Teil 93
Rune
Ich saß am Laptop und beendete das Facetime mit meinem Cousin.
Ich klappte das Gerät zu und dehnte meinen Nacken, bevor ich aufstand und ins offene Bad lief. Barfuß und nur in einer Leinenhose steckend, sah ich in den Spiegel und machte mir eine Zahnbürste.
Es war schon fast Mittag und seit unserem Quieke hatte ich mich wieder in meiner Arbeit vergraben. Arbeit, die jetzt für die nächsten paar Tage zum Stillstand käme.
Ich schrubbte ordentlich meinen Mund, wusch dann mein Gesicht und rasierte mich, während Kiana mit Renata, die vor knapp einer Stunde angekommen war, alles, was das Kleid anging, besprach.
Was zum Geier das noch sein sollte, entzog sich jeder für mich verständlichen Logik. Passte das Kleid? Gut. Passte es nicht mehr? Fuck, näht das Ding um. Fertig.
»Es könnte so einfach sein«, murmelte ich. »So beschissen einfach.«
Ich sah mich im Spiegel an und grinste. Ich war wirklich ein liebeskranker Trottel, der für diese Frau alles tun würde. Inklusive sie am Strand zu ficken und Sand an Stellen zu finden, an denen kein verdammter Sand sein sollte.
Morgen kämen die Gäste.
Übermorgen würden wir heiraten.
Wie viel Kiana bis dahin wohl noch essen konnte?
Ich lachte, weil sie glaubte, ich dächte, sie hätte zugenommen. Fuck, ich würde es sogar ziemlich heiß finden, wenn etwas mehr an ihr dran wäre. Ich liebte Frauen mit Polstern und Rundungen. Deswegen vergötterte ich wohl auch ihre prallen Titten.
Ein bisschen Deo, ein bisschen Parfum und kein Kleidungsstück mehr als die Hose. So lief ich aus dem Badezimmer, um dann anzuhalten und der Wedding-Planerin entgegenzusehen, die im Wohnbereich des Hotelzimmers stand.
Ich runzelte die Stirn. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Ähm-« setzte sie an und ihre Augen wanderten über meinen Körper. »I...ich bin die neue Wedding Planerin....ach, das wissen sie ja schon.« Ihr Blick flog zurück und sie sah mir wieder ins Gesicht. »Mein Name ist Julia Becker, freut mich sehr, den Bräutigam auch endlich kennenzulernen«, lächelte sie verlegen und hielt mir die Hand hin. Mit der anderen Hand hielt die kleine schwarzhaarige mit Bob eine Mappe mit unzähligen Papieren fest an den Körper gedrückt.
Ich nahm die Hand und nickte. »Selbe Frage, Julia Becker. Wie kann ich helfen? Wenn Sie meine Verlobte suchen sollten, die ist mit der Schneiderin in deren Zimmer.«
»Ich weiß« sagte sie etwas schnell und lachte verlegen.
»Julia! Wo bist du?«, brüllte jemand und ich griff nach meiner Bodylotion. Kiana kam mit einem sexy Bikini und einem passenden Strandtuch um die Hüfte gebunden, in den Wohnbereich und sah zwischen Julia und mir hin und her. »Auf was wartest du? Du wolltest mir doch die Location zeigen. So lange meine Schneiderin mein Kleid noch etwas abändert, werde ich mir das gerne ansehen.«
Julia zögerte kurz, bevor sie erst sie und dann mich ansah. »Am besten kommt Ihr Verlobter gleich mit. Dann könnt ihr schon einmal sehen, wo ihr langlaufen und wo ihr stehen müsst«, schlug sie vor und ich schnaubte.
Ich nahm eine ordentliche Portion der nach Sandelholz und Orange duftenden Creme und begann, erst meine Arme, dann meine Brust und meinen Bauch einzureiben.
»Es ist ein Strand, oder? Lasst mich raten-«, setzte ich genervt an und verteilte die Creme auch in meinem Hüftbereich. Meine Muskeln spannten sich und jetzt glänzte mein ganzer Körper. »-Kiana läuft auf dem Sand vor bis ans Meer, wo ich dann schon warte und in Tränen ausbreche, weil sie so wunderschön ist?«
Kiana musste lachen, doch Julia verstand mein Gemurre wohl nicht und guckte daher dumm aus der Wäsche.
