Kapitel 7

Wir sitzen an einem großen Esstisch, an dem locker zwölf Leute platz hätten und vor uns jeweils ein Teller mit zwei Tacos. Vics Vater sitzt mir gegenüber, seine Mutter sitzt ihm gegenüber und Mike isst in seinem Zimmer. Er hat mich nicht gesehen, was wahrscheinlich auch besser ist. Ich meine wer will schon die Person die man hasst, in seinem Haus sehen?

"So Kellin, wie kommt es, das wir dich das erste mal sehen? Bist du neu hier?" fragt Vics Mutter die wie ich jetzt weiß Vivian heißt. "ahm, nein" sage ich leise, ich hasse es mit Menschen zu reden, die mich nicht kennen! Ich habe immer Angst sie hassen mich und wollen eigentlich gar nichts von mir wissen. Oder sie verurteilen mich, wegen meines Aussehens, der art wie meine Stimme klingt, oder meiner Wortwahl!

"Oh, okay." meint Vivian und beißt in ihren Taco. "Erzähl doch ein bisschen von dir, damit wir dich etwas besser kennen lernen!" Vivian sieht mich mit freundlichem Blick an. Was soll ich ihnen denn erzählen? Mein leben ist die Hölle, es gibt nichts das ich sagen könnte, um sie zufrieden zu stellen!

"Er kann Klavier spielen!" erzählt Vic, als ich nach einigen langen Sekunden nichts sage. "Und er kann zeichnen!" fügt er noch hinzu. Woher weiß er das ich zeichnen kann? Was ich übrigens nicht wirklich kann, meine Linien sind nie sauber und meine Bilder immer etwas merkwürdig, nie so wie ich sie haben will!

"Wir haben uns ein Zimmer geteilt bei diesem Ausflug unserer Kunstklasse. Er ist wirklich schlecht darin in diesen Greifautomaten etwas zu fangen und wird schnell nervös!" Wow, er weiß wirklich viel über mich!

"Das klingt doch nach einem netten Jungen!" sagt Vivian und lächelt mich an, Vics Vater sitzt nur da, hört zu und isst seine Tacos, ohne ein Wort zu sagen. "Ihr zwei scheint euch auf jeden fall gut zu verstehen, ich hoffe wir sehen dich hier noch öfter, Kellin! Du hast sicher einen guten Einfluss auf Vic, wenn ihr euch öfter seht!" grinst sie und Vic wirft ihr einen Todesblick zu. "Was denn?" fragt sie unschuldig. "Weißt du Kellin, Vic ist nur mit solchen Leuten befreundet, die ärger bedeuten. Ich meine Gabe und Oli sind ganz nett, aber sie haben, so wie die anderen keinen guten Einfluss auf meine Söhne!" "Mama!" zischt Vic und ich muss kichern. Diese Familie ist so herzlich und nett, naja außer Mike, der mich wahrscheinlich sofort töten würde, wenn er mich hier sehen würde.

Nach dem wir gegessen hatten, sind wir wieder in Vics Zimmer gegangen und jetzt spielen wir irgendein Videospiel das ich nicht kenne. Aber ich kenne sowieso nur sehr wenige Videospiele, da ich nur sehr selten spiele.

Plötzlich fängt mein Handy an zu klingeln und Vic, der bis jetzt total in das Spiel vertieft war, erschrickt und springt fast einen Meter hoch. "Hallo?" frage ich lachend, als ich das dunkle Handy an mein Ohr halte. "Kellin, wo zur Hölle steckst du?" kreischt meine Mutter am anderen ende. "Ich ... Ich bin bei einem Freund, tut mir leid! Ich hätte dir bescheid sagen sollen, aber es war total spontan!" Ich lege den Kontroller zur Seite und Vic sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Dann komm jetzt bitte nachhause, bevor dein Vater wieder aufwacht! Wir wollen doch nicht, das er wütend wird!" ihre Stimme zittert. "Okay, ich komme so schnell ich kann!" sage ich laut und lege auf. "Du musst gehen, mhhm?" ich nicke und der mexikanische Junge sieht mich enttäuscht an. "Ich hätte gerne mehr Zeit mit dir verbracht!" meint er und wirft mir einen Hundeblick zu. "Sorry, aber ich muss wirklich gehen!" Er zieht mich an meinen Schultern nach hinten, so das ich auf meinem Rücken liege. Sein Bett ist wirklich bequem!

Dann lehnt er sich über mich und küsst meine Wange, dann meine Stirn und meine Lippen. "Ich würde gerne noch bleiben, Vic, aber ich will keinen ärger bekommen!" Ich beginne zu kichern als er küsse über meinen Hals pflastert. "Na gut!" meint er schmollend. "Aber dann tauschen wir Nummern, damit ich dir schreiben kann!" er nimmt mein Handy, das neben mit auf dem Bett liegt und zieht sein eigenes hervor. Er tippt auf beiden herum und reicht mir dann meines. "Jetzt kannst du gehen!" grinst er. "Willst du mich etwa los werden?" frage ich gespielt entsetzt. "Auf jeden fall, jetzt geh!" kichert Vic und ich stehe auf, gib ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen und lasse mich von ihm zur Haustür begleiten.

