6 - Für Immer

Mrs Hudson hatte sich überraschender Weise schnell wieder beruhigt. Oder sie hyperventilierte gerade in ihrem Zimmer.

John wollte eigentlich nicht die Polizei hinzuziehen. Es war schon das sinnvollste, aber es gab nur eine Frage die ihm im Kopf herum kreiste:

Wieso wollte dieses Monster alias Mr. Holmes ihn beschützen?

Und die würde er nicht beantwortet kriegen, wenn die Polizei hier herum streifte.

Trotzdem hatten sie sich darauf geeinigt die Behörde einzuschalten, auch weil dann niemand sie des Mords verdächtigen würde. Man stelle sich vor man findet eine rote Blut Pfütze eine Pistole und einen nicht vorhandene Greg - der zufällig der Chef Polizei war - in einer alten mystischen Burg mit einem neuen Besitzer aus der Familie des ungelösten Mords von Gregs Vorfahren!

Johns Kopf war ein einziges Chaos.

Natürlich konnte er da nicht schlafen. Dennoch versuchte er wenigstens mit geschlossenen Augen nachzudenken. Er lag in seinem provisorischen Bett, die Arme hintern Kopf verschränkt, alle Fenster und Türen fest verschlossen ... doch da war ein Windstoß. Hellwach schlug John die Augen auf. Die Fenster waren geöffnet und nicht nur das. Der junge Mann erschrak, als er die dunkle Gestalt auf seinem Fensterbrett bemerkte.

Eine tiefe, warme Stimme erfüllte das kleine Turmzimmer.

"Es tut mir Leid."

John brauchte nicht genauer hinzusehen, um zu erkennen wer es war. Was ihn jedoch zu zweifeln gab, war, dass er keineswegs Panik schob. Er richtete sich auf, doch der Mann auf dem Fensterbrett rührte sich nicht. Also stand John auf, kramte ein Feuerzeug raus und zündete eine der Kerzen an die in einer Kiste neben ihm lagen. Langsam ging er auf die dunkle Gestalt zu, mit der schwach leuchtenden Kerze in der Hand.

Ein paar Schritte vor Mr. Holmes blieb er stehen. Dieser rührte sich immer noch nicht, er atmete nur hörbar angestrengt. Die Ruhe in John war unnatürlich - müsste er nicht eigentlich Angst vor diesem Mann haben? War er überhaupt ein Mensch?

Vorsichtig hob er die Kerze zu Holmes' Gesicht. Gerade als John die Blutspuren erkannte, richteten sich blau-grüne Kristalle auf ihn. Die Augen strahlten noch kräftiger als sonst, was der rötliche Schimmer darin nur untermalte.

Einige Minuten sahen sie sich nur an. Dann öffnete Holmes seinen Mund, doch außer einem brüchigen "John ..." kam nichts heraus. Vorsichtig näherte sich der junge Watson und strich mit der freien Hand über seine hohen Wangenknochen. Das Blut unter seinen Fingern war noch leicht feucht, also versuchte John es weg zu wischen. Bei den Gedanken es könnte Gregs Blut sein, stockte er jedoch. Holmes wand sich ab, als er Johns starre Augen bemerkte.

"Warum hast du mich nicht ... ", John suchte ein anderes Wort für 'umgebracht'," ... angegriffen?"

Wahrheitsgetreu gab der Lord eine leise Antwort. "Ich konnte nicht."

Mit allem hatte der Blondschopf gerechnet; Nur nicht damit.

Holmes rutschte von der Fensterbank, sodass er direkt vor John landete, der nun durch das Kerzenlicht den gesamten Mann ansehen konnte. Triefend rot waren das Hemd, das an der einen Schulter zerissen war, an der anderen ein Schussloch hatte. Die dunklen Locken hingen verklebt in seiner Stirn, von Schweiß und weiteren Blut, vermutete John. Dunkle Strieme zogen sich über das nun nicht mehr bleiche Gesicht. Er sah sogar lebhaft aus, nicht mehr so dürr und kreidebleich.

"Wir müssen dich waschen." stellte John sachlich fest. Auch wenn er das Gefühl hatte, dass nicht er das sagte.

Ohne Wiederstand folgte der große Mann dem Kleinen ins Badezimmer. John lotste ihn in die Wanne und machte sich selbst auf den Weg Wasser zu holen.

Holmes kniete in dreckigem Hemd neben der Badewanne und zündete Kerzen an. Während der junge Watson die Wassereimer geschleppt hat, hatte der Lord die Kiste Kerzen geräubert und nun überall im Raum platziert. Als er John im Eingang bemerkte, stand er auf und wollte ihm bei dem Wasserkübeln helfen.

John erstarrte für einen Moment, als er sah, dass Mr. Holmes wirklich nur noch dieses versiffte Hemd anhatte. Es ging gerade so über den Po. John versuchte alles nur nicht auf den halb nackten Mann zu sehen, was überaus schwer war, bei all den Kerzen und der einzigen Wanne im Raum, die sie beide befüllten.

Da schoss John das Bild eines kochenden Kessel in den Kopf, wie Holmes ihn in der Wanne garen würde. War er eigentlich Hirntot? Dieser Mann oder was auch immer er war, könnte ihn bestimmt ohne mit der Wimper zu zucken umbringen. Warum half John ihm dann auch noch? Er könnte einfach gehen und ihn mit den Wunden aus dem Fenster schmeißen oder so, oder Gregs Pistole holen und ihm noch mehr Löcher in den Körper schießen.

Aber er tat es nicht.

John redete sich ein, dass es daran lag, dass er Menschen heilen wollte, er war schließlich Mediziner. Also half er dem mysteriösen Mann aus dem letzten Kleidungsstück und in die halbvolle Wanne.

Er konnte nicht anders als den starken Rücken zu fixieren, der vor ihm ins Wasser glitt. Holmes stöhnte entspannt und gleichzeitig schmerzvoll, als das kühle Wasser seine Wunden reinigte. Er merkte die Blicke des Jungen, der in einem Wassereimer sein Hemd wusch. Er wollte ihn davon abhalten, schließlich war es anscheinend sein Freund, der nun zum Teil in diesem Stück Stoff hing.

"Kannst du mir helfen?"

Die dunkle Stimme hallte bedrohlich durch den Raum. Johns blaue Augen sahen unsicher zu dem Mann in der Wanne. Ein vor Wasser glänzender Arm deutete auf den dunklen Punkt zwischen seinen Schulterblättern.

John stellte sich zögerlich hinter Holmes, der ihn auf einmal geduzt hat.

Es waren gefühlte Meilen zwischen seinen Fingern und der nassen Haut. Doch als er über die aufgequollene Wunde strich, war John überrascht, wie stark und warm die helle Haut war. Mit einiger Überwindung begann er nach der Pistolenkugel zu suchen, die sich tief in das Fleisch einbohrt hatte. Holmes keuchte vor Schmerz auf und John gerat ins Schwitzten, da er das noch nie bei einem lebenden Menschen gemacht hatte.

Einen solchen Schuss hätte auch kein normales Wesen überlebt.

Endlich konnte er das Metall zwischen seinen Fingern spüren und zog es aus Holmes Rücken.

Außer Atem saß John neben der Wanne am Boden und blickte in die ebenso erleichterten Augen seines nächtlichen Besuchers.

"Sie ist draußen." bestätigte John, die nasse Kugel hoch haltend.

Holmes lachte leise, dann zog er sich ein Stück aus dem Wasser, bis John seinen gesamten Oberkörper sehen konnte. Ganz im Gegensatz zu den letzten Tagen war er extrem muskulös und breiter als John es in Erinnerung hatte.

Der junge Watson verstand die Aufforderung, ohne dass der Ältere noch etwas sagen musste. Holmes Brust zierten weitere vier Schusslöcher, in denen wohl noch Kugeln steckten.

Die erste Berührung war seltsam. Sowohl Holmes Herz schlug höher, als auch Johns. Der Lord musste sich darauf konzentrieren, das hüpfende Herz zu ignorieren, dass an den Adern hing, welche unter seine Haut glitten um das Metall heraus zu ziehen.

John allerdings fühlte sich in erster Linie komisch seine Finger in das Fleisch eines anderen Wesens zu stecken, das heiße Blut zu spüren und zu wissen, dass der Mann vor ihm eigentlich tot sein müsste. Aber es war noch etwas. Die warme Haut kribbelte angenehm unter seinen Fingern, denen, die sich nicht gerade auf der Suche nach Pistolenkugeln befanden. Dieser Kontrast ließ John den letzten klaren Gedanken verlieren.

Endlich fiel die letzte Kugel geräuschvoll auf den Steinboden. "Geschafft" stöhnte John erleichtert und ließ von Holmes ab. Als er gerade erschöpft auf den Boden sank, hielt ihn ein leidendes "John?" zurück. Der schlanke Mann schob sich mit der Hand die nassen Locken aus der Stirn. Resigniert betrachtete John das klaffende Loch. "Also gut ..." Unmotiviert richtete er sich auf und trat erneut an den Wannenrand. Der Lockenkopf hatte sich derweil daran fest gekrallt und hielt dem Blonden seinen Kopf hin. John konnte nun von oben auf die schwarzen Locken sehen, den angespannten Rücken hinunter, über den Hin...

"Tu es einfach, ignoriere mich."

John nickte zustimmend und nahm das hohe Gesicht in seine Hände. Er brauchte einen Halt, also legte er eine Hand in seinen Nacken, rutschte durch die weichen Locken bis zum Hinterkopf, wo er den Griff festigte. Mit der zweiten Hand begann er die Wunde auszuwaschen, um durch das ganze Blut etwas erkennen zu können. Es war fast liebevoll, wie John das Blut aus seinem perfekten Gesicht wusch. Er selbst versuchte sich zu beherrschen nicht zu sehr auf die attraktiven hohen Wangenknochen zu starren. John hatte noch nie einen Mann in irgendeiner Weise attraktiv gefunden, was war nur los? Kopfschüttelnd wand er sich wieder dem dunklen Loch zwischen den Augenbrauen des mysteriösen Mannes.

Dieser beobachtete den Blonden unauffällig, wie er sorgsam, fast schon träumerisch sein Gesicht wusch, und versuchte sich zu beherrschen auf Abstand zu bleiben. Einerseits amüsierte der Junge ihn, andererseits fühlte es sich unglaublich gut an, wie er sich um ihn kümmerte. Auch wenn das im Moment mit höllischen Schmerzen verbunden war. Holmes starrte John an, um sich davon abzulenken; Er sah ihm einfach in das konzentrierte, sorgende Gesicht ...

Mit einem letzten gequälten Schrei von Mr. Holmes glitt die Kugel aus seiner Stirn.

"Oh Gott, nie wieder ...!" stöhnte John und sank mit dem Kopf auf den Badewannenrand. Zwischen die Arme von Holmes.

Etwas strich ihm durchs Haar und als er aufsah waren es die langen Finger, die zu diesen dankbar blickenden grün-blauen Augen gehörten. Die Hand des Dunkelhaarigen wanderte unbewusst über Johns Gesicht, bis sein Daumen neben einem der glasklaren blauen Augen verharrte. John wusste nicht wieso, doch er befand sich in einem Bann. Sie waren auf einmal nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt.