Kiana ging auf sie zu. »Mach dir nichts draus, Julia. Mein Verlobter hat einen seltsamen Humor.«
Sie lächelte verlegen und sah dann von ihr zu mir. »Es wäre dennoch ....ähm....wichtig...ja, genau. Und-«, sie starrte wieder meinen Körper an. »-es muss noch die Frage beantwortet werden, wer die Braut zum Altar führt.«
Kianas Gesichtsausdruck wurde schlagartig traurig und sie drehte sich nun ebenfalls zu mir. »Das wollte eigentlich mein Bruder machen.«
»Ich weiß«, sagte ich und lief auf sie zu. Ich drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel und ließ die immer begieriger werdenden Blicke Julias an mir abprallen.
Es war nichts Neues, das Frauen mich ansahen. Fickrig und bereit sich auf ein Wort von mir die Slips runter zu reißen, war früher Alltag. Bei Kiana war es das erste Mal immerhin nicht anders. Wobei, eigentlich hatte ich ihr den Slip zerrissen.
Bei der Erinnerung musste ich Schmunzeln und sah dabei Julia an.
Ich nickte und leckte mir die Lippen. »Fein. Ich sehe es mir an.«
Julia lächelte mich an und öffnete ein paar Knöpfe ihres Hemdes. »Sie werden es nicht bereuen.«
Ich hob eine Braue und sah auf ihren nun aufblitzenden BH.
Ja, ich sollte nicht und nein, ich würde niemals etwas tun, aber ich war ein Mann. Ein italienischer Mann und fuck, ja ich genoss den Anblick andere Frauen dennoch. Es war nun mal Fakt, dass Julia eine attraktive Frau war.
Dennoch ließ ich mein Lächeln verschwinden und drückte Kiana einen neuen Kuss auf den Kopf.
»Ich hoffe, er kommt noch, ansonsten muss das vielleicht Cal übernehmen«, seufzte sie.
Ich drehte Kiana Richtung Ausgang, nahm mir ein kurzes Hemd, das ich überzog jedoch der Hitze wegen offen, ließ und verließ mit den beiden den Raum.
»Cal würde es machen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht.«
***
Es war wir gedacht.
Ein Strand. Stühle. Ein runder Bogen unter dem wir getraut werden würden. Bla, bla, bla. Kitsch und vor Romantik triefende Details, wo man nur hinsah.
Ich beugte mich zu Kiana und flüsterte: »Ich hoffe, du weißt, dass ich hier für dich wirklich meine Komfortzone verlasse.«
»Sowie ich beim Sex jedes Mal«, erwiderte sie keck und den Punkt musste ich ihr geben.
»Touche.« Die Wedding-Planerin stellte sich vor uns, aber stand deutlich näher zu mir gewandt.
Sie fing an zu erzählen, dabei sah sie mich öfter und intensiver an als mir lieb war.
»Es sind genau die Pastellfarben, die sie ausgesucht haben. Kein Lila.« Julia zwinkerte mir zu, doch ich ignorierte es. »Die Stühle sind mit weißen Blumen geschmückt und der Sand wird extra mit pastellfarbenen Rosenblüten markiert. Der Priester-« sie zeigte zu dem Bogen, »-wird genau dastehen und euch beide Trauen. Die Hochzeit selbst findet bei Sonnenuntergang statt, sowie es von der Braut erwünscht wurde.« Julia legte eine Hand auf meinen Arm und zeigte in die entgegengesetzte Richtung zu einer großen Terrasse mit Überdachung. »Dort wird die Feier stattfinden und auch das Feuerwerk am Schluss wird von dort sehr gut zu sehen sein.« Ihre Finger wanderten meinen Arm hinauf und sie lächelte zu mir hoch. »Sind sie bisher zufrieden?«, fragte sie eigentlich nur mich.
