waren am See, an dem wir regelmäßig liefen. Wir beschlossen etwas Brot zu kaufen und die Enten zu füttern, dabei sprangen die Frösche davon. Bisher war es ziemlich witzig gewesen. Nun genossen wir die Atmosphäre und das warme Wetter bereits über eine Stunde. Ich mochte es die Zeit mit ihm zu verbringen. Felix war freundlich, witzig und klug. Selten traf ich Typen, die ihm ähnelten, was es umso interessanter machte.
„Uns ist das Brot ausgegangen.", hielt ich die Tüte hoch.
„Die Enten hast du jetzt sowieso verschreckt.", zuckte er die Achseln, wofür ich ihm gegen den Arm schlug.
Natürlich nicht fest. Das ließ ihn lachen.
„Ich mache nur Spaß", nickte er. „Hey, sag mal... Wieso kommst du eigentlich nicht mal zu mir, hm?", fragte er, weshalb ich zu ihm aufsehen musste. „Ich habe Lasagne im Kühlschrank stehen. Sie wartet extra auf dich."
Felix wurde mir gegenüber etwas offener. Das bemerkte ich nach jedem Treffen. Mal abgesehen von unsere zufälligen Treffen, sahen wir uns heute zum dritten Mal. Wir verbrachten gerne den ganzen Tag gemeinsam. Vermutlich lud er mich deshalb gerade ein. Nur leider... Musste ich ihm absagen. Ich verzog das Gesicht, weshalb er die Antwort bereits deuten konnte. Das erkannte ich an seinen fallenden Schultern.
„Leider bin ich mit den Hwang Geschwistern verabredet...", sprach ich, was ihn runtersehen ließ.
„Oh...", nickte er verstanden.
Ich konnte sehen, wie ihm das nicht unbedingt gefiel. Zumindest gab er mir das Gefühl. Er ließ mich fühlen, als wollte er nicht, dass ich ihm das sagte. Das lag sicherlich an der Zeit, die er mit mir verbringen wollte. Natürlich tats mir dann sofort leid, dass ich ihm absagte.
„Aber du kannst gerne mitkommen! Wir starten jeden Donnerstag einen Filmeabend und ich bin mir sicher, dass weder Hyunjin, noch Yeji etwas gegen deine Anwesenheit hätten. Ganz im Gegenteil. Hyunjin würde sich freuen dich wieder zu sehen und Yeji will dich ganz dringend kennenlernen!"
Da schob Felix sachte die Unterlippe hervor. Das tat er gerne, wenn er nachdachte. Kurze Sekunden nach meiner Einladung zuckte er die Achseln.
„Ich weiß nicht recht... Ich kann nicht gut mit anderen oder in Gruppen, wenn du verstehst und das meine ich nicht einmal böse..."
Seine Augen sahen daraufhin hoch in meine. Das Grün in ihnen strahlte. Mein Herz zog sich leicht zusammen. Er sollte sich deshalb doch nicht schlecht fühlen. Das war in Ordnung. Ich meinte damit... Ich kannte viele Menschen, die in Gruppen nicht unbedingt zurechtkamen. Das war kein Skandal. Ganz im Gegenteil. Das war total in Ordnung. Zumindest für mich. Für uns!
„Ist doch voll okay. Sie übernehmen sowieso den aktiveren Part einer Konversation.", grinste ich, um auf Hyunjin aufmerksam zu machen, den er doch selber traf.
Schließlich erwiderte er das Grinsen.
„Na gut. Wenn ich erwünscht bin..."
„Immer.", nickte ich optimistisch.
Hätte ich im Nachhinein jedoch gewusst, dass Felix so passiv sein konnte, sodass er sogar unsympathisch wirken könnte... Hätte ich es mir mit der Einladung zwei mal überlegt...
———
Hiiii!
Ein langer Einstieg, aber... Der musste sein und noch sind wir auch nicht in der hauptsächlichen Storyline! Erstmal muss nämlich die Vergangenheit erzählt werden!
So. Was hält ihr bisher von der Short Story? Wie wirkt Felix, der Protagonist, bis jetzt auf euch? Mögt ihr ihn? Würd mich interessieren ☺️.
Natürlich frage ich auch, wie die besten Freunde auf euch wirken? 🙊
Viel Spaß beim Weiterlesen! 💘
In love, N xX.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top