Da spürte der Ältere etwas seine Nase hinunterlaufen, warm und schnell, bis zu seinem Mund. Sofort saugten seine Lippen den Geschmack von frischem Blut auf. Ohne Vorwarnung verlangten Krallen und Zähne Auslass. Holmes brach den Kontakt ab, stieß sich zurück und drehte sich von John weg. Dieser war zu verwirrt von allem was gerade passiert war, dass er es nicht zu Stande brachte den Blick von dem nackten Mann im Wasser zu lösen. Der muskulöse Rücken knackste, und krümmte sich. Es schien als würde er wachsen, genauso wie die Arme, die der Mann unter Wasser drückte. Plötzlich begann er zu schreien und John konnte die scharfen Zähne sehen, während Holmes mit aller Kraft versuchte das Blut in seinem Mund und den Drang zu mutieren hinunter zu schlucken.

Irrer Weise erinnert das John an seinen Hund, der genauso verrückt gespielt hatte manchmal. Es war das wahrscheinlich das Dümmste was er nur tun konnte, doch er ging langsam auf den sich verwandelnden Mann zu.

Ganz ruhig, John. Du weißt was du tust.

John versuchte sich damit zu ermutigen, nicht schreiend aus dem Zimmer zu laufen und sich für immer im Turmzimmer einzuschließen.

Er kniff ebenfalls die Augen zu, mit der Angst in Lebensgefahr zu schweben. Dann streckte er die Arme aus und drückte mit den Handflächen gegen Holmes Schläfen.

Bitte, bitte, nicht beißen.

Ein Fauchen erfüllte den Raum, dann lautes Klatschen von Wasser, doch John ließ nicht los und bat weiter nicht verletzt zu werden.

Und auf einmal hörte das wilde Gestrampelt in der Wanne auf.

Vorsichtig öffnete John die Augen. Rote Funken funkelten ihn starr an. Der junge Mann erstarrte; Ohne es zu wollen hielt er dem heißen Blick stand.

Gerade als John dachte, die Augen hätten ihm zwei Löcher in den Kopf gebrannt, leuchtete etwas Grünes darin auf. Immer weiter drängten die ruhigen Farben das Rot weg, bis tränende ozeanfarbende Augen zu dem Jungen auf sahen.

John ließ die Hände fallen. Er war fertig mit den Nerven, mit der Burg, mit der Welt. Ohne ein Wort verließ er das Bad, stülpte einen Pulli über und rannte aus dem Schloss.


Nach einigen Stunden alleine sein hatte John noch immer keine Antwort auf alles was passiert war.

Schlaftrunken machte er sich zurück auf den Weg in die Burg, wo er das Badezimmer verlassen vorfand. Da das Fenster offen war, nahm er an, Holmes sei wieder auf dem Weg verschwunden, auf dem er hereingekommen war. John war einfach zu geschafft von den letzten Stunden und Tagen, dass er nur auf die Decken fiel und einschlief.


Warmes Sonnenlicht kitzelte den jungen Mann auf der Nase, als er schließlich die Augen aufschlug. Jemand hatte das Fenster geschlossen. Er befreite sich aus seinem Nachtlager und wanderte nachdenklich die Wendeltreppe nach unten in die Küche, aus der Mrs. Hudson Stimme dran. "Wo haben Sie das bloß gelernt?" Dann ihr Lachen.

Als John in den alten Raum trat gefror er erneut zu einer Eissäule, obwohl es heute für diese Jahreszeit ausgesprochen warm war.

In einem weinroten Hemd, einer schwarzen Hose steckend, mit perfekt glänzenden Haaren, stand Mr. Holmes.

"Guten Morgen John."

Die tiefe warme Stimme jagte dem Blondschopf einen Schauer über den Rücken, und durch den Magen. Fast schon entspannt ruhten die bläulichen Augen auf ihm, während eine widerspenstige Locke in Mr. Holmes Stirn hing.

"Ah, Mr. Watson, sind Sie endlich aufgewacht?" Damit riss Mrs. Hudson die beiden aus ihrem Blickkontakt. "Ich habe mir solche Sorgen gemacht, aber ihr Freund hier hat die Polizei schon unterrichtet und die Formalitäten geregelt. Sie müssen nur noch wegen einer Befragung ins Revier, aber er hat angeboten Sie ins Revier zu begleiten. Einen tollen Freund haben Sie da, Mr. Watson! Warum haben Sie mir nie erzählt, dass sie jemanden haben, der so gut kochen kann?"

John blinzelte den großen Mann neben seiner Haushälterin perplex an. Dieser lächelte Mrs. Hudson zu, die gerade in einem kochendem Topf herum rührte.

Sie aßen in der Küche, um nicht am Tatort essen zu müssen. Mrs. Hudson unterhielt sich ausgiebig mit Holmes, während John unsicher war, ob er ihn anstarren sollte oder den Blickkontakt meiden.

Der Mann war tatsächlich viel vitaler als die Tage zuvor. Das tief violette Hemd spannte sich über die Brustmuskeln, sodass die Knöpfe aufzuspringen drohten. Als er sich mit einer Hand durch die perfekten Locken fuhr und ein Wirr-Warr aus schwarz glänzendem Haar entstand, begann Johns Herz schneller zu schlagen. Doch was ihn dabei am meisten beunruhigte, war, dass es nicht Angst war, weshalb seine Atmung schneller ging.

Holmes lachte und war wie ausgewechselt. Ein liebenswerter Mensch, der keiner Fliege etwas zu leide tun könnte, redete mit seiner Haushälterin über Café und Kuchen. Doch jedes Mal, wenn sich ihre Blicke trafen, war etwas Verlangendes aber auch Erschrockenes in den grünen Augen.

Wenn John schon seine Schutzinstinkte verloren hatte oder seine natürliche Intelligenz Mördern aus dem Weg zu gehen, so wollte er wenigstens dem Rätsel Mr. Holmes auf den Grund kommen.

Als sie alleine die große Halle entlang liefen, auf dem Weg in die Stadt, konnte John ihn endlich fragen.

"Warum hast du mich nicht getötet?" Er schluckte schwer, als Holmes stehen blieb, ihn fixierte und der Blondschopf merkte, was er da eigentlich gefragt hatte.

"Das habe ich dir schon gesagt. Ich konnte nicht." Und schon lief Mr. Holmes weiter aus dem Tor und den Waldweg entlang.

"Warum? Warum konntest du es nicht tun?" Keuchte John, als er ihn eingeholt hatte.

Holmes lief schweigend weiter.

John stöhnte auf. "Es muss doch einen Grund haben!"

Keine Antwort.

"Ich werde dich solange damit nerven, bis ich eine Antwort von dir bekomme!"

Das Duzen hatte etwas zu Vertrautes, als würden sie sich schon ewig kennen. Dabei war sich John nicht mal sicher, ob der andere Mann ihn nicht herausfüttern und dann fressen wollte, wie die Hexe in Hänsel und Gretel.

Er bekam von Holmes nur ein freches Lächeln. Was allerdings nicht daran lag, dass der Lord den Jungen auf die Folter spannen wollte - ok, vielleicht ein bisschen schon, gestand er sich ein. Aber er wusste selbst nicht, wie er es John erklären sollte. Dieses Verlangen ihn zu berühren, und ihn den ganzen Tag anzustarren; Der Wunsch nach seiner Nähe, und den himmelblauen Augen, die ihm so unendliche Ruhe gaben. Es war seltsam ein männliches Wesen zu begehren, da er bisher nur Frauen verführt hatte. In den letzten hundert Jahren hat sich die Gesellschaft zwar sehr verändert, aber war es auch für den Jungen so? Holmes war unsicher ob er sich seinen Gefühlen hingeben sollte, oder seinem Verstand folgen. Denn selbst John Watson war nicht unsterblich. Selbst wenn der Junge ihn lieben konnte, so wäre dies von Dauer. Dauer die enden würde. Doch Holmes würde bleiben, schon wieder.

Sie waren an der Haltestelle angekommen, ein paar Minuten bevor der Bus kam.

Auf einmal wechselte Holmes resigniert nachdenklicher Blick in ein "Ich habe DIE Idee"- Gesicht. Feurig leuchteten seine Augen, als er die Hände vorm Mund faltete und etwas unverständliches murmelte.

"Ist das deine Antwort?" meckerte John.

"Bitte?"

"Auf meine Frage?"

"Was? Nein."

John konnte sich das genervte Augenrollen nicht verkneifen. Da fiel ihm auf, dass er nicht mal wusste was er der Polizei sagen wollte. Schließlich stand der Mörder ja eigentlich neben ihm ...

Als hätte Mr. Holmes seine Gedanken gelesen, packte er Johns Arm und zog ihn näher zu sich.

"Greg Lestrade wurde von einem Mann angegriffen der schwarzes kurzes Haar hatte, braune Augen, etwa 1,73 m groß war, einen schwarzen Anorak anhatte und sich als Mr. Watsons Haushälterin ausgegeben hat. Nichtsahnend wollte Greg uns vor dem Attentat beschützen, wobei er in das Kanonenfeuer geriet, welches ich unterbrechen wollte mit einem Wurf des Bestecks auf den Täter, weshalb so viel Blut im Zimmer verteilt war. Doch daraufhin hat sich der Täter mit Lestrade aus dem Fenster gestürzt, ist in die Büsche am Grund der Burgmauern gelandet, hat den schwer Verletzten in den Wald gezogen und wir haben die Polizei verständigt." raunte er und holte erneut Luft. "Leider haben die Wölfe die Verwundeten zuerst gefunden und weder von dem Täter noch dem Opfer etwas Lebendiges übrig gelassen. Zufälligerweise liegt seit heute Morgen eine Leiche mit der Täterbeschreibung in der Leichenhalle, da sie ein Jäger auf seinem nächtlichen Streifzug gefunden hat. Es wird nicht lange dauern bis die Polizei den Wald durchstreift und, oh Wunder, die Überreste von Greg Lestrade finden wird, inmitten von Wolfsspuren und Abdrücke, die auf den Selbstrettungsversuch des Täters hinweisen." Damit ließ der schlanke Mann von John ab und machte wieder etwas Platz zwischen ihnen.

In dem Moment fuhr der Bus vor und Mr. Holmes trat noch einen Schritt zurück.

"Du wirst nicht mitkommen." Stellte der Blonde fest und sah den Lockenkopf enttäuscht an. Aber eigentlich war John grantig. Er wollte endlich Antworten auf seine Fragen. Außerdem ... war die Nähe des mysteriösen Mannes verrückter Weise angenehm. Und jetzt musste er dieses Revier alleine finden! Doch da saß er auch schon im Bus.

Das letzte was John sah, war der entschlossene Blick von Mr. Holmes, dann war er verschwunden.

-

Vorsichtig saugte er das Blut aus dem kleinen Tier in seinen Händen. Es war eine gute Übung die Beherrschung zu behalten, doch deshalb hatte der Lord seine alte Höhle nicht in ein Labor verwandelt. Er spürte den immer schwächer werdenden Puls des Eichhörnchens, bis es schließlich am Rand seiner Existenz angelangt war. Holmes nahm eine abgefüllte Spritze und injizierte sie dem sterbenden Wesen. Es war fasziniert von all den neuen Dingen, die die Menschen erfunden haben. Er wickelte das vollgepumpte Tier in heilende Pflanzenblätter. Es dauerte kurz, bis er einen regelmäßigen Herzschlag wahrnahm und vor Freude grinste. Nachdem er den halben Wald ausgerottet hatte, verlief dieses Experiment bis jetzt genau nach Plan. Ein neues Gefühl machte sich im Lord breit: Hoffnung.