Aber Kiana, die noch zu der Terrasse sah und von uns weggedreht war, antwortete: »Es ist perfekt.«
Ohne das Kiana es merkte, da sie völlig in den Traum ihrer perfekten Hochzeit eingetaucht war, packte ich die Hand an meinem Arm. Ich stieß sie unsanft weg und ließ meine Präsenz etwas spielen.
»Vorsicht, Julia«, raunte ich so, dass nur sie es hören konnte. »Verbrenn dich nicht an etwas, das dir nicht gehört.«
»Ich verbrenn mich aber sehr gerne an Sachen, die mir nicht gehören«, hauchte diese Bitch genauso leise zurück und sah Kiana an, als sie sich umdrehte.
»Und von wo werde ich kommen? Und wo wird mein Verlobter stehen?« ,fragte mein Herz mit einem breiten Lächeln im Gesicht, während ich die Tussi anstarrte. Julia wandte den Blick von mir ab und lächelte zu Kiana zurück. »Ich kann es Ihnen gerne zeigen, bitte folgen Sie mir, Mister Costello.«
Ich biss die Zähne zusammen. Aber ... Kiana war glücklich und wirkte das erste Mal seit Wochen gerade mal nicht gestresst. Also nickte ich und lief Julia nach.
Ich sah sie nicht an, sagte jedoch: »Was auch immer du denkst, dir bei mir holen zu können, solltest du lieber vergessen.«
Scheiß auf höfliche Anreden. Die Kuh interpretierte etwas zu viel in ...
Ja was? Mein Aussehen?
Das mit Kianas Mum und der Verwechselung, und meiner demnach anfänglichen Begeisterung und den Fummeln, konnte ich wegen meines Suffs bedingt noch verstehen. Aber ich hatte der Tussi kein Zeichen gegeben, dass ich Interesse hatte, sie zu ficken. Das hatte ich seit Kiana keiner mehr gegeben.
Eben jene stand begeistert neben dem letzten Stuhl, wo der Weg zum Altar anfing und beobachtete uns.
Julia lachte leise. »Du siehst mir aus wie ein Badboy. Ich werde bestimmt nicht die Erste sein, die hinter dem Rücken deiner Braut, dein Bett teilen dürfte. Komm schon, nur eine Nacht mit mir, wird deine Sicht auf heiße Frauen von Grundsatz ändern«, flirtete sie schamlos und als wir stehen blieben, ging sie um mich herum. Nun stand sie direkt vor mir und legte eine Hand auf meinen durchtrainierten Oberkörper. »Du bist wirklich heiß«, hauchte sie und schob mich auf den Punkt, wo ich bei der Trauung stehen würde.
Ich sah sie an. »Ich BIN ein Badboy, Süße. Ich bin sogar ein wirklich böser Kerl. Und das zeigt sich schon daher, dass ich kein Problem habe, Frauen so zu behandeln wie Männer«, raunte ich kühl und drohend. »Also sieh zu, dass du deine verhurten Finger von mir nimmst, bevor ich sie dir erst einzeln breche, abschneide und den verdammten Tigerhaien zum Fraß vorwerfe«, ich lehnte mich vor, »du Miststück.« Um meine Worte zu untermalen, griff ich ihre Hand und verdrehte ihren kleinen Finger nach oben. »Ich hab meine Verlobte nie betrogen und das werde ich auch nicht. Schon gar nicht mit dir.«
»Rune, was machst du denn da? Lass Julia in Frieden. Ich weiß ja, dass du auf das alles hier keine Lust hast, aber benimm dich nur für 2 Minu-«, motzte Kiana, aber stoppte, als Julia mir plötzlich um den Hals fiel. »Was zum Teufel?!«, schrie meine Kleine nun und stampfte auf uns zu. »Du blöde Schlampe!«
Ich spuckte derweil die Zunge regelrecht aus, die sich in meinem Mund schob. Mit einem heftigen Stoß schupste ich das Weib von mir. »Du Bitch!«, fauchte ich und knurrte sie böse an, als ich sie am Hals packte und daran hochhob. Nur ihre Zehenspitzen berührten jetzt den Sand und sie rang nach Luft. »Bist du lebensmüde?!«
Als Kiana ankam, sah sie Julia genervt an. »Was soll die Scheiße?!« Sie spielte die Ängstliche und zeigte auf mich. »Er hat mich plötzlich an sich gezogen und mich dazu gedrä-«
»Nicht die Leier schon wieder«, verdrehte Kiana die Augen. »Ich vertrau ihm und habe es mit eigenen Augen gesehen. Glaubst du etwa, weil ich Blond bin, bin ich auch dumm?!«
Ich hob eine Braue und ließ diese Julia los. Dann stürzte ich mich wie ein Wilder auf Kiana.
