Teil 78

Kiana

Nervös kaute ich auf meinen Lippen herum, während ich an dem gedeckten Tisch saß und auf Rune wartete.

Auf dem Weg nach Hause und als ich im Penthouse selbst war, hatte ich viel nachgedacht. Das ihm meine Worte von vor ein paar Tagen immer noch verletzten machte mich traurig. Das wollte ich doch gar nicht. Und genau deswegen, und um es wieder gut zu machen, hatte ich dieses Essen vorbereitet.

Es standen verschiedene italienische Gerichte auf dem Tisch und zwei Kerzen in der Mitte. Ich hatte selbst den besten Wein genommen und hoffte, Rune damit etwas zu besänftigen. Wenn wir jetzt mit dieser Stimmung morgen zum Treffen gehen, können wir uns auch gleich umbringen lassen. Wir mussten uns beide beruhigen, damit wir morgen einen klaren Kopf haben konnten.

Und auch Rune selbst brauchte unbedingt Ruhe.

Er sah nur noch müde aus.

Ich seufzte und sah auf mein Handy, als ich plötzlich eine Nachricht von Rune bekam, dass er irgendwann später käme. Er nannte mir keine Zeit und hielt sich knapp. Ich konnte wohl froh sein, dass er mir, nachdem wir wieder so auseinandergegangen waren, überhaupt Bescheid sagte.

Ich antwortete ihm aber nicht und sah das Essen wieder an.

Na toll.

****

Ping.

Meine Augen öffneten sich, als der Aufzug zum Penthouse auf ging. Sofort setzte ich mich auf und rieb mir die Augen. Ich war auf dem Sofa eingeschlafen. Ich richtete mein rotes Cocktail Kleid, dass ich extra für ihn angezogen hatte, und erhob mich.

»Da bist du ja«, stellte ich mit gebrochener Stimme fest und versuchte, zu lächeln.

Rune sah mich an, dann huschte sein Blick auf den gedeckten Tisch und das mittlerweile kalte Essen. Er rieb sich durchs Haar und seufzte. »Du hättest mir sagen können, dass du das vorbereitet hast.«

Ich schob mir mein langes blondes Haar hinters Ohr und schüttelte den Kopf. »Schon gut, ich wollte dich bei deiner Arbeit nicht stören.« Ich zeigte mit einer lockeren Handbewegung zum Tisch. »Ich wollte mich damit entschuldigen, und zwar für alles. Ich-«, begann ich wieder und wandte mich Rune zu. »Ich habe dich am Anfang für kaltherzig gehalten, das hatte ich dir auch ins Gesicht gesagt. Aber während das mit Louis passiert ist, habe ich das nicht mehr von dir gedacht. Ich habe nur nicht geglaubt, dass ... dass du deine Geschäfte aufgeben würdest, nur weil mein Bruder in Gefahr ist«, erklärte ich ruhig. »Aber-», setzte ich nochmal schnell an, »nur weil ich wusste wie viel deine Geschäfte dir bedeuten und nicht weil ich schlecht von dir gedacht habe. Ja, als ich dich belauscht habe, habe ich Angst gehabt. Aber ich habe nicht gedacht, dass du kaltherzig bist.« Meine Hände krallten sich in mein Kleid. »Bitte glaub mir. Und...und bevor du Panik bekommst, ich habe das Essen bei deinem Lieblingsitaliener bestellt.«

Mein Gegenüber sah noch mal auf den Tisch und lächelte dann einseitig.

»Erstens: Ich bin mein Lieblingsitaliener. Zweitens: Du bist wohl die einzige Person, die mich bei so ziemlich allem stören kann, amore mio. Drittens«-, setzte er an und kam auf mich zu. Er beugte sich zu mir und begrüßte mich mit einem kleinen Kuss. »Ich würde mein Geschäft nicht aufgeben.« Er sah mich an. » Für niemanden. Ich weiß das macht mich zu einem riesigen Mistkerl, aber ... du musst das nicht verstehen.« Rune küsste mich noch mal und zog eine kleine, längliche Schatulle aus seiner Hosentasche. Er hob sie mir hin. »Für dich.«

Bevor ich etwas erwidern konnte, sah ich auf die Schachtel, die er mir hinhielt. »Wolltest du dich etwa auch entschuldigen?« fragte ich nun schmunzelnd und berührt zu gleich. Ich nahm sie an mich und öffnete sie aufgeregt. Dann sog ich scharf die Luft ein. Es war eine roségoldene Kette mit einem tränenförmigen Diamant-Anhänger.