-

Völlig geschafft von all den Fragen, dem ewigen Warten und den vielen Leuten die etwas von ihm wollten, während seine Gedanken ganz wo anders waren, ließ sich John auf die zerknautschten Decken in seinem Zimmer fallen. Er hatte sich fast schon an den harten Boden gewöhnt.

Ruhiger Atemgeräusche waren im Zimmer zu hören; Aber es waren nicht die von John. Der Blonde schreckte hoch und sah zum Fenster. Es war wie ein Déjà-vu, dass der große Mann regungslos auf der Fensterbank saß.

"Gott, bitte hören Sie auf damit!" entfuhr es John.

"Waren wir nicht beim Du?" entgegnete der Schatten im Fenster.

Aus dem Konzept gebracht grummelte John zurück. "Ich kenne noch nicht mal deinen Vornamen."

Sofort erinnerte sich Holmes an Rosies Brief, indem sie genau das gleiche angesprochen hatte. Der Vorname war etwas persönliches, wenn er den Vornamen einer Person kannte, konnte er sie überall ausfindig machen, er vergaß diesen Menschen nie wieder, es war wie ein Brandzeichen im Gehirn, für immer ...

Langsam setzte der Lord an: "Holmes, mein Name is - "

"Ja ich wei -" John wollte den Mann genervt unterbrechen, doch dieser unterbrach wiederum ihn.

" ... ist Sherlock Holmes."

Ungläubig, dass ihm Mr. Holmes etwas über sich verraten hatte, starrte John ihn an.

"Kein besonders moderner Name" scherzte der Ältere.

John reagierte wie aus der Pistole geschossen. "Ich mag ihn." Mit geröteten Wangen wand er den Blick ab.

Nach einer Schweigepause ergriff Sherlock das Wort. "Wieso hast du keine Angst?"

Dass Mr. Holmes ihm seinen Namen verraten hatte, gab John das Gefühl von ersehntem Vertrauen, auch wenn er es noch nicht ganz verstand. "Sollte ich Angst haben?"

Es war, als würde Sherlock lachen. Doch seine Antwort darauf war in einem seltsam ernsten Ton. "Ja solltest du."

John dachte kurz nach. "Du kannst mich nicht töten."

Es dauerte eine Weile bis Sherlock antwortete. "Nein." Seine Stimme war leise und ganz ruhig und traurig. "Und doch musste ich sie sterben sehen."

John hatte das dringende Bedürfnis seinen "Freund" - wie Mrs. Hudson es nannte - zu trösten. Vorsichtig stand er auf und näherte sich dem schwarzen Mann.

Einen Schritt vom Fenster entfernt konnte er die müden Augen von Sherlock erkennen. Er wurde von der untergehenden Sonne sanft angeschienen, die sein Gesicht matt orange aufleuchten ließ. Genauso wie das weiße Hemd, dass er anhatte. Seine schimmernden Haare waren nach hinten gestreift, sodass nur ein paar kleine dunkle Locken in seine Stirn hingen. Das Hemd war genauso wie die Hose viel zu weit geschnitten und sah eher wie ein zusammengenähter Haufen Leinentücher aus. Wie in den Doku-Mittelalterfilmen, oder wie ... wie auf den Gemälden, die mittlerweile in einem anderen Zimmer herumstanden.

"Du bist Lord Holmes." hauchte John. Er suchte eine Antwort in Sherlocks traurigen Augen. "Was ist damals wirklich passiert?"

Der Dunkelhaarige Mann glitt von der Fensterbank und fixierte John. Der Junge sah so müde aus, und noch nicht bereit dafür. Sherlock lotste ihn zu seinem Bett, legte ihn hin und sich dahinter, sodass der Blonde in seinen Armen lag. Für John war das ziemlich seltsam, aber es hatte etwas komfortables, im Gegensatz zu dem bisherigen Bett. Er wollte Sherlock die Zeit geben die er brauchte, auch wenn er nicht wusste, warum sie dafür am Boden liegen mussten. Der Ältere wartete kurz dann fragte er leise: "John?"

Doch als Antwort erhielt er nur ein leichtes Schnarchen. Zufrieden lächelte er und legte den freien Arm um seinen Schützling. Den blauäugigen in seinen Armen, der ruhige Atem und die Wärme, die ihm entgegenkam, ließen ihn ebenfalls in einen Schlummer fallen. Ohne es verhindern zu können schlief auch der große Lord ein.


Kühle Luft die regelmäßig in seinen Nacken blies, weckte John. Nach der ersten Panikfrage, wer neben ihm lag, entspannte er, als er einen langen Arm über seiner Hüfte erkannte, sowie ein langes Bein in seltsamer Hose zwischen seinen, die immer noch in der Jeans von gestern steckten. Etwas in seinem Magen begann zu kribbeln, als er realisierte, dass er in Sherlocks Armen lag. John wünschte es wäre der Hunger, aber er wusste genau, dass es das nicht war. Ein tiefes Schnaufen durch seine kurzen Haare ließ den Blondschopf damit rechnen, dass Sherlock gleich aufwachen würde. Er traute sich nicht sich zu rühren, oder den anderen Mann zu berühren.

Da zuckte es hinter ihm und er spürte wie es am Rücken plötzlich ganz kühl wurde.

Sherlock löste sich verschlafen von John. Auf einmal schmeckte er etwas. Er fuhr sich über die Lippen und sah eine rote Flüssigkeit auf seinen Fingerkuppen. Sein Arm schnellte zu Johns Hals, der ein überraschtes "Hm?" von sich gab, als die langen Finger seine Haut abtasteten. Sherlock schreckte zurück, als er die Bisswunden spürte. Kurz entschlossen lief er zum Fenster, doch John war schneller. Er sprang auf und packte den Lockenkopf am Handgelenk.

"Ich habe dich verletzt."

Sherlocks Stimme klang verletzter als John es durch ihn war. "Es ist ok."

"Nein ist es nicht!" Fauchte Holmes zurück. Er sah verzweifelt aus. Ganz anders, als John es von ihm gewohnt war. Er spürte wie Sherlock mit seiner Vergangenheit haderte und legte ihm verständnisvoll eine Hand auf die Schulter. "Es ist wie es ist."

Eine Weile standen sie so da, bis sich Sherlock beruhigt hatte. "Ich werde jetzt gehen."

John brauchte ein paar Sekunden, ließ den Mann dann aber los. Er wusste nicht was er noch sagen sollte. Er hatte erfahren, dass ein Jahrhunderte altes Wesen in dem Mann steckte, der etwas mit der Burg zu tun hatte, die seiner Familie gehörte, der gerade die ganze Nacht neben ihm gelegen und in den Hals gebissen hatte, sich dafür aber so ärgerte und schämte, dass er verschwinden wollte.

Wenn das jemand John erzählen würde wären seine ersten Gedanken " Was zu Hölle ...?!". Aber nun dachte er nur daran, wie er das Rätsel Sherlock Holmes lösen konnte.

Er musste in die Bibliothek.

Nach endlosen Stunden Bücher wälzen, kannte John mindestens 221 Theorien, was es mit der Turmburg auf sich hatte. Über eines waren sich aber die meisten einig: Jemand war gestorben. Und das Opfer war mindestens eine Frau. Wegen ein paar Kleinigkeiten wollte die Polizei ihn noch einmal sprechen und er musste darauf bestehen, die Burg offen für sich behalten zu dürfen. Mittlerweile sah das Esszimmer auch nicht mehr wie ein Tatort aus, dank Mrs. Hudson und ihrer Kunst Beamte aus dem Zimmer zu schmeißen. Seufzend machte sich John auf dem Heimweg.

Gerade rechtzeitig kam er an, als es anfing zu regnen.

Er war fast enttäuscht Sherlock nicht auf seinem Fensterbrett zu sehen. Also ging er in die Küche, falls Mrs. Hudson noch etwas zu Essen gemacht hatte. Die ältere Dame kam dem Burgherren schon auf halbem Weg entgegen. "Hallo, Mr. Watson, Sie sind aber spät dran! Ihr Freund wartet schon seit einiger Zeit."

"Welcher ...?" Begann John stutzig, doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Sein Herzschlag begann zu rasen - bitte lass es Sherlock sein!

Tatsächlich. Diesmal wieder in normalen Klamotten saß er auf dem Küchentisch. Dunkle Schatten waren unter seinen Augen, er schien auch abgenommen zu haben. Vielleicht täuschte auch das Licht, aber der Mann hatte Einiges an seiner Vitalität seit dem Angriff auf Greg verloren.

"Hungrig? Ich habe Haggis gemacht."

John geschocktes Gesicht brachte Holmes zum Lachen und er schob ihm einen Teller voll Salat und Fleischstücken hin.

"Du kannst ja witzig sein." bemerkte John schüchtern grinsend.

Sherlock setzte sich zu ihm an den Tisch. "Ich zu sein, heitert nicht gerade zum Lachen auf."

"Dann brauchst du jemanden, der dich zum Lachen bringt." stellte John fest, sich auf das Essen stürzend. "Ich wollte schon immer mal von einem Vampir gebissen werden."

Sherlocks tiefes Lachen ging John durch Mark und Knochen. "Siehst du?" er grinste den bleichen Mann an.

Sherlock schüttelte den Kopf. Sein Lächeln verschwand mit jeder Bewegung, bis er John nachdenklich ansah.

So viel spiegelte sich in diesen blau-grünen Augen wieder. John vergaß für einen Moment weiter zu kauen, er fiel einfach in sie hinein.

"Wenn du immer noch die Wahrheit wissen willst ...", begann Sherlock langsam, aber bestimmt, " ... werde ich dir erzählen was passiert ist." Damit stand er auf und verließ die Küche. 

John starrte immer noch auf die Stelle wo Sherlock gerade gesessen war. Dann schmiss er das Besteck hin und lief ihm hinterher.

Vor dem großen Gemälde der drei Watsons holte er ihn ein.

"Erinnerst du dich an unsere erste Begegnung?"

"Du hast mich angestarrt." erwiderte John mit einem Blick auf Sherlock, der weiter das Gemälde betrachtete.

"Ich konnte nicht glauben was ich sah." Das nächste hauchte er so, dass John sich nicht sicher war, ob er es richtig verstanden hatte. "Ich sah sie."

Holmes griff sich in den Hemdkragen, stockte dann aber und überlegte es sich anders. Er wollte den Jungen nicht überfordern.

"Ja ..." Begann John zögerlich. "Aber ich kenne diese Kette ....!"

Nun war es Sherlock der verwundert zu sah wie John lossprintete, die Wendeltreppe hochlief und im Turm verschwand.


Die untergehende Sonne spendete durch die dicke Wolkendecke kaum mehr Licht, was Sherlock nichts aus machte. Aber John sah ziemlich hilflos aus, wie er halb blind in seinen Taschen herum wühlte.

Gerade als der Lockenkopf ihm helfen wollte, riss John seinen Arm nach oben.

"Ha! - Ah!"

In hohem Bogen flog etwas, dass er in der Hand gehalten hatte durch das geöffnete Fenster, nach draußen in Regen. Mit einen letzten Klack hörten sie es an der Burgmauer abspringen.

