Teil 74

Kiana

Ich schob mein BH etwas zur Seite und zog mein Handy heraus. Dann ging ich ran, während ich meine Beine ein Stück mehr spreizte, nur um Rune eine schöne Sicht auf meinen Slip zu gewähren. Ich grinste ihn verspielt an und genoss seinen begierigen Blick zwischen meine Schenkel.

»Hallo Louis, ich bin schon sehr auf deine Erklärung gespannt.«

»Buonasera Madrina Silva. Come stai?«, ertönte plötzlich die Stimme eines fremden Mannes, statt die von Louis.

Meine Augen weiteten sich. Ich sagte weder ein Wort, noch bewegte ich mich. Ich sah Rune an und in meinen Augen erkannte man Überforderung und Angst. Mein Gegenüber richtete sich sofort auf und sah mich fragend und besorgt an.

»Sengiora? Sind sie noch da? oder hat es ihnen die Sprache verschlagen?«, fragte der fremde Mann am Telefon.

Mein Finger zuckte und ich stellte auf Laut.

»I ... ich verstehe kein Italienisch.« Ich schluckte und meine Hand, die ich mit dem Handy langsam von meinem Ohr nahm, zitterte. »Wer bist du und....und wieso hast du das Handy meines Bruders?« Meine Augen flogen zu Rune. Dieser erstarrte und sah mir in die Augen, während der Sprecher leise gluckste: »Ist das nicht offensichtlich, Madrina Silver? Ihr Bruder ist ... nun, sagen wir gerade nicht unbedingt gesprächsfähig.«

Rune biss den Kiefer zusammen und ich sah, wie der Muskel an seinem Hals zu zucken anfing. Er bedeutete mir weiterzusprechen, während er sein Handy zog und eine Nachricht tippte.

Ich nickte unsicher. Meine Stimme zitterte, als ich tat, was Rune verlangte.

»Ich verstehe nicht. Was...was hast du mit meinem Bruder gemacht? Wieso?«

»Du? Wo bleiben Ihre Manieren?« Der Wichser lachte. »Hören Sie, ich will gar nicht um den heißen Brei herumreden. Es wird wie folgte ablaufen. Ihr Bruder, als Austausch gegen das Geschäft ihres Liebhabers. Der gute Herr Doktor ist bei uns sicher. Aber seien Sie sich im Klaren, das jeden Tag, an dem Ihr Verlobter zögert, ein kleines bisschen dieser Sicherheit bröckelt und er seine Fähigkeiten als Arzt an sich selbst unter Beweis stellen muss. Verstehen Sie, was ich sage, madrina?«

Nun verzog ich das Gesicht.

»Manieren?!« Ich schloss meinen Mund und presste meine Lippen, bevor ich ruhiger weitersprach. »Nein, ich verstehe es nicht. Mein Bruder hat nichts damit zu tun! Lassen sie ihn frei und nehmen sie mich!«

Wieder lachte der Kerl und Rune stand auf und stützte sich mit den Armen am Tisch ab. Rechts und links von meinen Schenkeln. Er beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr: »Er soll dir einen Beweis geben, dass es Louis gut geht. Sag, dass du ihn sprechen willst.«

Ich nickte und atmete tief ein. »Ich will ein Beweis, dass ....dass mein Bruder noch lebt. Ich will ihn sprechen«, forderte ich unbeholfen.

Rune drückte mir einen beruhigenden Kuss auf die Wange und nickte, als er mir tief in die Augen sah.

»Nun ich denke-«, ein Foto plobbte auf. Es zeigte Louis, offensichtlich bewusstlos, auf einem Stuhl gefesselt. Er trug seinen Arztkittel und sein Kopf lag auf seiner Brust auf. »-wie ich schon sagte, ihr Bruder ist gerade nicht in der Lage zu sprechen. Also, das ist der Deal. Melden sie sich einfach unter dieser Nummer, wenn sich der Don entschieden hat, was ihm seine Position wert ist.« erklärte der Mann am Telefon und legte auf.

