Teil 13
13 - Rune
Drei weitere Attacken gegen mich, beziehungsweise meine Geschäfte später, hatte sich so eine Wut in mir gesammelt, dass ich kaum klar denken konnte.
Ein weiterer Schlag gegen den Menschenhandel blieb aus, aber dafür war mein Drogenhandel, wie die Routen der Transportwege gestört. Was hieß, dass die Lombardos nicht aufgeben würden. Sie wollten mich schwächen. Meine Geschäfte behindern und Gebiete zurückerobern, indem sie meine Drogen durch ihre ersetzten.
»Wichser«, schnarrte ich und machte mich an meinen letzten Satz Sit-ups. Meine Bauchmuskeln brannten wie Feuer und meine Arme taten es vom vorherigen Bankdrücken ebenfalls. »Blöde Hackfressen!«
Ich hatte wirklich kein Bock auf den Stress mit einer anderen Mafiaorganisation, denn ich wusste, das ein Haufen guter Männer draufgehen würden, ein eine Menge Geld brennen und diverse weitere Probleme kommen würde, wenn das mit den Lombardos eskalierte.
Auf all das war ich, dank meines Vorgängers, vorbereitet und ich wusste, was ich tun musste und wie ich zu handeln hatte, aber dennoch ...
Siebenundsiebzig ...
Anspannen, runter ...
Achtundsiebzig ....
Anspannen, runter ...
Neunundsiebzig ...
Ich schwitzte und atmete schwer. Aber wenn man drei Stunden trainierte, dann war man eben mal schweißnass.
Stöhnend spannte ich mich ein letztes Mal an, als das Telefon klingelte.
Mein Club-Telefon.
Seufzend stand ich auf und trank einen riesigen Schluck Wasser, bevor ich vom Sportraum in meine Küche lief. In einer Schale, die ich wirklich mal sortieren musste, lagen um die 12 Mobiltelefone. Und eins davon klingelte.
Fluchend fischte ich es raus und nahm den Anruf an.
»Ja?«
»Nox?«, hörte ich jemanden fragen und zudem noch ziemlich schwer atmen. »Hier ... hier ist Kiana ... Kiana Lou Silva. Bist du ... bist du zu Hause? Hast du kurz Zeit?«
Ich blinzelte. »Du brauchst mir nicht deinen vollen Namen nennen. Ich weiß, wer du bist, Herrgott«, murrte ich etwas pikiert. Dachte sie echt, ich wüsste nicht schon am ersten Ton, wer sie war? »Was ist los?«
»Ich ... es tut mir leid. Ich brauche ... Ähm ... könnte ich das Geld von gestern haben? Ich brauch es nun ... doch.«
Ich schwieg. Kiana klang irgendwie verzweifelt und das sie sich entschuldigte, hörte sich so gar nicht nach dem widerspenstigen Ding an, dem ich unheimlich gerne jeden Protest aus dem Kopf vögeln würde.
Alarmglocken läuteten. »Wo bist du?«
»Unten vor deinem Haus.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Was? Fuck, komm hoch. Weißt du noch, wie du zu dem Aufzug kommst? Shit, vergiss es, ich sag dem Portier Bescheid, er lässt dich rein.«
Ich legte auf und lief zum Telefon, das mich mit der untersten Ebene und somit dem Einlass verband. Es tutete einmal und schon würde angenommen.
»Phil?«
»Ja Mister Costello?«
»Lassen sie das blonde Mädchen hoch und geben sie ihr den Code für mein Penthouselift.«
»Sehr wohl Mister Costello.«
Ich legte auch hier auf und lief dann barfuß und nur in kurzen Sportshorts bekleidet in die Küche. Ich drückte die Tasten der Kaffeemaschine und als der Espresso durchgelaufen war, glitt auch schon die Fahrstuhltür auf.
Mit schnellen Schritten lief Kiana schnurstracks in meine Richtung. Als sie vor mir stehen blieb, sah sie mich mit großen ängstlichen Augen an. Ihr Blick huschte kurz über meinen Körper.
»Das Geld, ich ... Ich brauch es sofort.«
Ich sah sie an und trank genüsslich meinen Kaffee. »Hm.«
Sie starrte mich an und sah dann auf ihre Uhr. »Bitte, ich habe keine Zeit.«
»Ist das so?«, merkte ich an und hob eine Braue. »Was ist aus ›nur noch ein halbes Jahr und ich bin weg. Dann seht ihr mich nie wieder‹ geworden?« Ich zitierte Cal, der mir natürlich alles erzählt hatte. »Oder mein Favorit: ›ich werde für deinen Boss auch nicht mehr die Beine breitmachen‹. Und danach kam so was wie, ›ich will es nicht. Es ist, wie du sagst, ich sollte mich von euch fernhalten. Es war heute das letzte Mal. Es ist besser so‹«, beendete ich meine Ausführung ruhig.
