20

„Den Tag verbringen wir am See, morgen Abend steigt bei einem Freund von mir eine Hausparty. Ihr seid alle eingeladen", liest Storm auf ihrem Handy, als sie gerade aufwacht. Der erste Griff ist immer zu ihrem Handy, was sie sich eigentlich diesen Sommer abgewöhnen wollte. Doch jedes Mal hat sie Angst, etwas zu verpassen. Die Treffen mit ihren Freunden. Immerhin ist es ihr letzter Sommer gemeinsam. Danach würde sie es sich abgewöhnen. Nun zieht sie sich an und macht sich kurz darauf auch schon auf den Weg zum See.

„Ihr seid ja schon alle hier", lacht sie, als sie ankommt. Die Freunde liegen alle schon auf ihren Handtüchern. Elio und Lenne sind sogar schon im Wasser.

„Komm doch rein, es ist herrlich", ruft Lenne und versucht Storm nass zu machen.

„Lass mich erst einmal ankommen", sagt sie lächelnd und legt ihre Sachen auf die Decke, auf der die anderen sitzen und Skipo spielen.

„Alles okay bei euch?", fragt sie die anderen.

„Was sollte nicht okay sein?", fragt Stean lächelnd.

„Ich habe euch etwas mitgebracht", sagt Storm kurz darauf und holt etwas aus ihrem Stoffbeutel, die sie letzten Sommer gemeinsam mit den anderen bemalt hatte. Sie hatten sich alle einen eigenen Beutel genäht, da Lenne dies konnte und es Ihnen an einem Nachmittag gezeigt hatte. Sie hatte sozusagen einen Nähkurs gegeben und am nächsten Tag hatten sie alle ihre eigenen Jutebeutel bemalt, sodass nun jeder seinen eigenen hatte, denn Lenne versuchte dies schon lange bei ihren Freunden und auch bei ihrer Familie durchzusetzen, was mit dieser Erfindung des Selbst Gestaltens schließlich dann auch gelang.

„Was hast du denn da schönes?", fragt Stean und versucht Storm die Zeitung aus der Hand zu reißen. Sie hält diese allerdings zurück und weicht ein Stück zurück. Lenne und Elio sind nun auch neugierig geworden, da sie davon mitbekommen haben und kommen aus dem Wasser, um Storm erst einmal nass zu machen.

„Tut mir Leid", entschuldigt sich Lenne bei ihr, um sich dann neben sie zu setzen und ihr zu lauschen. Storm liest aus der Zeitung vor, in der die abgefahrensten und wirrsten Geschichten erzählt werden.

„Wir müssen auch mal etwas richtig verrücktes machen", stimmt Lenne den Geschichten zu.

„Und woran hattest du da gedacht?", fragt Elio sie.

„Nackt baden gehen, keine Ahnung. Was man nicht alle Tage macht" , antwortet sie.

„Das können wir sofort lösen", grinst Elio.

„Lass Mal", erwidert Lenne.

„Ich musste doch neulich schon ins kalte Wasser springen. Ich bin damit raus", erklärt Lian.

„Wenn schon, denn schon alle", mischt sich nun auch Marzia ein.

„Also ist das jetzt beschlossene Sache?", fragt Lian unsicher.

„Nein. Das war doch nur ein Vorschlag. Etwas Verrücktes eben" , versucht Lenne noch einmal die Kurve zu bekommen.

„Ich habe eine Idee", sagt Storm nach einer Weile.

„Was denn?", fragt Lian.

„Wie wäre es denn, wenn wir eine Zeitkapsel vergraben?", fragt sie die anderen. Daraufhin diskutieren die Freunde eine Weile, doch alle scheinen die Idee wirklich gut zu finden. Sie diskutieren darüber, was in diese Zeitkapsel getan werden soll und wo sie vergraben werden soll.

„Ich würde sagen, wir vergraben sie hier am See. Hier ist schließlich, sozusagen unser gemeinsamer Ort. Hier haben wir so unglaublich viele Stunden zusammen verbracht und schöne Erinnerungen gesammelt", mischt sich Storm noch einmal ein.

„Und was wollt ihr in die Kapsel tun?", fragt sie die anderen.

„Ich wäre dafür, dass jeder eine persönliche Sache hinein tut", erklärt Lian.

„Und ich bin dafür, dass wir Dinge aus unserer Kindheit hineintun. Sowas, wie die Kirschlollys, die wir immer gemeinsam gegessen haben. Hubba Bubba, Badetabletten, die färben. Dieses Knisterzeug, Diese Ketten zum Essen und diese Dinger, Pe2 oder wie die heißen. Centershocks. Diese Brausebonbons und sowas eben" , sagt Elio.

„Ich würde sagen, wir machen ein Foto von uns allen hinein, damit der Finder auch weiß, wer wir waren", erklärt Marzia.

„Und etwas, dass uns alle verbindet. Etwas was unsere Freundschaft wiederspiegelt." , schlägt Lenne vor.

„Und einen Brief an die Finder, vielleicht", sagt Stean.

