Kapitel 2, Kim Seokjin, Rehabilitationsklinik, 24.09.2020

Kim Seokjin:

Nach dem Geburtstags-V-Live für Jungkook war Seokjin zu seinen Eltern gefahren. Er hatte es nicht mehr ausgehalten und hatte den Abstand gesucht. Hier konnte er sich neu sortieren, neue Kräfte sammeln, aber vor allem beginnen das alles zu verarbeiten. Es war nicht so, dass er sich bei den Jungs nicht wohlfühlte, aber sie erinnerten ihn zu stark daran, was sie verloren hatten. Zwar würden sie es wiederbekommen, aber der Schmerz saß zu tief. Er brauchte diese Auszeit, bevor er seiner Pflicht nachkam und für sein Land diente. Auch davon erhoffte er sich eine Menge – zum Beispiel, dass er aufhörte zu rauchen. So war es nicht verwunderlich, dass er sich genau auf diese Zeit vorbereitete.

Seokjin entschloss sich, nachdem er wieder zurück in Seoul war, einige Videobotschaften für Army aufzunehmen. Nur kleine, die ihnen zeigen sollten, dass er immer an sie dachte. Die Aufnahmen waren alle mit dem Management besprochen, auch wann sie hochgeladen werden. Sie halfen ihm ebenso bei seiner Planung für sein Abschieds V-live, welches er bei Jungkook haben wollte, den er direkt besucht hatte, als er wieder nach Seoul gekommen war. Es hatte sich nichts verändert. Leider. Aber sein Zustand war wenigstens stabil.

Jetzt, drei Wochen nach ihrem gemeinsamen Live, saß er wieder mit Kamera an dem Bett seines Freundes und sah ihn an. Jungkooks Augen waren immer noch offen, obwohl er sie ihm schon so oft geschlossen hatte. Egal, was er getan hatte, er hatte sie immer wieder aufgeschlagen und durch ihn hindurch gesehen.

„Startet die Aufnahme und richtet die Kamera nur auf mich", schlug Seokjin nach einiger Zeit vor und umgriff die Hand fester, die er bereits eine Weile hielt. Sie konnten nicht länger warten und als er die Zustimmung bekam, richtete er seine Aufmerksamkeit auf das Tablett, welches er neben Jungkooks Beine gelegt hatte. Er wartete, bis genug Armys dem Live beigetreten waren und setzte sich auf, um ihnen mit einem Lächeln entgegenzublicken.

„ARMYYYY~", johlte er und warf ein paar Luftküsse in die Linse. „Ich bin es, euer worldwide handsome Jinnie." Er grinste, machte ein Fingerherz und sah kurz zu den Kommentaren, die mal wieder explodierten. Sie schrieben so viel und schickten unendlich Herzen.

„Wie geht es euch?", fragte er, lachte und verkündete, dass es ihm gutginge. Dass er tierisch aufgeregt war und Army noch einmal hatte sehen wollen, ehe er seinen Militärdienst antrat. Er erzählte ihnen, dass er seine Eltern besucht und eine schöne, vor allem aber erholsame Zeit mit ihnen verbracht hatte und er jetzt bei Jungkookie war. Er wollte sich ebenfalls von ihm verabschieden, weil er bei der Zeremonie nicht dabei sein konnte. Zwischendurch überflog er immer mal wieder die Kommentare und deutete sich selbst auf den Kopf.

„Ihr wollt wissen, ob ich die Haare schon kurz habe?", fragte er und grinste. Natürlich trug er eine Mütze, damit sie es nicht direkt sahen und der Überraschungseffekt größer war.

„Jep ... habe ich, aber ihr müsst euch ein wenig gedulden. Ich möchte es euch erst zeigen, wenn Jungkookie so weit ist. Er hat die Augen offen ... ein Anblick, der gleichermaßen schön, aber auch unheimlich ist ...", erklärte Jin und wandte seinen Blick auf Jungkook. Es machte ihn traurig. Vorsichtig beugte er sich zu ihm und strich ihm durch sein deutlich längeres Haar.

„Komm schon Jungkookie ... Army möchte dich endlich wiedersehen. Schließ die Augen für sie", bat er ihn und strich behutsam über seine Wange. Er sah so friedlich aus, wie er da lag und ins Nichts sah, aber er wollte Army diesen Anblick nicht antun. Tief atmete er durch, versuchte, noch einmal seine Augen zu schließen, und endlich behielt er sie geschlossen. Leicht nickte er jetzt dem Team zu und bettete seinen Kopf auf Jungkooks Brust. Während er das tat, schwenkte der Mitarbeiter die Kamera auf sie beide. Jin griff nach Jungkooks Hand, und zusammen zog er sich mit ihr die Mütze vom Kopf. Danach legte er seine Hand auf seinen kahlrasierten Schädel. Deutlich spürte er die Wärme und schloss seine Augen. Zu gerne hätte er ihn dabei gehabt.

Eine ganze Weile blieb er so auf Jungkook liegen, hatte seine Arme um ihn gelegt und hörte seinem ruhigen Herzschlag zu. Es war hypnotisierend und beinahe wäre er auf ihm eingeschlafen, hätte sein Manager ihn nicht wieder zurück in die Realität geholt.

Er unterhielt sich noch eine Weile mit ihren Fans, ehe er das Live beendete und etwas bei Jungkook sitzen blieb. Jetzt redete er mit ihm und berichtete dabei ausschweifend über seine Zeit bei seinen Eltern, wie sehr er ihn vermisste und dass er sich auf die Zeit beim Militär freute. Es war etwas gänzlich anderes, als das, was er bisher in seinem Leben getan hatte.

„Meine Eltern würden dich gerne besuchen kommen. Was denkst du? Wäre das okay für dich?", fragte Jin nach einer Weile und streichelte weiterhin liebevoll über seine Hand, die er in seinen hielt. Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie er Jungkook das erste Mal seinen Eltern vorgestellt hatte und sie gemeinsam Essen gegangen waren ...

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