Teil 55
55-Rune
»Sag mal, hast du dir deine Augenbraue durchstechen lassen?«, fragte Cal und betrachtete mit angeekelter Miene mein Gesicht.
Ich nickte nur. »Ich hatte heute kurz Zeit, nachdem ich die Lieferung selbst zu Carlos gebracht habe. Da bin ich zu Haru.«
Er schnaubte. »Wie viele Löcher willst du denn noch in dich Stechen?«
»Mein Schwanz hat noch kein Piercing.«
Cal bekreuzigte sich und sprach ein kleines Gebet, während ich lachte. Dann deutete er auf mich. »Du bist irre. Deine Mutter würde dich grün und blau schlagen, wenn sie noch leben würde.«
Ich schmunzelte. »Dann hab ich ja Glück, dass sie es nicht tut, huh?«
Er schüttelte den Kopf. »Also, heute ist dein Geburtstag. Was machen wir?«
»Du?« Ich hob eben jene neu durchbohrte Braue und sah auf sein Bein. »Kannst du ein Bike fahren?« Er verzog das Gesicht, also erklärte ich: »Also. Ich hole Kiana gleich ab und mach ne Spritztour ins Waldhaus.«
»Ins Waldhaus? Was willst du denn da?«
»Sie in aller Ruhe vögeln? So oft ich will? Ohne Zuhörer?«
Wieder schnaubte er. »Glaub mir, ich mach das nicht freiwillig. Aber ihr seid so sexgeil aufeinander, dass es fast schon an eine Sucht grenzt. Echt«, fügte er kopfschüttelnd hinzu, als ich grinste. »Das ist ungesund.«
»Ist es das?«
»Dir fällt noch der Schwanz vor Erschöpfung ab.«
Ich trank lachend mein Bier leer, schnappte mir meinen mattschwarzen Helm und den Schlüssel für mein ebenso dunkles Bike. »Wir kommen morgen wieder.«
Cal nickte. »Ich bereite so lange alles für das Treffen vor.« Ich bejahte und mein Cousin setzte nach: »Buon compleanno, Rune.«
»Grazie.«
27 Jahre. Fuck, ich wurde alt.
Ich stieg in den Lift und betrachtete mein Spiegelbild.
Dunkelblauer Rollkragen-Pullover, schwarze Jeans mit Löchern an den Knien, durch die die Tattoos an meinen Beinen aufblitzen. Dunkle Sneakers und meine Kette wie zwei Armkettchen. Mein Gesichtsschmuck blitzte Gold auf und an sich war ich sehr zufrieden mit mir.
Ich fuhr mir durchs Haar. Okay, ich musste eventuell demnächst mal zum Friseur, wenn ich mir meine länger werdende Matte ansah. Sie war mittlerweile so lang und wellig, dass sie die oberen Stecker in meinen Ohren verdeckten und damit auch das kleine Tattoo eines Mittelfingers in meiner Ohrmuschel.
Aber das musste warten.
Ich sah auf die Uhr, stieg aufs Bike und setzte den Helm auf.
Ich müsste mich etwas beeilen, wenn ich Kiana rechtzeitig abholen wollte, aber da in meinem Körper teilweise Benzin floss, würde ich das wohl schaffen.
Ich gab also Gas, fuhr aus der Garage und düste mit schrillem Motor durch die Straßen. Ich fädelte mich ein und schlängelte mich in schwindelerregendem Tempo zwischen den Autos hindurch. Dabei wünschte ich mir, ich hätte mir eine Jacke mitgenommen. Fuck, der Herbst war kühler, als mir lieb war.
Sonne. Wärme.
Das war meine Jahreszeit. Egal.
Ich erreichte das Café genau dann, als Kiana gerade mit zwei Damen, die wohl einmal eine Arbeitskollegin und Kianas früherer Beschreibung nach die Chefin selbst waren.
Ich wurde langsamer, bremste genau vor ihnen ab und stellte ein Bein auf den Boden. Als ich den Helm absetzte, lächelte ich knapp und fuhr mir durchs Haar.
»Buonasera, die Damen. Kiana«, grüßte ich meine Hexe separat und mein Mund wanderte kaum merklich höher, als ich sie betrachtete.
Sie hob eine Braue, schulterte ihre Tasche und erwiderte meinen Blick. Ihre Arbeitskollegin stupste sie derweil mit den Ellbogen an.