"Verdammt!" stieß John aus, da sprang plötzlich jemand an ihm vorbei, auf das Fensterbrett, und ließ sich fallen. Sprachlos stand John nun alleine im Raum.

Da erhob sich ein dunkler Schatten aus dem Gussregen heraus und ein dumpfes Geräusch ertönte am Fenster. Pitschnass glitt Sherlock durch den Fensterrahmen in das Burgzimmer. Ohne einen Kratzer abbekommen zu haben schloss er das Fenster und wand sich John zu, der immer noch mit halb offenem Mund da stand. Ein sprachloses Lachen entfuhr ihm und er kam auf den großen Schatten zu. Mit verschmitztem Lächeln öffnete dieser seine geballte Hand und legte das kleine rostende Medaillon in Johns Hände.


Sie saßen auf einem Haufen Decken, der Raum voller brennender Kerzen. John hatte die Kette das erste Mal bei seiner Schwester gesehen. Damals hatte ihre Mutter sie angeschimpft dass das alte Ding bestimmt voller Keime sei und seitdem war es in einer alten Truhe gelagert, die John mitbekommen hatte. Die Kiste war voll von altem Zeug, dass niemand weggeschmissen hatte weil es angeblich wertvoll war. Als er das rostige Ding allerdings ansah, war er sich nicht sicher ob er etwas dafür bekommen würde.

John war trotzdem überrascht als sein Gegenüber feststellte: "Es ist eine Fälschung."

Jetzt traute sich Sherlock den obersten Hemdknopf zu öffnen und etwas darunter herauszuholen. "Es ist ein Duplikat."

Gold glitzerten die kleinen aneinandergereihten Metallringe im Kerzenlicht. Vorsichtig zog er die Kette über den Kopf und legte sie neben das Duplikat zwischen ihnen.

Es dauerte etwas bis John etwas herausbrachte. Perplex starrte er den bleichen Mann an. "Was hat das zu bedeuten Sherlock?" Es war klar, dass seine Urur- sonst was, Lady Watson, wohl kaum eine Kette in Kunstgold gehabt hatte.

"Das Medaillon auf dem Gemälde unten, das ist dieses hier." Die langen Finger deuteten auf die glänzend goldene Kette.

"Du kanntest sie also? Du warst bei ihnen, du bist das auf dem Gemälde das wir gefunden haben, du hattest mit dem Mord zu tun... Hast du Rose Watson umgebracht?"

Sherlock zuckte zusammen und sah John so ernst und durchdringlich an, wie kaum zuvor. "Ich hätte Rosie niemals umbringen können." Seine Stimme nahm einen leicht wütenden Ton an. "Es ist wahr, ich habe mit dem Mord zu tun, aber nicht mit dem Tod von Rosemund Watson."

John war verwirrt. "Warum hast du dann gesagt, dass es die Tochter war, weshalb die Burg verlassen wurde?"

Ein schiefes Lächeln spielte um Sherlocks Mund. Wie naiv der Junge doch war. War es nicht offensichtlich?

"Was würdest du tun, wenn sich ein alter Freund von dir als Mörder deiner Gäste herausstellt, die wundersamer Weise alle an und um diesen Ort gestorben sind - Und der zufällig der einzige Mann ist, denn deine Tochter begehrt?"

Es dauerte eine Weile bis John begann zu verstehen. "Du ... sie ...ihr ...??"

"Den Freund verraten, die Tochter im Ausland verheiraten, das Heim aufgeben und nie wieder zurück kehren." Beantwortete Sherlock seine eigene Frage.

"Du ... und meine ... meine ...??" Das war mit Abstand das schrägste was John je gehört hatte. Vor ihm saß der Mann, der mit seiner hunderte Jahre alten Vorfahrin ein Verhältnis hatte? Außerdem war er ein Monster, und hat vermutlich den Polizei-Chef gefressen. John fragte sich wirklich warum in aller Welt er in diese Augen sehen konnte und ihn verstand. Er sah Ruhe und Tiefe, Liebe und unendliche Treue darin.

Sherlock seufzte tief ein, bevor er das Verbrechen für John aufklärte. "Ich habe Lady Adler ermordet. Sie war die Begleitung von Sir Lestrade. Ich habe nicht vorhergesehen, das Lestrade einen Aufruhr daraus machen würde. Also verließ ich das Land." Er machte eine kurze Pause, um auszuatmen. "Als ich zurück kam, war ich sehr willkommen. Du musst wissen, ich habe den Watsons immer geholfen mit Finanziellen und wirtschaftlichen Dingen - Leute durchschauen war einfach für mich. Persönlichkeiten die der Familie negativ zugewandt waren habe ich unauffällig beseitigt. Um den Willen ihrer Gastfreundschaft, und auch wenn du dir das nicht vorstellen kannst: Ich hatte sie gerne." Ein Lächeln huschte über das schlanke Gesicht. "Das letzte Mal, dass ich ihre Tochter gesehen hatte war sie ein kleines Mädchen gewesen und war mir auf die Schliche gekommen, wer ich wirklich war - was ich wirklich bin. Zu meinem Unglück erinnerte sie sich nach den etwa 10 Jahren noch daran. Ich hatte mir überlegt sie aus dem Weg zu schaffen, aber sie kam mir in die Quere." Sherlock schüttelte den Kopf, sodass die Locken leicht durcheinander flogen. Dann sah er John in die blauen Augen. "Ich habe mehr für sie empfunden."

John schluckte schwer. Die Geschichte berührte ihn mehr als dass sie ihn anekelte - was es doch sollte, oder? - schließlich war das seine Ururur-und-so-weiter-großmutter, die diesen Mann geliebt haben musste, so wie sich bei ihm Gefühle einschlichen, die er noch keinem Mann gegenüber hatte.

"Was ist dann passiert?" Fragte John mit trockenem Mund. Sherlock strich sich die Locken aus der Stirn, was ihn verdammt gut aussehen ließ. Der Blonde starrte nur noch auf die schwarzen Locken, die sich auf neuer Position einkringelten.

"Moriarty."

"Mo -was?"

"Ein Jäger. Er hat meine ganze Familie auf dem Gewissen. Ja, ich hatte Geschwister. Wir haben für einander gesorgt und uns unter Kontrolle halten können. Das konnte sonst keiner. Bis auf ... Rosie." Und du.

Sherlock genoss den anzüglichen Blick des Jungen. Aber er wollte ihn nicht zu früh mit der ganzen Wahrheit konfrontieren. Außerdem war da etwas in ihm, dass ihn davor warnte den blauen Augen zu nahe zu kommen und sich erneut aus der harten Schale zu befreien. Obwohl diese schon längst Risse hatte.

"Er wollte sie als Köder für sein gesuchtes Monster benutzen. Da das nicht funktioniert hat, hat er versucht mich zu vergiften - mit Schwarztee. Oder besser gesagt dem Inhaltsstoff Tannin."

John erinnerte sich an den Speisesaal. "Beim Essen, der Tee ...!"

Zustimmend nickte Sherlock. "Dann habe ich ihn umgebracht und bin geflohen." beendete er seine Erzählung.

Während John noch versuchte das alles zu verstehen, nahm der Ältere das Duplikat. Rosie hatte gesagt sie wolle sie identisch machen, galt das auch für den Innenraum? Er brauchte etwas, um es aufzuknacken, aber es brach schließlich unter seiner Kraft.

Tatsächlich lag ein kleiner Zettel darin. Es war ein halb zerfallener Fetzten, doch es stand etwas darauf. Bevor Sherlock umgreifen konnte um die Nachricht aufzufalten, schnappte sich John den Zettel.

Der Lockenkopf konnte es kaum abwarten, bis der zusammengekniffene Ausdruck auf Johns Gesicht sich löste und er die Schrift entziffert hatte.

Der junge Mann hob den Kopf und sah in die aufgeregten grünen Augen ihm gegenüber.

"Du hast mich gefunden." sagte er leise.

Sherlock blieb das Herz für einen Moment stehen. Das Bild vor seinen Augen, das blaue schüchterne Funkeln, der junge Watson, die Erinnerungen an Rosie und diese Worte.

Er sprang auf und lief zum Fenster.

John ging ihm vorsichtig nach."Sherlock?"

Er erhielt keine Antwort. Mit den Händen an die Glasscheiben gestützt versuchte der Lord einen klaren Kopf zu bekommen. Er war hin und her gerissen zwischen Vernunft und Gefühl. Das letzte Mal als er auf sein Gefühl gehört hatte, hat er eine Generation traumatisiert, eine Legende zum Fürchten erschaffen und psychische Schmerzen erlitten, wie er seit dem Tod seiner Schwester nichtmehr gehabt hatte. Doch er hatte John schon zu viel verraten, um mit dem Verstand zu handeln. Es war eigentlich schon in den ersten Sekunden zu spät gewesen, als er ihn gesehen hatte. Vielleicht hat er aber trotzdem noch eine Chance zu verschwinden und ihm ein normales Leben zu ermöglichen. Jetzt, wo er noch genug Abstand zu ihm gehalten hatte.

Da spürte er eine warme Hand auf seiner Schulter. Johns Stimme klang besorgt, genauso wie sein liebevoller Blick. "Sherlock?"

Die grünen Augen sahen wachsam auf den jungen Mann hinab. Aber es war nichts, aber auch gar nichts darin, was beängstigend war. John spürte nur pure Wärme durch sich fließen. Er zuckte nicht einmal als Sherlocks Hand seine Hüfte streifte und vorsichtig am Shirt zog. Der Lockenkopf konnte nicht anders als in diese blauen Kristalle zu sehen. Den Rest machte sein Körper von selbst. Doch es war anders als bei Rosie ... Es war mehr.

Als seine langen Finger unter das T-Shirt glitten, war deutlich ein Muster von Johns Sixpacks zu spüren, was sich ungewohnt anfühlte.

Während den gefühlten drei Jahren, in denen Sherlock Johns Oberkörper erforschte sah dieser nur treu und liebevoll zu ihm auf. Von einem Mann berührt zu werden war etwas Neues, und trotzdem waren es zarte Berührungen, die einen warmen Schauer hinterließen.

Doch jedes Mal, wenn Holmes einen bestimmten Punkt berührte, atmete John schneller ein und rückte ein Stück näher. Es war wie ein kleines Abenteuer für Sherlock alle diese Punkte zu finden; Jedes Mal huschte ein kleines Lächeln auf seine Lippen und er spürte wie der Junge eine Gänsehaut bekam.

Immer noch unverwandt verweilten die ozeanfarbenen Augen auf John, der mittlerweile die Augen geschlossen hatte. Sie waren nur noch Millimeter voneinander entfernt, wobei John sich fast auf die Zehen spitzen stellen musste, um das Gesicht des schlanken Mannes zu erreichen.

Kurz bevor ihre Nasen zusammenstießen zog der Größere John das Hemd über den Kopf. Unsicher lachte dieser, aber als seine Hände nun auf Sherlocks Schultern landeten, gewann er wieder etwas Mut. Noch nie war er einem anderen Mann so nahe gewesen. Und noch nie hatte es sich so richtig angefühlt.

