51 - straight talk

Louis Frage ließ mich nicht lange nach einer Gegenfrage grübeln. ,,Wie wäre es, wenn wir am Anfang beginnen und dann immer weiter gehen? Wenn du mir zunächst erzählst, warum du dich nicht mehr gemeldet hast?" Louis nickte. ,,Ja, das klingt logisch." Er füllte seine Lungen erneut mit viel Luft, nur um sie wenig später wieder auszupusten. Einige Male wiederholte er den Prozess, bis er sich bereit dazu fühlte, mich endlich aufzuklären. All meine Lieder machten sich bezahlt, all mein Durchhaltevermögen, all meine Hoffnungen, Zayns Bemühungen, Louis immer wieder zur Rede zu stellen und auch wenn es wahrscheinlich ziemlich weh tun würde, die Jahre noch einmal zu erleben, ich konnte die Erklärung kaum abwarten. Acht Jahre hatte ich darauf gewartet und nun wurde es endlich wahr.

,,Es fing schon im Bootcamp 2010 an", begann Louis und ich wusste nicht wieso, aber schon jetzt überkam mich eine Gänsehaut. Ich konnte nicht beschreiben, wie ich mich fühlte, wusste nicht einmal, ob ich erleichtert sein sollte, nun so einiges zu erfahren, weil ich nicht wusste, was auf mich zukommt. Während Louis auf meinem Bett saß, setzte ich mich vor ihn auf den Boden, wie ein kleines Kind, dass seinen Großeltern bei einem Märchen lauschte. Aber irgendwie fühlte es sich gerade auch ganz genauso an, wie ein Märchen. ,,Natürlich haben wir da jeden Abend telefoniert und das hat mir auch eine ganze Menge Kraft gegeben, genau wie die Tatsache, dass du mich vor dem Aufbruch zu den Judges Houses noch einmal besucht hast, aber ich hab schnell gemerkt, wie stressig das alles war und Abends bin ich dann einfach todmüde ins Bett gefallen.

Mir tat das schrecklich leid und ich hatte dich ja auch vermisst, aber mir war es durch den ganzen Stress einfach nicht möglich." Ich nickte verstehend. ,,Ich hab ja nun selbst auch die Erfahrung hier gemacht und gemerkt, wie stressig das alles ist, ständig von Kameras verfolgt zu werden, selten für sich sein zu können und deshalb kann ich schon verstehen, wieso du dich nicht mehr jeden Abend gemeldet hast, aber für mich damals war das sehr verletzend, ich hatte dich so vermisst." ,,Mhm", Louis knetete seine Hände ineinander, ,,ich hatte aber auch danach viel Zeit zum nachdenken und ich hätte das irgendwie anders regeln oder dir Bescheid geben sollen, anstatt Dinge zu versprechen die ich nicht halten konnte."

Louis räusperte sich, bevor er fortfuhr. ,,Auf jeden Fall, nicht nur war ich jung und das alles sehr viel Stress, ich war auch einfach manipulierbar und leicht zu beeindrucken. Ich fand es wirklich toll, dass die Kameras mich zum Beispiel nach der Judges Houses Runde nach Hause begleitet haben oder ich so viele Fans hatte, die mich angehimmelt haben. Ich hatte mich für das geliebt gefühlt, wer und was ich bin und leider die wichtigste Person in meinem Leben vergessen, die mich dafür schon immer gemocht hatte. Dich." Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, mir blieb ein Kloß im Hals stecken und mühsam versuchte ich, nicht in Tränen auszubrechen. Es war schön zu hören, dass man vielleicht doch nicht wie ein Stück Müll weggeworfen worden war.

