93 - matter of the heart
Auf Louis Frage, was denn los sei, antwortete ich nichts und drückte meinen Kopf nur noch stärker ins Kissen, in der Hoffnung mit diesem zu verschmelzen. Doch leider war das nicht möglich und ich musste mich der Situation stellen. Ich hörte, wie Louis näher kam und sich schlussendlich auf meine Bettkante setzte. Seine Hand wanderte auf meinen Rücken, streichelte diesen sanft und in diesem Moment wünschte ich mir, dass er damit aufhören würde. Nicht weil ich es nicht genoss, sondern einfach weil er danach zurück zu seiner Freundin gehen würde und die beiden viel mehr machen konnten, als sich nur freundschaftlich den Rücken zu streicheln. ,,Harry, bitte sag mir, was los ist. Warum bist du weggerannt?", fragte Louis erneut und drehte mich im Bett herum, sodass ich nun auf dem Rücken lag und ihn ansehen musste.
,,Bist du dir sicher, dass wir alleine in diesem Raum sein sollten? Es werden doch nur wieder Gerüchte aufkommen und ich möchte dir nicht noch mehr Probleme bereiten", versuchte ich abzulenken, schließlich entsprach das auch der Wahrheit, doch Louis ließ sich gar nicht darauf ein. ,,Das interessiert mich gerade ehrlich gesagt alles herzlich wenig. Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht und wenn schon nicht als Freund, dann ist es immer noch als Mentor meine Aufgabe, bei dir nach dem Rechten zu sehen. Also wenn Gerüchte aufkommen sollten, sind die mit dieser Erklärung auch schon wieder beseitigt. Mach dir keinen Kopf", sagte Louis und auch wenn es Sinn machte, was er sagte, auf der anderen Seite wünschte ich mir, dass das gar nicht nötig sein musste, das wir nicht erklären mussten, warum wir etwas Zeit zusammen verbrachten, aber das war mittlerweile leider Louis Leben. Er musste sich für alles und jeden rechtfertigen.
,,Also, sagst du mir nun, was los ist, damit ich dir helfen kann?", fragte Louis erneut, diesmal etwas sanfter und mit der Hand auf meinem Oberschenkel. Von dieser Stelle ging ein Kribbeln aus, welches durch meinen ganzen Körper wanderte und jede Zelle in diesem aufweckte. Ich konnte ihm schlecht sagen, dass ich nach diesen zwei Tagen, in denen wir uns nicht nur emotional, sondern auch körperlich und familiär wieder näher gekommen waren, ich nun noch mehr Eifersucht auf Eleanor verspürte, geschweige denn überhaupt eifersüchtig war. Das konnte und durfte ich ihm nicht sagen, das würde alles ruinieren, was wir uns in den letzten Wochen bis jetzt aufgebaut hatten. Alle Fortschritte würden in Grund und Boden gestampft werden, wir müssten noch einmal bei Null anfangen.
Also saugte ich mir schnell eine andere Erklärung aus den Fingern, die ebenso Sinn machte. ,,Ich fühle mich einfach etwas gedemütigt. Ich habe dir am Mittwoch gesagt, dass ich noch keinen Song habe, heute war der erste Tag, an dem ich mich wieder mit Megan zusammensetzen konnte und nun forderst du vor der ganzen Gruppe und deiner Freundin Ergebnisse, die ich nicht liefern kann. Brendan und Dalton haben tolle Lieder und sind schon so gut vorbereitet. Ich habe nichts, absolut gar nichts." ,,Harry, das tut mir leid, das war nicht meine Absicht", entschuldigte sich Louis sofort, ,,ich hatte eigentlich gehofft, dass Megan dir vielleicht heute eine Idee präsentiert hat, die dir gefallen haben könnte. Ich wollte dich nicht demütigen, niemand hat es als solches angesehen, okay? Komm, Megan, du und ich, wir setzen uns jetzt zusammen und feilen an einem Lied", Louis hielt mir seine Hand hin, doch ich ergriff sie nicht und schüttelte den Kopf.