»In echt sieht er ja noch viel besser aus«, flüsterte sie ihr zu und dachte wohl, ich könnte es nicht hören. Kiana neigte den Kopf zu ihr und flüsterte genauso laut zurück: »Ich weiß, aber sag das doch nicht so laut.«
Sie kicherte und starrte mich wieder an.
Ihre Chefin dagegen ging auf mich zu. »Sie sind also der berühmte Freund, über den so oft im Café gequatscht wird.« Sie schmunzelte kurz und Kiana wurde rot. »Ich bin froh, dass Kiana so einen hinreißenden jungen Mann gefunden hat. Vielleicht können sie ja mal vorb-«
»Okay! Das reicht jetzt aber!«, unterbrach sie ihre Chefin und stellte sich vor sie. »Ich wünsche euch beiden einen schönen Abend und jetzt Tschüss.«
Kiana schob sie in die Richtung, in der sie offensichtlich gehen mussten.
Beide Frauen fingen an zu lachen und winkten mir zu, während ich meine Lippe befeuchtete.
»Schönen Abend, Kiana und Mister Sextoy.«
Mit hoch roten Kopf sah Kiana ihnen nach und drehte sich dann zu mir. »Ich will nichts hören.«
Ich hob amüsiert eine Braue. »Mr. Sextoy? Echt?«
»Das haben die sich ausgedacht. Ich habe nichts damit zu tun.«
Sie wedelte mit der Hand, an dem ein Ring glitzerte. Mein Lächeln verschwand und ich kreuzte die Arme.
IHR VERDAMMTER VERLOBUNGSRING?
»Zieh den aus«, forderte ich harsch und kniff die Augen zusammen.
Sie blinzelte und sah mich verwirrt an. »Was soll ich ausziehen?«
»Den Ring, amore. Den, den du dir wohl aus meinem verdammten Nachtschrank gefischt hast.«
Ich betrachtete ihre Hand und musste zugeben, dass mir das Schmuckstück an ihrem schlanken Finger gefiel. Doch diese diebische Elster würde ihn sicher nicht tragen, ehe ich sie noch mal gefragt hatte und sie ›Ja‹ sagte.
Sie sah auf den Ring, dann zog sie die Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf. »Nein, ich will nicht.«
Ich zeigte ihr die Zähne. »Du wirst ihn ausziehen. Du hast ›Nein‹ gesagt. Mehrmals. Zieh also den Scheiß Ring aus, bis ich dich noch mal frage. Bis dahin, gehört er dir nicht.«
Sie sah mich an, nickte dann, betrachtete kurz den Ring und überreichte ihn mir widerwillig. »Okay.«
Ich grinste kopfschüttelnd und sah mich um. Ich pfiff laut und warf den Ring dann in hohem Bogen einer Frau zu, die zufällig auf dem Gehweg auf der anderen Seite lief und sich zu uns herumdrehte. »Hier, für dich, Süße.«
Kiana starrte geschockt dem Ring hinterher. Die Frau fing ihn, sah mich überrascht an und lächelte dann. Ich grinste frech zurück.
»Hat die Frau etwa ›Ja‹ gesagt?!«, fragte meine Hexe fassungslos und wütend zugleich. »Du bist einfach nur ein Arschloch!«, beleidigte sie mich, wandte sich ab und ging die Straße entlang. »Stronzo!«
Ich lachte los und sagte schlicht: »Dachtest du, du bekommst einen Ring, den du schon kennst? Fuck nein. Und jetzt steig auf. Oder willst du mich an meinem Geburtstag einfach so stehen lassen, nur weil ich sauer bin, weil du deine neugierige Nase in Sachen steckst, die dich noch nichts angehen?«
Kiana hielt sofort an und drehte sich blitzschnell herum.
»Du hast Geburtstag? Warte. Wieso weiß ich davon nichts? Ich ... Ich habe gar kein Geschenk.«
Mit offenem Mund sah sie mich an und ich grinste. »Du liebst mich eben nicht so sehr, wie ich dich«, ärgerte ich sie und warf ihr dann meinen Helm zu, während ich abstieg und meinen identisch aussehenden Ersatzhelm aus dem Fach unter dem Sitz holte und ihre Tasche reinstopfte. Ich setzte ihn auf und klappte das Visier hoch, als ich mich wieder auf die Maschine setzte.
»Und was mein Geschenk angeht, nun, ich denke du und dein geiler Arsch reichen mir. Und nur damit das klar ist, ich meine damit, einen Arschfick. Und jetzt andiamo, Angel. Wir müssen noch ein Stück fahren.«
Kiana presste leicht beschämt die Lippen zusammen, während sie den Helm aufsetzte und hinter mir auf die Maschine stieg. Mit ihren hellblauen, engen Jeans, schwarzen Stiefel und der schwarzen, kurzen Bomberjacke, sah das ziemlich heiß aus.
