Kapitel 6
Soll ich wirklich mit ihm mit gehen? Was ist das schlimmste das passieren kann? Er könnte mich umbringen, oder als Geisel nehmen! Seine Freunde könnten auch da sein und mich zusammen schlagen!
-Atme, Kellin, Atme! Ein und wieder aus-
"Bitte!" seine Stimme klingt flehen und ich beschließe meine Ängste zu ignorieren, was ziemlich schwer ist. Ich denke wenn mir bei Vic etwas schlimmes passiert, dann ist das mein Schicksal, wenn er mich umbringt, wäre ich sogar dankbar dafür!
"Na gut." murmle ich, seine Augen funkeln und seine Lippen formen ein zufriedenes grinsen. "Na dann komm!" sagt er und nimmt meinen Arm, ich zucke zusammen, als er auf die Selbstzugefügten Wunden unter meinem Langarm Shirt drückt. Er dreht sich zu mir und sieht mich mit traurigem Blick an. "Tut mir leid." meint er leise, lässt von meinem Arm ab und greift nach meiner Hand. Als wir zu den großen Schultoren laufen, verschränkt er seine Finger mit meinen und Gänsehaut macht sich auf meinem Körper breit.
Vic zieht mich zu einem silbernen Audi, der an der Straße vor der Schule steht. Er lässt meine Hand los und zieht einen Autoschlüssel aus seiner Hosentasche. Ganz Gentleman like öffnet er mir die Tür, so das ich einsteigen kann. Ich steige langsam ein, vermisse bereits das Gefühl von seiner Hand in meiner.
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"Wir spielen ein Spiel! Du stellst mir eine frage, ich beantworte sie und dann stell ich dir eine frage und immer so weiter, okay?" fragt Vic. Er sitzt auf seinem Kingsize Bett, angelehnt an das Kopfende und die Beine verschränkt. Sein Zimmer ist ziemlich cool, auch wenn es ein bisschen aussieht wie frisch aus einem Katalog. Ein schwarzer Schrank bedeckt die eine Wand, gegenüber steht ein schwarzer Schreibtisch und in der Mitte steht ein gigantisches Bett. An der Wand hängen drei eingerahmte Poster und neben dem Schreibtisch sind acht Regale in die Wand genagelt, auf welchen sich CDs und DVDs sammeln.
"Okay!" antworte ich und drehe mich auf seinem weißen Schreibtischstuhl. Alles in diesem Zimmer ist dunkel, bis auf die Bettwäsche auf Vics Bett, die Wände und der Stuhl auf dem ich gerade sitze. "Gut, dann fang an!" "Du hast gesagt, deine Freunde sind nicht wirklich deine Freunde, wie ist das gemeint?" frage ich und bemerke erst jetzt, das an der einen Wand gegenüber zweier Fenster ein Flachbildfernseher an der Wand hängt und daneben steht eine Gitarre. Wow, seine Familie muss wirklich viel Geld haben!
Vic schluckt laut hörbar und ich wende mich nun komplett zu ihm. Ich mustere ihn, wie er da sitzt wie ein neugieriges, jedoch etwas ängstliches Kind. Er spielt mit seinen Fingern und sein eines Bein bewegt sich leicht. "Es sind Mikes Freunde, ich bin nur mit ihnen befreundet, weil ich ihn beschützen muss!" "Beschützen, vor was?" frage ich verwirrt, wovor muss er seinen Bruder beschützen? Ich meine Mike ist alt genug um auf sich selbst aufzupassen, oder?
"Ich bin dran mit einer frage, aber danach beantworte ich die frage die du eben gestellt hast!" Ich rolle mit den Augen und sehe ihn erwartungsvoll an. "War das dein Vater, der die von dem Ausflug mit deiner Mutter abgeholt hat?" fragt er und ich nicke, was sollte die frage? Warum interessiert es ihn ob es mein Vater war?
"Er scheint nicht wirklich viel Interesse zu zeigen!" stellt Vic fest, ich zucke nur die Schultern. Natürlich hat er recht, mein Vater interessiert sich nicht wirklich für mich.
