Teil 7
7 - Rune
Dass ich sie nicht in den Laden zerren musste, war alles.
Ich machte ruppig die Tür auf und fauchte genervt: »Benimm dich nicht wie ein Kleinkind und geh rein.« Seit zehn Minuten versuchte ich schon, Kiana in das Fast Food-Restaurant zu schleifen. So langsam platzte mir der Kragen. »Ich hab Hunger!«
»Kleinkind?! Ich muss zu Arbeit. Ich brauch das Geld. Ich habe keine Zeit für so was«, erklärte sie noch einmal. Und auch dieses Mal ging mir das am Arsch vorbei. »Und es interessiert mich nicht, ob du Hunger hast. Ich bin verdammt Müde und will einfach nur die Schicht hinter mich bringen.«
Ich biss die Zähne zusammen. »Du glänzt wirklich nicht mit Intelligenz, hm? Du arbeitest für mich. Glaubst du, ich kündige dich, weil du wegen mir zu spät kommst?«
Sie starrte mich an, dann atmete sie genervt aus und stampfte an mir vorbei.
»Wenn du mich kündigst, mach ich dir dein Leben zu Hölle. Und wenn du mich mit deinen tollen Freunden erschießen solltest, komme ich als Geist zurück.«
Kopfschüttelnd folgte ich ihr, ließ sie sich setzen und ging dann zum Tresen. Ich bestellte zwei Menüs mit willkürlich ausgesuchten Burgern und als ich das Essen hatte, setzte ich mich ihr Gegenüber hin. Ich griff mir einen der, was ich glaubte, ein Cheeseburger war, und biss hinein.
Ich stopfte mir noch ein paar Pommes in den Mund, nahm dann die Sprite in die Hand und lehnte mich zurück.
»Gott«, stöhnte ich und lehnte mich zurück. »Ich liebe diesen Laden.«
»Du bist doch komplett high«, meinte sie und sah auf das Ganze essen. »Wirst du mir das in Rechnung stellen, wenn ich mir etwas nehme?«
Sie zeigte auf das Essen und ich verzog das Gesicht. »Ich wäre ein massives Arschloch, wenn ich dir ein paar Pommes und einen extrem fettigen Burger vom Gehalt abziehen würde, oder?« Ich leckte mir die Lippen. »Nimm dir, was du willst.«
Sie musterte mich. Zögerte. Aber als ihr Magen so laut knurrte, dass ich es hörte, wisch sie meinem Blick aus und nahm mit leicht roten Wangen einen Burger.
»Danke schön«, sagte sie leise und biss ab.
Ich kniff die Augen zusammen und beobachtete die Kleine, die eindeutig Hunger hatte. Und mit ›Hunger‹ meinte ich nicht die Art, die ich hatte, – High bis in die Zehenspitzen – sondern wirklichen Hunger.
»Bedank dich, wenn ich dich in ein fünf Sternerestaurant mitnehme, und nicht für einen labbrigen Cheeseburger aus einem mäßig bis grottenschlechten Laden.« Eine kurze Pause entstand. »Wann hast du das letzte Mal was gegessen?«, hörte ich mich fragen, bevor ich mich bremsen konnte.
Sie schluckte das Essen runter.
»Nicht nötig. Mir reicht das hier schon aus«, erklärte sie und sah mich direkt an, sodass ich das Blau ihrer Augen bewundern konnte. Sie wollte scheinbar noch etwas sagen, doch ihr Handy vibrierte auf dem Tisch.
>Dad<, stand darauf und ich ließ den Blick von dem Smartphone auf ihr Gesicht gleiten. Ich lehnte mich wieder zurück und angelte mir ein paar Pommes.
Mal sehen.
Aber statt ranzugehen, lehnte Kiana den Anruf ab. Aber ihr Vater schien hartnäckig, denn das Teil brummte wieder. Nun sah sie angespannt auf den Bildschirm und dann zu mir.
Aufschlussreich.