Sie war wunderschön.

»Kannst du sie mir bitte um machen?« fragte ich und drehte ihm den Rücken zu. In der einen Hand hielt ich die offene Schatulle und mit der anderen Hand hob ich mein Haar an.

»Nennen wir es nicht entschuldigen, Angel«, sagte Rune und nahm die Kette aus der Schachtel. Er stellte sich hinter mich und machte sie fest. Dann beugte er sich hinab und gab mir einen Kuss auf die Schulter, den Hals und hinters Ohr. »Sagen wir einfach, ich fand unser Auseinandergehen beschissen und dachte, das Zusammentreffen sollte besser werden.«

Ich verdrehte die Augen. Das war mal wieder eine typische Rune Aussage. Aber ich war nichts anderes gewohnt. Ich berührte den Diamanten an meinem Hals und lächelte. »Du bist unverbesserlich, aber in genau das habe ich mich verliebt«, erklärte ich und drehte meinen Kopf, sodass wir uns in die Augen sahen, weil er noch heruntergebeugt war. »Ich liebe dich Rune und ich will nicht mehr mit dir streiten. Kannst du bitte vergessen, dass ich jemals zu dir kaltherzig gesagt habe?«

»Nein, aber ich kann versuchen, es nicht bei jedem Streit, den wir wegen eben jener Kaltherzigkeit haben werden, wieder auf den Tisch zu bringen. Das ist wohl das höchste der Gefühle.«

Ich zog die Augenbrauen zusammen. »Dein Ernst?«

Er legte den Kopf schief und zuckte mit der Schulter. »Ich bin ein ziemlich nachtragender Mensch. Also ja, mein Ernst.«

Ich sah zwischen seinen Augen hin und her.

Also nahm er meine Entschuldigung nicht an und sagte mir gerade nicht einmal, dass er mich auch liebte.

Ich drückte mich von ihm weg. »Dann viel Spaß beim Essen und beim Nachtragend sein«, motzte ich und stampfte ins Schlafzimmer. Mit einem heftigen Knall schloss sich die Tür und setzte mich bockig aufs Bett.

»Was ist sein Scheiß Problem?! Konnte er nicht einfach sagen:-», setzte ich an und versuchte ansatzweise seine tiefe Stimme nachzuahmen. »Ich liebe dich auch Kiana, und danke, dass du an mich denkst und dich entschuldigst. Du bist die tollste Frau der Welt und lass uns einen schönen Abend verbringen.« Ich drehte mich herum, packte Runes Kissen und fing an dagegen zu boxen. »Verdammter Idiot!« Wieder ein Box. »Arschgesicht!« und noch ein Box.

Ich hörte, wie die Tür aufgemacht wurde und dann Runes Lachen. »Gehts wieder? Oder muss mein Kissen-Ich weiter leiden?«

Ich saß mit dem Rücken zu ihm und hörte auf gegen sein dummes Kissen zu boxen. Ich atmete tief ein und schob mir die Haarsträhne aus dem Gesicht. Ohne etwas zu sagen, drehte ich mich herum und schleuderte das Kissen auf den Penner. Natürlich fing er es ab und sah mich weiter belustigt an.

»Du bist ein scheiß Arsch«, meinte ich nun außer Atem und legte mich auf den Rücken.

»Warum bin ich denn ein Arsch?«, fragte er und lief auf mich zu. Das Kissen warf er auf seinen Platz auf dem Bett. »Weil ich nicht für dich lüge? Ich könnte dir sagen, dass ich es vergesse. Aber spätestens, wenn ich meinen Mund nicht halten kann - und wir wissen, dass das passieren wird, wenn wir uns streiten - knall ich es dir doch wieder an den Kopf. Und dann würdest du mir wiederum vorwerfen, dass ich damals gesagt hätte, ich würde es sein lassen.« Rune stellte sich vor mich und kreuzte die Arme. »Das würde ich also gerne vermeiden. Und an deiner Art mich nachzuäffen, solltest du noch üben, Kitty. Ich hör mich viel heißer an.«

Ich hob mein Bein mit dem roten High Heel und drückte diesen mit der Unterseite gegen seinen Bauch. Dadurch konnte Rune meinen Slip sehen, der heute aus einem durchsichtigen Stoff bestand.

