Teil 71

Rune

Ich erreichte die Brücke, lief auf meine Verlobte zu, zog sie auf die Füße und packte Kiana an der Kehle. »Bist du von allen guten Geistern verlassen?! Du läufts weg? Einfach so? Wo doch gerade alles so wunderbar aus dem Ruder läuft?! WIE DUMM BIST DU EIGENTLICH?!«

Kiana krallte ihre Finger in meine Hand und sah mich verheult an. »Wie hast du mich gefunden? Ich habe mein Handy ausgeschaltet.«

Ich kniff die Augen zusammen. »Denkst du echt, es reicht das Teil auszumachen?« Ich ließ sie los und schnaubte. »Der Akku muss raus, damit ich dich nicht finde.« Meine Hand wuselte durch mein Haar und schoss dann vor um Kiana an mich zu ziehen. Ich presste meine Lippen auf ihre und zog sie in einen ungnädigen Kuss. »Weißt du eigentlich, was für Sorgen ich mir gemacht habe?«

Mit geschwollenen Lippen sah sie mich erschrocken an. Tränen stiegen Kiana in die Augen.

»Ich mag es nicht, wenn du mich anbrüllst«, schluchzend wischte sie sich über die Wangen.

Ich packte ihr Gesicht. »Und ich hasse es, wenn du einfach wegrennst, wie ein kleines, trotziges Kind. Also ändere du das eine und ich das andere.«

Nun schmollte sie.

»Aber-«, setzte Kiana an und schniefte, »wenn ich renne, dann fühle ich mich frei und ich kann besser über viele Dinge nachdenken. Ich habe das schon immer so gemacht. Doch hast du schon immer Frauen angebrüllt, die du liebst?«

»Ich hab nie eine Frau geliebt«, platzte es aus mir raus. »Keine außer dich.«

Ich hasste es, das sie mich dazu brachte, solche Sachen zu sagen. Ich hasste es einfach und doch war es, als müsste ich bestimmte Dinge aussprechen, um nicht an den Worten zu ersticken. Meine Hand fand ihr Haar und ich zog sie so daran, das sie den Kopf zu mir hoch beugen musste. »Mach das nie wieder. Niemals. Nicht, wenn du alleine bist, kapiert? Mit Cal bei dir kannst du so viel rennen wie du willst. Mit mir auch. Aber niemals wieder alleine.«

Kiana brauchte wohl einen kurzen Moment, bis sie es schaffte, wieder zu reden. »Es ... Es tut mir leid.«

Sie klang so leise und erschöpft, dass ich nur seufzen konnte, bevor ich mich wieder zu ihr lehnte und sie küsste. Zärtlicher diesmal.

»Nein, mir tut es leid. Ich hätte dich nicht so anfahren sollen. Aber ... Es war ziemlich knapp und nur weil Don dazwischen ist, haben die Wichser mich nicht abgeknallt.«

Ich legte meine Stirn auf ihre.

Und schon wieder sagte ich etwas, das mir sonst ziemlich schwer über die Lippen kam. Ich, fucking Rune Costello, entschuldigte mich, weil ich lauter wurde? Cal würde sich einpissen vor Lachen. Ganz sicher.

»Ich muss mir was einfallen lassen. Roberto übertreibt es langsam.« Ich löste mich von ihr, setzte mich auf den Boden und zündete mir eine Kippe an. »Ich habe gleich ein Treffen mit Carlos, wegen neuer Ware, die er mir anbieten will. Carmen wird auch da sein. Komm mit, mi amore.«

Zu sagen, das ihre Freundin dabei war, war nur ein Vorwand. Ich wollte Kiana einfach in meiner Nähe wissen. Nach heute mehr denn je.

Fuck, Roberto hat es das zweite mal in wirklich kurzer Zeit fast geschafft, mich fast aus dem Leben zu kegeln. Und das jetzt, jetzt wo ich Kiana hatte.

Ich leckte mir die Lippen und spielte mit der Zunge an meinen Ringen.

Das der Tag so Scheiße werden würde, hätte ich nicht gedacht.

»Ich komme mit«, informierte sie mich und setzte sich zu mir runter. Die Beine überschlug sie und fragte dann: »Kannst du diesen Scheiß Typen nicht einfach umbringen? Er wird doch sicherlich auch mal alleine unterwegs sein. Es reicht langsam. Don hätte nicht sterben müssen.« Sie hielt kurz inne, bevor Kiana noch hinzufügte: »Kommst du damit klar?«

»Mit Don?«, fragte ich und zog an der Kippe. »Klar. Er war nur ein Hund.«

Lüge. Don war MEIN Hund.

Und ich hatte dieses Vieh verdammt gerne.