»Sorry, ich muss da ran gehen.« Sie nahm den Anruf an. »Ich bin arbeiten, Dad.« Ihr Blick lag weiter auf mir »Dad ich-« Kiana seufzte und massierte sich die Stirn.
Und wie sie sich die Haut massierte, runzelte ich die Stirn. Ich hörte ein Brüllen. Definitiv schrie jemand und das ließ mich aufhorchen.
»Dad bitte übertreib es nicht wieder.« Erneut plärrte jemand. »Unter der Matratze ist noch was.«
Die Kleine blinzelte, sah auf das Handy und legte es wieder auf den Tisch neben ihren halb aufgegessenen Burger.
»Soll ich fragen, oder lass ich es sein, weil du mir ohnehin nicht antworten wirst?«, fragte ich möglichst lässig und wischte mir mit einer Serviette den Mund ab, während ich sie genaustens betrachtete. Es kümmerte mich nicht wirklich, aber ich war neugierig.
»Wenn du schon so nett fragst«, setzte sie an und nahm den Burger wieder in die Hand. »Mein Vater ist Alkoholiker und wenn er trink, dann ist er ... nun einmal so. Also... nichts Besonderes.« Das traurige Lächeln ließ mich fast knurren. Sie biss in den Burger und nahm auch eine Servierte. »Und? Wirst du mir sagen, wieso die Polizei dich nicht sofort mit genommen hat? Oder wieso deine Freunde Waffen bei sich tragen?« Ehe ich antworten konnte, schüttelte sie den Kopf. »Vergiss es, ich wollte mich da raus halten und so könntest du noch glauben, ich hätte Interesse an dir. Was nicht der Fall ist.«
Ich wartete mit meiner Antwort. Sah sie an. Musterte sie. Versuchte schlau zu werden, aus dieser Frau.
Dann grinste ich und beschloss, dass mich von dem, was ich eben gehört hatte, nichts wirklich interessierte. Warum auch? Sie war ein Fick und jetzt zufällig meine Angestellte. Eine von vielen und zudem noch eine von vielen, die ich gevögelt hatte.
»Du hast doch schon Interesse, Angel.«
Sie verdrehte die Augen. »Träum weiter. Und hör auf mich so zu nennen. Ist es so schwer, dir meinen Namen zu merken?«
Ich schmunzelte, weil sie auch lächelte. Mit einem leisen Seufzen lehnte ich mich vor und nahm mir eine Pommes. Langsam biss ich ab und kaute.
»Mhm«, schnurrte ich und meine Stimme vibrierte dunkel. »Und ich dachte, mein Arsch hat etwas mehr Eindruck geschunden, Ki-a-na.«
Sie sah mich intensiv an, und ich meinte, Lust in ihren Augen zu erkennen. Kiana schluckte schwer und leckte sich über die Lippen. Sie lehnte sich ebenfalls vor und kam mir näher.
»Soll ich dir verraten warum?«, hauchte sie. »Weil dein Arsch den Mund hält und dein Gesicht nicht.«
Ich blinzelte nicht.
Wenn die Kuh wüsste, dass ich schon Leute für weniger umgebracht hatte, würde sie rennen bis ihr die Füße bluteten. Das jedoch der Muskel an meinem Kiefer zuckte, konnte ich nicht verhindern.
Ich nickte. »Glaub mir, ich mag meine Fotzen auch lieber still. Aber ... Du wirkst gestresst«, setzte ich an und log damit noch nicht mal. Die Kleine wirkte ausgezehrt, müde, abgespannt und ziemlich überarbeitet. Was bei zwei Jobs wohl kaum anders sein könnte.
Cal hatte ein bisschen was über sie herausgefunden. So auch, dass ihre Mutter weg war und sie in einem ziemlichen Drecksloch hauste. Die Frage war nur, warum sie mit 20 Jahren noch bei Papi wohnte und mit dem Geld, dass sie verdiente, nicht einfach auszog. Gerade wenn man bedachte, dass ihr Dad wohl ein verdammter Mistkerl war.