"Jetzt beantworte die frage, wovor du deinen Bruder beschützen musst!" "Eigentlich sollte ich es dir nicht sagen, aber ich hab dich wirklich gern, Kellin und ich möchte das du mich ein bisschen besser verstehst! Vor etwa drei Jahren als ich fünfzehn war und Mike vierzehn, hatten meine Mutter und mein Großvater einen Autounfall, sie hat ihr rechtes Bein verloren und das hat unsere gesamte Familie verändert. Meine Mutter hatte weniger Zeit für uns, weil sie oft ins Krankenhaus musste und mein Großvater lag vier Monate im Koma, bis er starb. Mein Bruder und mein Großvater standen sich ziemlich nahe und als er sah, das mein Vater anfing zu trinken um den schmerz zu lindern, dachte er es wäre eine gute Idee, es ihm gleich zu tun. Er fing an meinem Vater Alkohol zu klauen und in der Schule fand er Freunde, die ihm Drogen gaben.Mein Vater hat aufgehört zu trinken, als er gemerkt hat, was für einen Einfluss das auf Mike hat.
Ich musste in ihrer Gruppe aufgenommen werden, nur so kann ich verhindern, das er zu viel nimmt! Ich meine er ist jetzt siebzehn und er trinkt ab und zu, er nimmt immer noch Drogen, aber keine harten Drogen mehr. Weil wir uns jetzt näher stehen als jeh zuvor und ich etwas mehr Einfluss auf ihn habe, aber das ganze funktioniert nur, weil seine Freunde mich akzeptieren!" erklärt er und Tränen bahnen sich ihren weg über sein Gesicht. Ich bin sprachlos, es gibt nichts was ich jetzt sagen könnte, um ihn zu trösten, oder um die Situation in der er steckt zu ändern.
Statt irgendetwas zu sagen, stehe ich auf und setzte mich neben ihm. Ich lege meinen Arm um seine Schulter und er lehnt sich in meine Seite. Er sieht mich an, sein Blick zeigt einen gebrochenen Jungen. Ich dachte immer, er hätte das perfekte leben und als ich das große Haus gesehen habe, in dem er wohnt und jetzt sein Zimmer, dachte ich wirklich sein leben muss perfekt sein! Aber er ist genauso kaputt wie ich! Seine Seele ist gebrochen, genau wie meine!
"Es tut mir leid, Kellin! Ich weiß, ich habe dein leben zerstört und ich will das ändern, ich will dein leben besser machen! Aber ich weiß nicht wie ich das tun soll, ich muss auch auf Mike aufpassen, sonst landet er irgendwann wegen einer Überdosis im Krankenhaus!" schluchzt er und vergräbt sein Gesicht in meiner Schulter. "Du solltest offen mit ihm darüber reden!" sage ich, eigentlich wollte ich das gar nicht laut aussprechen, aber es ist der einzige nützliche Gedanke, der mir in den Sinn kommt.
"Das habe ich schon so oft versucht! Aber ich bin nicht wirklich gut in ernsten Gesprächen, oder im reden allgemein!" er lacht bei dem letzten teil seines Satzes und sieht mich an. "Sorry, das ich dich mit meinen Problemen hier voll heule!" "Ist okay! Ich dachte erst, du verarschst mich, mit dem ganzen du willst mich kennen lernen und so, aber jetzt glaube ich dir! Deshalb möchte ich dir danken, das du so offen bist!" Er wollte sicher keine rede von mir hören! Warum denke ich nicht bevor ich so etwas sage? Es klingt sicher mega merkwürdig!
"Du dachtest ich verarsche dich nur?" "Kannst du es mir verübeln?" er sieht mich mit diesem Hundeblick und dann presst er seine Lippen auf meine. Unsere Lippen bewegen sich perfekt zusammen, er verändert seine position und sitzt mit einem mal direkt vor mir. "Kellin, ich habe dich wirklich gern, sogar mehr als gern!" meint er, als unsere Lippen wieder komplett voneinander ablassen. "Ich dachte du hasst mich!" Tränen bilden sich in meinen Augen, Oh Mann warum muss ich jetzt anfangen zu heulen?