»Das...« Sie schluckte schwer und sah wieder auf ihr Handy. »Hör zu, dass .... Cal... er ... ich. Ja,« begann sie und sah mich entgegen. »Ich habe das gesagt. Aber nur, weil Cal meinte, dass ich Angst vor euch haben sollte und mit anderen Worte mir geraten hat, mich von dir fern zuhalten.« Kiana trat auf mich zu. »Ich bitte dich, lass deine Spiele und gib mir nur das Geld. Ich ... Bitte, nur das einzige Mal bitte ich darum, dass du mich ernst nimmst.«
Ich sah sie an und legte den Kopf schief. »Ich nehme alles ernst, Sweety. Immer. Und deswegen frage ich dich jetzt auch, woher dieser Sinneswandel kommt?«
»Ich brauch das Geld«, wiederholte sie nur und sah auf das Handy. Ihre Finger zitterten.
Ich sah sie an, kniff die Lider zusammen. Was war hier los? Warum hatte sie Angst? Und warum zum FICK hatte Cal ihr gesagt, sie solle sich von mir fernhalten? Wobei ... Gut, DAS verstand ich.
Ich leckte mir die Lippen. »Die fünfhundert sind längst auf deinem Konto«, sagte ich. »Aber das reicht nicht, oder? Wie viel brauchst du noch?«
»Was?«, fragte sie überrascht. Dann sah sie noch einmal auf die Uhr. »Ich schaff es zeitlich nicht mehr zur Bank«, erklärte sie nachdenklich und redete scheinbar mit sich selbst. »Fünfhundert reichen vollkommen aus. Aber ich brauch es Bar. Und zwar jetzt.«
Was? War? Hier? Los?
Ich nickte, trank einen Schluck und lief dann in mein Arbeitszimmer. Zum Schrank gehend, kreißten meine Gedanken. Ihr Vater war Alkoholiker. Hatte es damit etwas zu tun? Oder brauchte sie das Geld für etwas anderes? Nur was?
Ich nahm wahllos ein Bündel Hunderter und vermutete, das es sicher fünftausend waren. Wieder bei ihr, gab ich ihr das Geld. Ich kreuzte die Arme vor der Brust, schwieg aber.
Sie starrte das Geld an. »Das ist zu viel! Oh Gott! Viel zu viel.«
Kiana befeuchtete ihrer Finger und zog genau fünf Hunderterscheine raus. Dann legte sie den Rest auf den Küchentresen. »Ich danke dir. Du rettest gerade meinen Arsch. Die fünfhundert auf meinem Konto gebe ich dir zurück«, brachte sie so schnell raus, das ich Mühe hatte, zuzuhören. Dann drehte sie sich herum und ging mit schnellen Schritten zum Aufzug.
»Halt«, brummte ich und folgte ihr. In der Hand das Geld, das sie eben abgelehnt hatte. Ich nahm ihr die Fünfhundert wieder ab und sagte. »Alles oder gar nichts, Kitty.«
»Aber ... Aber das kann ich nicht annehmen!«
»Alles«, knurrte ich und sah ihr fest entgegen, »Oder gar nichts.«
Sie erwiderte meinen Blick. Eine ganze Weile sahen wir uns nur still an. Dann wanderten ihre Augen auf ihr Handy.
»Scheiße«, zischte sie und packte das Geld. Sie sah sich um, und als sie eine Tüte auf einem Schrank liegen sah, nahm Kiana sie, packte die Scheine ein und band sie zusammen. »Okay, ich nehme alles, zufrieden? Ich muss jetzt gehen, sonst komm ich zu spät.«
»Hör zu«, sagte ich und drückte den Knopf des Fahrstuhls. »Mach, was du machen musst. Danach kommst du wieder her, kapiert?«, fragte ich.
»Wieso?«
Ich packte sie und zog sie an mich, beugte mich hinab. Meine Lippen schwebten über ihren. »Weil ich es eben sage.«
Der Aufzug ging auf und sie nickte. »Na schön, ich komm wieder. Versprochen.«
Ich ließ sie los und sah ihr wortlos hinterher. Die Tür schloss sich und ich starrte noch immer auf das Metall.
***
Sie wartete an einer Ecke. Hibbelte herum und sah sich immer wieder um.
Ich sah auf mein Handy.
Dreizehn Minuten.
Nichts passierte.
Vierzehn.
Nichts.
Fünfzehn und ...
Ich blickte auf, als ein Auto angefahren kam und vor Kiana stehen blieb. Kiana beugte sich ins Fester.
Sie schmiss die Tüte rein und der Beifahrer, den ich nicht wirklich erkannte sagte etwas. Lachte er? Ich lehnte mich anders hin und meine Finger wanderten an die Waffe, sie ich mitgenommen hatte. Ich beobachtete, sah genau hin. Eine Hand schnellte vor und packte Kiana im Gesicht. Die Finger gruben sich in ihre Wangen und zogen sie Näher und dann sah ich ...
