126 - overnighter

Es fühlte sich komisch an, Brendan nicht nur von der Sendung und aus dem X-Factor Haus zu verabschieden, sondern auch, ihn aus London zu verabschieden. Auch wenn er, sowie er es mir versprochen und fest zugesagt hatte, nächste Woche zum Finale wieder in der Stadt und in der Arena sein würde, dass er jetzt nicht mehr in greifbarer Nähe war, ich mich nicht in der Nacht zu ihm legen konnte, machte mich fertig. Es fühlte sich an, als würde ein Teil der Freundschaft einfach durch Simon zu Nichte gemacht werden, aber das konnte ich nicht zulassen, das wollte ich nicht zulassen, also kämpfte ich mit aller Kraft dagegen an. Er konnte nicht dasselbe Spiel noch einmal abziehen, er würde nicht noch eine meiner Freundschaft zerstören, denn vorher würde ich ihn und seinen Ruf vor aller Welt bloßstellen.

Nachdem die Sendung, ohne das ich es mitbekommen hatte, beendet worden war und Brendan mich getröstet hatte, obwohl ich ihn hätte trösten sollen, zogen wir uns um, um ins X-Factor Haus zurückzukehren. Louis begleitete uns und war damit zum Glück auch der einzige, denn für Ayda, Robbie oder gar Simon hatte ich keine Kraft. Das letzte, was ich von Simon für diesen Abend mitbekommen hatte, war ein widerlicher Blick voller Stolz, den er mir zugeworfen hatte. Ich hatte noch immer nicht so ganz realisiert, dass Brendan nun tatsächlich draußen war, dass ich ihn zumindest auf dieser Bühne so schnell nicht wieder singen hören würde und das machte mich unfassbar traurig. Über Monate hinweg waren wir zusammengewachsen, hatten uns näher kennengelernt, meine schlechten Phasen überstanden und uns eine schöne Zeit gemacht.

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das alles so schnell und heute Abend sein Ende finden würde und ich konnte nur hoffen, dass Brendan genauso sehr wie ich daran interessiert war, die Freundschaft weiterzuführen. Während meine Gedanken verrückt spielten, packte der Ire seine Koffer, wobei noch so viel mehr Erinnerungen wach wurden, sodass ich am Ende schon gar nicht mehr hinsehen konnte. Es war nur eine Woche, die ich hier ohne seine Unterstützung verbringen musste, aber genau diese Woche würde es in sich haben und ich wusste noch nicht, ob ich das schaffen könnte.

,,Hast du alles?", fragte Louis, nachdem Brendan seine Koffer und seinen Rucksack verschlossen hatte. ,,Ich denke schon", erwiderte er. ,,Und wenn nicht, werde ich bis Samstag darauf aufpassen", merkte ich an, sollte er doch irgendetwas vergessen haben, wodurch ich ein dankbares Lächeln seinerseits erhielt. ,,Dann sollten wir jetzt los zum Flughafen, der Flug wird leider nicht warten", sagte der Mann, für den ich tiefe Gefühle hegte und auch wenn er versuchte, Mitgefühl für Brendan zu zeigen, irgendwas in seinen Augen glitzerte verdächtig, als würde er sich auch ein Stück weit freuen, dass der Ire jetzt nicht mehr in meiner Nähe war. Jedoch fuhren Dalton und ich, neben Louis, ebenfalls mit Brendan zum Flughafen, um ihn auch dort noch einmal gebührend zu verabschieden.

Die zwei Männer von der Security, die mit uns gekommen waren, wiesen Louis an, lieber im Auto zu warten, was ihm überhaupt nicht passte, aber er war nun einmal Louis Tomlinson, er konnte nicht einfach so ohne richtige Absicherung einen Flughafen betreten. Also verabschiedete Louis Brendan im Van, wünschte ihm viel Spaß in Irland und blieb dann mit verschränkten Armen in dem Auto sitzen. Dalton und ich begleiteten Brendan noch bis zum Check-In, dann wurde es aber auch für uns Zeit, uns zu verabschieden. ,,Du wirst auch ganz sicher Samstag wieder in England sein?", fragte ich noch einmal nach, auch wenn Brendan es mir schon hunderte Male versichert hatte. Es war ein Wunder, dass er mich noch nicht wie eine nervige Fliege gegen die Wand geklatscht hatte, ich ertrug mich schließlich selber kaum.