Ich grinste bei der Erinnerung, wie ich ihn zu mir geholt hatte, weil ich dachte er wäre ein stylisches Gadget, das einen Paten noch gefährlicher wirken ließ. Nur das mich der Rüde mit seiner treudoofen Art einfach überrollt und eingenommen hatte. Klar, er war Fremden gegenüber erst misstrauisch, doch wenn er sie dann mochte ...

Nun, er hat mich verteidigt und dafür ist er jetzt tot.

Ich sah Kiana an und stellte fest, das diese kleine Sirene mich genauso mit ihrer Art überrannt hatte, die der verdammter Hund.

Kopfschüttelnd inhalierte ich einen weiteren Zug und blies die Luft aus meiner Nase.

»Ich lasse ihn schon beobachten, aber Roberto Lombardo ist nicht dumm. Und ihn einfach zu überfallen, würde mich selbst viel zu viele Leute kosten.« Ich blickte sie an. »Versteh mich nicht falsch, ich würde einige Männer in den Tot schicken, damit habe ich keine Probleme, nur neue und vor allem vertrauenswürdige Leute zu finden ist anstrengend. Also muss ich warten bis er einen Fehler macht, oder ich ihn irgendwie aus der Reserve locken kann.«

Sie nickte. Dann sah Kiana zu Amore und streichelte ihren Kopf. »Ich habe Don sehr gern gehabt und Amore auch. Allein ... daran zu denken, dass er«, ihre Stimme brach und  sie wischte sich mit meinem Ärmel über die Augen. »Sag Mal, glaubst du an einen Hundehimmel?«

Ich starrte sie an. Und dann ... zuckte mein Mundwinkel.

»Herrgott, Kiana. Wirklich? Du fragst MICH ob ich an einen verdammten ›Hundehimmel‹ glaube? Mich?« Nun brach ich in Gelächter aus und stand wieder auf. Ich hob ihr die Hand hin und half ihr auf die Beine. »Nein, das tue ich nicht. Tot ist tot, Kitty. Und jetzt komm. Ich will die Wunde noch nähen lassen, bevor wir zu Carlos gehen.

»Wenigstens kannst du wieder lachen«, nuschelte sie mit leicht roten Wangen und folgte mir mit Amore.

***

Die Wunde zu nähen war lästig und die Naht spannte und zwickte, sodass ich mich schon mehrmals hatte neu hinsetzen müssen.

»Du wirkst nervös, Nox.«

Ich sah Carlos an. »Nicht mehr als sonst auch.« Meine Stimme klang bossy und ich lehnte mich im Stuhl zurück. Der Rauch der Zigarre, die Carlos mir angeboten hatte waberte im Zimmer umher und ließ das in Dunkels Holz ausgestatteten Bürozimmer in seinem privaten Anwesen, wie in diesem alten Filmen wirken. Würde jetzt jemand reinkommen, sähe wohl der Alte ehr aus wie das Oberhaupt einer Mafia-Familie. Nun gut, er war ja immer noch ein Kartellboss, aber eben dennoch nicht so mächtig wie ich.

Ich nickte auf den Beutel Kokain. »Das ist es, huh?«

Carlos nickte und sah zu seiner Tochter, die mit Kiana auf einem Sofa saß und Sekt trank.

Ich folgte seinem Blick und betrachtete mein Mädchen in dem engen, tannengrünen Pullover von Dior und dem noch engeren Rock, der farblich regelrecht mit den schwarzen Nylonstrümpfen verschmolz.

Und diese Schuhe ... Matte Heels, in dem selben Grün wie der Pullover.

Mein Augenmerk flog wieder zu ihrem Gesicht und dem hohen Zopf.

Als spürte sie meine Aufmerksamkeit und meine Lust, sah sie mich an. Carlos ließ ein Messer aufschnappen und stach damit in den Beutel. Ich verdrehte die Augen und sah nochmals kurz zu Kiana. Sie hatte mich schon trinken und kiffen sehen, aber Kokain?

»Probier es, Nox.«

Ich sah Carlos an und zog an der Zigarre. Ich könnte ihm sagen, das ich nicht wollte, aber er bestand schon eh und je darauf, dass ich seinen Stoff probierte, bevor ich ihn kaufte. Was an sich okay war, nur war ich noch nie ein Fan von Kokain gewesen. Es pushte mein ohnehin schon riesiges Ego in bedenkliche höhen und deswegen hatte ich mit 22 aufgehört es regelmäßig zu schnupfen. Es behinderte einen klaren Kopf und machte einen übermütig.

Ich nickte jedoch und ließ mir von meinem Geschäftspartner einen kleinen Haufen auf einen Kokainlöffel geben. Ich beugte mich, mit einem letzten Blick auf Kiana, vor und zog mir das Pulver in die Nase.

Es brannte und sofort legte ich den Kopf in den Nacken und presste meine Nasenflügel zusammen, bevor ich mehrmals schniefte.