»Was zum Teufel ...«
Kianas Augen weiteten sich, als Johnny sie näher zu sich zog. Meine Finger zuckten am Abzug und ich hob die Waffe an, als der Mann der Lombardis sie so anfassten. Ich zielte aus meinem Auto heraus dahin, wo sein Kopf sein müsste, doch ....
Was hatte sie mit ihnen zu tun? Warum gab sie ihnen MEIN Geld. Geld, das sie eben noch fehlen, abgeholt hatte.
Kiana entzog sich, trat wütend gegen das Auto und schüttelte den Kopf. Johnny stieg daraufhin aus und packte Kiana am Hals. Der Lauf meiner Waffe hob sich und folgte seinem Kopf. Mein Finger zuckte erneut. Er kam ihr näher, flüsterte etwas und grinste.
Dann unterzeichnete der Wichser sein Todesurteil.
Er beugte sich vor, leckte Kiana den Hals entlang, hinauf zu ihrem Ohr und sagte wieder etwas.
Zorn verdunkelte die Ränder meines Sichtfelds. Die Welt schnürte sich zusammen, bis ich mich nur noch auf das heftige, alles verzehrende Verlangen konzentrieren konnte, dem Mann vor mir so viel Schmerz wie möglich zuzufügen.
Ich atmete tief ein und aus.
Ich sah Kiana an, dass sie weinte, und sie krallte sich an dem Arm eines fast toten Mannes fest. Johnny schleuderte sie auf den Boden und ich knurrte böse. Er hob die Hand, gestikulierte etwas, das ich nicht gänzlich sah, und stieg dann ein. Als sie fuhren, erkannte ich am Steuer Chris. Gut, er war ebenfalls bald tot.
Mein Blick glitt wieder zu Kiana und unendlich viele Fragen waberten mir durch den Kopf. Allem voran, was sie mit den Leuten zu schaffen hatte, die mir, seit nunmehr einer Weile, gehörig die Suppe versalzten.
Die Kleine schlug auf den Boden, bevor sie aufstand und loslief.
***
Kiana stritt nun seit geraumer Zeit mit ihrem offensichtlich sehr betrunkenen Vater. Irgendwann packte sie den uneinsichtigen Mistkerl am Arm und drehte ihn herum. Sie schrie, aber ich war zu weit weg, als das ich etwas hören konnte.
Was ich jedoch sah, reichte. Der Alte hob seine Flasche und trank einen wirklich wiederwertig großen Schluck, bevor er etwas sagte. Seine Schulter zuckend, war er das Paradebeispiel für ein riesengroßes Arschloch. Kiana sah fassungslos zu ihm, doch er torkelte mehr schlecht als Recht zur Eingangstür. Die Kleine ballte die Hände zu Fäusten und griff dann sein Shirt. Eine eindeutige Geste, dass er stehen bleiben solle.
Nun passierte alles schnell. Ihr Vater drehet sich rum, brüllte mit offenem Mund und aufgepumpten Adern am Hals. Kiana zuckte zusammen und dann traf sie auch schon der Schlag.
Kalte Wut blendete mich und wenn ich ein weniger kontrollierter Mann wäre, wären heute drei Männer gestorben.
Shit. Fühlte ich etwas für sie? Kümmerte es mich deshalb?
Nein. Nein, meine Mutter hatte mir in der kurzen Zeit, in der ich sie bei mir wissen durfte nur eingebläut ein Gentleman zu sein. Tagsüber Prinzessin, nachts Hure. Ich konnte es einfach nicht leiden, wenn ein Mann Frauen schlug. In meinem Leben nicht immer zu vermeiden, aber ich selbst tat es niemals.
Kiana jedenfalls stolperte nach hinten und landetet zum zweiten Mal auf dem Arsch, während der Penner einfach ins Haus, oder eher Drecksloch ging. Die Kleine zog die Beine an und vergrub das Gesicht in den Armen. Sie weinte bitterlich und das kratzte verdammt noch mal ziemlich an meiner Selbstbeherrschung. Alleine der Fakt, das, was auch immer hier lief, nicht auf ihren Mist gewachsen war, hielt mich auf, diese gewisse Ruhe aufzugeben und zu eskalieren.
Ich würde erst reden.
Reden und dann gegebenenfalls eine tödliche Entscheidung treffen. Denn stellte sich heraus, das Kiana für die Lombardos arbeitete, wäre sie genauso tot.
Ich mochte sie, ihr Pussy du ihr Mundwerk, aber ich würde dafür kein Imperium opfern.
Sie blieb Minuten so sitzen, bis sie sich endlich aufrappelte und loslief. Immer schneller, bis sie rannte.
Ich startete den Motor und fuhr los. Ich würde vor ihr im Penthouse sein. Und bis dahin, konnte ich nachdenken.
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