„Wow. Das sind echt alles geile Ideen. Wofür sollen wir uns da denn nun entscheiden?", fragt Storm, ein wenig überfordert.

„Wir tun alles hinein. Das wird eine geile Zeitkapsel", ergänzt Elio.

„Ich besorge die Sachen, die Elio meinte. Wir haben viel davon im Laden", erklärt Marzia.

„Außerdem muss jeder bis-", beginnt Storm ihren Satz.

„Bis wann wollen wir das alles fertig haben?", fragt sie.

„So schnell wie möglich", grinst Stean.

„Okay. Jeder bis Morgen eine persönliche Sache und Gedanken darüber machen, was wir gemeinsam hinein tun können. Für unsere Freundschaft" , erklärt sie.

„Das Foto machen wir dann morgen mit meiner Polaroid Kamera", erklärt Lenne noch.

„Geil. Das war wirklich bisher deine beste Idee, Storm", freut sich Elio. Den restlichen Tag verbringen die Freunde noch am See, um darin zu baden, denn heute ist einer der heißesten Tage im Jahr. Am Abend beschließen die Freunde, heute im Freien zu schlafen.

„Aber lass uns in einen Garten von uns gehen, oder?", fragt Lian in die Runde.

„Wollen wir nicht lieber hier am See schlafen?", fragt Lenne.

„Willst du von den Mücken zerstochen werden? Die sind hier am See noch viel mehr vertreten, als oben", erklärt Stean ihr.

„Auch wieder wahr. Also in welchem Garten? Lian?" , fragt Lenne.

„Von mir aus. Wir müssen uns nur noch alles herrichten", erklärt er den anderen.

„Und davor Heimkino, oder?", fragt Storm lächelnd. Lian hatte den Beamer inzwischen im Schuppen verstaut, weil sie im Sommer nur noch draußen Filme und Serien schauten.

„Wenn du uns sagst, welchen Film wir alle gemeinsam und wie wir alle gemeinsam dort hinpassen sollen, dann gerne", grinst er.

„Naja, jeder in seinem eigenen Bett", lächelt sie. Sie springen alle noch einmal gemeinsam in den See, um sich ein letztes Mal für diesen Tag abzukühlen. Danach schwingen sie sich aus dem See und wickeln sich in ihre Handtücher, sodass sie Barfuß nach oben laufen, um es sich bei Lian gemütlich zu machen. Sie planen schon einmal voraus, sie alle sind immer noch in die Handtücher gewickelt und besprechen alles für den bevorstehenden Abend. Vorher geht jeder allerdings noch einmal nach Hause, um Abendbrot essen zu gehen. Lian und Storm essen gemeinsam bei Lian selbst. Dies hatten die beiden in ihrer Schulzeit während der sechsten Klasse immer gemacht, da auf einmal beide Väter wieder arbeiten mussten und so konnten sie sich mit dem Kochen abwechseln, da sie den einen Tag bei Storm Zuhause und den nächsten wieder bei Lian essen waren. Das erinnerte die beiden an die alten Zeiten.

„Kannst du dich noch erinnern?", fragen die beiden gleichzeitig und müssen lachen.

„Wie könnte ich das vergessen?", fragt Storm lachend.

„Wir haben damals viel zu viele Maultaschen gegessen, dass wir sie später einmal nicht mehr sehen konnten", lachen die beiden, da es heute wieder diese Maultaschen gibt. Als sie beide fertig sind, beginnen sie, alles herzurichten. Sie nehmen die verschiedenen Liegen, die sie haben und stellen sie nebeneinander.

„Hier können schon einmal zwei schlafen", stellt Lian fest.

„Marzia und Stean", sagt Storm entschlossen, während sie noch eine Liege aus dem Schuppen holt.

„Hier her", sagt Lian und macht dabei seltsame Handbewegungen.

„Ich muss vorher allerdings noch einmal zu den Schafen. Hältst du hier die Stellung? Falls die anderen auftauchen", sagt er und ohne eine Antwort abzuwarten ist er verschwunden. Sie schiebt die Liegen noch näher aneinander, damit sie auch alle auf die Leinwand schauen können. Als sie alle Liegen herausgeholt hat, versucht sie auch den Beamer aus dem Schuppen zu holen. Dieser steckt allerdings fest. Nach ungefähr fünf Minuten und tausenden von Flüchen hat sie es schließlich geschafft.

„Alles okay da drinnen?", fragt jemand von draußen. Storm kommt nun mit dem Beamer heraus und steht vor Lians Vater.

„Ja, alles bestens. Der hier wollte bloß nicht", sagt sie und zeigt auf den Beamer.

„Brauchst du noch Hilfe? Wo ist denn Lian?", fragt er nun.

„Er muss sich noch um die Schafe kümmern"

„Und ich wollte schon meckern. Aber dann erfüllt er ja seine Pflichten", grinst Lians Vater und ist auch schon wieder verschwunden.