Heilige Scheiße!

Ich nickte mehrmals und zog dann wieder an der Zigarre, während der Scheiß meinen Kopf in besitz nahm.

»Woher hast du das?«

»Kuba.« Carlos nahm auch eine Nase und lachte dann. »Havanna, um genau zu sein. Mein Mann hat einen neuen Anbieter gefunden und ich muss sagen, wenn du das ›go‹ gibst, würde ich diesen Stoff wirklich gerne verkaufen.«

Das dachte ich mir, denn der Scheiß war stark.

Ich sah wieder zu Kiana und Carmen.

Meine Kleine zog die Brauen zusammen und musterte mich mit einem argwöhnischen Blick. Doch dann legte sie ein Bein über das andere, sodass ich von meiner Position aus einen direkten Blick auf das, mit Spitze vernähte Ende der Strümpfe - und auf die darauffolgende nackte Haut hatte.

Ich grinste und verfiel dann mit Carlos in langweilige Verhandlungsgespräche, die weder ihm noch mir Spaß machten. Ihm jedoch weit weniger als mir, denn ich war ein harter Verhandlungspartner und bekam so ziemlich immer, was ich wollte.

So auch heute.

»Es ist wie immer ein Vergnügen, mit dir Geschäfte zu machen, Don.«

Ich schlug ein und sah Carlos einseitig Schmunzelnd an. »Nein, das ist es nicht.«

Carlos lachte. »Erwischt.« Der Kartellboss klatschte in die Hände und verkündete dann: »Die Geschäfte sind gemacht. Lasst uns feiern!«

Ich drückte die Zigarre aus und sah zu Kiana. »Willst du noch bleiben?«

Sie nickte und lächelte Carmen an. Dann wandte Kiana sich wieder mir zu. »Ja, bitte.«

Carlos lachte und legte eine Hand auf meine Schulter. »Weißt du, Nox, ich dachte deine Kleine Perle hier, sei kein guter Umgang für meine Tochter, aber wie sich herausstellte, ist sie es doch.« Er wandte sich an Kiana. »Verzeih mir, wenn ich dich Anfangs etwas ... abwertend behandelt habe.«

Ich kniff die Augen zusammen und sah von ihm zu Kiana.

Carmen seufzte theatralisch und verdrehte die Augen, dann fiel ihr Blick zu Cal, der sie geflissentlich ignorierte. »Lass das Papa. Wir wollen jetzt etwas feiern. Komm Kiana, wir gehen in den Salon und machen Musik an.«

Kiana lächelte Carlos an. »Schon gut. Ich bin froh, dass ich Carmen kennenlernen durfte. Das hier ist ja eine Männerdominierte Welt, da sollte man als Frau eine Freundin haben.« Sie nickte Carmen zu. »Ja, gerne.«

Sie ging zu mir, legte eine Hand auf meine Wange und küsste mich. Danach folgte sie Carmen in den Salon.

Ich sah ihr nach und starrte ihr auf den Arsch. So wie Cal sich einen Blick auf Carmens Kehrseite gönnte, als Carlos gerade nichts mitbekam. Ich warf ihm einen bösen Blick zu, doch er zuckte nur kaum merklich mit der Schulter, sodass ich seufzte.

»Fühlt euch ganz wie zu Hause, meine Freunde. Einen so großen Deal müssen wir wie Freunde feiern und nicht wie Partner. Und jetzt-« Carlos Handy klingelte und er sah auf das Display. »Entschuldigt mich bitte, das ist meine Frau.«

Ich nickte und lief mit Cal zu den Mädels in den Salon, der fast so groß war, wie mein ganzes Penthouse. Sogar ein Pool war in den Raum selbst eingearbeitet. Ich schüttelte den Kopf über so viel Angeberei. Ja, ich hätte mir diesen Mist auch leisten können, aber für was? Ein ganzes Anwesen mit was wusste ich wie vielen Zimmern nur für mich? Mein Blick huschte zu Kiana und ich fragte mich, ob sie so etwas wohl wollen würde.

Carlos kam zurück und schnaufte so laut, das ich mich zu ihm herum drehte.

»Nun, Die Party wird wohl ohne mich stattfinden.«

Ich kniff misstrauisch die Augen zusammen, doch Carmen fragte: »Holst du Mama ab?«

Ihr Vater nickte und Carmen lächelte ihn Seelig an. »Am Flughafen?«

»Si, am Flughafen.«

Sie tippelte zu ihrem Dad und umarmte ihn, bevor sie ihm einen Kuss auf die Wange gab. »Bis später.«

Er nickte und sah zu mir und Cal. Offensichtlich mochte er es nicht, uns alleine zu lassen, doch er konnte mich auch nicht rausschmeißen, also sagte er: »Bedient euch an allem was ihr wollte.« Ich fing das Päckchen Kokain auf, das er mir hinwarf. »No hay fiesta sin cocaína. Verdad?«

Ich nickte nur und Carlos verließ sein eigenes Haus. Cal Nam mir das Koka ab und stellte den Beutel auf dem Tisch. Dann öffnete er es und gönnte sich auch eine Nase. Ich verzog die Lippen, als auch Carmen sich von dem Pulver gönnte und trat dann zwischen sie, als sie Kiana etwas anbieten wollte.

