Kapitel 3
"Lass uns Spaß haben!" meint Vic, als er am Abend aus dem Bad kommt. "Es ist zehn Uhr Abends!" "Du bist echt so ein Langweiler, Kellin!" schmollt er und sieht mich mit hervorstehender Unterlippe an. "Ich bin kein Langweiler, ich halte mich nur an die Regeln!" ich verschränke meine Arme und setzte mich im Schneidersitz auf mein Bett. "Regeln sind da, um gebrochen zu werden!" grinst Vic, doch ich schüttle nur den Kopf. Er will mit mir in diese Bar gehen, die er vor ein paar Tagen entdeckt hat. Warum will er sowieso unbedingt mit mir da hin? Wir sind nicht mal Freunde!
"Komm schon Kells, ich gebe dir hiermit die Chance mit mir in eine Bar zu gehen! Niemand auf der ganzen Schule würde sich diese Chance entgehen lassen!" warte, hatte er mich eben Kells genannt? Dieser Spitzname klingt wirklich süß aus seinem Mund! Okay, Kellin, konzentriere dich!
"Dann bin ich eben ein niemand!" In seinen Augen kann ich deutlich erkennen, das er überrascht ist von meiner Ablehnung. Anscheinend, schlägt ihm selten jemand etwas ab.
"Dann geh ich eben allein, du Spielverderber!" "Hast du etwas Angst, alleine zu gehen?" frage ich und ziehe meine Augenbrauen hoch. Er sieht mich verblüfft an und schüttelt den Kopf. "Ich? Ich habe vor gar nichts Angst!" seine Stimme klingt nicht gerade überzeugend und ich muss mir ein kichern unterdrücken. Vic Fuentes hat Angst alleine in eine Bar zu gehen? Aber er war bereits alleine dort!
"Ich mag es nur nicht alleine zu sein, das ist alles!" meint er leise und schlüpft in seine mit winzigen Pizza stücken aufgemalten Vans. "Aber wenn du so ein laaaangweiler bist, dann gehe ich eben alleine!" er streckt mir die Zunge heraus und öffnet die Tür des Hotelzimmers. "Wenn du die betrinken willst, dann geh endlich! Mister Langweiler hier, will sich nämlich ausruhen und das ist mit deinem rum generve leider nicht möglich!" Ich lasse mich rückwärts auf das Bett gemachte fallen und starre an die Decke. "na schön! Bis dann!" brummt der Junge mit den braunen Haaren und verschwindet.
Endlich habe ich meine ruhe! Er kann wirklich nervig sein, auch wenn es eher ein süßes nervig ist! Wie kann jemand süß nervig sein? Ich habe keine Ahnung, aber Vic ist es! Vic ist süß nervig!
Ich schließe meine Augen und alles an das ich denke ist Vic, selbst als ich langsam in den Schlaf trifte, sind meine Gedanken bei Vic. Ich sehe seine perfekten Haare, wie sie weich über seine Schultern fallen, seine Augen wie sie mich mit aufforderndem Blick ansehen und seine, von seinem Shirt betonten Muskeln. Dann beginne ich zu träumen, träume die sich nicht für jemanden gehören, der keine Gefühle für einen gewissen mexikanischen Jungen hat.
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Als ich meine Augen wieder aufmache, sehe ich Vic, welcher direkt vor mir steht und mich mit einer Flasche in der Hand mustert. "Was zu zum..." sage ich leise und sitze innerhalb Sekunden gerade in meinem Bett. "Sorry!" kichert er und wendet seinen Blick zum Fenster. "Du bist s... süß, wenn du schläft." murmelt er und ich spitze die Ohren. "Rede weiter!" lächle ich und spüre wie meine Wangen feuerrot werden. Vics Blick wandert wieder zu mir und seine Augen sind fast so groß wie der Vollmond, der durch das Fenster scheint. "Ahm, ich ... ich habe nichts gesagt!" er wirft dramatisch seine Hände in die Luft, lässt die Flasche fallen und springt fast einen Meter hoch, als das Glas mit einem lauten knall in tausend Scherben zerbricht.