,,Ich muss leider zugeben, ich war geblendet von dem Erfolg. Für mich selbst war ich nur ein Junge vom Dorf, das bin ich eigentlich immer noch. Nur da, da hab ich einfach alles getan, was andere für mich wollten. Neue Klamotten, neuer Haarstyle, neues Verhalten vor der Kamera, neues Ich." Ich selbst hatte auch gemerkt, wie die Sendung einen verändern wollte, doch ich war einfach nicht mehr so jung wie Louis damals, etwas rationaler im Denken und wirklich nicht mehr so leicht zu manipulieren. ,,Das hab ich bei dir gemerkt", unterbrach ich Louis mit einem Seufzen, ,,das hat auch meine Mutter gemerkt, deine Mutter hat das gemerkt und doch wollte ich nie einsehen, dass mein bester Freund nicht mehr existierte. Ich hatte solche Hoffnungen, durch deine ständigen Versprechen, wollte auch für deine Mutter nicht aufgeben, die mir auch gesagt hatte, dass alles wieder besser wird, doch..-."

,,Doch dann kam mein Sieg", übernahm Louis wieder und nickte, ,,damit hat sich viel geändert. Am Morgen, als ich zu dir ins Hotelzimmer gekommen bin, dass hat das Fass eigentlich so ziemlich zum Überlaufen gebracht. Ich kann dir nicht sagen, weshalb, es gibt einfach gewisse Standards, nenne ich es mal, die du in diesem Showbusiness erfüllen musst und wenn nicht, bist du raus." ,,Das hört sich hart an..", murmelte ich, ,,hat Simon dich an diesem Morgen deshalb angerufen?" Ich erinnerte mich an jede Einzelheit dieses Tages vor acht Jahren und so auch daran, dass Simon Louis angerufen und zurück zur Arena bestellt hatte. ,,Es hatte was damit zu tun ja, aber bitte Harry, ich darf da nicht weiter ins Detail gehen und ich hoffe, all das hier bleibt unter uns." ,,Warum muss es so geheimnisvoll sein?" War es so schlimm, wenn Louis sich mit seinem ehemaligen besten Freund aussprach? War das nicht eigentlich etwas schönes?

,,Versprich es mir bitte einfach", forderte Louis und mit einem Nicken gab ich nach, wenn ihm das so am Herzen lag, musste da etwas dran sein und ich wollte ihm keine Probleme bereiten. ,,Naja, du weißt ja selbst, was nach meinem Sieg passiert ist, noch mehr Ruhm, Fans, Interviews, die X-Factor Tour, Kameras überall und dann noch erst der Umzug nach London und dann mein alleiniger Umzug nach Los Angeles." Ich nickte, das waren keine schönen Zeiten gewesen, es war für mich verdammt schwer gewesen und bei den Erinnerungen kullerten nun doch ein paar Tränen hinunter. ,,Harry, bitte nicht weinen", Louis sah auf mich herab, seine Augen glänzten ebenfalls, zeugten davon, dass ihm das Thema nicht ganz so egal war, wie er immer getan hatte.

,,Ich versteh das einfach nicht, wenn ich dir nicht egal war, warum hast du dich dann nicht mehr gemeldet und warum wolltest du es auch in diesem Jahr bisher nicht klären, obwohl wir so viele Möglichkeiten gehabt hätten?", schluchzend rieb ich mir die Tränen von den Wangen, vor Louis nicht schwach zu wirken war sowieso schon vor langer Zeit fehlgeschlagen. ,,Dazu komme ich ja gleich, aber bitte weine nicht. Ich versuch so viel zu erzählen, wie ich kann, wenn das wirklich unter uns bleibt", betonte Louis erneut und ließ mich wieder nicken. Irgendwann würde ich schon erfahren, warum all das so ein riesiges Geheimnis, fast schon eine Verschwörung, war.

,,In London war ja eigentlich noch alles relativ okay gewesen, wir hatten zwar seltener Kontakt, aber du hast dich nie so fern angefühlt, wie dann in Los Angeles. Ich hatte viel zu tun, mein erstes Album, den Vertrag erfüllen, immer noch geblendet vom Erfolg, ich war so dumm und ich hatte es erst viel zu spät gemerkt, da hatte ich dich schon lange verloren und ich dachte du würdest mich hassen, weshalb ich auch all die Jahre zu feige war, mich noch einmal bei dir zu melden. Wenn ich im Tonstudio war oder mich konzentrieren sollte, hatte mein Manager mir sowieso immer mein Handy abgenommen, unwichtige Nachrichten gelöscht und all sowas. Ich hatte ja immer noch meine Nummer gehabt, die quasi jeder aus der Schule damals hatte, weil sie ja rumging, sobald ich bei X-Factor gewonnen hatte.