Sherlock wollte sich gerade über Johns Igel-Frisur lustig machen, doch John wollte nicht mehr warten. Er ließ die Hände in den Nacken des Größeren wandern und zog den Lord zu sich hinunter. Sherlock schien leicht überrascht, aber John bewegte sich bestimmt. Er hatte schon viele Mädchen geküsst, warum sollte es bei einem Mann, der auch noch so verdammt anziehend war, anders sein?

Johns warme Lippen trafen auf Sherlocks ausgehungerten Mund. Trotzdem war der große Mann überrascht wie zielstrebig John ihn bei sich hielt, seine Lippen bewegte und ihn verrückt werden ließ. Ob es jetzt an der Tür klingelte, oder ein Flutwelle kam, John gerade sein Hemd aufknöpfte oder Mrs. Hudson zum essen rief - Sherlock bekam nichts mit, außer seinem immer wärmer werdenden Körper und Johns Mund, der sich nur von ihm löste um Luft zu holen.

John hatte das noch nie erlebt; Er wollte sich voll und ganz diesem mysteriösen fantastischen Mann hingeben, mit allem was er hatte. Vorerst mussten allerdings seine Hände ausreichen, mit denen er begann das eng anliegende violette Hemd aufknöpfte, während Sherlock Hände seine Frisur ruinierten. Als er endlich den lästigen Stoff von Sherlocks Schultern hatte, konnte er seine Handfläche auf die bebende Brust legen. Unter seinen Fingern spürte er Furchen und genau in diesem Moment zuckte Shelrock zurück. Der Mann hatte den Kuss unterbrochen. Schwer atmeten sich die beiden an, nicht wissend was gerade geschah.

"J ... Jo ..." Er brachte nicht mehr heraus.

"Ok." John wusste nicht wozu er ok sagte, aber egal was Sherlock wollte, er würde es tun. Dieses Gefühl in der Wärme seines perfekten Körpers zu stehen war alles was er wollte. Und jemals wollen würde.

Sherlock nahm die Hand des Blonden, um sie von seiner Brust zu heben.

"Das willst du nicht sehen." hauchte er als Begründung.

Ich muss es nicht sehen, dachte John - ihm langte auch das purpur Hemd, dass fast aufsprang sobald sich sein schlanker und doch muskulöser Körper darin bewegte - Ich will es fühlen.

"Dir muss das nicht peinlich sein, ich habe auch Narben vom Krieg, weißt du?" nuschelte John zurück.

Ein flüchtiges Lächeln huschte über Sherlocks Gesicht. Der junge Mann vor ihm wollte in an seinen wundesten Punkten berühren, seinen Erinnerungen. Er hat Angst John würde zurück schrecken, ihn abstoßen. Der Lord haderte sehr mit sich. Er wollte John, oh ja, es war schon lange mehr als Brüderlichkeit was er für ihn empfand. Er wusste nicht als was er es bezeichnen konnte, aber es war unglaublich stark. Doch genau aus diesem Grund hatte er Angst, ihn zu verlieren. Er würde es nicht durchstehen von John verletzt zu werden.

Der große Lord Holmes ließ sich von einem Sterblichen verletzbar machen. Doch da war etwas, was Sherlock aufging. Wie konnte er nur so blind gewesen sein? Er war schon ... immer ... verletzlich gewesen. Bis Moriarty kam hatte er es nur nicht gespürt. Er hatte es ihn auf die schlechte Weise und Rosie auf die gute Weise spüren lassen.

"Sherlock?" Johns Stimme klang sanft und besorgt. Sherlock sah ihm in die gerunzelte Stirn. Da bemerkte er wie sich Tränen in seinen Augen gebildet hatten.

"Oh, das ... nichts, ich ..." Er blinzelte und atmete tief ein, dann lächelte er den jungen Mann in seinen Armen an. "Ich bin einfach nur glücklich."

Das Lächeln dass er damit auf Johns Gesicht zauberte war unbezahlbar.

Alles Glück der Welt schien sich in seinem Bauch an zu sammelt und zu fliegen anfangen. Wie ein Schwarm Bienen breitete sich das Kribbeln im ganzen Körper aus, bis er langsam die Finger öffnete, um Johns Hand los zu lassen. "Ok."

"Ok?" John wiederholte es als Frage, während er dabei zusah wie sich seine Finger auf die bleiche und doch so starke Brust legten.

"Ok" bestätigte Sherlock, den Blick auf Johns Hänge heftend, die behutsam seine Narben abtasteten. Furche für Furche, Erinnerung für Erinnerung. Es war als würde er den Schmerz daraus ziehen, sie verschwinden lassen. Als er die kreisförmige Vernarbung unterm Zwerchfell berührte hielt Holmes die Luft an.

"Ok?" Fragte der Blondschopf erneut. Er beobachtete wie Sherlock die Augen zu presste, wie sein perfektes Gesicht im Mondschein glänzte. Es dauerte etwas, bis er die Augen öffnete. Diesmal lag keine Trauer darin, es war viel mehr Entschlossenheit. Sherlock fuhr mit einer Hand durch Johns kurze Haare, mit der anderen strich er über seinen nackten Rücken und zog ihn näher zu sich.

Was er sagte, war eher ein Hauchen, weshalb John kein Wort verstand. Doch das war unwichtig, denn das nächste was er spürte war Sherlocks Zunge an seinen Lippen. Reflexartig öffnete er den Mund und ließ ihn ein. Genauso wie sich Sherlocks Zunge gegen seine presste, drückte John gegen Sherlocks Bauch, gegen die Narbe und alle weitere Furchen. Jede neue Unebenheit auf der perfekten Haut machte sie noch perfekter, auch wenn John wusste, dass das überhaupt keinen Sinn machte.

Der Kleinere musste sich bemühen Sherlock bei sich zu halten, also hielt er ihn wieder im Nacken, wobei sich seine Finger in diesen unglaublich weichen Locken verfingen.

Da John sie nun beisammen hielt, konnte sich der Lockenkopf daran machen dessen Seiten entlang zu streichen, den Hosenbund zu ertasten und seine Hände darunter durch zu schieben. In all dem Wirr-Warr war es schwer genug normal zu atmen, doch als Sherlock begann tiefer zu streichen, musste John nach Luft japsen.

Der große Mann lächelte auf seinen Schützling hinab, der sich noch fester in seinen Nacken krallte.

Sherlock konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen. "Ich werde nicht weglaufen."

Verwirrt blickte John zurück. Es dauerte etwas bis er verstand. "Bei dir kann man nie wissen. Vielleicht kannst du ja fliegen?"

Das entlockte dem Älteren ein Lachen. "Ich mag auf der Seite der Engel sein, doch denke nicht für einen Moment, ich wäre einer von ihnen."

Kopfschüttelnd ließ John seine Hände über den starken Hals, über das herausstehende Schlüsselbein gleiten.

"Wie schaffst du es ..." Er küsste Sherlocks Hals.

"...So dürr zu sein ..." Ein Kuss ein Stück tiefer.

"... und trotzdem so ..." Einer mitten auf die Brust.

"... muskulös ..." Aufs untere Ende des Brustbeins.

"...zu..." Bauch.

"...sein..."

John war in die Knie gegangen, hielt Sherlock um die Hüfte und hauchte seinen nächsten Kuss direkt über den Hosenbund, was dem schlanken Mann ein Stöhnen entlockte.

John lächelte verschmitzt. Da fiel ihm auf, dass er eigentlich keine Ahnung hatte, was zu tun war. Gelichzeitig breitete sich Panik aus, dass Sherlock es schon wusste, und er es nicht konnte.

Sherlock bemerkte sein Zögern und strich ihm sanft durchs Haar. Dann kniete er sich ebenfalls auf den Boden, direkt vor John. Selbst in dieser Position war Sherlock einen halben Kopf größer als der Blondschopf. Trotzdem hingen ihre Blicke aneinander, als würden Feuer und Wasser aufeinander treffen und einen Ozean der Sterne freilegten.

John musste ihn einfach anstarren, auch wenn das schwer war, so direkt vor ihm. Kein Stück Papier hätte mehr zwischen sie gepasst.

Sherlock lehnte sich in einen erneuten Kuss, den John ohne jeglichen Wiederstand begrüßte. Auch wenn er dadurch das Gleichgewicht verlor und sich am Boden hinter sich aufstützen musste. Doch Sherlock übte noch mehr Druck aus, bis sie beide auf dem Boden lagen.

In einer Atempause bemerkte John mürrisch, dass der Boden viel zu hart sei, woraufhin Sherlock auflachte. Diese unglaublich tiefe warme Stimme, jagte John einen Schauer durch den Körper. Er krallte sich in Sherlocks Rücken, wodurch sich ihre Körper fast berührten. John musste öfter nach Luft schnappen, da ihre Körper direkt aneinander rieben, was gewisse Regionen aufweckte.

Sherlocks konzentrierte sich mit allem was er noch an Verstand übrig hatte darauf nicht zu dem Monster zu werden. Es schien erst unmöglich gegen einen Drang anzukämpfen, als Johns Puls in die Höhe stieg, doch er benutzte die gleiche Taktik, wie damals bei Rosie: Sein Körper schaffte es ihre Herzschläge anzugleichen, sodass es wie ein Gleichklang war, der ihn beruhigte anstatt seinen Jägerinstinkt zu wecken. Doch es weckte etwas anderes, und er spürte, wie seine Finger wieder zu Johns Hose wanderten und er grinsen musste, als er eine deutlich Ausbeulung im Schritt spürte.

Er hatte es noch nie bei einem Mann gemacht, jedoch schien er genau zu wissen was zu tun war, was John überrascht aufstöhnen ließ.

Sherlock massierte ihn weiter bis John sich in seine Locken krallte und begann seinen Namen zu keuchen. Zufrieden grinste der ältere Mann und machte sich daran die Hose des Jüngeren zu öffnen. Johns Verstand war schon längst aus den Fenster gesprungen, er spürte nur wie warme Finger seine Erektion streiften und ihn dadurch wahnsinnig werden ließen. Und die Ursache des ganzen war dieser fantastische Lockenkopf mit den ozeanblauen Augen.

"Sher .. Ahhh!"

Sherlock hatte es geschafft John von seiner Unterwäsche zu befreien und ließ sich ganz von seinen Instinkten treiben. Kaum hatte er Johns Glied mit den Lippen berührt japste dieser auf. Sherlock liebkoste ihn, während John die Hüften im Takt bewegte und sich vor Genuss krümmte. Ein vollkommen neues Gefühl breitete sich in seinem Körper aus, es übermannte ihn, er nahm nichts wahr, außer die warmen Lippen, die ihn immer wieder verinnerlichten bis er nicht mehr konnte. Als John zum Höhepunkt kam, dachte Sherlock sein Schützling würde kollabieren, dem Stöhnen nach zu urteilen.

Endlich ließ er von ihm ab.

Atemlos lagen sie nebeneinander auf den verstreuten Klamotten. Sherlock betrachtete fasziniert die hebend und senkenden Brust, des Menschen zu seiner Rechten und hörte sich seinen Herzschlag an. Liebevoll strich er John die blonden Strähnen aus der schweißnassen Stirn.

"500 Jahre Übung zahlen sich aus." Stieß John grinsend aus. Dunkel lachte Sherlock, was dem Jungen erneut einen wohligen Schauer einjagte.

"Das war das erste Mal." Gestand der Dunkelhaarige und setzte sich auf.

