86. Tian (Gewitter im Kopf) - Nie vergessen

Alles was Gisela sagt ist fett geschrieben!

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~P.o.V. Tim~

"Schatz, ich bin wieder Zuhause.", hörte ich eine mir zu bekannte Stimme durch den Flur unseres Hauses schallen.
"Mama!"
Der kleine, schwarzhaarige, 5 jährige Junge sprang von der Couch runter und rannte raus in den Flur.
Das nächste was ich hörte, war wie Anna Tilo begrüßte und die beiden dann schließlich zusammen ins Wohnzimmer kamen. Tilo setzte sich wieder neben mich und war wieder komplett vertieft in den Fernseher, auf welchem grade irgendeine Kinderserie lief.

Ich stand auf, lief zu ihr und spürte auch schon ihre Arme, welche sich um meinen Körper schlangen. "Hallo...", hauchte ich und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. "Wie war die Arbeit?", fragte ich.

"Ganz gut, aber ein bisschen stressig... gab heute sehr viel Papierkram zu erledigen. Aber trotzdem wars okay.", erzählte sie mir lächelnd, während ich ihr die Jacke auszog und auf den Kleiderhaken hängte. "Und bei dir?", fügte sie noch hinzu.
"Das gleiche, wie immer.", wank ich ab. "Zum Glück habe ich morgen frei."

Daraufhin ging sie ins Bad.

Ich schaute mit Tilo noch die Folge der Kinderserie fertig, woraufhin er glücklich nach oben in sein Zimmer verschwand.

Eine knappe halbe Stunde später, kam Anna wieder zurück ins Wohnzimmer und setzte sich neben mich auf die Couch. Wir unterhielten uns ein wenig, bis ich die Stimme meines Sohnes von oben vernahm, welche nach mir rief.

Mit den Worten "Ich bin gleich wieder da." und einem Kuss, stand ich auf und lief nach oben ins Kinderzimmer, wo ich Tilo vermutete. Als ich jedoch in das unaufgeräumte Zimmer des Kleinen kam, fand ich ihn nicht auf.

"Tilo, wo bist du denn?"
Ich bekam relativ schnell eine Antwort von ihm.
"Oben."

Ich lief noch ein Stockwerk höher und fand ihn auf dem Dachboden, mit einer kleinen Kiste auf dem Schoss. Zögerlich lief ich auf ihn zu und kniete mich vor ihm hin.

Ich wusste, was das für eine Kiste war.

"Papa, wer ist das neben dir auf dem Bild?", fragte der 5 jährige und hielt mir ein kleines Polaroidbild entgegen, was ich schluckend zwischen meinen Daumen und Zeigefinger nahm und es schließlich ausführlich musterte.
"Das war mein damaliger Freund. Er hieß Jan und ich war 3 Jahre mit ihm zusammen, bevor das kaputt gegangen ist."
"Und wieso ist das kaputt gegangen?"
"Das ist eine lange Geschichte, Tilo... die erzähl' ich dir irgendwann später mal."

Es herrschte kurz Stille im Raum, in der wir uns schweigend die Bilder anschauten, bis der Kleine die Stille wieder brach. "Papa, willst du ihn denn mal wieder sehen?"

Ich schluckte. Wenn es nach mir ginge, würde ich sofort wissen wollen, wie es ihm ging, aber ich wusste nicht was Jan davon halten würde. Ich hatte früher schließlich sehr viel Scheiße gebaut. Und auch wenn das alles mittlerweile über zehn Jahre her war; ich mittlerweile eine Frau und einen Sohn, einen tollen Job und ein eigenes Haus besaß, wusste ich nicht wie er auf mich zu sprechen war und überhaupt etwas von mir wissen wollte.

"Papa?", hörte ich Tilos helle Kinderstimme, welche meine Aufmerksamkeit direkt wieder auf sich zog.
"Ja?"
"Willst du ihn wieder sehen? Oder mal wieder mit ihm sprechen?"
"Eigentlich ziemlich gerne, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob er was von mir hören möchte."
"Wieso versuchst du es nicht?"
"Schätzchen, das ist schon sehr lange her."
"Aber du kannst ihn trotzdem anrufen."

Tilo sah mich bittend mit seinen großen Augen an. Da konnte keiner nein sagen.