,,Ja und vergesst nicht, Anthony, J-Sol und Thomas kommen auch, es wird also eine kleine Reunion und wir werden euch beide im Finale unterstützen", Brendan umarmte erst kurz Dalton und dann mich. Ich spürte, wie er alle Kraft und Liebe in diese Umarmung steckte, die er mir sonst über die nächste Woche verteilt gegeben hätte und ich versuchte, mir all das gut einzuteilen. ,,Du wirst das schaffen Harry", flüsterte er mir leise ins Ohr, ,,lass dich von nichts unterkriegen, ignoriere die negativen Nachrichten und denk daran, dass hier passiert nur einmal im Leben, also versuch es zu genießen." ,,Werde ich machen", murmelte ich, auch wenn genau das Gegenteil der Fall war. Ich genoss gar nichts hier und war mehr als froh darum, dass das hier sich niemals wiederholen würde.

Es war seltsam, Brendan am Flughafen zurückzulassen, ohne ihn im Van zu sitzen und ohne ihn das X-Factor Haus wieder zu betreten. In Scarletts Zimmer war das Licht schon aus, was mich fast schon erleichterte, denn auf noch mehr Konversation hätte ich nun keine Lust gehabt. Ich wollte selbst einfach nur noch ins Bett, Mittwoch das Gespräch mit Simon führen und dann endlich wieder mein Leben leben. Erleichterung war untertrieben, um zu beschreiben wie ich mich fühlte, wenn ich daran dachte, das X-Factor bald vorbei sein würde. Ich freute mich auf mein Bett zu Hause, Samstagabende, an denen ich mit meinen Freunden essen gehen konnte und nicht in einer Arena auftreten müsste. Und ich vermisste meine Familie, ich hatte sie nun schon wieder viel zu lang nicht gesehen und wusste auch noch nicht, ob sie es schaffen würden, zum Finale zu kommen.

Während Louis und ich noch in der Küche des X-Factor Hauses saßen, er war tatsächlich noch mit hinein gekommen, putzte Dalton sich schon die Zähne und machte sich fertig, um zu Bett zu gehen. ,,Tut mir leid, das mit Brendan. Ich weiß, was für eine große Unterstützung er dir war, eine bessere als ich", murmelte Louis und schaute gedankenverloren in seinen Tee. ,,Lou, man kann nicht ändern was passiert ist, aber du warst in letzter Zeit auch wieder hundertprozentig für mich da, ich konnte mich auf dich verlassen und alles was ich möchte ist, dass das nach X-Factor so bleibt", ich ergriff die freie Hand des Wuschelkopfes, weshalb er seinen Blick anhob und mich mit seinen strahlend blauen Augen verzauberte. ,,Das wird so bleiben, versprochen. Es wird sogar noch besser werden, wenn Mittwoch alles glatt geht."

Die Verbindung, die Louis und meine Hand eingegangen waren, löste sich, als wir Schritte hörten, stattdessen umklammerten wir beide mit beiden Händen jeweils unsere Tasse Tee und sahen dann zu Dalton, der hereinkam. ,,Ich wollte nur Gute Nacht sagen und Louis, kommst du dann Dienstag zur Gesangsprobe?" ,,Das wird sich mit Sicherheit einrichten lassen, ist ja schließlich die finale Woche. Gute Nacht", antwortete Louis lächelnd. ,,Ich komme gleich auch nach Dalton, wenn du da schon eingeschlafen sein solltest, sage ich aber auch schon einmal gute Nacht." Dalton lächelte und bedankte sich, dann verließ er die Küche und ging die Treppe hinauf in den ersten Stock, wo unser Zimmer lag.