Bevor John ihn ungläubig ansehen konnte, ging Sherlock zum Fenster und sah nachdenklich in den Sternenhimmel. Johns Herzschlag pochte in seinen Ohren, doch er hatte es geschafft, ihn nicht zu verletzen.

Aber er hatte es nicht geschafft sich nicht in ihn zu verlieben.

Noch einmal konnte er es nicht verkraften einen Watson zu verlieren. Und schon gar nicht John, bei ihm war es ... stärker.

"Sherlock?" die besorgte Stimme rief den Mann wieder ins Turmzimmer zurück. "Was ist los?"

"Ich muss mal ... raus. Etwas essen." gab Holmes zögerlich von sich. Bevor John aufstehen konnte hatte er auch schon mitsamt Kleidung das Zimmer verlassen.

Perplex lauschte John den Schritten, bis das Eingangstor zu fiel.

Wie sollte das bitte einer verstehen??

John ließ sich zurück in die Decken fallen. Er versuchte revue passieren zu lassen was geschehen war. Verzweifelt schlug er die Hände vors Gesicht und begann wie ein kleiner Junge zu Lachen.

Verdammt er war verknallt; Verliebt in einen hunderte oder gar tausend Jahre alten Monster-Mann - im wahrsten Sinne des Wortes.

Er stöhnte auf, ungläubig über sich selbst. Warum hatte er nicht einfach nein sagen können? Dann hätte Sherlock den neuen Inhaber gefressen und alles wäre normal weitergegangen.

Dabei wusste John nicht einmal was es denn war, was der mysteriöse Mann eigentlich für ihn empfand. War er nur eine Kontrolle für das Monster in dem Mann? Oder liebte Sherlock die Rosie in ihm? Ihm wurde flau im Magen, also verließ er das Zimmer und bereitete sich ein Bad vor.


Mit nassen Haaren schlurfte er in die Küche, wo Mrs. Hudson ihm einen guten Morgen wünschte und sofort mit ihrem täglichen Redeschwall begann. Sonst hatte sie ja niemanden, dachte John und setzte sich an den Tisch zu seinem Kaffee. Zwar hatte er Zeit gehabt um nach zu denken, aber jedes Mal wenn er dachte Sherlock hätte das wegen ihm getan, kam ein neuer Gedanke, der das Gegenteil behauptete.

"Sie waren heute aber schon früh auf!"

"Hm ... wieso?" John antwortete nur nebenbei.

"Weil ich das Eingangstor gehört habe - Sie waren also noch gar nicht draußen heute?" hakte Mrs. Hudson nach.

John schüttelte abwesend den Kopf. Da schmunzelte die alte Dame verschwörerisch. "Sie hatten wohl einen nächtlichen Besucher."

"So könnte man das nennen ..." murmelte John gedankenverloren.

Kichernd wand sich Mrs. Hudson ab, was der junge Burgherr schon gar nicht mehr mitbekam. Er hatte einen Entschluss gefasst. Er musste Sherlock zur Rede stellen. Auch wenn das bedeuten könnte schwer enttäuscht zu werden.


Auf dem ganzen Weg zur Höhle hegte Sherlock Mordgedanken. Wie konnte er das nur tun? Wie hatte er es zulassen können sich dem Jungen hinzugeben? Er wollte eher sterben als mit der Zeit leben zu müssen.

Doch er wusste was ihn übermannt hatte. Diese verdammte Hoffnung, das Leben doch teilen zu können. Was ihn zu seinem Experiment brachte.

Die Unordnung an chemischem Schnickschnack und einem halben Krankenhaus-Lager, machten seine alte Behausung zu einem Labor aus seltsamen Gerüchen und dem Duft nach modernden Tierleichen. Zwar hatte er all seine Versuchsopfer entsorgt, aber in den tieferen Teilen hatte die Luft kaum die Chance zu atmen. John dagegen roch nach Büchern und diesem Zeug was sich die Menschen am Morgen auf die Zähne schmierten. Und nach künstlicher Frische - was wohl an der Flüssigkeit in den Flaschen lag, die im Badezimmer herumgestanden waren.

Er riss sich aus den träumerischen Gedanken und wand sich dem Eichhörnchen zu, dass er einige Stunden zuvor gespritzt hatte. Es sah tot aus.

Ein tiefes Loch grub sich in Sherlocks Magen. Immerhin konnte er jetzt etwas essen, versuchte er das Beste aus der Situation zu ziehen. Doch ihm war der Appetit vergangen.

Alles hatte er nun versucht. Er wusste nicht, was er noch ausprobieren konnte. Wie sollte er mit John leben können, wenn dieser sterben musste und er es nicht konnte?

Wüten schlug der große Mann auf die Steinplatte vor sich. Unter seinem verzweifelten Wutanfall, bemerkte er den zweiten Herzschlag in der Höhle nicht. Er warf die Gerätschaften durch den Raum und verfluchte sein Schicksal. Schließlich sank er auf dem Boden zusammen und schlug die Arme vors Gesicht. Leises Schluchzend erfüllte die Tiefen der Erdhöhle, bis es plötzlich stockte. Sherlock hob den Kopf und strich sich die Locken aus der Stirn. Er hatte es gehört. Ein kaum wahrnehmbares, schwaches Pochen.

Mit gespitzten Ohren suchte der Mann nach dem gleichmäßigen Takt. Vorsichtig durchwühlte er das Chaos am Boden, bis er den Blutgeruch wahrnahm. Doch es war nicht nur sein eigenes, dass aus den abgefüllten Ampullen floss. Es war frisches, tierisches Blut.

Da sah er es. Das kleine hellbraune Tier lag zwischen ein paar Kolben und zuckte mit dem Schwanz. Unbeholfen befreite Holmes das Eichhörnchen und nahm es fest in die Hand. Das verängstigte Tier strampelte und kratze um sich, sodass Sherlock alle Mühe hatte, sich sein Experiment zu betrachten. Auf einmal schlug es seine kleinen Zähne in die starke Hand, mit einer solchen Kraft, dass der Mann es überrascht fallen ließ. Er versuchte den flinken Kerl einzufangen, aber das Hörnchen hatte ein unglaubliches Tempo drauf. Sherlock startete einen letzten Versuch und warf sich auf das kleine Tier. Doch es wand sich unter seinem großen Körper hervor und flitzte zum Höhlenausgang. Als es schon fast im Lichtkegel verschwunden war drehte es sich um und funkelte seinen Erschaffer mit rötlich schimmernden Augen an. Dann war es verschwunden.

Ein feuriges Grinsen schlich sich auf Holmes Lippen. Er musste mit John reden.


Nachdem er die Bevölkerung von Mar um einen Idioten erleichtert hatte machte sich Sherlock frisch gestärkt auf den Weg zum Schloss.

Dass er den jungen Burgherren auf der Torschwelle antraf hatte er nicht erwartet. "Was machst du hier draußen?" fragte er den Blondschopf. Er sah ziemlich verschlafen aus, was durch die verstrubbelten Haare allerdings fast schon wieder attraktiv war. Sherlock versuchte erst nicht in die Augen des Jungen zu sehen um sachlich bleiben zu können. Doch als John mit belegter Stimme versuchte bestimmt zu sein konnte er nicht anders als ihm direkt in das unschuldige Blau zu sehen.

"Auf dich gewartet." erklärte John.

Sherlocks Herz machte einen kleinen Hüpfer, was ihn für eine Sekunde erschrak. Dann sah er Ernst auf John hinab. "Du hast in den letzten Tagen so viel Verrücktes erfahren, dass es für ein ganzes Menschenleben reicht."

"Weit mehr als das." warf John ein.

Sherlock trat einen Schritt näher heran und fixierte den Kleineren. Mit seiner tiefen warmen Stimme fragte er verführerisch: "Willst du mehr davon sehen?"

"Oh Gott, ja!" platze John heraus, und spürte sofort die Röte in sein Gesicht schießen. Doch Sherlock lächelte nur zufrieden, griff nach der Hand des Blonden und zog ihn in die bunten Bäume, die langsam alle ihre Blätter verloren.


Als sie einige Minuten schweigend durch das Laub gelaufen waren, hatte John wieder seinen ganzen Mut zusammen endlich Antworten zu bekommen. Abrupt bleib er stehen. "Was bin ich für dich?"

Sherlock drehte sich erstaunt um, und sah den Jungen verständnislos an. Dieser atmete noch einmal tief ein bevor er seine Frage wiederholte. "Was bin ich für dich, Sherlock?"

Es dauerte etwas bis der Dunkelhaariger aus seiner Starre erwachte. "Dafür gibt es kein Wort."

Enttäuschung machte sich auf Johns Miene breit. Doch das war es nicht , was Sherlock meinte. "Es gibt nichts, was beschreiben könnte, was du für mich bist, John." sagte er mit gedämpfter Stimme. Er zog den Jungen näher zu sich heran. "Ich werde dich beschützen wenn du mich lässt, ich werde nie wieder auftauchen wenn du es so willst, ich werde für dich sterben wenn ich muss, ich gebe dir alles was ich kann." Er machte eine kurze Atempause. "Ein Freund, ein Bruder, jemand dem ich mein Leben in die Hand legen würde, jemand der mich die Welt vergessen lässt durch eine einfache Berührung, jemand der das Biest in mir kontrollieren kann mit einem Blick, jemand der es schafft meinen Verstand zu verdrängen, jemand den ich verinnerlichen möchte ohne ihn umbringen zu können."

Denn das kann ich nicht John, weil ich dich liebe, hing er in Gedanken an.

"Das bist du für mich." beendete Sherlock. Mit jedem Wort war er näher an den Jungen herangerückt und stand nun so dicht an ihm, dass John die strubbeligen Locken auf seiner Stirn spürte.

Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet. Verlegen leckte er sich die trockenen Lippen. Sherlocks Wärme zog ihn magisch an, sodass er sich leicht nach vorne beugte. Doch bevor sie sich berührten hauchte Sherlock "Und was bin ich für dich, John?"

Diese wundervolle kleine Rede von Sherlock würde der Blondschopf nicht toppen können, also legte er seine Hand sanft auf den Platz wo das Herz seines Gegenüber sein müsste - sofern er ein biologisches hatte. Durch das dünne Hemd pochte es leicht zurück.

"Das liebenswerteste Monster, dass mir je unter gekommen ist."

Dann grinste er Sherlock an, der zurück grinste. John war sich sicher, dass Sherlock genau wusste, was er empfand. Immer noch lächelnd zog der Ältere seinen Freund weiter durch den Wald. "Ich muss dir etwas zeigen."

Erst war sich der Lord nicht sicher, was sein Begleiter von der alten Erdhöhle halten würde. Schließlich war die heutige Gesellschaft die Natur nicht so sehr gewöhnt wir früher - soweit er das mitbekommen hatte. Doch John bemühte sich zumindest die Wurzeln und Tiere zu ignorieren die sich vermutlich überall um sie herum befanden. Die Wände bestanden oft aus großen Steinen, aber es war dennoch unter der Erde.

"Das war also dein Zufluchtsort?"

"Hier hat niemand nach Leichen gesucht."

Appetitlich war der Gedanke nicht gerade, aber der Blonde ließ sich von Sherlock tiefer unter die Erde führen. Es wurde immer dunkler und dunkler; John konnte kaum noch zwei Meter weit sehen.