"Okay okay..."

Der Kleine freute sich und kramte weiter in der Kiste rum, wobei ich ihm zuschaute, in Erinnerungen schwelgte, aber gleichzeitig unbewusst die ganze Zeit an Jan denken musste.

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Nervös hielt ich mein Handy an mein Ohr und wartete bis jemand dran ging.

Ich hatte mir von einem alten Freund, Jan's aktuelle Nummer geben lassen und mich jetzt, wo Anna und Tilo schliefen, dazu entschlossen ihn anzurufen.

Nach ein paar Sekunden, in denen meine Atmung sich verschnellert hatte und ich mich echt beherrschen musste, nicht wieder direkt aufzulegen, hörte ich die mir allzubekannte Simme.

"Jan Zimmermann, mit wem spreche ich?"
"Ähm... hey."

Dafür könnte ich mich selber ohrfeigen. Als ob er mich so, nach über zehn Jahren kompletter Funkstille, erkennen würde.

"Wer ist da?", hörte ich die Stimme meines Ex-Freundes durch den Hörer schallen.
Ich atmete tief durch. Irgendwie fiel es mir unglaublich schwer meinen Namen zu sagen.

"Hallo! He Arsch"

Sofort huschte mir ein Lächeln über die Lippen.

"Hey Jan und hey Gisela.", hauchte ich ins Mikro, woraufhin ich hören konnte, wie Jan am anderen Ende der Leitung plötzlich zu stocken begann.

"T-Tim?"
"Ja..."

Es herrschte kurze Stille zwischen uns.
"Und... wie geht es dir?", fragte ich.

Eindeutige Unsicherheit machte sich in seiner Stimme breit, als er mir auf meine Frage antwortete.

"G-Gut und dir, du Wichser?"
"Wirklich?"
"Ja, warum?"
"Weil du grade viel mehr ticst. Wir haben zwar lange nichts mehr voneinander gehört, aber ich weiß, dass das nicht normal ist."
"Bin ein bisschen aufgeregt. Wir haben ja schließlich sehr lange nicht mehr miteinander geredet und in letzter Zeit ist Gisela generell aktiver."
"Okay."

Je länger wir uns unterhielten, umso lockerer wurde die Atmosphäre zwischen uns. Es tat wirklich gut, seine Stimme zu hören. Mir war klar, dass es eine sehr lange Zeit her war, seitdem wir das letzte Mal etwas voneinander gehört hatten und deswegen war es umso besser, seine Stimme zu hören und zu wissen, dass es ihm gut ging.

Die nächste Stunde sprachen wir einfach nur miteinander und lachten hin und wieder wegen Giselas Kommentaren. Allgemein fühlte es sich nicht befremdend an, als hätten wir keine zehn Jahre Funkstille hinter uns, als wären wir immer noch zusammen.

"Papa?"
Ich zuckte etwas zusammen, drehte mich zu der Stimme um und sah Tilo, der in der Tür zum Wohnzimmer stand.
"Tilo, was machst du hier?"

Der Kleine kam grade, sich die Augen reibend, zu mir gelaufen, während ich immer noch mit Jan telefonierte.

"Ich hab durst."
"Okay ich mach dir gleich was. Kannst du bitte schon mal in die Küche gehen, ich komme gleich nach.", bat ich ihn und wuschelte durch seine schwarzen Haare. Er nickte müde und ging in die Küche.

"Wer war das, Wichser?", hörte ich die verwirrte Stimme Jan's, woraufhin ich ihm erklärte, dass das mein Sohn gewesen war.
Daraufhin schwieg er.
"Jan? Alles in Ordnung?"
"Ähm.. Ja ja... alles okay. Ich wusste nur nicht, he dass du mittlerweile einen Sohn hast."
"Jaa... e-es hat sich viel verändert...", flüsterte ich.

Danach entstand eine unangenehme Stille.

"Ähm i-ich werde dem Kleinen mal was zu trinken geben, damit er wieder ins Bett kann.", sagte ich leise und wollte mich grade verabschieden, als ich Jan's Stimme hörte.