Mein Verlobter fluchte laut und hatte binnen Sekunden sein, sowie mein Handy in der Hand. »Cal! Komm sofort zurück! Ja es ist wichtig! Komm einfach!«

Meine Atmung ging stoßweise und ich drückte meine Hand auf meinen Brustkorb. »Louis! Oh Gott! Was, wenn er stirbt! Ich kann das nicht-« Ich fing an zu schluchzen und starrte Rune an. »Ich habe Angst. Bitte rette meinen Bruder.« ich sah ihn so verzweifelt an. Wenn Louis wegen uns sterben sollte, dann könnte ich mir das nie verzeihen.

Rune sah mich an und forderte Cal ein letztes Mal auf herzukommen, bevor er auflegte. Seine Atmung ging flach. »Ich werde es versuchen.«

*****

Fassungslos saß ich da und starrte ins nichts.

Wir waren nachdem Anruf von dem Fremden zusammen abgehauen. Ich hatte auch keinen Kopf mehr gehabt, mich richtig von Carmen zu verabschieden.

Nun saß ich im Penthaus, Rune und Cal vor mir stehend am Diskutieren. Ich bekam nur die Hälfte mit und war mit meinen Gedanken nicht bei der Sache.

Mein Bruder ...

Er war in Gefahr, wegen mir.

Ich war schuld.

Tränen bildeten sich in meinen Augen und rollten über meine Wangen.

Meine Finger krallten sich in meinem kurzen Rock und langsam nervte mich diese Diskussion.

Ich hob mein Blick und starrte die beiden wütend an. »Das Wichtigste ist, dass wir meinen Bruder retten! Er ... Er kennt diese Welt doch gar nicht. Er ist unschuldig!«

Beide sahen mich an und Rune runzelte die Stirn. »Was denkst du, besprechen wir hier gerade?«

Ich blinzelte mehrfach. Ich hatte mindestens seit 20 Minuten nicht mehr zugehört.

»Tut mir leid«, flüsterte ich und wischte mir mit meinem Pulloverärmel über die Augen. »Wie wollen wir ihn daraus bekommen? Können wir nicht das Signal der Nummer zurückverfolgen?«, fragte ich naiv und unsicher.

Cal schnaubte. »Du schaust zu viele TV-Serien, Süße. Wenn das so einfach wäre ...«

Rune brachte Cal mit einem Blick zum Schweigen. Dann sah er mich an. »Ich lass mir was einfallen, okay? Nur ... Ich muss nachdenken.«

Er lief durchs Wohnzimmer Richtung Büro und rieb sich die Haare.

Ich sah Rune hinterher und Cal, der ihm in sein Büro folgte.

Fiel ich ihm nun zu Last? Immerhin war das wegen mir passiert. Weil sie wussten, dass ich seine Schwachstelle war. Meine Augen flogen zu meinem Handy, dass auf dem Tisch vor mir lag und ich stand abrupt auf. Ich kann das so nicht stehen lassen. Zickig stampfte ich auch in die Richtung, in der sein Büro lag. Meinte Hand schnellte vor und ich griff nach der Türklinke.

»Du denkst darüber nach, ihn sterben zu lassen, oder?«, hört ich plötzlich Cal fragen, weshalb ich in meiner Bewegung innehielt.

Die Tür war einen kleinen Spalt offen, weshalb ich hören konnte, was die beiden besprachen, ohne richtig eintreten zu müssen.

Es entstand eine erdrückende Stille und ich schluckte schwer.

»Rune«, kam es wieder von Cal und er klang vorwurfsvoll.

Und wieder war nur Stille. Rune dachte doch nicht wirklich darüber nach, oder?

»Würdest du das nicht tun?«, fragte mein Verlobter und sprach gepresst.

»Doch. Bei jedem anderen Mann schon, nur es ist der Bruder deiner Verlobten, Rune. Louis ist Familie«, meinte Cal.

»Ich weiß.« Seufzte er und fluchte auf Italienisch »Das ist ein Riesen Haufen Scheiße.«

»Jup. Ist es. Was ist mit Gabriel?«

»Hat sich noch nicht gemeldet. Aber er sucht.«

Wieder entstand eine komische Stille und beide begannen zu flüstern. Ich drückte mein Ohr stärker zwischen Tür und Türrahmen, aber konnte dennoch nichts verstehen.

»Was, wenn Gabriel nichts findet?« fragte Cal angespannt.