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"Wo warst du zum Teufel?" brüllt mein Vater, als ich das Haus betrete und die Haustür hinter mir schließe. "B.. Bei ei.. einem Freund." stottere ich, lege meine Tasche neben meine Schuhe und betrete das Wohnzimmer wo er auf der Couch sitzt, eine Flasche Bier vor ihm auf dem kleinen Tisch. "Freund? Du hast keine Freunde!" lacht er und steht auf. "D... Doch."

-Gott Kellin, hör auf zu stottern, du weißt wie sehr er das hasst!-

"ha... hat die k... kleine Schwuchtel etwa Angst vor mir?" lacht er, er stottert nicht wirklich, er macht sich nur über mich lustig! Er kommt mir immer näher und ich trete ein paar Schritte zurück, bis ich direkt an der Wand stehe. "Du bist nur ein unnützes Stück dreck, Kellin! Niemand will mit dir befreundet sein!" sein lachen hallt durch das ganze Haus, was dazu führt, das meine Mutter aus der Küche kommt. "Tom lass das!" sagt sie laut, doch er starrt sie nur an. "Halt den Mund!" brüllt er und meine Mutter zuckt zusammen. Sein Blick wandert erneut zu mir. "Ich werde das Schwule aus dir vertreiben!" grinst er und seine Faust landet neben mir an der Wand, lässt die Farbe ein wenig abblättern.

Ich beginne zu zittern und sehe hilfesuchend zu meiner Mutter, welche nur wie erstarrt da steht. Der dunkelhaarige Mann holt aus und innerhalb weniger Sekunden kollidiert seine Faust mit meinem Unterkieferknochen. Ich taumle zur Seite, es folgt ein weiterer Schlag in mein Gesicht. Ich stürze zu Boden, wo er beginnt mich zu treten. Ich schwöre er hat mindestens eine meiner Rippen gebrochen!

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Nach etwa einer halben Stunde Qualen, schleppe ich mich in mein Zimmer. Meine rechte Seite pocht und an meinem linken Arm saugt sich Blut durch mein Langarm Shirt, als sein Fuß mit meinem Arm kollidierte sind wohl ein paar Wunden wieder geöffnet worden. Ich lege mich in mein Bett, erschöpft und müde.

Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche, ein wunder das es nicht kaputt ist! Es schmerzt als ich das Gerät aus meiner Hosentasche hole, vier Nachrichten von Vic. "Kells, ich fand den Tag wirklich schön. Wir können uns öfter treffen?" lese ich leise und ein lächeln schleicht sich auf meine Lippen. "PS. Ich hoffe ich kann dein leben etwas besser machen" besagt die nächste Nachricht. "Ist alles in Ordnung, Kells? Ich mache mir sorgen!" ich seufze, was ebenfalls weh tut. "Kellin, bitte schreib mir zurück, oder ruf mich an. Ich mache mir wirklich sorgen um dich!" Er interessiert sich wirklich für mich! Noch nie hat sich jemand ernsthaft sorgen um mich gemacht und wenn das alles nur ein Spiel für ihn wäre, dann würde er sich nicht um mich sorgen!

"Hey, Vic. Mach dir keine Sorgen es ist alles in Ordnung! Ich fand den Tag auch schön, lass uns morgen reden." Ich sende die Nachricht, lege das Handy auf meinen Nachttisch und vergrabe mich in meinem Bett. Ich erinnere mich an Vics Zimmer, wie groß es war und wie perfekt. Mein Zimmer ist genau das gegenteil! Es ist klein, mein Bett nimmt fast den ganzen Platz ein, ein Bücherregal, ein Nachttisch und eine Kommode mit Fernseher passen gerade so noch in den Raum, es gibt kaum platz zu laufen, deshalb klettere ich immer über mein Bett, wenn ich von der einen Seite zur anderen muss.

Ich liege in meinem Bett, starre an die Decke und hoffe bald einzuschlafen, damit diese Schmerzen endlich nachlassen. Nicht nur die Körperlichen schmerzen, aber auch die Seelischen! Warum geht meine Mutter nie dazwischen, wenn mein Vater wütend wird? Bin ich ihr nicht wichtig genug? Ich weiß sie hat auch Angst vor ihm, aber sie könnte wenigstens ein einziges mal dazwischen gehen! Sie hasst mich auch! Sie will das er mich tötet, deshalb geht sie nicht dazwischen! Die sorgende Mutter hat sie nur gespielt, jetzt da mein Vater wieder da ist, zeigt sie ihr wahres Gesicht! Aber was erwarte ich denn von jemandem, der mich täglich ertragen muss? Es ist doch klar das man mich irgendwann hasst, wenn man mich kennt!

Tränen bahnen sich ihren weg über mein Gesicht und im Moment will ich einfach nur an den von meinem Vater zugefügten Verletzungen sterben. Hätte Vic mich heute nicht geküsst, hätte er mir nicht gezeigt, das ich ihm etwas bedeute, dann würde ich mich umbringen! Ich würde auf unser Hausdach klettern und herunter springen, oder einen Haufen Tabletten schlucken und mir die Pulsadern aufschneiden!

Aber ich glaube Vic jetzt, das er mich gern hat und es ihn interessiert wie es mir geht. Deshalb werde ich versuchen am leben zu bleiben, fürs erste! Aber sobald Vic die schnauze wieder voll hat von mir, dann werde ich gehen, für immer! 

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