Egal.
Ich hatte geraucht, gegessen und jetzt fehlte nur das gefickt in meiner Rechnung. Also setzte ich an: »Hör zu, der wir sollten nicht ficken Sex, ist der Beste. Glaub mir«, sagte ich und legte meine Hand unter dem Tisch auf ihr Knie. »Der beste Weg, Stress abzubauen, ist ficken. Das dann möglichst viel. Dann davon noch mehr und zum Schluss, hört man einfach nicht auf zu vögeln.«
»Scheiße, ich glaube, ich bin passiv high«, meinte sie lachend und kopfschüttelnd. Dann beugte sie sich weiter vor. »Du hast also die Intension mir meinen Stress zu nehmen? Erklär mir, wo du das machen möchtest. Hier im Laden? Nein, Danke. In deinem Auto? Mhhh ... ja, hört sich schon besser an.«
Ich hob die Hand, schmunzelte einseitig, ließ jedoch Eis in meine Augen fließen. »Ich kann dich überall haben«, flüsterte ich leise und sah meinem Daumen zu, der über ihre Unterlippe strich. Dann betrachtete ich meine Hand, die ihre Kehle packte, ohne zuzudrücken. »Im Auto, auf dem versifften Klo, sogar hier auf dem Tisch, wenn ich will.« Ich sah sie an. »Meinen Namen würdest du, egal wo ich meinen Schwanz in dich ramme, schreien.«
Drogen, Essen und Sex.
Ja, das war eine gute Kombi und etwas, mit dem ich mir jetzt die Zeit vertreiben konnte. Zudem war da etwas an ihr, das mich ... faszinierte.
Sie leckte sich die Unterlippe, die ich berührt hatte, und ich verfolgte die Bewegung ihrer Zunge.
»Bisher hast du mich noch nicht überzeugt. Und ich denke nicht, dass ich vor diesen alten Gaffern eine Show abziehen möchte. Außerdem...«, setzte sie an und legte den Kopf etwas schief. »...wirst du mir diese Sachen auch vom Leib reißen? Wenn ja, dann schuldest du mir langsam einen Shoppingtag.«
»Einen Shoppingtag?« Ich lachte schnaubend und stand auf. »Gott, nein! Das ist mir der Sex mit dir nicht wert, sorry. Und jetzt komm, wenn du dich nicht ficken lassen willst und stattdessen lieber Drinks servierst, ist das dein Ding.« Ich lief los, ohne auf sie zu warten, und holte draußen eine Kippe aus der Schachtel. Ich dehnte meinen Nacken und verfluchte die kurze Nacht, die ich gehabt hatte.
»Arschloch«, spuckte sie genervt aus und ging an mir vorbei.
Ich packte sie am Arm. »Was denkst du, was du da machst?«
»Laufen, siehst du doch.«
Mein Griff wurde fester und ich zog sie etwas näher an mich.
»Nein.« Sicher würde sie um diese Uhrzeit nicht in den Club laufen. Mein Blick bohrte sich in ihren und der Rauch meiner Zigarette waberte um unsere Gesichter.
Kiana versuchte, sich zu befreien, aber als sie es nicht hinbekam, sah sie mich intensiv an. »Lass mich los! Sofort!«
Ich brachte mein Gesicht näher an ihres. »Ich sagte Nein.« Noch näher. »Und wenn du noch mal so einen Ton anschlägst, oder mich beleidigst, zeig ich dir, was ich mit uneinsichtigen Frauen wie dir mache.«
Kiana sah zwischen meinen Augen hin und her. »Ich ... Ich habe keine Angst vor dir.«
»Das solltest du aber.«
Eine massive, fast greifbare Spannung surrte zwischen uns und meine Haut begann zu kribbeln. Ich sah auf sie hinab und sie zu mir hinauf. Blau traf Bernstein und wir beide gaben keinen Zoll nach. Auch wenn ich selbstbewusster war, war Kiana wohl die Mutigere. Selbst wenn sie nicht wusste, wer ich war.
