🖤Chris(51)🖤

"Felix Keaton liegt im Zimmer 450.", sagt mir die Dame an der Information des Krankenhauses in Denver und ich bedanke mich, bevor ich mich auf den Weg in das Zimmer mache. Vor vier Tagen wurde Felix zurück transportiert und ist seit heute von der Intensivstation runter.

Als ich an dem Tag neben Felix im Krankenhausbett auf Sizilien wieder aufgewacht bin, musste ich nicht lang warten, bis auch mein bester Freund wieder wach war.
Etwas später wollte er unbedingt hören, was nun mit Henry und mir gewesen ist und ich erzählte es ihm erneut.
Felix hat sich zurückgestellt und ihm ging es deutlich schlechter als mir. Doch er wollte für mich da sein und als ich ihm alles erzählt habe, schaute er mich an und gab mir einen Schlag auf den Hinterkopf.
Felix faltete mich zusammen, so wie es nur er kann und so wie nur er es darf.

"Na wie geht es dir heute?", frage ich, als ich das Krankenzimmer betrete.
"Ganz gut soweit. Aber glaub mir, ich bin froh, wenn ich endlich wieder Zuhause bin. Da ist das Bett und auch das Essen besser. Und bei dir?", äußert Felix und ich setze mich, vor seinem Bett, auf einen Stuhl.
"Geht alles. Ich hab die Unterlagen, von Korea angefordert, dann kannst du das von hier aus prüfen. Deine Eltern haben sich gemeldet und ich habe sie beruhigt. Sie werden nicht kommen.", antworte ich und dann fragt Felix: "Und warst du schon bei Henry?"
"Ich weiß doch noch nicht mal, ob er in Denver oder in Boston ist.", antworte ich und Felix zuckt mit seiner Augenbraue, bevor er meint: "Dann ruf ihn an und wenn du das nicht willst dann ruf jemanden an der wissen könnte wo er sich befindet."

Alles andere was ich ihm gerade erzählt habe scheint ihn nicht zu interessieren, die Firma, seine Eltern nur Henry.

Ich will gerade antworten, da klingelt mein Smartphone.
Ich blicke auf das Display und sage zu Felix: "Das ist Wyatt."
"Dann geh ran.", entgegnet er mir und ich hebe ab: "Hallo Wyatt. Sag mir, wie geht es Henry."
Es platzt schneller aus mir heraus, als ich es denken kann und dann höre ich die Antwort: "Chris, wir brauchen deine Hilfe."
"Wir? Wer wir? Was ist passiert?", frage ich und stehe vom Stuhl auf. Mein Herz schlägt etwas schneller und ich höre Wyatt aufmerksam zu, als er antwortet: "Landon und ich brauchen deine Hilfe. Henry ist bei uns, und ihm geht es mehr als beschissen. Er hat versucht sich umzubringen... ."
"Was?", unterbreche ich Wyatt, doch er meint: "Chris, jetzt hör mir zu. Also, er hat versucht sich umzubringen und die im Krankenhaus in Bosten, haben davon abgesehen ihn einweisen zu lassen, unter der Premisse, dass Henry eine ambulante Therapie startet. Doch er redet nicht mehr, mit niemandem. Einen Termin beim Psychologen hatte er schon, doch auch da hat Henry nicht gesprochen. Wir wissen nicht wie lange der Psychologe das mitmacht, bevor er dann den Schritt geht und Henry einweist. Zu all dem, hat Henry die Uni geschmissen und zu allen den Kontakt abgebrochen. Selbst von Otis will er nichts mehr hören."

"Okay. Ich kann dir folgen und was soll ich jetzt tun?", frage ich und habe mittlerweile auf Lautsprecher gestellt, damit Felix  mithören kann.
"Komm vorbei und rede mit ihm. Vielleicht sagt Henry zu dir wenigsten ein Wort.", meint Wyatt und ich antworte: "Und Landon ist damit einverstanden?"
"Ja schon. Ich habe ihm versucht zu erklären, dass Henry und du eine andere Bindung habt, ganz egal was für Scheiße du gebaut hast. Wir hoffen eben, dass du zu ihm durchdringen kannst. Chris bitte hilf ihm und uns.", entgegnet mir Wyatt und ich blicke Felix an, welcher nickt.
"Wann und wo?", frage ich und ich höre die Stimme am anderen Ende der Leitung: "So bald du Zeit hast, wir sind Zuhause. Danke Chris."
"Bedank dich nicht bei mir, ich trage wohl eine riesige Mitschuld an dem ganzen. Ich mache mich gleich auf den Weg. Bis dann.", lasse ich das Gespräch enden und als auch Wyatt sich verabschiedet hat, lege ich auf.