,,Ich hab einfach das Gefühl, dass es nur wenige Lieder gibt, mit denen ich mich wirklich wohlfühle. Mal abgesehen von meinen eigenen Songs, die meine tiefsten Gefühle widerspiegeln, gibt es nicht viele andere, mit denen ich mich so gut identifizieren kann. Und ich glaube, dass ich einfach keine Filmmusik finden werde, mit der ich mich wohlfühle." ,,Also geht es dir auch darum, dass du am Samstag deine Gefühle nicht loswerden kannst, wie die Auftritte zuvor?", vergewisserte sich Louis und ließ mich vorsichtig nicken. Meine Auftritte waren tatsächlich eine Art Ventil für meine Gefühle für Louis, um Woche für Woche zu überstehen. Louis Stirn zog sich in Falten und er schien nachzudenken. ,,Also liege ich richtig in meiner Annahme, dass jeder deiner Songs über jemanden geschrieben ist? Dann hätte ich nämlich noch eine Frage, die mir schon seit Samstag auf der Zunge brennt, bisher hatte ich aber noch nicht den richtigen Zeitpunkt gefunden, um sie zu stellen."
Mein Herz raste und ich hatte Sorge, dass meine Vermutung sich bewahrheiten würde, doch ich versuchte, so gelassen wie möglich zu bleiben. ,,Ja, meine Inspiration für meine Songtexte nehme ich aus meinem Leben, aber das machst du ja auch, wie du es mir erst Montag mit A.M. bewiesen hast. Welche Frage beschäftigt dich denn?" Meine Hände zitterten ein wenig, ich versteckte sie unter der Bettdecke und versuchte, entspannt auszusehen, aber ich glaubte, Louis erkannte, dass mir die Panik ins Gesicht geschrieben war. ,,Ähm", Louis kratzte sich am Hinterkopf und schien auch sichtlich nervös, ,,erstmal okay, ich will ehrlich zu dir sein. Ich hab nicht nur den richtigen Zeitpunkt für die Frage nicht gefunden, ich habe mich auch einfach nicht getraut, sie dir zu stellen. Am Sonntag wollte ich es versuchen, als wir alleine in der Umkleide waren, aber es hat einfach nicht funktioniert."
Während Louis das sagte, wurde ich immer sicherer, dass sich meine Befürchtungen erfüllen würden. Er schien eins und eins zusammengezählt zu haben und hatte erkannt, dass mein Song am letzten Samstag über ihn und Eleanor gewesen war. Zumindest konnte ich mir sonst nicht erklären, was er sonst zu meinem Lied fragten wollte und was ihn sonst so nervös machen könnte. ,,Okay, ich frage es jetzt einfach und bitte lach mich nicht aus, wenn es bescheuert klingt. Du hast in deinem letzten Song ja gesungen, dass es da jemanden gibt, den du nicht mit einem Mädchen sehen willst, weil es dir sonst schlecht geht. Es ging um Liebeskummer und Eifersucht und ich weiß, ich bin selbst Schuld daran, die letzten acht Jahre deines Lebens verpasst zu haben, aber darf ich fragen, auf wen du so eifersüchtig warst, dass es dich körperlich zerrissen hat? Und ich möchte, dass du weißt, ich verstehe dich, erst neulich glaubte ich, dass die Eifersucht mein Herz erstickt, also du kannst dich mir ruhig anvertrauen."
Ich zog die Augenbrauen zusammen und konnte mir nicht erklären, auf wen Louis Tomlinson mit der perfekten Freundin an seiner Seite eifersüchtig sein konnte. Mein viel größeres Problem jedoch, ich wusste nicht, wie ich seine Fragen beantworten sollte. Scheinbar glaubte er zum Glück nicht, dass das Lied auf ihn und Eleanor bezogen war, sondern auf meine Vergangenheit. Doch seine nächste Frage, die er stellte, da ich schon lange schwieg und nach einer Antwort suchte, vernichtete meine Hoffnung. ,,Oder geht es gar nicht um die Vergangenheit in deinem Song, sondern um das Hier und Jetzt? Deine vorherigen Songs schienen nämlich auch immer sehr angepasst an unsere aktuelle Situation." Ich schluckte schwer und lief rot an, wusste nun erst recht nicht, wie ich mich da herauswinden konnte, wie konnte ich das erklären?