Storm richtet noch die letzten Kissen und verschwindet dann im Inneren des Hauses, um die Snacks herzurichten. Dann ertönt auch schon die erste Stimme aus dem Garten und Marzia und Stean sind angekommen. Auch als Elio und Lenne kommen, ist Lian noch immer bei den Schafen. Nach ungefähr einer halben Stunde taucht dieser Herr auch noch einmal auf.

„Sorry, ging nicht schneller. Elsa hat Stress gemacht", sagt er und setzt sich erst einmal auf die nächstbeste Liege.

„Aber Storm hat ja schon alles vorbereitet, wie ich sehe. Danke", sagt er lächelnd.

„Also können wir wohl beginnen", grinst er.

„Ja, dein Vater war so nett und hat mir bei dem Beamer geholfen. Der wollte den Film einfach nicht abspielen"

„Was sehen wir denn?", fragt Stean nun.

„Die wilden Hühner. Den ersten Teil" , grinsen die Mädchen. Sie hatten sich wohl heimlich in der Abwesenheit der Jungs beraten und kriegen nun ihren Willen.

„Muss das sein?", fragen die Jungs.

„Ja, das muss man einfach kennen. Das ist unsere Kindheit. Und ihr alle, einschließlich Marzia kennt diesen Film nicht", sagt sie und startet ihn. Sie sitzt neben dem Laptop, sodass niemand den Filmabend manipulieren kann. Obwohl sie ihre ganze Kindheit miteinander verbracht haben, kannten die anderen manche der Filme nicht.

„Und, wie findest du den Film?", fragt Lenne Marzia lächelnd.

„Gut. Lass uns sobald, wie möglich den zweiten Teil schauen", lächelt diese und die Jungs und Mädchen unterhalten sich noch eine Weile. Stean nimmt gerade sein Glas in die Hand, als er bemerkt, dass der komplette Boden nass ist und an seinem Glas eine Nacktschnecke hochgekrabbelt ist.

„Bah", gibt er von sich.

„Was ist denn?", fragt Lenne ihn.

„Nacktschnecke", sagt er und zeigt den anderen das Glas, die ihn dafür auslachen. Dann merkt Storm jedoch, dass eine der Nacktschnecken auf ihre Decke gekrabbelt ist.

„Okay, das ist wirklich widerlich. Du hast Recht. Hier sind noch mehr", sagt nun auch Lian, der noch mehr Nacktschnecken entdeckt hat.

„Wieso sind denn hier so unendlich viele davon?", fragt Marzia, die nun aufgestanden war und sich den übersäten Boden anschaut.

„Ich glaube, dass kommt durch das Wasser vom Pool. Dadurch ist der Boden nass", gibt Elio von sich.

„Wollen wir dann eventuell umziehen und dort hinten schlafen? Dort können die Nacktschnecken uns nicht angreifen", lacht Lenne.

„Ja, dort hinten müsste es wirklich trocken sein", erwidert Lian und Storm lässt die Nacktschnecke erst einmal auf ihrem Bett kriechen.

„Hast du noch eine andere Bettdecke für mich?", fragt sie Lian dann, weil ihr allmählich kalt wird.

„Nein. Die anderen haben alle schon verbraucht, aber du kannst herkommen, wenn du willst", antwortet er unschuldig.

„Bevor ich mir den Arsch abfriere komme ich zu dir", lächelt sie und kriecht mit unter seine Bettdecke. Die beiden kuscheln sich regelrecht zusammen.

„Dann kannst du mich auch vor den Nacktschnecken beschützen", lacht sie.

„Es ist wirklich echt eklig, wenn so viele davon auf einmal auftreten", sagt Lian.

„Es ist immer eklig, wenn etwas in Massen auftritt. Zumal diese Dinger mir auch nicht zu nahe kommen sollten, denn dann finde ich sie irgendwie abstoßend", erklärt Storm.

„Ist auch verständlich. Ich bin Mal in eine reingetreten, das war auch kein Spaß. Ich bin um mein Leben gerannt, um mein Fuß unter den Wasserstrahl der Dusche zu halten, da ich mich so geekelt habe. Das hat sich echt so widerlich angefühlt", lacht Lian und die beiden reden noch eine ganze Weile, bis die beiden dicht nebeneinander in einen tiefen, traumlosen Schlaf fallen. Die anderen sind noch wach und machen heimlich ein Foto von den beiden, denn ihre beiden Freundinnen beziehungsweise alle aus der Gruppe finden, dass Storm und Lian zusammen gehören. Sie wollen dies ihrer besten Freundin beweisen, denn Lian hatte es ja inzwischen verstanden. Auch wenn es um die neunzehn Jahre seines Lebens gedauert hatte. Fremde dachten manchmal sogar, dass die beiden ein Paar waren, auch wenn Storm dies niemals einsehen würde. Die anderen kichern wie blöde und ermahnen sich gegenseitig, denn die beiden sollten auf keinen Fall aufwachen. Sie machten ständig Fotos von den beiden, um Ihnen zu zeigen, wie glücklich sie sich gegenseitig eigentlich machten. Bald würden sie Storm das Ergebnis unter die Nase halten, denn auch jetzt, in diesem Augenblick scheint es, als hätte sie ein Lächeln auf den Lippen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top