"Du schaffst das Chris.", sagt mir mein bester Freund und blickt mich an.
"Ich hoffe.", antworte ich nur knapp und Felix meint: "Dann los, geht zu deinem Kätzchen. Ich lieg hier eh nur rum. Melde dich dann."
Ich beuge mich zu ihm hinunter, gebe ihm eine Kuss auf die Stirn, bevor ich sage: "Danke Felix, für alles."
Felix winkt nur ab und ich verlasse dann das Krankenhaus.

Als ich mein Auto vor der Haustür von Wyatt und Landon geparkt habe, steige ich aus und atme nochmal tief durch, erst dann klingel ich.
Der Summer der Haustür geht und ich gehe die Treppen hinauf, bis ich dann vor Landon stehe.
Er sieht nicht gut aus.
"Chris, nur weil ich es zulasse, dass du zu Henry darfst, heißt das noch lange nicht, dass ich es gut finde.", begrüßt er mich und lässt mich dann in die Wohnung.
"Landon, es tut mir leid, was ich Henry angetan habe. Ich hätte mich besser unter Kontrolle haben müssen. Ich weiß selbst, dass ich richtig Scheiße gebaut habe. Wenn ich könnte, dann würde ich die Zeit zurück drehen. Landon du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr mir Henry fehlt.", sage ich und schaue ihm dabei in die Augen.
"Ich kann es einfach nicht verstehen, wie jemand sich so gehen lassen kann und am allerwenigsten von dir.", meint er wendet sich dann ab und lässt mich stehen. Erst dann sehe ich Wyatt, am Türstock gelehnt, stehen.

"Komm ich zeig dir sein Zimmer.", meint Wyatt nur, stößt sich ab und ich laufe ihm hinterher.
"Viel Erfolg.", sagt er nur und nun stehe ich da, vor der Tür hinter der mein Kleiner liegt.
"Wyatt, vertrau mir, auch wenn ich der Letzte bin, der das verdient hat. Ich werde ihm nichts tun, nichts was ihm schadet.", meine ich und Wyatt antwortet: "Wir sind die ganze Zeit hier, wenn du ihm etwas tun solltest, würden wir es hören."
Wyatt dreht sich um und lässt mich dann stehen.

Ich klopfe an, hoffe dass von drinnen irgendein Wort kommt, doch dem ist nicht so.
Ich lege mein Hand auf die Türklinke und drücke sie dann runter. Ich rechne fest damit, dass die Tür abgeschlossen ist, aber damit liege ich falsch.
Ich öffne die Tür und trete ein.
Leise schließe ich sie wieder und sehe Henry, wie er mit dem Rücken zu mir in seinem Bett liegt.

Man riecht, dass in dem Zimmer eine ganze Weile nicht gelüftet wurde. Die Vorhänge sind zugezogen und die Sonne, scheint durch einen kleinen Schlitz.
Ich überlege meinen nächsten Schritt, blicke mich dabei in seinem Zimmer um, denn schließlich bin ich das erste Mal hier.
Das ist ein Kleiderschrank, ein Schreibtisch mit einem Stuhl davor, ein kleiner Nachtschrank und das Bett in dem er liegt. Neben ihm, im Bett, ein paar Stifte und ein Notizbuch.
Dann gehe ich zu dem Fenster, schiebe die Vorhänge zur Seite und öffne es ganz.
Sofort sucht sich die frische Luft einen Weg in den muffigen Raum und ich drehe mich zur Seite, stehe am Fußende des Bettes und blicke Henry an.

Er tut es mir gleich, sagt jedoch nicht ein Wort. Sein Gesicht zu beschreiben, fällt mir schwer. Es wirkt mehr als traurig.
Seine braunen Augen die mich fixiert haben, sind ausdruckslos und leer. Die Decke verdeckt den Rest seines Körpers, lediglich sein Kopf lugt darunter hervor, seine Haare fettig und immer noch blickt er mich einfach nur an.
Fieberhaft überlege ich wie ich ihn ansprechen soll.