Kiana legte meine Arme um meine Mitte und flüsterte mit wie immer schrecklichem Akzent: »Puoi fare qualsiasi cosa con il mio culo oggi.«
»Non fate promesse di cui potreste pentirvi in seguito«, gab ich zurück und legte ihre Arme etwas tiefer, damit sie mehr halt hatte. Dann startete ich den Motor und sagte: »Halt dich gut fest, Kitty Cat. Ich hab es sehr eilig mich mit deinem Arsch zu befassen.«
Ich lenkte auf die Straße und raste los. Wir fuhren eine Weile und ich raste genauso schnell, wie auf dem Weg zu ihr, was zu Folge hatte, das Kiana sich regelrecht in meinen Pulli krallte. An einer Ampel gab ich ihr eine Verschnaufpause und drehte den Kopf leicht zu ihr. »Genießt du den Ritt?«
»Es macht schon Spaß, aber manchmal glaube ich, dass du uns noch umbringen wirst.«
Ich lachte und fuhr los, als es Grün schaltete. »Ich habe nicht vor, zu sterben. Aber wenn ich dich umbringen wollen würde, würde ich dir nach einem letzten Fick einfach in den Kopf schießen. Kurz und schmerzlos. Oder besser noch während du kommst, und meinen Namen schreist.«
Ich verließ in einer scharfe Kurve, in der mein Knie beinahe den Boden streiften, die Landstraße und steuerte den Bergpass an. Dabei nahm ich Kianas Hand und legte sie auf meine Hose.
Sie drückte sich stärker an mich und tastete dann meiner Hose entlang. »Wenn du das machst, dann komme ich als Geist zurück und verfluche dich, Mister Sextoy.«
Ich schnurrte in den Helm, als sie meinen Schwanz entlang tastete.
Vielleicht hat Cal recht, dachte ich als ich nach nur zwanzig Minuten auf der Serpentine durch den Wald, in denen sie ihre Hand bei voller Fahrt über meine Jeans rieb, rechts Ran fuhr.
»Steig ab«, forderte ich und zog an ihrer Hand.
»Wieso? Willst du mich jetzt wirklich umbringen und hier im Wald vergraben?«, fragte sie belustigt und versuchte, sich aus meinem Griff zu befreien.
Ich nahm meinen Helm ab, lachte, zog sie von der Maschine und grinste sie an. Dann rutschte ich ein Stück zurück und lehnte mich zu ihr. Ich öffnete ihren Helm und zog sie zu mir. Immer noch grinsend hob ich Kiana hoch und setzte sie rittlings auf das Bike. Ich arrangierte ihre Beine so, dass sie sie um mich schlingen musste, und legte dann ihre Arme um meinen Hals. Die Helme ließ ich einfach liegen, als ich losfuhr, bevor Kiana reagieren konnte.
»Bist du verrückt?!«, schrie sie heißer und krallte sich an mir fest. Sie drückte sich so hart an meinen Körper, dass kein Blatt mehr zwischen uns passen würde. Ihre Haare flogen durch den Wind umher und sie hatte die Augen zusammengekniffen. »Vergrab mich doch einfach im Wald, du irrer Idiot!«
Ich lachte leise und bog um mehrere enge Kurven.
»Du liebst es, Kiana«, raunte ich in ihr Ohr und knabberte dann an ihrem Hals, den Blick auf die Straße gerichtet, die langsam dunkler wurde. »Du liebst die Kicks, die ich dir immer wieder gebe. Es weckt dich auf, lässt dich leben.« Ich beugte meinen Kopf so, dass ich sie küssen konnte, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Meine Zunge drang kurz und bestimmt ein, während ich meine Hand vom Lenker nahm und ihren zitternden Körper am Rücken stützte. »Und ich liebe es, dich an dieses Limit zu drängen.«
Gott, diese Frau.
Diese ganze Situation!
Ihr Körper, der sich an mich drängte.
Hilfesuchend und wie ich wusste doch ... erregt.
Die Geschwindigkeit, mit der ich den Bergpass zu dem Haus hinauffuhr, in dem wir eine Nacht verbringen würden.
Der Nervenkitzel.
Die Hitze in mir.
Ihr Geschmack.