»Er wird was finden. Die Frage ist nur, wann und ob Kianas Bruder bis dahin noch in einem Stück ist.« antwortete Rune und klang erschöpft.

»Oder atmet«, seufzte sein Cousin.

»Oder atmet. Fuck. Mein Geschäft gegen ein Leben, Cal. Ich sollte lachen und mich über den Vorschlag amüsieren und was mache ich? Don fucking Costello, NOX, sitzt hier und zerbricht sich den Scheiß Kopf darüber, wie er einen Mann retten kann. RETTEN, Cal. Retten!« regte sich Rune auf, weshalb ich zusammenzuckte.

»Du hast dich eben verändert.«

Rune schnaubt abfällig »Ich weiß. Und genau da liegt wohl das verdammte Problem, huh? Das ich das hier tue, wird meinen Männern was zeigen? Dass ich ein Herz habe?«

»Nein, Mann. Die wissen das du ein brutaler Penner bist. Aber es zeigt, dass du dich im Ernstfall auch um einen einzelnen deiner Leute kümmerst, wenn es drauf ankommt«, versuchte Cal ihm eine andere Seite aufzuzeigen.

»Mein erster Gedanke war ...« begann der Mafiaboss wieder.

»Ja, schon klar. Meiner auch, aber das kannst du nicht machen. Wenn du sie wirklich heiraten willst, - wovon ich doch mal ausgehe - ist das wohl keine Option. Sie hat dir viel verziehen und kommt mit einigem klar, aber DAS würde die Süße dir niemals verzeihen«, unterbrach ihn sein engster Vertrauter.

»Ach was, Sherlock. Ist mir auch klar. Dennoch ...«, meinte mein Verlobter wieder und ich presste die Lippen zusammen.

»Rune ...«

»Ach fuck, ich weiß ich weiß!«

Ich war eine verdammte Eisstatur, so geschockt hatten mich die Worte von Rune gemacht.

Er wollte meinen Bruder sterben lassen?

Das war sein erster Gedanke?

Noch eines meiner Familienmitglied sollte sterben?

Wegen mir?

Zögerlich trat ich weg von der Tür und meine Hände fingen an wie verrückt zu zittern.

Wenn Louis wegen mir stirbt, dann ...

Ich schüttelte den Kopf.

Nein! Ich darf nicht über so einen Fall nachdenken.

Doch ...

Wenn Rune meinen Bruder fallen ließ, dann musste ich das allein schaffen.

Enttäuscht von ihm, wandte ich mich mit schnell schlagendem Herzen ab und lief leise zurück ins Wohnzimmer.

Ich starrte eine Weile das Handy an.

Louis ...

Ich werde dich daraus holen. Du bist mein Bruder, du bist Arzt und rettest Menschen das Leben. Du hast eher verdient zu leben als ich.

Ich war selbst eine Mörderin und schloss bei vielen Dingen, die Rune tut, die Augen. Ich war nicht mehr besser als er.

Ich schluckte hart, griff nach meinem Handy und ging hinaus auf die Terrasse.

Bevor ich die Nummer wählte, die das Leben meines Bruders in der Hand hatte, schaute ich mich vorsichtshalber noch einmal um.

Meine Augen flogen wieder auf das Handy, meine Finger wählten die Nummer und meine Hand legte das Handy an mein Ohr.

Alles ging automatisch, ohne nachzudenken, ob das der richtige Weg war.

»Buonasera, Madrina. Hat sich der gute Don Costello schon entschieden?«

»Kann....« Meine Stimme zittert. Ich atmete tief ein und räusperte mich. »Kann ich diese Entscheidung auch treffen?«

Der Penner lachte. »Was denkst du? Natürlich nicht.«

Ich verkrampfte mich.

Kiana du bist so verdammt naiv.

Natürlich nicht!

Ich hielt inne, überlegte, was ich nun sagen sollte.

»Was...passiert, wenn sich Don Costello entschieden hat seine Geschäfte abzugeben? Was passiert mit ihm und mit mir?«

Ich weiß echt nicht, ob es so gut war diese Fragen zu stellen. Aber ich brauchte antworten, um meine Entscheidung zu finden.

»Ihr dürft eurer Wege gehen. In ein anderes Land. Don Lombardo war da doch sehr klar und überaus großzügig, oder?«

Ich hielt mir den Kopf.