"Ich könnte dich jetzt fragen, was passiert ist. Warum du den Kontakt zu Otis abgebrochen und deine Uni geschmissen hast. Ja das könnte ich tun, aber ich weiß dass du mir nicht antworten würdest. Ich könnte dich ebenso fragen warum du dich versucht hast umzubringen, aber auch das tue ich nicht, denn auch darauf wirst du mir nicht antworten. Es ist eigentlich ganz egal was ich dich fragen würde, ich würde auf nichts eine Antwort bekommen. Das einzige was ich tun kann ist hier zu sein, dann wenn du reden willst.", sage ich und setze mich dann auf seine Bettkante.

Neben mir das Notizbuch, Henry liegt weiterhin mit dem Rücken zu mir.
Ich lege meine Hand auf seine Bettdecke, auf der Höhe seiner Hüfte und rede weiter: "Cheri, ich habe dir ein Nachricht geschrieben, die in der ich dir mitgeteilt habe, dass Felix noch lebt. Darin habe ich auch andere Dinge geschrieben, welche, die ich dir persönlich sagen will. Jetzt habe ich die Chance dazu."
Langsam streicht mein Hand über die Bettdecke und ich atme ein paar Mal, bevor ich weiter spreche: "Ich habe dich verletzt, dein Vertrauen missbraucht und Dinge gesagt, dort in meinem Studio, die ich mehr als bereue. Ich habe Regeln missachtet und weiter gemacht, als du schon längst am Ende warst. Henry ich wollte das nicht, nichts davon. Ich habe mich gehen lassen, jegliche Kontrolle über mein Denken, Fühlen und Handeln verloren und habe dich damit mehr als verletzt und zerstört. Cheri ich würde alles dafür tun, damit ich es rückgängig machen kann. Du fehlst mir, so sehr, das Worte es nicht ausdrücken können."

Plötzlich dreht Henry sich um, ich nehme mein Hand weg und dann, als er mit dem Gesicht zu mir liegt mich anschaut, blicke ich ihm wieder in seine Augen.
Vorsichtig lege ich meine Hand auf seine Wange, streichle sie mit meinem Daumen und ich rechne damit, dass er sie weg schiebt, doch da täusche ich mich, nun schon zum dritten Mal, seitdem ich hier bin. Er lässt mich machen und während ich mit meinem Daumen über seine Wange streiche, rede ich weiter: "Ich habe dir mehrfach gesagt wie wertvoll du für mich bist, aber dir niemals erklärt wie genau ich das meine. Ich will es nun endlich tun. Es hat nichts damit zu tun, dass du noch Jungfrau warst, als wir uns kennengelernt haben, oder das du noch keinerlei Erfahrung hattest auf einem Gebiet, in dem ich Zuhause bin. Nein, das meine ich damit nicht. Was ich damit meine, als ich sagte, das du wertvoll bist, bist du als Ganzes. Du hast deinen eigenen Kopf. Du lässt dich nicht so biegen, wie man dich gerade braucht. Du stehst für dich und deine Überzeugungen ein. Du bist für mich wertvoll, weil du, du bist, so wie du eben bist."

Ich rede mich gerade um Kopf und Kragen, habe das Gefühl als bilde ich Sätze die überhaupt keinen Sinn ergeben, doch ich weiß selbst nicht so recht wie ich es ausdrücken soll, was ich genau meine, mit der Aussage dass dieser Junge hier, in dem Bett der größte Schatz ist, den ich jemals hatte.
Immer noch streiche ich über seine Wange und sage weiter: "Mir fällt es schwer über das zu sprechen was ich fühle, das hat es schon immer. Deswegen verzeih mir, wenn das alles etwas holprig daher kommt. Cheri, ich habe jede Nachricht, welche ich an dich geschrieben habe mit dem Satz beendet, 'mit dem Herzen bei dir'. Sowas habe ich vorab noch niemandem geschrieben. Du bist in meinem Herz, hast es von Anfang an in Beschlag genommen. Etwas was, auf dies Art, noch niemand geschafft hat. Cheri du sitzt da ganz tief drin. Du bist so ein besonderer, wertvoller Mensch für mich, weil du in mir Gefühle geweckt hast, die ich glaubte nie fühlen zu können. Du bist wunderschön, du bist klug, weil du nichts kopfloses tust und du bist der für mich wertvollste Mensch weil du es geschafft hast das ich... das ich... ."