Ich hob die Hand, zog an meiner Kippe und schnippte das Ding dann weg, ohne sie aus den Augen zu lassen. Aus dem Augenwinkel sah ich die Funken, als die Zigarette auf dem Asphalt aufkam.
Als mein Augenmerk auf ihre Lippen fiel ...
Ich zog sie an mich und wirbelte sie herum. Dann machte ich zwei Schritte vor und drückte sie mit dem Bauch an die Beifahrertür meines Wagens. Sie konnte sich nicht rühren, weil beide Arme einhändig von mir auf ihrem Rücken fixiert wurden. Ich beugte mich vor und ließ meine Zunge über ihr Ohr wandern. Meine freie Hand schob sich langsam über ihre Hose, zwischen ihre Beine.
Meine Berührung brachte sie zum Keuschen und ich grinste. Kiana streckte mir den Arsch entgegen und sagte: »Du hattest deine Chance, Arschloch.«
Grinsend knabberte ich jetzt an ihrem Ohr und raunte verheißungsvoll. »Oh, Süße, ich habe alle Chancen der Welt.« Meine Finger drückten zu, massierten ihre Pussy über der Jeans und fanden dann den Weg in ihre Hose. Ich wartete nicht, sondern schob den Stoff beiseite und ertastete feuchtes Fleisch. Automatisch drückte ich sie enger an den Wagen. »So nass?«
»Nicht dein Verdienst«, meinte sie bockig, seufzte aber sinnlich.
Ich bewegte die Finger und glitt in sie. Ein neuer Seufzer entkam ihr und ich biss in ihren Hals, bevor ich klarstellte: »Stöhne so laut, wie du kannst, oder lass es sein, Schönheit. Ich geb einen Scheiß drauf, ob irgendwer hören kann, wie gut du meine Fingern nimmst. Solange-«
Meine Hose summte und das Handy darin piepte. Ich fluchte, ließ sofort von ihr ab und schimpfte erneut. Das war mein Arbeitshandy und wenn das klingelte, hieß das selten gute Nachrichten. Ich nahm das Gespräch mir einem gezischten »Was?« An.
»Wir haben ein Problem, Rune.«
Ich biss die Zähne zusammen. »Und das wäre?«
Wenn Cal nicht sagte, dass irgendein Drogenlager von mir abgebrannt war oder schlimmeres, würde ich ihm in den Arsch schießen. Ich hatte einen gewaltigen Ständer und wollte dieses Ding unbedingt loswerden. Herrgott, meine Finger waren noch nass, aber ich sah nicht zu Kiana.
»Jemand hat die Lieferung der ›Ware‹ abgefangen und ...«
»Und was?«
»Es ist alles unbrauchbar.«
Ich erstarrte. Okay, das war Schlimmeres. Denn ›Ware‹ stand in diesem Zusammenhang für die Lieferung der neuen Leute, die bereits verkauft waren und ›unbrauchbar‹ war das Codewort für tot.
»Fuck!«, fluchte ich und nahm das Handy kurz vom Ohr. Ich sah in den Himmel und ballte eine Faust »FUCK!«
Ich atmete tief ein und fragte Cal: »Was sind die Verluste?«
»4,7 Millionen.«
»SIE. SIND. ALLE. UNBRAUCHBAR?«, brüllte ich und als Cal bestätigte, schmiss ich mein I-Phone mit brutaler Gewalt auf den Boden.
Fuck!
Ich lief an Kiana vorbei und stieg ins Auto. Den Motor zündend ließ ich das Fenster runter und warf ihr ein Bündel Geldscheine entgegen. »Nimm ein Taxi und fahr nach Hause. Du bist für heute von der Schicht entschuldigt. Camilla übernimmt sie. Schlaf dich aus. Du siehst nämlich scheiße aus.«
Ich sah sie nicht mehr an, sondern gab gas und fuhr mit quietschenden Reifen davon.
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