»Das hat nichts mit lügen zu tun. Wir könnten dieses Thema auch lassen. Oder soll ich dir jedes Mal aufs Neue deine Fehler vorhalten? Mach ich doch auch nicht.« Mein High Heel glitt runter zu seiner Hose. »Und tut mir wirklich schrecklich leid, dass ich nicht auch so eine männliche Stimme habe wie du. Du hast den Abend hiermit versaut, das kannst du ja gut.« Mit ausgestreckter Zunge, drückte ich hart gegen seine Mitte. Dadurch musste er ein paar Schritte zurückgehen.

Er kniff kampflustig die Augen zusammen. »Ich hätte den Abend nicht versaut, wenn du mir geschrieben hättest, dass ich heimkommen sollte.«

»Ach so?« Tat ich auf überrascht. »Also hättest du dann deine Worte weiser gewählt? Statt deiner fucking Wahrheit?!«

Rune schnaubte und packte meinen Fuß am Knöchel. »Nein«, erklärte er. »Aber wahrscheinlich wären wir gar nicht erst zu dem beschissenen Thema gekommen, sondern hätten gegessen, uns entspannt und dann gefickt.« Seine Daumen zog kleine Kreise und seine Augen folgten meinem Bein bis zu meinem Slip.

»Bist du bescheuert?!«, fragte ich gereizt. »Ich habe mich entschuldigt! Du hättest einfach die Entschuldigung annehmen können und dann wäre die Sache auch ganz anders abgelaufen. Aber weil du glaubst, du musst immer ehrlich sein, machst du solche schönen Momente kaputt! Niemand hat gesagt, dass du mir etwas vorspielen sollst! Doch manchmal sind wenige Worte besser, als deine Worte.« unkontrolliert glitt mein anderer High Heel sein Bein hinauf.

Er macht mich so sauer!

»Ich finde die Wahrheit immer besser, als etwas nicht zu sagen, Kiana.« Mein Verlobter schnappte sich auch dieses Bein. »Nichts zu sagen ist der Anfang vom Ende einer Beziehung. Und da ich nicht vorhabe, jemals wieder eine andere Frau in mein Leben zu lassen, solltest du verdammt noch mal froh sein, dass ich der Typ Mann bin, der nicht jede Kleinigkeit, die ihm nicht passt, anstaut, bis er letztlich platzt und dann etwas Unverzeihliches sagt oder tut.« Er spreizte meine Beine etwas und winkelte sie an. »Oder ist es dir lieber, wenn ich die Klappe halte, so tu, als ob alles okay ist und dann in drei, vier oder meinetwegen zehn Jahren eine andere ficke, weil ich nicht gleich mit dir über das reden kann, was mich abfuckt?«

Ich sah an mir herunter auf meine gespreizten Beine und wusste, dass er durch den durchsichtigen Stoff schon meinen Eingang sah. Mein Blick flogen wieder zu diesen bernsteinfarbenen Augen.

»Habe ich nicht schon unendlich oft bewiesen, dass ich deine Wahrheit fast immer akzeptiere? Aber nur weil ich heute einen schönen Abend mit dir verbringen wollte, werde ich von dir verurteilt.« Ich atmete schwer, mein Kleid drückte gegen meinen Busen und pushten diesen hoch. Immer noch lag ich mit dem Rücken auf diesem verdammten Bett und die Atmosphäre zwischen uns knisterte. »Mein einziger Gedanke war, dass ich mich schlecht gefühlt habe. Ich wollte dir einfach zeigen, dass ich dich nicht für kaltherzig halte. Doch statt es einfach anzunehmen, bis du gleich wieder gemein zu mir. Das hat nichts mit Wahrheit zu tun. Manchmal habe ich das Gefühl, du willst keine Harmonie zwischen uns. Stehst du darauf, wenn ich sauer bin? Macht dich das geil, wenn ich dich beleidige und wütend werde?«

Scheiße. Ich wollte nicht so offensichtlich zeigen, dass ich diejenige war, die hier schon wieder geil wurde. Aber ich spüre, dass meine Mitte reagierte, Der Stoff war bereits feucht.

Mein verdammter notgeiler Körper!!