Vic schüttelt seinen Kopf. "wie könnte ich jemals jemanden hassen, der so wunderschön und süß ist, von außen, so wie von innen?" Noch nie hat jemand so etwas schönes zu mir gesagt, noch nie hat mich jemand so gesehen!
s"Wenn du weiter so viel grübelst, dann bleiben diese Denkfalten für immer." lächelt Vic und streicht über meine gerunzelte Stirn. "Hör auf so viel zu denken, du ziehst dich nur selber damit runter!" seine Hand wandert zu meiner Wange und er wischt mit seinem Daumen eine Träne weg, die sich alleine ihren weg über meine Wange suchte.
"Spielst du?" frage ich und deute auf die Gitarre, die an der weißen Wand lehnt. "Seit ich sieben bin, was ist mit dir? Spielst du irgendwelche Instrumente?" fragt er und nimmt meine Hand in seine. "Ich kann ein paar Noten auf dem Klavier." Ich erinnere mich daran das ich unbedingt ein Instrument lernen wollte und meine Mutter mir das Klavierspielen beibrachte, weil sie Klavier spielen kann und wir nicht genug Geld hatten, um irgendeinen teuren Lehrer zu bezahlen, damit er mir etwas beibringt.
"Oh und ich singe, aber meine Stimme ist grässlich!" lache ich. "Ich bin mir sicher du klingst gut!" lächelt der Junge mit den schokoladen braunen Augen und küsst meine Wange. "Darf ich dir eine frage stellen, Kellin?" er sieht mich an, als hätte er Angst zu sagen, was er sagen will. "Klar, schieß los!" ich ziehe meine Augenbrauen hoch und warte ungeduldig auf seine frage. "Werd aber nicht böse!" "frag endlich!" "Dein Vater trinkt, oder?" fragt er. Wovon redet er? Ja mein Vater hat ein problem mit Alkohol, doch in den letzten Tagen, seit ich wieder zuhause bin, hat er weniger getrunken als sonst. Eine Flasche Vodka und ein Bier über den Tag verteilt ist nicht gerade wenig, aber es ist weniger als bevor er ins Gefängnis gekommen ist!
"Du kennst ihn doch gar nicht!" "Aber ich sehe es, ich erkenne selbst kleine Anzeichen, weil mein Vater ein Jahr lang, sehr viel getrunken hatte und mein Bruder auch Alkohol Probleme hatte und immer noch ein kleines Problem damit hat!" "Was interessiert es dich?" zische ich, plötzlich wütend darüber das er mich nach meinem Vater frägt. Warum macht mich das wütend? Vielleicht weil ich nicht will, das jeder weiß das nicht nur ich kaputt bin, sondern auch meine Familie?
"Tut mir leid, das ich gefragt habe! Aber wenn er Hilfe braucht, oder möchte, dann kann mein Vater sicher ein paar Tipps geben und so..." "Können wir über etwas anderes reden!" brülle ich und bevor ich mich entschuldigen kann, klopft jemand an der Tür und eine kleine, brünette Frau öffnet die Tür. "Alles in Ordnung?" fragt sie und ich mustere sie. Sie trägt ein blaues Top und eine weite blaue Hose, sie trägt weder Socken, noch Schuhe. Man erkennt das ihr eines Bein nicht echt ist, würde man sie so sehen, würde man es nie sehen. Nur an den Füßen erkennt man das Kunststoff Bein.
"Alles bestens, Mama!" meint Vic und dreht sich zu seiner Mutter um. "Okay, na dann. Es gibt in einer halben Stunde esse, bleibt dein Freund solange hier?" Vic sieht mich an. "Wenn ich darf!" sage ich leise und die mexikanische Frau, die wirklich große Ähnlichkeit mit ihrem Sohn hat lächelt. "Natürlich darfst du, sonst hätte ich doch nicht gefragt!" sie schaut mich mit großen Schokoladenfarbenen Augen an und dann wandert ihr Blick zu Vic. "Ein Kunde deines Vaters kommt nach dem essen, geht also nach dem essen gleich wieder in dein Zimmer, okay?" Sie klingt freundlich und fordernd zu gleich. "Jaja!" meint Vic und seine Mutter verlässt wieder das Zimmer, schließt die Tür hinter sich.
"Hast du lust bis zum essen, Mario Kart zu spielen?" fragt Vic nimmt einen Kontroller von seinem Nachttisch. "klar!" lächle ich, er öffnet die Schublade seines Nachttisches und reicht mir einen zweiten Kontroller, dann schaltet er den Fernseher ein.
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