Vic sieht das Chaos auf dem Boden nur an, er sieht aus wie eine Eisstatue. "Willst du das nicht wegräumen?" frage ich und rolle mit den Augen. "Nope!" kichert Vic und tritt einen Schritt zurück. "Dann geh zur Seite!" befehle ich laut, stehe auf und sammle die größten Scherben mit der Hand auf. Vics Augen folgen jeder meiner Bewegungen. Als ich die meisten Scherben in den Müll geworfen habe, lege den Mülleimer seitlich auf den Boden und versuche die restlichen kleinen Glasstückchen mit einem großen Besen in den Mülleimer zu transportieren. "Zeig mir deine Arme!" durchbricht Vics Stimme die stille, nachdem ich den Mülleimer wieder an seinen Platz stelle. "Was?" frage ich laut und drehe mich zu ihm um. "Ich will deine Arme sehen!" er knirscht mir den Zähnen und greift nach meiner Hand, zieht mich näher an sich heran. "Was hast du vor?" meine Stimme zittert, er macht mir ein wenig Angst.
"Drehe deine Arme!" befiehlt er laut und tränen beginnen sich ihren weg über meine Wangen zu machen. Ich will nicht, das er die Narben näher sieht! Was wird er machen, wenn er eine bessere Sicht hat? Wird er Fotos machen, um sich über mich lustig zu machen? Fotos machen und sie in der gesamten Schule verteilen?
"Was, warum sollte ich das tun?" frage ich und versuche meine Unsicherheit mit einem lachen zu überspielen. "Weil ich es sage!" knurrt er, nimmt meine Handgelenke und dreht sie mit einem mal um, so das die I meiner Unterarme gut sichtbar sind. Er hätte ruhig etwas sanfter sein können! "Du hast versucht dich umzubringen?" ich bin mir nicht sicher, ob er sich gerade nur über mich lustig macht, oder ob die frage ernst gemeint ist.
"Was glaubst du wo ich letztes Jahr neun Wochen war?" heiße Tränen brennen in meinen Augen. "Also ist es wahr? Die ganzen Gerüchte sind wahr?" "Vic, für einen klugen Menschen stellst du dich echt dumm an!" kichere ich, doch er sieht mich mit ernstem Blick an. "Ich dachte.... Ich dachte es sei alles nur erfunden um dich fertig zu machen! Hä... hätte ich gewusst das es wahr ist, dann hätte ich dich nie so schlecht behandelt!" Ich traue meinen Augen kaum, als seine Augen sich mit Tränen füllen. "Warum wolltest du sterben, Kells?" "Ich werde dir nicht meine ganze Lebensgeschichte erzählen!" Ich wische mir mit meiner Hand die Tränen aus dem Gesicht. "Vic, wir sind nicht einmal Freunde und sobald wir wieder zuhause sind, wird alles so sein wie bevor wir hier her gekommen sind!"
"Was wenn nicht?" "Was wenn nicht, was?" ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und versuche zu durchschauen was Vic vor hat. "Was wenn ich die anderen dazu bringe, dich nicht mehr so schlecht zu behandeln?" "Wie viel hast du getrunken?" frage ich kichernd, doch Vics Blick wirkt so ernst, das ich mich schlecht fühle, weil ich ihn nicht ernst nehme. Aber das ist sowieso nur ein Spiel, oder?
"Kellin es tut mir wirklich leid, wie ich dich behandelt habe, okay?" "pff" Ich lasse mich nach hinten fallen und lasse mich von der wärme des Bettes umgeben. "Kells, ich werde alles tun, damit du in der Schule nicht mehr so sehr leiden muss!" meint er laut, doch ich schließe nur meine Augen. Er verarscht mich doch, oder?