Deshalb hat er mir empfohlen, mir eine neue SIM-Karte zu holen und als ich einmal wieder im Tonstudio war, hat mein Manager es selbst erledigt, meine alte SIM-Karte entsorgt und damit auch alle Nummern. Selbst wenn ich gewollt hätte und nicht zu feige gewesen wäre, hätte ich mich nicht so schnell bei dir melden können." ,,Also hast du nie meine Nachricht auf deiner Mailbox abgehört?" ,,Nein..was hast du denn darauf gesagt? Die muss mein Manager dann gelöscht haben." ,,Du willst nicht wirklich wissen, was ich darauf gesagt hab. Aber ist das nicht krank? Du hattest ja gar keine Kontrolle mehr über dein Privatleben", stellte ich erschütternd fest, was Louis erst erschrocken gucken und dann heftig den Kopf schütteln ließ, als hätte ich irgendwas herausgefunden, was ihn panisch werden ließ.

,,Doch doch, ich hatte die komplette Kontrolle, mein Manager hatte es sicher nur gut gemeint.  Naja und dann hab ich Eleanor kennengelernt, meine jetzige Freundin", erzählte Louis, obwohl mir lieber wäre, dass er die Details über sie auslässt. ,,Ich hab mich sehr auf sie konzentriert, dazu kamen noch weitere Alben, Tourneen, der Tod meiner Mutter. Durch den Verlust deiner Nummer und den Verlust von dir, wollte ich die Schuldgefühle vergessen und hab meinen Traum damit endgültig über dich gestellt gehabt, was mir natürlich unglaublich leid tut. Aber dann dachte ich, es ist besser wenn du wütend bist und mich hasst, da du damit besser und schneller mit mir abschließen kannst. Ich hätte nie geglaubt, dass es zu so einer Situation kommt. Aber durch den Glauben, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst, bist du für mich dann auch irgendwann in den Hintergrund gerückt."

Natürlich tat es weh sowas zu hören, doch eine Sache störte mich daran, die mir im nächsten Moment herausrutschte. ,,Was hat es dann mit dem Bild und meinem Pullover auf sich, wenn ich angeblich in den Hintergrund gerückt bin?", ich schlug mir die Hände vor den Mund, doch Louis hatte es schon gehört und sah mich fragend an. ,,Was meinst du?" ,,Ach nichts." ,,Harry, ich bin gerade so ehrlich zu dir, wie ich nur sein könnte, es wäre schön, wenn du das wenigstens ein bisschen erwiderst." ,,Na gut", seufzte ich, Louis hatte ja Recht und es erstaunte mich selbst, das er gerade so offen mit mir sprach, aber er vertraute wahrscheinlich wirklich darauf, dass das alles unter uns blieb.

,,Ich bin auf Ibiza unbeabsichtigt in deinem Schlafzimmer gelandet, wirklich nicht mit Absicht! Ich hab mich verlaufen", Louis schien sofort zu wissen was ich meine, ließ mich aber trotzdem fortfahren, ,,da hab ich ein altes Bild von uns aus dem Jahr 2010 und meinen Pullover gefunden, den ich dir damals mit ins Bootcamp gegeben habe." Louis sah nicht sonderlich wütend darüber aus, wirklich beruhigen tat mich das aber auch nicht, noch so viel ungeklärtes lag im Raum. ,,Ich hab ja auch nur gesagt, dass du in den Hintergrund gerückt bist. Mein Versprechen, dich nicht zu vergessen, habe ich niemals gebrochen."

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Nun weiß Harry ein wenig, was in den letzten Jahren so in Louis Leben passiert ist, weshalb er sich nicht gemeldet hat..wie viel davon wohl der Wahrheit entspricht und wie viel er noch verschweigt..?

Morgen kommt Two Of Us, seid ihr bereit? Ich kann es kaum noch erwarten, ich werde es einfach rauf und runter hören😭❤
All the love xx

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