›Ich vertraue ihm‹
Ja, sie tat es und das zurecht.
Ich würde für diese Frau mittlerweile die Welt in Stücke reißen.
Ich würde ALLES für sie tun.
Und genauso küsste ich sie jetzt.
Als ich irgendwann Luft holte, und mir diese herrlich geschwollenen Lippen ansah, sagte ich schlicht über meine Schulter: »Du bist gefeuert, Miststück. Und wenn du glaubst, du würdest auch nur noch ein einziges Mal einen Job in dieser Branche finden, hast du dich geirrt. Verpiss dich, bevor sie dich am Ende noch den Haien vorwirft.«
Kiana sah Julia an und leckte sich über die Lippen. »Du hast gehört, was MEIN VERLOBTER gesagt hat. Und ich werde noch ein Gespräch mit der Hochzeitsagentur führen«, zischte sie, beugte sich etwas vor und riss ihr das Buch aus der Hand. »Das ist meins und jetzt hau ab!«
Julia sah uns an und verzog wütend das Gesicht. Dann lief sie davon und zeigte uns den Mittelfinger.
»Ich habe den Job eh gehasst!«, schrie sie und Kiana sah ihr nach.
»Was für eine Irre! Und ich war noch am Anfang froh, dass Amar weg ist. Doch jetzt wünsche ich ihn mir zurück.« Sie seufzte und sah erst mich an und dann den Weg zurück, wo sie zuvor stand. »Ich habe mir das erste Mal zum Altarlaufen eigentlich anders vorgestellt«, wandte sie sich wieder an mich und strich mir sanft über die Wange. »Wir müssen wirklich was dagegen tun.«
»Gegen was?«, fragte ich und zog sie bereits wieder an mich. Ich wollte sie. Ich wollte sie so sehr, wie diese Bitch scheinbar mich wollte. Bei dem Gedanken lachte ich kurz auf. »Und hör endlich auf, dir Dinge auszumalen und vorzustellen. Lass diese verdammte Hochzeit doch einfach auf dich zukommen. Lass sie einfach sein wie wir. Chaotisch.« Ich küsste sie wieder. »Verrückt.« Meine Hand wanderte an ihren Arsch und meine Zunge verflocht sich mit ihrer. »Heiß.« Meine Finger gruben sich ihn ihr Fleisch. »Und-«
»Also ich kann ja viel ertragen, aber nicht, meine Schwester am Strand ficken zu sehen«, sagte Louis und ich grinste in den Kuss, als auch Cal, der ihn hergebracht hatte - früher als geplant - sich räusperte.
»Mann, weißt du wie oft ich den Scheiß schon sehen und vor allem hören musste?«
Kiana drückte sich von mir weg und sah mit großen Augen zu Louis. Sie brauchte einen Augenblick, bis sie mir das Buch in die Hand drückte und mit einem lauten ›Oh mein Gott!‹ auf Louis zu rannte.
Sie sprang ihm in die Arme. »Du bist wirklich hier!«
Ich lächelte, als Cal in Badehose und Hawaiihemd auf mich zukam und sich neben mich stellte. Louis Blick traf meinen, ich nickte knapp und er erwiderte die Geste.
Dann drückte er Kiana an sich. »Natürlich, Kiki. Das verpasse ich doch nicht. Ich ... Ich hab dich lieb.«
Ich stupste Cal an und forderte ihn auf, die beiden alleine zu lassen. Wir liefen zurück zum Resort und ich ließ mir alles was ich verpasst und auch nicht verpasst hatte genau von ihm erklären, bevor wir uns an die Bar setzten und den Rest des Nachmittags damit verbrachten, uns ordentlich einen hinter die Birne zu kippen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top