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Der letzte Tag unseres Ausflugs ist schneller gekommen als erwartet, Vic und ich haben kaum drei Worte gewechselt, seit dieser einen Nacht, in der er so getan hat als wolle er mir helfen. Ich bin froh, wenn ich ihn nicht mehr jeden Tag sehen muss, naja nicht rund um die Uhr zumindest. Allerdings habe ich schreckliche Angst nachhause zu gehen, meine Mutter hat gestern angerufen und mein Vater ist wieder zuhause. Der Mann der mich zusammen geschlagen hat, als ich eine sechs bekommen hatte in der Mathearbeit, da war ich in der fünften Klasse. Er hat mir den Arm gebrochen, als er herausfand das ich Schul bin und er hat mir drei Rippen gebrochen als ich wieder aus der Psychiatrischen Klinik des Krankenhauses entlassen wurde.
Vielleicht ist er aber gar kein Monster, vielleicht ist er nicht das Problem! Vielleicht bin ich es, ich bin die pure Enttäuschung für ihn, ich bin das Problem! Aber das nimmt mir nicht wirklich die Angst!
"Na wie sieht es mit eurem Fotoprojekt aus? Schon ein paar gute Fotos gesammelt?" fragt Herr Way, der sich mit Herr Iero uns gegenüber gesetzt hat. Wir sind im Moment essen, es gibt eine so große Auswahl an Lebensmitteln, am liebsten würde ich alle Gerichte probieren. Aber die meisten davon haben sicher tausend Kalorien, also habe ich nur einen Salat mit Putenbrust Streifen und eine Kinderportion Spaghetti bestellt. "Oh, wir haben ein paar Bilder, wir müssen nur noch die guten finden." kichert Vic und isst ein Stück seines Schnitzels. "Das ist toll, ihr versteht euch auch besser, oder?" fragt Herr Iero und nimmt einen bissen seines Vegetarischen Kartoffelauflaufs. "Oh, ja. Wir verstehen uns besser!" antwortet Vic, mein Blick bleibt auf meinem Teller und mein Mund hat nicht die kraft mit meinen Lehrern, oder Vic zu reden. Ich bin viel zu erschöpft von den Gedanken an meinen Vater, das jedes meiner Worte einfach in meinem Hals stecken bleiben.
"Das ist schön zu hören!" lächelt Herr Way und als ich nur für einen kurzen Moment aufsehe, erkenne ich wie Herr Way seine Hand auf Herr Ieros Oberschenkel legt und dessen Hand drückt. Süß! Ich will das auch haben! Ich will, das jemand ganz heimlich seine Hand auf meinen Oberschenkel legt und meine Hand drückt! Das mich jemand so ansieht wie Herr Iero meinen rothaarigen Kunstlehrer ansieht, ich wünsche mir über alles jemanden der mich liebt! Aber wer könnte mich schon lieben? Außerdem würde, selbst wenn mich jemand lieben würde, mein Vater denjenigen verscheuchen. Dann würde er mich wahrscheinlich zusammen schlagen und mich anschreien.
Aber damit er das macht, brauche ich niemanden der mich liebt! Ich brauche einfach nur in seiner nähe zu sein, das infiziert ihn mit der Tollwut! Meine reine Anwesenheit reicht, das man mich hasst!
"Kellin, alles in Ordnung?" fragt Herr Way und sieht mich besorgt an, ich ziehe meine Augenbrauen fragend zusammen. "Du bist ziemlich blass und es sieht aus, als würdest du gleich Ohnmächtig werden!" stellt Herr Iero fest. "E ... Es geht mir gut!" presse ich hervor und mit einem mal wird mir schlecht und meine Sicht verschwimmt ein wenig und das alles, nur bei dem Gedanken an meinen Vater. "trink etwas!" befehlen die beiden Lehrer wie aus einem Mund. Ich nehme mit zitternden Händen mein Glas und trinke etwas von meinem Wasser. Ich versuche ruhig zu atmen und bemerke, das ich fast eine Panikattacke hatte. "Gehts besser?" fragt Herr Iero und ich nicke.
"gut." murmelt Vic und isst weiter, ich stochere in meinem Essen herum, bekomme keinen bissen mehr herunter. Was wenn mein Vater merkt, das ich Gefühle für jemanden entwickle? Wenn er merkt, das ich mich nicht verändert habe, seit er mich das letzte mal gesehen hat? -Frank, hör auf so viel zu denken! Du kannst nicht beeinflussen was geschieht!-
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