,,Ganz schön still hier", murmelte Louis nach einer Weile, wir beide hatten unsere Tasse Tee schon aufgetrunken. ,,Ja, desto mehr Kandidaten gehen, umso leiser wurde es. Es macht mir offengestanden schon ein wenig Angst, wir sind schließlich nur noch zu dritt in diesem riesigen Haus. Wäre Brendan noch hier, hätte ich wenigstens ihn gehabt, aber so, so bin ich ganz allein hier." Louis schien über meine Worte kurz zu grübeln, dann begann er breit zu lächeln. ,,Wie wäre es, wenn du die Nacht über nicht allein sein musst?" ,,Wie meinst du das? Du kannst hier ja schlecht übernachten." Louis Grinsen wurde noch breiter. ,,Vielleicht kann ich das doch. Es gibt so viele leere Zimmer hier, da wird sich schon eins finden, in dem man schlafen kann."

,,Und wie willst du das morgen früh erklären? Scarlett steht immer sehr früh auf und so früh war noch nie ein Juror hier. Ich mein, ich fände es wirklich toll, wenn du hier übernachtest, aber gleichzeitig hab ich auch ein wenig Angst, dass du erwischt wirst", murmelte ich, denn auch wenn bei dem Gedanken daran, mit Louis in einem Bett zu schlafen, alles in mir kribbelte, war ich mir unsicher, ob das wirklich gut ausgehen würde. ,,Ich habe einen Kandidaten aus meiner Kategorie verloren, wenn das nicht der perfekte Moment ist, um den Kampfgeist zu erwecken, weiß ich auch nicht weiter. Oder ich könnte auch einfach nur für euch da sein, als Mentor ist das schließlich meine Pflicht und jeder weiß, wie sehr dich das mit Brendan getroffen hat", sagte Louis, wollte mich mit seinen Argumenten überzeugen, was im Endeffekt auch klappte, nicht zuletzt, weil ich daran dachte, wie schön es wäre, mal wieder mit ihm zu kuscheln.

Während Louis ein Zimmer suchte, in dem wir beide zusammen schlafen könnten, schlich ich mich kurz in mein eigenes Zimmer, in welchem Dalton tatsächlich schon schlief, um für Louis und mich etwas gemütliches zum Anziehen zu finden. Unten im Flur trafen wir uns dann wieder und Louis führte mich in ein Schlafzimmer mit einem einzigen Bett darin und einer Tür, die man zum Glück abschließen konnte. ,,Das Bett hier ist für Notfälle, wenn irgendein Kandidat zu laut schnarcht oder sonst irgendwas und die anderen Zimmergenossen dadurch ihren Schlaf nicht bekommen würden", erklärte Louis mir die Existenz dieses Raums, weshalb ich ihn umarmte.

,,Du bist genial", murmelte ich und nachdem wir in die gemütlichen Klamotten geschlüpft waren und uns im angrenzenden Badezimmer fertig gemacht hatten, lagen wir zusammen in dem Bett unter nur einer Decke. Auch wenn Louis, bis der Kampf gegen Simon ein Ende gefunden hatte, nur Freundschaft wollte und ich das akzeptierte, fühlte es sich dennoch unglaublich gut an, wie Louis mich im Arm hielt, näher an sich heranzog und ich seinen Herzschlag hören konnte. ,,Danke, dass du da bist", murmelte ich gegen seine Brust, woraufhin er mir wortlos einen Kuss auf den Kopf drückte und meinen Rücken streichelte. ,,Schlaf schön Hazza." ,,Gute Nacht Lou." Nur allzu gern würde ich wissen, wie er die Situation gefühlstechnisch empfand, ob er sich seiner Gefühle vielleicht sogar sicherer wurde, aber das würde ich wohl erst nachdem Termin mit Simon am Mittwoch erfahren und wenn Louis weiterhin so für mich da sein würde, dann war die Zeit bis dahin eindeutig aushaltbar.

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Glaubt ihr, Louis ist sich seiner Gefühle schon wieder mehr bewusst als vorher? Er scheint ja auch ein wenig Harrys Nähe zu suchen, also steht Larry vielleicht schon vor der Tür?🌝
All the love xx

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