»Nein.« Ich sah sie an. »Sie nicht, Carmen.«

»Por qué ?«

»Weil ich es sage.«

Kiana legte die Hand auf meinen Arm und sah zu mir hoch. »Du nimmst vor mir dauernd Drogen, aber willst nicht, dass ich welche nehme?«

Mein Blick huschte von Carmen zu ihr. »Du hast schon wie viele Drogen in deinem Leben genommen und willst dann mit Kokain anfangen?«, raunte ich und sah ihr auf die Lippen. Diese verdammten Lippen, die meinen Schwanz schon wieder hart werden ließen. Fucking Kokain. Ich hatte vergessen wir rallig mich das zeug machte.

Gott, wie viele Nutten und andere Frauen hatte ich gefickt, als ich drauf war?

»Kein Kokain für dich, mi amore.«

Sie schmollte und verschränkte die Arme vor der Brust. »Na schön, dann betrinke ich mich halt.« Ihre Augen flogen zu Carmen. »Darf ich mir an der Bar frei etwas zusammen mixen?«

Sie lächelte Kiana an und rieb sich das Puder von der Nase. »Klar, ich komme mit.«

Den beiden nachsehend, setzte ich mich neben Cal und nahm noch eine Nase, als Kiana gerade nicht hin sah.

»Lass das lieber, Rune.«

Ich hob eine Braue. »Du hast da selbst was unter der Nase und willst mir was sagen?«

Er lachte und ich schmunzelte, als mit der Stoff durch den Kopf rauschte.

F.U.C.K.

»Na ja, ich bekomme später aber nicht die Eier abgeschnitten, weil ich was falsches sage.«

»Nein«, lachte ich und lenzte mich zurück. »Aber du wirst mit Carmen ficken und es bereuen.«

Mein Cousin lachte auf und schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall.«

»50.000 das du es tust.«

»Die Wette gilt, Bro.«

Wir schlugen ein und ich sah zu Kiana, die mit Carmen lachte und die Musik anstellte. Sofort dröhnte spanischer Hip-Hop durch die Lautsprecher und ich schloss die Augen.

Es dauerte eine Weile, bis Kiana zurückkam und ihre Stimme mich veranlasste, die Augen zu öffnen.

»Hey Cal-«, kicherte sie. »kannst du mal nach Carmen sehen, sie bekommt eine Flasche nicht auf.« Sie stellte ihr Cocktailglas auf den Tresen hinter mich und presste sich dabei an mich. Ihre Lippen fanden meinen Hals und ich grinste, während ich Kiana an mich zog und auf meinen Schoß setzte.

»Wir sitzen erst seit einer Stunde hier, und du bist betrunken?« Meine Hände wanderten auf ihre Oberschenkel, rechts uns links von meinem Schoß. Ich sah auf die Haut und massierte ihre Beine. »Ich dachte, du verträgst etwas mehr, Kätzchen.«

Sie lachte. »Meine Mischungen sind ziemlich hart musst du wissen. Außerdem bin ich wegen dir viel zu lieb geworden und aus der Übung. Wann war ich das letzte mal richtig betrunken? Genau, ich weiß es auch nicht.« Wieder küsste sie meinen Hals. Ihre Hände fanden ihren Weg höher in meine Haare und ich gurrte glücklich. »Sag mir, wie fühlst du dich, wenn du Kokain nimmst?«

»Geil«, schnurrte ich. »Verdammt noch mal dazu bereit, dich, wann immer du willst, zu ficken.« Meine Finger wanderten weiter und erreichten nun das Ende ihrer Nylonstrümpfe. »Wo immer du willst.«

»Ist diese Reaktion normal?«, fragte sie und fügte nachdenklich hinzu: »Carmen schien auch in die Richtung zu reagieren, so wie sie sich seit einer halben Stunde benimmt.« Kiana musste lachen. »Deswegen habe ich auch Cal zu ihr geschickt.« Kiana kam wieder näher, küsste meine Wange, bis sie mit ihren Lippen vor meinen schwebte. »Wo und wann ich will? Mhh-«, machte sie und küsste mich. »Was, wenn Carlos zurückkommt und uns erwischt?«

»Dann wird er eventuell mehr für seine Drogen verlangen, nehme ich an.« Ich überwand den Abstand und schob meine Zunge in ihren Mund.

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