Ich breche ab, ich schlucke trocken, denn meine Kehle ist wie zugeschnürt.
Henry's Augen bewegen sich langsam hin und her, doch fixiert er mich dabei weiterhin.
Ich muss das jetzt schaffen. Ich muss es ihm jetzt sagen, was mir klar geworden ist, als er damals, von Knox und Rick bei mir abgeholt wurde.

Ich setze erneut an und bringe dann hervor: "Du bist für mich der wertvollste Mensch, weil du es geschafft hast, das ich liebe. Cheri ich würde dir die Welt zu Füßen legen, ich würde alles dafür tun, damit es dir gut geht. Ich liebe dich so  sehr, dass ich dich schon vermisse sobald du den Raum verlassen hast, indem wir vorher gemeinsam waren. Ich liebe dich so sehr, dass meine Gedanken immer bei dir sind. Ich liebe dich so sehr, dass ich es mir nicht vermag auszumalen, wie es ist, wenn ich mein Leben ohne dich verbringen müsste. Cheri, noch nie zuvor habe ich so empfunden, war so konfus und kopflos. Noch nie hat jemand mich so aus der Bahn geworfen. Niemals hätte ich gedacht, dass das mal jemand schafft. Henry du bist für mich so wertvoll und einzigartig, weil ich weiß, dass das auch niemals wieder jemand schaffen wird. Du bist für mich der Mensch der zu mir gehört. Ich will nur dich und niemand anderen. Ich liebe dich und das sage ich nicht, weil du hier liegst, mich aus deinen wunderschönen Augen anschaust und zutiefst traurig bist. Ich sage dass, weil ich es auch so meine und ich hätte es dir viel früher sagen sollen."

Ich nehme meine Hand von seiner Wange, fühle mich nackt und schutzlos, denn das was ich ihm gerade gesagt habe war das tiefste was ich empfinde. Es sind Dinge die ich nicht gedacht habe jemals aussprechen zu können.
Er bleibt stumm, schaut mich einfach nur an und dann sehe ich das sich Tränen in seinen Augen sammeln, die dann, einen Augenblick später über sein Gesicht rollen.

"Ich sagte ich kann dich zu nichts zwingen, doch ich kann das hier nicht länger sehen.", bringe ich hervor, stehe dabei auf und ziehe ihm die Decke weg.
Nur in Boxershorts liegt er dort und einige Narben sind auf seiner Haut zu sehen, Narben die er hat, weil ich sie ihm zugefügt habe.
Ich packe ihn unter den Schultern und unter den Kniekehlen und auch wenn Henry sich ein wenig wehrt, so hat er doch nicht genug Kraft.
Ich hebe ihn hoch und er weint, schlägt um sich, doch fehlt die Kraft dahinter.

Umständlich öffne ich die Zimmertür und rufe dann: "Wo ist das Bad?"
"Gegenüber.", höre ich Wyatt antworten und ich stoße die Tür auf, hinter der sich das Badezimmer versteckt.
Dort setze ich Henry unter die Dusche, nehme den Duschkopf zur Hand und schalte das Wasser an. Henry sitzt dort, hat seine Knie eng an seinen Oberkörper gepresst, seinen Kopf auf seine Knie gelegt und die Arme um seine Unterschenkel geschlungen.
Sein Körper bebt, Schluchzen ist zu hören und als das Wasser warm ist, stubse ich mir meine Schuhe von den Füßen und steige mit samt meinen Sachen zu ihm unter die Dusche. Ich hänge den Duschkopf in die Vorrichtung, lasse das Wasser über unsere Körper laufen, als ich mich auf den Boden setze und Henry auf meinen Schoss ziehe.

"Cheri ich brauche dich, mehr als du ahnst. Ich brauche dich um zu leben.", sage ich während ich über seinen Rücken streichle und sein Kopf auf meiner Schulter liegt.
Er weint und ich fahre fort: "Komm zurück ins Leben, bitte Cheri, komm zurück ins Leben und gib uns noch eine Chance. Du musst nur ein Wort sagen, wann auch immer dir danach ist."

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