Fuck, all das, machte mich brünstig wie ein wildes Tier. Mein Schwanz drückte schmerzlich gegen meine Jeans und nur, weil ich wusste, dass ficken und fahren nun wirklich nicht ging, blieb er dort, wo er war.
Wir fuhren weiter, ich wie eben üblich halb sitzend auf dem Bike und Kiana vor mir. Einhändig steuerte ich uns ans Ziel und drückte hin und wieder meinen Mund auf irgendeine Stelle, die Kiana mir gerade anbot und die ich erreichen konnte, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
Es war berauschend.
Es war geil.
Und es war viel zu schnell vorbei.
Wir erreichten die lange Einfahrt der Blockhütte, und als ich das Bike direkt vor der Tür parkte, drückte ich Kiana von mir. Doch ich ließ sie nicht absteigen, sondern beugte sie über den Tank des Motors, lehnte mich über sie und küsste sie begierig und wild. Meine Hände fanden sich unter ihrem Shirt wieder und mein Daum strich über ihren Nippel und umspielte ihn, während meine andere Hand ihren Kopf im Nacken in den Kuss hineinbog. Ich stöhnte leise auf, als sie ihr Becken an mir rieb und mich noch härter machte.
»Also das-«, gurrte ich an ihre Lippen und leckte die Konturen derer nach, »können wie genau so gerne viel öfter machen, mi amore.« Meine Hand glitt in ihre Hose und ich massierte das zuckende Nervenbündel. Ich grinste. »Happy Birthday to me.«
Kiana sah mich an und hauchte erregt: »Happy Birthday, Rune.«
Sie zog mich wieder an sich und küsste mich. Dabei ließ sie meine Zunge arbeiten.
Wir knutschten eine Weile herum, während ich ihre Pussy reizte, erzitterte sie. Leider, nicht ausschließlich vor Lust, wie mir klar wurde.
Ich löste mich von ihr und half ihr von der Maschine. »Lass uns rein. Es ist kalt«, meinte ich, stieg auch ab und lief mit ihr an der Seite zur Tür. Ich steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn und drückte die Tür auf.
Das Licht anschaltend, lief ich direkt zu dem Kamin und feuerte ihn an. Das kleine Feuer loderte langsam auf und eine angenehme Wärme breitete sich aus. Ich schmiss mich auf das Sofa und legte die Füße auf den Tisch.
»Endlich Ruhe«, sagte ich und legte den Kopf zurück. »Ruhe und fucking Frieden. Für ein paar Stunden.«
Die ganze Sache mit den Motherfuckern ging mir langsam an die Nieren – auch wenn ich es mir nicht ansehen ließ. Eine Nacht hier im Wald, würde mir guttun. Ganz sicher sogar. Ich rieb mir übers Gesicht und massierte meinen Nasenrücken, bevor ich meinen Nacken dehnte.
Die kleine Hütte war nicht sonderlich groß. Mit einem weiteren Stockwerk, drei Schlafzimmern, zwei Bädern und aus rustikalem Holz gearbeiteten Wänden, war alles ehr gemütlicher Natur.
Kiana sah sich um und zog die Schuhe aus, bevor sie sich neben mich auf die Couch setzte. Sie zog die Jacke aus und legte sie über die Couchlehne, dann lehnte sie sich zu mir und ich spürte ihren besorgten Blick.
»Du scheinst wieder gestresst zu sein. Wegen dieser Lombardos, nicht wahr?« Sie seufzte. »Ich werde mich heute gut um dich kümmern, Geburtstagskind«, neckte sie mich mit einem Lächeln. Dann beugte die Hexe sich noch weiter vor, küsste meine Wange und fragte: »Was hältst du davon, wenn ich für dich koche und du schön entspannst?«
Ich verzog ungeniert das Gesicht. »Ich bin ehrlich, ich glaube, ich würde lieber einen rohen Fisch aus dem stinkenden Teich hinterm Haus essen, als das, was du mir servieren würdest.«
Sie blinzelte mehrfach. »Aber ich habe dir doch die letzten Male oft zugeseh-« Sie stoppte sich, lachte verlegen und räusperte sich dann. »Ja gut, ich hatte eher deinen Knack Arsch vor Augen, aber ich habe dazu gelernt.«
»Und davon«, ich grinste frech, nahm die Fernbedienung in die Hand und schaltete Liese Musik an, »will ich mich wirklich NICHT überzeugen. Lass mich das bitte einfach machen, okay? Mit einer Lebensmittelvergiftung im Krankenhaus zu landen würde ich gerne vermeiden.«
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