Stimmt, dass hatte er schon erwähnt.

Ich war so nervös und unsicher.

Dann würde ich jetzt die Entscheidung treffen.

»Don Costello hat sich entschieden. Er wird seine Geschäfte-« Ich versuchte den Klos in meinem Hals runterzuschlucken. »Er wird seine Geschäfte für das Leben meines Bruders......eintauschen.«

Ich hatte es gesagt.

Meine Atmung beschleunigte sich, genauso wie mein Herzschlag.

»Wo...wo soll die...die Übergabe stattfinden?«

Ich versuchte entschlossen und stark zu wirken, aber ich fühlte mich wie ein verletztes Kind.

»Wir melden uns.« Sagte der Mann nur und legte wieder auf. »Was zum Teufel denkst du dir eigentlich, wer du bist?«

Ich zuckte so hart zusammen, dass mir das Handy aus der Hand fiel und auf dem Boden aufschlug. Sofort war ein Riss im Display. Ich drehte mich herum, sah Rune in die Augen und ging automatisch zwei Schritte zurück.

»Du-«, begann ich und mir wurde schlecht, allein bei dem Gedanken, in welcher Situation ich mich gerade befand. »Du willst Louis sterben lassen.« Ich sagte die Worte mit so viel Enttäuschung und Traurigkeit, dass ich selbst vor meiner Tonlage erschrocken war.

Er sah mich unbewegt an. »Will ich das, ja?«

Seine Reaktion überrumpelte mich.

Unkontrolliert ging ich weitere Schritte nach hinten.

»Ich habe dich gehört, Rune. Dein erster Gedanke war, meinen Bruder sterben zu lassen. Am besten stirb meine tolle Mutter auch noch, damit ich gar niemanden mehr aus meiner Familie habe!«, wurde ich immer lauter.

Noch ein Schritt zurück.

Sein Gesicht verzog sich, als ich von ihm zurückwich und er nickte.

»Du hast also gelauscht, huh?« Rune biss die Zähne zusammen. »Und daraufhin beschlossen, für mich eine Entscheidung zu treffen? In MEINEM Namen?« Er trat noch einen Schritt näher und ich ging zurück. Er ballte die Hände zu Fäusten. »Schön, ich gebe es zu. Ich habe drüber nachgedacht Louis dort zu lassen. Denn mein verdammtes Geschäft, mein LEBEN, ALLES was ICH mir ALLEINE aufgebaut habe, mit Blut und schweiß, aufzugeben, kommt nicht infrage«, zischte der Mafiaboss wütend, doch dann klang seine Stimme plötzlich enttäuscht. »Aber hättest du nur etwas länger zugehört, hättest du mitbekommen, dass ich das nicht mache. Das ich jeden verdammten Hebel in Bewegung setzen werde, um ihn da rauszuholen - ohne dabei mein Leben an einen blöden Wichser zu verschenken.« Er sah mich an. »Aber ich denke, du hast gehört was du hören musstest und es war wohl ziemlich leicht, wieder das Schlimmste von mir zu denken, statt mit mir zu sprechen, hm?«

Wieder wisch ich zurück.

Er ....will Louis doch retten?

»Ich bin nicht dumm«, begann ich und sah ihm entgegen.

Ich hasse es so, wenn er diese Art von Präsenz ausstrahlte.

Er schüchterte mich damit immer noch ein.

Wieder ein Schritt zurück.

Ich musste diesen Abstand wahren. Nur so hatte ich das Gefühl frei sprechen zu können. Sobald er mich berührte, ließ ich mich wieder von zu vielen Gefühlen beeinflussen. Ich wollte nicht, dass er mich als Verräterin sah.

»Mein erster Gedanke war, dass ich wirklich Louis gegen deine gefährlichen Geschäfte eintauschen will. Aber-», setzte ich an und ging einen weiteren Schritt rückwärts. »Was....was...wenn wir einfach nur so tun?«, fragte ich und sah ihn unsicher an. »Damit würden wir herausfinden wo-"

Plötzlich spürte ich, wie der Boden unter meinen Füßen aufhörte und ich rückwärts schreiend in den Pool fiel.

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