,,Naja, weißt du..", stammelte ich und versuchte dann abzulenken, ,,wer hat dir denn erst neulich solch eine Eifersucht bereitet? Du hast doch Eleanor an deiner Seite." Louis seufzte und sah mich aus seinen strahlend blauen Augen an. ,,Du lenkst ab Harry, also ist es wahr? Liege ich richtig? Bist du eifersüchtig auf Eleanor und mich? Hast du Gefühle für sie entwickelt?" Schockiert sah ich Louis an, setzte mich im Bett auf und schüttelte den Kopf. ,,Nein! Wie kommst du bloß darauf? Niemals", entfuhr es mir. ,,Naja, du hast doch in dem Lied gesungen, dass du irendjemanden nicht an ihrer Seite wissen willst. So als wollest du an ihrer Seite stehen", versuchte Louis seine Frage zu erklären und auch wenn ich jetzt riskieren würde, dass alles aufflog und Louis über meine Gefühle Bescheid wissen würde, das konnte ich so nicht stehen lassen.
,,Ich singe in dem Lied aber auch, dass sie an dem Platz ist, an dem ich sein sollte." ,,Also moment..dann geht der Song nicht über Eleanor und mich? Und bedeutet das dann nicht, dass du schwul bist, wenn der Song wirklich deine Gefühle widerspiegelt?" Ich schwieg und sah Louis an, mit seiner ersten Aussage lag er falsch, mit der zweiten traf er voll ins Schwarze. ,,Harry, bitte sag etwas", flehte Louis und ließ mich zusammenzucken. ,,Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich möchte nichts kaputt machen", verzweifelt krallte ich mich in der Bettdecke fest, würde mich am liebsten darunter verstecken und für die nächsten Stunden weinen. ,,Du machst nichts kaputt, bitte sag mir die Wahrheit. Dann sage auch ich dir, auf wen ich noch eifersüchtig sein kann, obwohl ich Eleanor an meiner Seite habe."
Ich atmete tief durch, realistisch betrachtet konnte ich mich aus der Situation sowieso nicht mehr retten, Louis war nur wenige Zentimeter davon entfernt, selbst herauszufinden, wem meine Gefühle gelten. ,,Der Song..", meine Handflächen schwitzten, mein ganzer Körper zitterte und ich wusste so oder so würde die Wahrheit gleich alles ändern, ,,ist über Eleanor und dich, ich würde gerne an Eleanors Stelle sein und ja, ich stehe auf Männer." Kurz und knapp hatte ich das über die Lippen gebracht, Louis danach ansehen konnte ich nicht. Das er dazu nichts sagte, machte es nicht besser, aber ich wollte mir gerade auch einfach nicht ansehen, wie sein Gesicht sich wahrscheinlich angeekelt verzog, sobald er realisierte, dass ich in ihn verliebt bin.
Nach mehreren Minuten, die sich anfühlten wie Stunden, ergriff Louis dann endlich das Wort. ,,Als ich dir gesagt habe, dass ich eifersüchtig auf Brendan bin, war das nicht nur, weil ich Angst hatte, dass er dein neuer bester Freund werden könnte. Ich war auch eifersüchtig, weil..", weiterhin konnte ich Louis nicht ansehen, auch wenn er wahrscheinlich genau darauf wartete, aber am Ende offenbarte er mir auch so den Grund, ,,Brendan dich geküsst hat und ich das nicht kann." Sobald dieser Satz gefallen war, schwenkte mein Blick in Louis Gesicht, seine blauen Augen empfingen mich sofort und gaben mir ein Stück von Heimat. Hatte er mir gerade wirklich das gesagt, was ich aus der Aussage schloss? War er tatsächlich eifersüchtig auf Brendan gewesen, weil dieser mich geküsst hatte und Louis mich auch küssen wollte?
Louis und ich sahen uns an, wir beide hatten so viele Fragen, so viel, was noch unausgesprochen zwischen uns lag, doch in diesem Moment gab es für uns beide nur eine Antwort. Unsere Gesichter rückten immer näher zusammen, mein Herz hatte aufgehört zu schlagen, ich hatte aufgehört zu atmen und die Schmetterlinge hatten es geschafft, sich aus dem Käfig zu befreien. Fröhlich flatterten sie in meinem Bauch umher und ermutigten mich zu dem, was als nächstes geschah. Vorsichtig und zaghaft, als wäre ich aus Porzellan, legte Louis seine Hand auf meine Wange, ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen, meine Augenlider flatterten langsam zu und im nächsten Moment legten sich Louis Lippen auf meine.
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Nun..oops? Harry hat Louis endlich gestanden, worüber seine Songs handeln und Louis..der hat auch einmal ein wenig seiner Gefühlswelt durchblicken lassen, was sagt ihr dazu? Wie wird es jetzt wohl weiter gehen?
All the love xx
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