"Du ernährst dich also von Menschen, kannst Wände hoch springen, bist so eine Art Wolverine und lebst in einer Höhle wie ein Drache. Gibt es noch etwas dass ich über wissen sollte?" meinte John leicht ironisch. Zwar wusste Sherlock nicht, was John damit alles meinte, aber es gab etwas, dass er noch wissen musste.

"John, du musst wissen, dass ich nicht durch Zeit sterben kann."

"Das habe ich mir fast schon gedacht." scherzte dieser.

"Ich meine es ernst. Du wirst älter, du wirst Jahrzehnte leben und du wirst sterben. Für dich ist das deine ganze Existenz und für mich nur ein Tag in der Weltgeschichte. Du könntest dein Leben an mir verschwenden ..."

Jetzt blieb John stehen. "Nein. Nein Sherlock, ich habe die Chance mein ganzes Leben mit dir zu verbringen, das ist das Fantastischste was mir passieren kann. Auch wenn ich nur ein winziger Teil deines Lebens sein werde, ich will das du der Größte in meinem bist."

Der schlanke Mann antwortete mit sanfter, nahezu brüchiger Stimme. "Du wirst niemals ... nur ein kleiner Teil von meinem Leben sein."

Er ging auf den jungen Mann zu und packte ihn an den Schultern. "Ganz egal, was passiert." Damit beugte er sich vor und küsste John.

John erwiderte den Kuss, während sich seine Hände in Sherlocks Locken verfingen. Holmes löste sich von ihm und trat einen Schritt zur Seite, sodass John weiter in die Höhle gehen konnte. Doch gerade als er an Sherlock vorbei gegangen war, hielt dieser ihn von hinten fest und hauchte ihm einen sanften Kuss in den Nacken.

Die Haut unter Holmes Lippen erschauderte, was ihn zum Grinsen brachte. Es gefiel dem Jungen. Sherlocks lange Arme wanderten zu Johns Hüften, sodass er ihn an sich heran ziehen konnte.

Er hatte sich für ihn entschieden, also würde er nun alles mit ihm teilen. Auch seine tiefsten Gefühle und sein Verlangen.

John legte genüsslich den Kopf auf Sherlocks Schulter und griff mit der Hand nach hinten in seine wirren Locken.

Das Kitzeln in seinen Haaren breitete sich als erregendes Kribbeln auf seinem ganzen Körper aus. Entspannt ausatmend schmiegte er sich an Johns Wange. Es klang eher wie ein Summen, was John zum Grinsen brachte. Währenddessen begannen dünne Finger das Hemd des Kleineren aufzuknöpfen, gefolgt von einem leisen Fluchen, als sie das Unterhemd darunter bemerkten. Protestes wegen fuhr Sherlock unter Johns Gürtellinie, woraufhin sich der Griff in seinem Nacken verstärkte. Er küsste John sanft von Kinn über Kiefer und den Hals entlang, bis er leise seufzende Laute von sich gab. Daraufhin nutze der Mann seine Zunge, um die kleinen Laute lauter werden zu lassen. Johns Rücken drückte sich immer mehr an seine Brust, der Griff in den Locken war fast nur noch ein krampfhaftes Festhalten; Aber Sherlock Holmes war lange noch nicht fertig.

Seine Hände machten sich daran den Gürtel zu öffnen und diese umständlich verschlossene Hose. "Warum hast du immer solches Zeug an?" raunte er genervt in Johns Ohr. Doch der bekam kaum etwas mit, als die heißen Hände seine nackten Beine entlangstrichen.

Oh Gott, Sherlocks perfekte Lippen berührten jeden Zentimeter seiner Wirbelsäule, während ein reißendes Geräusch von Stoff zu hören war. Als John fast komplett ohne Kleidung dastand, wurde ihm klar, dass wohl sein Hemd gerade dran glauben musste. Wie zur Bestätigung spürte er warmen Stoff auf seine Füße fallen. Er traute sich nicht sich umzudrehen oder es durch einen Blick zu kontrollieren, solange die kräftigen Hände seine Hüften fest im Griff hatten und er etwas weiches warmes an seinem Steißbein spürte.

Sherlock hauchte seinen heißen Atem auf Johns immer wärmer werdende Haut, bis er am letzten Ende der Wirbelsäule angekommen war. Spielerisch ließ er die Hände um die Hüfte des Jungen gleiten. Das nach Erlösung sehnende Stöhnen machte es Sherlock schwer nicht auch den Rest an Kleidung weg zu reißen. Stattdessen richtete er sich wieder auf, wobei er es sich nicht entgehen lassen konnte seine Hände über Johns Vorderkörper gleiten zu lassen, angefangen bei den Knien. Der überraschte, hoffende Aufschrei, in der Mitte seines Weges, ließ Sherlock zufrieden grinsen. Er küsste zaghaft Johns Nacken, was eine Folter für den Jüngeren war. Er war kurz davor Sherlock so innig zu küssen, dass selbst er die Zeit vergessen würde. Der Ältere nahm seine Anspannung wohl wahr und zog ihm endlich die letzte Hose aus. Dann nahm er Johns zittrige Hände und zog sie hinter den Rücken, damit auch er spüren konnte, dass keine Kleidung sie mehr trennte.

Der Blondschopf sog scharf die kühle Waldluft ein. Die perfekten Hüftknochen fühlten sich blind noch besser an, als wenn er sie sehen könnte. Obwohl er jetzt alles darum geben würde sich zu Sherlock umzudrehen und ... Sein Knie knickte ein als der Mann hinter ihm ihn zum Sitzen lotste.

Was hatte er vo ...? - John hatte keine Zeit nachzudenken, denn Sherlock machte sich nicht die Mühe seinen Schützling vorzubereiten; Ohne Vorwarnung drang er in ihn ein.

John stöhnte laut auf und musste sich am Boden fest krallen. Das Gefühl, war so neu und verdammt gut, dass es ihm die Sprache verschlug. Er konnte nur keuchend am Boden liegen, während Sherlocks Becken sich gekonnt bewegte. Sherlock begann derweil erneut seinen Rücken zu küssen. Das Pochen unter seinen Lippen, seiner Zunge, erregte den Mann so sehr, dass er fast aus dem Takt kam, John und sie beide zusammen nicht zu überfordern. Die Wirbelsäule entlang bis in seinen Nacken liebkoste er, wo er begann an der jungen Haut zu saugen.

Die warmen Küsse brannten wie kleine Blitze, doch es war nicht unangenehm. Ganz im Gegenteil, es fühle sich unglaublich gut an.

Jedes Mal wenn der Ältere tiefer eindrang glaubte John durch zu drehen. Sein ganzer Körper pulsierte im Zusammenspiel der Küsse und tiefen Innigkeit. Als Sherlock immer schneller wurde, merkte er selbst, er war kurz davor zu explodieren. Seine Zähne stießen in die zarte Haut, was John Lustschreie ausstoßen ließ, bis sie endlich gemeinsam zum Höhepunkt kamen.

Sherlock löste sich schwer atmend von John. Dieser war völlig fertig mit der Welt und versuchte sich auf den Rücken zu legen, um sich an seinen Mann zu schmiegen.

Es hatte höchstens 6 Grad, aber es war so heiß in der Höhle, dass es Hochsommer sein könnte. Sherlock trocknete Johns schweißnassen Körper mit seinem einigermaßen sauberen Hemd ab. Der Frieden den John ihm gab, stärkte seine Kräfte, als hätte er Nährstoffe über die Luft aufgenommen.

"Das musstest du noch wissen, bevor ..." sagte Sherlock noch außer Atem.

John musterte den Mann neben sich fragend. Wovon redete er? Anscheinend nicht davon, was gerade passiert war.

"Du erinnerst dich an Moriarty? Der Grund warum er uns gesucht hat, war, weil er genauso sein wollte wie wir es alle waren - Monster."

Die Gedanken des Jungen waren noch alle nicht zurück in die Realität gekehrt, weshalb er Sherlock nur fragend ansah.

"Wir haben gerade darüber geredet, dass ich unsterblich bin."

Stimmt, da war was gewesen. Aber hatten sie das Thema nicht beendet? John verstand nicht.

Sherlock sah ihm tief in die Augen. "John, ich habe einen Weg gefunden wie es möglich ist."

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er es verstand. Johns Augen wurden groß, doch da legte Sherlock eine besorgte Miene auf.

"Du weißt nicht, was das bedeutet John. Du kannst dir nicht im Geringsten vorstellen, was für eine Bürde das ist."

Aber John setzte sich abrupt auf. "Sherlock, willst du mir gerade sagen, dass wir für immer zusammen leben können?" Er war außer sich, körperlich sowie mental überwältigt, er hatte das Gefühl auf Wolken zu schweben. Die Person, die er am meisten auf der ganzen Welt begehrte offenbarte ihm eine Möglichkeit für immer mit ihm Zusammensein zu können!

Doch Sherlock teilte seine Überschwängliche Begeisterung nicht. Er kannte den Preis.

"John, bitte hör mir zuerst zu."

Der Ältere setzte sich ebenfalls auf und versuchte John von seinem Höhenflug zu holen. "Ich habe keine Garantie dafür, dass es überhaupt funktioniert."

Sherlocks trübe Miene stach John in die Brust. "Freust du dich denn gar nicht?"

Der Mann lachte auf. "Nichts wünsche ich mir mehr, John. ... Aber ich weiß, was es bedeutet. Und du bist noch so jung. Ich könnte damit dein ganzes Leben zerstören ...."

"Es ist meine Entscheidung. Du kannst mich nicht davon abhalten." protestierte John.

Ein müdes Lächeln legte sich auf diese perfekten markanten Lippen. "Doch, du brauchst mich dafür."

Er sah wie sehr John mit sich haderte, erst so glücklich gewesen zu sein und seine Welt gleichzeitig zerbrechen zu sehen.

"Ich werde unter einer Bedingung zustimmen." gab Sherlock schließlich nach.

Auch wenn er damit sie beide gefährdete, gab es nichts was sich der Lord mehr wünschte als sein Dasein endlich mit jemandem teilen zu können. Und erst recht wenn dieser Jemand John Watson war.

Johns Augen leuchteten voller Hoffnung auf.

"Du schläfst mindestens eine Nacht darüber und machst dir Gedanken über alles was ich dir jetzt sagen werde."

John nickte entschlossen und zog sich Sherlocks Hemd über, da es nun doch kühl wurde.

"Dein Verstand wird einen Ausmaß haben, den du dir mit deinem Jetzigen nicht vorstellen kannst. Dein Erinnerungsvermögen wird so gut sein, dass du wir wünschst es gäbe eine Löschtaste. Deine Sinne sind geschärft, doch nur zu einem Zweck: Töten. Dein Körper reagiert auf jegliche Anzeichen von Schwäche oder Schweiß, Angst und Blut. Eine Begegnung mit Menschen kann tödlich enden, wenn dich deine Instinkte übermannen; selbst ich habe meine Probleme nach vielen Jahrtausenden Übung. Du wirst Schmerzen und Hunger, Verlangen sowie Stärke verspüren, wie du es dir nicht erträumen kannst. Du bist verwundbar, aber nicht fähig von außen zu sterben. Du wirst niemals in einer normalen Zivilisation leben können, du wirst dein Leben geheim halten müssen und dich nicht auf offiziellen Dokumenten zeigen lassen. Alle Gefühle werden intensiver sein, als sie jemals waren. Und ich werde dich niemals sterben lassen."