"Tim warte!"
"Ja?"
"I-Ich fand es schön m-mal wieder deine Stimme zu hören. Ha verarscht! U-Und hättest du vielleicht was dagegen, wenn ich demnächst mal vorbei schaue, damit wir rummachen können?"
Meine Mundwinkel hoben sich und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Die Tatsache, dass Jan mich, nach dem was ich früher angestellt hatte, wieder sehen wollte, machte mich glücklich.
"Nein ganz und gar nicht. Wenn es bei dir klappt, kannst du auch morgen schon hier her kommen. Meine Frau ist den ganzen Tag arbeiten und ich bin Zuhause, da ich morgen frei habe."

Er sagte, dass es okay sei, woraufhin ich ihm noch schnell meine Addresse gab, mich dann von ihm verabschiedete und mit einem Lächeln auf den Lippen zu Tilo in die Küche ging, um ihm etwas zu trinken zu geben und ihn wieder ins Bett zu bringen.

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Am nächsten Morgen wachte ich mit einem Lächeln auf den Lippen auf. Ich freute mich auf den Tag. Ich würde Jan das erste Mal nach einer ziemlich langen Zeit wieder sehen.

Während ich mir den Schlaf aus den Augen rieb, drehte ich mich auf die Seite und sah, dass Anna wohl schon auf der Arbeit war. Wahrscheinlich musste sie ziemlich früh im Büro sein, da sie heute wichtige Meetings hatte.

Hieß, ich musste Tilo in den Kindergarten bringen und dann noch ein wenig aufräumen.
Ich setzte mich auf, lehnte mich an die Rückenlehne des Bettes und streckte mich, damit wieder ein wenig Gefühl in meine Gliedmaßen zurückkehrte. Danach stand ich seufzend auf, schleppte meinen Körper ins Bad und ging duschen.

Als ich damit fertig war, weckte ich Tilo, frühstückte mit ihm, machte ihn fertig für den Kindergarten und brachte ihn dann letztendlich pünklich zu diesem.

Eine viertel Stunde später, als ich wieder nach Hause kam, machte ich mich daran, die Wohnung ein wenig aufzuräumen und wieder auf Vordermann zu bringen. Das war schließlich auch mal nötig, wenn man ein 5 jähriges Kind Zuhause hatte.

Durch die Musik, welche ich mir angemacht hatte, um die Stille im Haus zu überbrücken, hörte ich erst nicht, dass es an der Tür klingelte. Als ich es dann schließlich bemerkte, rannte ich schon fast an die Tür und öffnete sie.

Nervös schluckte ich den aufkeimenden Klos in meinem Hals runter, als ich in Jan's braune Augen schaute. Mit einem Kribbeln im Magen musterte ich den Mann vor mir. Er hatte sich zwar nicht sehr krass verändert, aber es war einfach zu surreal um zu realisieren, dass mein Ex-Freund nach einer so langen Zeit vor mir stand und mich mit seinem unverwechselbarem Lächeln anlächelte.
Das Lächeln, welches mich früher immer schon glücklich gemacht hatte.

"Hey, Tim.", flüsterte er und lächelte mich etwas schüchterner an, als ich nicht anwortete. Ihn durchgehend nur anstarrte. "Ey du Arsch, hör mir gefälligst zu!"

Ich schüttelte etwas meinen Kopf, als ich durch Gisela aus meinem Gedankenchaos gerissen wurde. Schließlich aber lächelte ich ihn an. "Hey!"
Ich bat ihn ins Haus und als er sich die Jacke und seine Schuhe ausgezogen hatte und mich lächelnd ansah, konnte ich nicht anders als ihn das erste Mal nach zehn Jahren in eine Umarmung zu ziehen. Und himmel; es tat gut!

Während der Umarmung wurde mir klar, wie sehr ich die Nähe zu ihm vermisst hatte. Ich wusste, dass es einerseits falsch war, so zu denken, geschweige denn so zu fühlen, da ich eine Frau hatte, die ich liebte, aber andererseits fühlte sich das Gefühl echt gut an. Das Gefühl verstärkte sich auch noch, als Jan mir ein "Ich hab dich vermisst" ins Ohr flüsterte.

Als wir uns lösten, erwiderte ich lächelnd ein "Ich dich auch", woraufhin wir beide ins Wohnzimmer gingen, uns nebeneinander auf die Couch setzten und anfingen uns über alles mögliche zu unterhalten.