Rune grinste und hob eine Braue. »Harmonie, huh? Lächerlich. Das gab es bei uns nie, und das wird es nie geben, Kitty Cat. Verlangen«, er ließ meine Beine los und seine Hände wanderten meine Haut entlang, hinauf zu meiner Hüfte, während er sich zwischen mich schob und mich ein Stück weiter in die Mitte des Bettes zwang. »Lust. Leidenschaft. Verdammtes Feuer. DAS haben wir. Und das will ich.« Seine Finger erreichten meine Mitte und er drückte auf den Stoff. »Und wenn du ehrlich zu dir bist, willst du es genauso.«

Ich verbiss mir ein Stöhnen und sah ihn angespannt an.

»Ich-« meine Augen musterten ihn. Wir hatten doch erst vorhin harten und hemmungslosen Sex gehabt und dennoch war ich unersättlich. Das hatte ich bei keinem anderen Mann zuvor gehabt. Wie schaffte er das nur immer wieder.

»Ich glaube, damit ich mich beim Streiten auf das wesentliche konzentrieren kann, musst du ab jetzt eine Mülltüte über den Kopf ziehen....nein«, keuchte ich nun doch. »über den gesamten Körper.« Ich leckte mir die Lippen und war schon wieder so bereit für dieses Arschloch von Mann.

Er lachte leise und schob meinen Slip beiseite. Seine Finger tauchten ein und er schmunzelte.

»Sind das meine Reste von vorhin, oder bist du einfach wieder so verdammt geil auf mich, dass du ausläufst?«

Ich starrte ihn an und ermahnte mich gedanklich selbst: Kiana, nein. Du musst dich konzentrieren. Lass dich nicht auf sein gutes Aussehen ein. Du wirst ihm jetzt sagen, dass er seine verdammten Finger von dir nehmen soll und dann klärt ihr das.

Doch antwortete ich: »Find es doch heraus.«

Scheiße!!

Seine Finger verschwanden aus mir und fanden ihren Weg zwischen seine Lippen. Er lutschte an Zeige- und Mittelfinger und brummte kehlig. Bevor er seine Lippen auf meine legte und mich an dem Geschmack teilhaben ließ. Runes Zunge schlängelte sich tief in meinen Mund und er presste seine Hüfte an mich. »Non mi basta mai, angelo mio. Mai.«

Ich stöhnte in den Kuss und hauchte: »Schmeckt nach dir.«

Ich war einfach Wachs in seinen Händen. Ich hatte keine Macht über mich und meinen Körper, sobald mich dieser Mann nur ansah oder berührte.

Wir haben noch nicht mal gegessen.

Egal.

Meine Beine legten sich schon fast automatisch um seine Hüfte.

»Sono di nuovo pronto, solo per te. Cosa fai con me?« fragte ich mit süßem italienischem Akzent.

»Was ich mit dir mache?«, fragte er und küsste sich einen Weg meinen Hals hinab. »Alles, was ich will. Alles, was du willst, alles, was wir wollen.«

Meine Finger gruben sich in seine braunen Haare und ich sah hoch zu Decke. »Habe ich ... sei ehrlich, habe ich auch so ein Einfluss auf dich? Wie du auf mich?«, fragte ich mit einem sinnlichen Ton.

Mein Verlobter nahm eine Hand und massierte meine prall hochgepushte Brust. »Du hast ja keine Vorstellung davon, was ich sehe, wenn ich dich betrachte, Kiana. Hure. Prinzessin. Königin. Göttin«, schnurrte er und riss das Kleid mitsamt BH runter. Seine Lippen fanden meine Brustwarze und er saugte daran. »Verlobte, Ehefrau. Such dir was raus.«

Jedes Wort kribbelte auf meiner Haut. Jedes Wort ließ mich feuchter werden. Hätte er sie doch nur schon eher gesagt, dann hätten wir vielleicht nicht erst diskutiert. Ich wusste, dass er auch liebevolle Worte für mich parat hatte, nur nutzte er sie nicht oft.

»Auf jeden Fall nicht Hure«, begann ich und meine Mundwinkel zuckten nach oben. Ich drückte meinen Rücken durch und stöhnte seinen Namen.

Er war in so vielerlei Hinsichten perfekt. Außer seine harte Wahrheit, mit der konnte ich mich noch nicht ganz anfreunden. Doch der Rest stimmte.

»Heute Nacht«, setzte ich an und stöhnte wieder, »will ich deine Königin sein.«

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