John nickte langsam und versprach sich Gedanken darüber zu machen. Nachdem sie sich wieder angezogen hatten verließen sie das Versteck, um nach Hause zu gehen.


"Mr. Watson ich habe mir schon Sorgen gemacht! Wo waren Sie nur und ... oh." begrüßte sie Mrs. Hudson, da entdeckte sie Sherlock hinter John. "Wie ich sehe sind Sie in bester Gesellschaft. Ich mache etwas Essen warm, der Kaminraum ist aufgeheizt und geputzt ... Ein idealer Ort für einen herbstlichen Abend wie diesen." Mit einem vielsagenden Blick drehte sie sich um und verschwand in der Küche.


"Du solltest schlafen gehen."

Sie saßen eingewickelt in Wolldecken vorm knisternden Feuer, eine Kanne Tee vor sich. Mrs. Hudson hatte ihnen einen würzigen Gemüseauflauf gemacht.

"Ich muss das noch fertig essen!" Protestierte John. "Das könnte meine letzte normale Mahlzeit sein."

Schmunzelnd schob der Ältere ihm auch noch seine Portion hin.

"Du musst dir 100% sicher sein." vergewisserte er sich noch einmal. "Und du darfst nicht wegen mir zusagen." Sherlock fiel auf, wie nervös er war. Er musste mehr Angst vor den Nebenwirkungen haben als John. Denn der aß gemütlich seinen Auflauf und grinste glücklich.

"Ok, ich tue das nur für mich, versprochen. Ich bin ganz egoistisch und möchte dir den Rest deines Lebens auf den Keks gehen." meinte der Blonde sarkastisch.

Augenrollend zog ihn Sherlock zu sich. Mit einem protestierenden Ausruf lehnte sich John an den großen Mann. So konnte er nicht mehr essen. "Sherlock, das können wir noch in den nächsten tausend Jahren machen, aber der Auflauf wird dann kalt sein!"

Den restlichen Abend ließ Sherlock den Jungen in Ruhe. Er verabschiedete sich und ließ ihn alleine in seinem Zimmer zurück.

Zum Einen um alles für die mögliche Verwandlung vorzubereiten, zum Anderen um alle Chancen und Risiken zum hundertsten Mal gegeneinander aufzuwiegen.

-

Dass sich John nicht umentschieden hatte, war Sherlock klar gewesen. Zugegebenermaßen wäre er enttäuscht gewesen wenn er es getan hätte. Er wollte John Watson mindestens genauso, wie dieser den wundersamen Mann der sich hinter der kalten mysteriösen Fassade Sherlocks' verbarg.

An der Hand haltend zog Holmes den jungen Watson durch die Höhle, bis es so dunkel war, dass John nichts mehr sehen konnte. Da ließ Sherlock los und knipste nach und nach Taschenlampen an, die nach einer Weile einen Raum beleuchteten.

Erst jetzt erkannte John das verwüstete Labor um ihn herum.

Reagenzgläser, Spritzen, anderes Zeug was sie im Chemieunterricht verwendet hatten und noch ein paar Werkzeuge, von denen John noch nie etwas gesehen hatte, stapelten sich in Kisten. Als er zu seinem angespannten Mann ging, trat er mehrmals in irgendwelche dunklen Lachen am Boden. Er hoffte dass es nur Blut war, denn dass schloss irgendein ekelhaftes Gesöff aus, dass er als Zaubertrank nehmen müsste.

Doch so einfach würde es nicht werden.

Sherlock hatte einen Tisch freigeräumt und mit einem Sack Laub bedeckt, damit John nicht auf der harten Platte liegen musste. Über dem ganzen lag eine Schutzplane gegen Keime und so sammelte sich das Blut nicht unter dem Jungen sondern floss auf den Boden.

Etwas mulmig war es John schon, als er auf dem Rücken lag und der bleiche Mann einen Eimer neben ihn stellte, sowie einige Spritzen holte, die teilweise mit dunkler Flüssigkeit gefüllt waren. Sherlock legte eine ganze Menge davon neben den Eimer.

"Du musst wissen, dass bis jetzt nur ein einziges meiner Versuchsopfer überlebt hat." sagte der Lockenkopf während er Johns Arm freilegte.

"Wie viele waren es insgesamt?" fragte John etwas zittrig, als die kühlen Finger seine Ärmeln hochkrempelten.

Sherlock bedachte ihn mit einem undefinierbaren Blick. "Viele."

Motivierend war das nicht gerade, dachte John verunsichert. "Wer waren denn deine Versuchskaninchen?" Er hatte die Hoffnung, sich durch die Antwort besser zu fühlen. Doch das ging nach hinten los.

"Eichhörnchen, Kaninchen, ein paar Igel, ..." Als Sherlock merkte, dass er John keineswegs beruhigte, verstummte er.

Nach kurzem Herumwerkeln, war alles vorbereitet und der große Mann trat zu John heran. Sherlock sah wieder sehr bleich aus, was an dem großen Blutverlust lag.

Die warme dunkle Stimme hatte in der tiefen Höhle eine noch anziehender Wirkung als sowieso schon. John musste sich beherrschen unbeweglich liegen zu bleiben und ihm nicht durch die schwarzen Locken zu streichen.

"Das ist deine letzte Chance, nein zu sagen."

Schon einmal hätte John einfach nein sagen können. Dann würde er jetzt in einer gemütlichen Wohnung sitzen, mit den anderen Studenten Party feiern und sich betrinken, weil sie die Uni bestanden hatten. Stattdessen lag er nun hier und war kurz davor sein bisheriges Leben aufzugeben. Doch wenn er genau darüber nachdachte; was erwartete ihn in seinem jetzigen Leben? Eine Familie, die sich nicht um ihn scherte, Freunde die alle wo anders waren, ein Leben als Arzt in einer Praxis in diesem Kaff hier, oder als Vermieter der Burg.

John schüttelte den Kopf. "Ich werde das schon überleben. Versprochen."

Liebevoll lächelnd strich Sherlock Watson die blonden Strähnen aus den Gesicht und küsste ihn sanft. John konnte nicht anders als seine Finger in den weichen Locken zu vergraben. Doch der Ältere löste sich und zückte ein Messer. Das Klacken ließ John zusammenzucken.

"Ich werde dir jetzt die Pulsadern aufschneiden und dich ausbluten lassen." Meinte Sherlock sachlich. John, etwas geschockt von der Aussage, schluckte schwer. Es hatte damit gerechnet, dass es gefährlich werden würde, aber nicht dass er dafür wirklich sterben musste.

"Danach werde ich dir alles verlorene Blut mit meinem ersetzten." Sherlock ließ diese Nachricht für ein paar Sekunden sacken. "John, du musst still liegen bleiben. Wenn etwas schief geht, kann ich dir dein Blut wieder injizieren, aber du musst dabei ruhig bleiben. Ich kann dir meines auch nicht spritzen, wenn du nicht genau so liegen bleibst. Es wird weh tun und du wirst alles tun wollen, um zu überleben. Du musst dagegen ankämpfen, ich werde dich nicht sterben lassen."

Mit dringlichem Ton fügte er hinzu. "Egal was du tust, beweg dich nicht."

"Tu's einfach." brachte John gepresst heraus und wappnete sich für den Schnitt. Und seine erste und womöglich letzte Nahtoderfahrung.

Der Messerschnitt stach weniger als erwartet;

Sherlock versuchte so vorsichtig wie möglich vorzugehen. Aber er wollte John nicht lange leiden lassen. Der Atem des Jungen ging schneller, bei jedem geräuschvollen Tropfen der in den Eimer fiel. Es war totenstill, bis auf dieses Fließ-Tropf-Geräusch.

Nur Sherlock hörte mehr.

Er nahm ihre Atmungen wahr, die unregelmäßigen Herzschläge, den Wind, die Fliegen vor den Lichtkegeln der Taschenlampe. Er hörte wie die junge Haut unter seinen Fingern weiter aufriss, als John sich instinktive begann zu winden.

Der Blutgeruch war die Stärkste Droge, die man dem Lord hinhalten konnte, und nun musste er mit allen Sinnen erfahren, wie es Tropfen für Tropfen über seine Finger in den Eimer floss. Wenn er sich jetzt verwandelte, würde er es verpassen John zu verwandeln, er würde ihn sterben lassen. Und das konnte er nicht.

Erdrückt aufschreiend riss er sich von seinem ausblutenden Freund ab und krallte sich in der nächst gelegenen Wand fest. Er durfte nicht nachgeben!

Nach einiger Zeit konnte er sich endlich wieder zusammenreißen und setzte sich wieder zu seinem Schützling, der nun schon mindestens genauso blass aussah wie er selbst.

Sherlock schloss die Augen und dachte an das Nichts.

Die Zeit verging, bis sich John merklich schwach und müde fühlte. Kraftlos bewegte er die Finger um die Aufmerksamkeit des Lockenkopfs zu bekommen. Mit ruhigen Augen sah Sherlock zu ihm auf. Lächeln ließ sich John in den grün-blauen Ozean fallen.

"Ich liebe dich." war das letzte was der junge Watson hauchte, bevor der er die Augen schloss.


-


Dickflüssig mischte sich das Blut mit seiner Spucke; Da spürte er etwas in seinem Kiefer wachsen. Auf einmal brach sein Zahnfleisch auf und mit einer unglaublichen Wucht schossen Spitze Klauen heraus, die sich in seiner Zunge verbissen. Ein kleiner Schmerzenslaut entfuhr ihm.

"Daran gewöhnst du dich noch." raunte es in seinem Ohr, während das rote pappige Zeug sein Kinn hinunter lief.

Niemals hätte er gedacht ein so großes Verlangen nach etwas haben zu können. Es schmeckte seltsam bitter und nach Eisen, aber sein Körper wollte mehr davon.

Diesen hier hatte Sherlock noch umgebracht, aber bald musste er es selbst tun. Er sah zu wie sein Mann den Bauch des Opfers aufschlitzte und in den Eingeweiden wühlte. Schließlich hielt er an etwas fest und riss mit einem Ruck ein Organ heraus.

"Es wird Zeit für dein erstes Herz." sagte Sherlock anzüglich lächelnd. Bei diesen Worten sah der Mann auf und der Ältere strich ihm die blonden Strähnen aus der Stirn. Als ihn die jungen feuerroten Augen anfunkelten, wusste Lord Holmes:

diesmal war es für immer.


ENDE

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Danke fürs lesen :D Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr habt mal was Neues gelesen ^^

Lasst immer gerne Feedback da  ;3

See you then, Eure Sunny <3

PS: Die Verwandlung ist planmäßig verlaufen, Sherlock und John lebten zusammen auf der Burg. Mrs. Hudson wurde eingeweiht und stand natürlich hinter #Johnlock, weshalb sie sie auch nicht umrachten, sondern als ihre Haushälterin dort leben ließen. Außerdem half sie Morde zu vertuschen, denn John musste erstmal lernen wie man tötet und sich zügeln kann. Auf jeden Fall haben die beiden Monster noch ein langes abenteurreiches, aber auch friedliches und ganz besonderes Leben vor sich, dem sich niemand mehr in Quere stellen kann ;D


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