Komischerweise wollte das Kribbeln in meiner Magengegend die ganze Zeit über nicht verschwinden.

"Wie alt ist denn dein Sohn eigentlich?", fragte Jan neugierig und trank einen Schluck aus seinem Wasserglas und stellte es rechtzeitig ab, bevor er es wegen einem motorischen Tic über dem Stoff der Couch ausgeschüttet hätte.

"Er ist fünf und wird bald sechs.", antwortete ich, woraufhin Stille ein paar Minuten lang den Raum beherrschte.

"Weißt du...", fing Jan an, weshalb er meine Aufmerksamkeit auf sich zog, "Wenn ich ehrlich bin, hab ich das alles wirklich vermisst. He Wichser Arsch..."

Ich musterte ihn wieder und erkannte, dass er grade mit sich selbst kämpfen musste, mit mir darüber zu reden. Es wirkte wie ein innerer Sturm, welchen er grade zu durchleben schien.

"U-Und ich hab dich auch vermisst...", flüsterte er.
Ich lächelte ihn an.
"Ich muss auch ehrlich zu dir sein. Es tut mir wirklich über alles leid, Jan. Alles was ich dir mit der Scheiße früher angetan habe. Ich wollte das alles nicht und ich hab es danach auch bereut."

"Hey Tim, schau mich an.", bat er mich, woraufhin ich ihm in die Augen schaute. "Es ist alles gut. Es tat zwar weh, aber ich habe dir verziehen und das schon ziemlich früh."
Verwundert musterte ich den Mann vor mir. "Warum?"
Er zögerte.
"W-Weil ich dich immer noch liebe...", hauchte er so leise, dass ich es fast nicht hätte hören können. Jedoch hatte ich es noch gut genug mitbekommen.
Meine Verwunderung wurde noch größer.

"Was? A-Aber du hast doch mit mir Schluss gemacht."
"Ja ich weiß, aber ich habe schnell gemerkt, dass du mir fehlst. Ich meine, wir haben uns jeden Tag gesehen, haben für kurze Zeit sogar zusammengewohnt, haben halt durchgehend Kontakt gehabt und genau das war von einem zum anderen Tag weg. Und du auch.", erklärte er und schaute danach auf den Boden.

Das Bauchkribbeln verstärkte sich, als ich verarbeitet hatte, was er eben gesagt hat.
Er liebte mich noch! Ich wusste aber nicht, ob meine Gefühle für ihn immer noch die gleichen waren.

Ich legte vorsichtig zwei Finger unter sein Kinn, drückte sein Gesicht zu mir hoch, damit er mich ansehen musste. Keine Sekunde später sahen mir die zwei braunen Seelenspiegel Jan's entgegen. "Jetzt bin ich ja wieder bei dir.", hauchte ich mit einem Lächeln auf den Lippen. Mein Gegenüber erwiderte das Lächeln.

Da keiner von uns beiden Anzeichen machte sich bewegen zu wollen, ließ ich meine Finger unter seinem Kinn ruhen und scannte sein Gesicht ab, wobei mein Blick an seinen Lippen hängen blieb.
Ich biss mir unbewusst auf die Unterlippe und konnte sehen, wie Jan's Lippen sich zu einem Grinsen formten und er sich keine Sekunde später vorsichtig zu mir vor lehnte, seine Augen schloss und seine Lippen federleicht auf meine legte. Zögerlich erwiderte ich den Kuss, der mein Herz in der doppelten Geschwindigkeit schlagen ließ. Der junge Mann vor mir gab mir den Rest, indem er eine seiner Hände an meine Wange und die andere an meine Hüfte legte und mich näher an sich zog.

Ich hatte meine Gefühle definitiv nicht vergessen.

In dem Moment hatte ich zwar meine Frau und meinen Sohn komplett vergessen, aber für mich zählte grade dieser Augenblick und die Tatsache, dass wir beide unsere Gefühle füreinander nie vergessen hatten.

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New GIK OS uiuiui
Finally ist der fertig xD

Ich muss mich bei meiner besten Freunden weltenfabrik bedanken! Sie hat mir die Idee für den OS gegeben!
Bin aber mit dem Ende nicht zufrieden ^^"

Hoffe ihr fandet es okay!

Meinung -> Kommentare!

Bye!
-Michelle

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