Kapitel 19,Flashback Min Yoongi [end of year chicken Part 3, Neujahr 2011]

Kapitel 19

Flashback Min Yoongi, Seoul, Gangnam-gu, 03.08.2020 [end of year chicken Part 3, Neujahr 2011]

Hallo meine Lieben,

weiter geht es mit Hobi und Yoongi, die eine tolle Zeit miteinander verbringen und sich näher kennenlernen. Ich hoffe euch gefällt der Flashback und gibt euch ein paar schöne Vibes.

Lg Nick [Hobi]

______________________________________________

Min Yoongi [Flashback]:

Ich konzentriere mich erst einmal auf die Pfanne und verteile die Masse gleichmäßig zu einem runden Pfannkuchen und frage Hoseok beiläufig wie er sich den Tag vorgestellt hat, wo er hingehen will. Doch einen so rechten Plan scheint er noch nicht zu haben. Aber ehrlich... sich treiben lassen klingt fantastisch. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal wirklich einfach nur so hinausgegangen bin. Ist ewig her.

„Hmhm... gut. Dann schauen wir einfach. Also ich kenne zumindest in Hongdae ne Ecke wo immer Tänzer oder Straßenkünstler auftreten. Ist echt cool." Hoseok hat recht. In Hongdae ist immer was los. Es ist eines der It-Viertel für Studenten. Neben Itaewon, wo es auch viele Clubs gibt.

Ich nicke, als er sagt, dass die Suppe fertig ist und er duschen gehen will und widme mich dann wieder den Pfannkuchen. Ich streiche mit der Kelle das Gemisch glatt und warte noch zwei Minuten, bevor ich ihn gekonnt einfach durch einen Schwenk mit der Pfanne wende. So mache ich es auch mit dem zweiten und einem dritten. Zwischendrin rühre ich immer mal wieder in der Suppe. Es ist echt ein einfaches Essen, aber immerhin selbst gekocht. Unter der Woche kommen wir kaum dazu wirklich zu kochen. Der Tag ist einfach zu lang und es endet meist mit einem hastigen Besuch im nächsten Seveneleven.

Schnell decke ich noch den Tisch mit zwei Tellern und Schüsseln ein, als ich auch schon höre wie die Badtür sich öffnet. Der Duft von frischer Meeresluft weht mir entgegen, als Hoseok den Raum wieder betritt. Seine Haarspitzen sind noch ein kleines bisschen nass und ein paar Wasserperlen sind noch auf seiner Haut zu sehen. Er ist angezogen, was heißt, dass wir nachher direkt loskönnen.

Wir frühstücken in Ruhe und ohne Hast. Es ist ein stilles Miteinanderessen und echt angenehm. Ich rede wirklich nicht so viel, höre eher zu. Stille kann angenehm sein, wenn es eine schöne Stille ist. Und hier ist sie das. Hoseok macht zwischendrin immer wieder leise Geräusche, kommentiert damit sein Essen und ich muss schmunzeln. Das ist mir schon öfter aufgefallen. Er mag Stille nicht, macht immer wieder Geräusche um die Dinge zu begleiten, die er tut. Es ist etwas seltsam, aber auch irgendwie liebenswert. Er ist echt schräg, aber ich mag das.

Nach dem Frühstück räumen wir auf und ziehen uns dann an. Es ist kalt draußen, Minusgrade. Ich hasse Kälte, weil sie so endgültig ist. Und dennoch sind es manchmal genau diese sonnigen Wintertage, die die schönsten Tage des Jahres sind. Die Kälte vertreibt den Smog, macht die Luft frisch und manchmal kann man sogar das Meer in ihr schmecken. Aber das sind echt die seltenen Tage.

Die Luft ist kalt und der erste Atemzug sticht in meinen Lungen. Ich schlinge sofort den Mantel enger um mich und ziehe den Kopf tiefer in den weiten Schal, den ich mir gleich dreimal um den Hals gewickelt habe. Selbst Handschuhe und Mütze müssen mit, denn obwohl die Sonne von einem wolkenlosen Himmel scheint, ist es echt verdammt kalt. Hoseok scheint damit weniger Probleme zu haben. Er strahlt über das ganze Gesicht und es dauert nicht lange bis seine Wangen rot sind. Es steht ihm, lässt ihn beinahe glühen. Ich grinse in mich hinein.

Mit der Bahn fahren wir nach Hongdae und es ist beinahe angenehm wie leer die Straßen sind. Normalerweise drängt sich hier alles, aber erst in den Abendstunden. Tagsüber ist es manchmal so tot, dass man glauben könnte die Stadt hätte innegehalten. Aber das ist nicht so. Diese Stadt pulsiert. Am Tage unterschwellig in den wolkenhohen Gebäuden, wo die Menschen herumwuseln, wie in einem Ameisenhaufen und erst wenn die Dunkelheit sich über Seoul legt, strömen sie daraus hervor. Und dann ist es immer noch hell. Der Himmel glüht selbst in der finstersten Nacht von all dem Licht und dem dicken Smog. Doch jetzt ist es klar und kalt und wir ziehen etwas durch die Straßen. Solange bis Hoseok wohl einen passenden Ort gefunden hat. Es ist mitten auf einer breiten Einkaufsstraße. Von überall her schallt Musik aus den Läden und doch zückt er seine Musikbox und spielt ein Lied an. Ein Beat von irgendeinem amerikanischen Künstler. Ich kenne ihn nicht, aber brauch ich auch nicht.

Ich blinzle kurz, als er mir sein Handy und die Box in die Hände drückt. Wow, er will das echt hier machen? Einfach auf der Straße? Wir sind nicht mal da wo die Straße mit den Künstlern ist, sondern auf einer anderen.

Ich trete ein paar Schritte zurück und sehe ihm dabei zu wie er sich aufwärmt und danach sogar seine Jacke auszieht. Die Luft stößt in weißen Rauchschwaden aus seinem Mund, umwirbelt ihn. Dann beginnt er zu tanzen und ich... ich schaue ihm einfach nur zu. Ich vergesse die Kälte, bemerke nicht, wie sich immer mehr Menschen versammeln und ebenso gebannt wie ich diesem dünnen Jungen zuschauen, wie er Bewegungen vollbringt, die so unmöglich scheinen. Hoseok redet ununterbrochen mit seinem Körper, verschmilzt mit dem Rhythmus der Musik. Oder nein... er übertragt den Beat auf seinen Körper und bringt ihm bei zu atmen, zum Leben zu erwachen.

Ich habe Videos gesehen... ein paar. Doch das ist nichts gegen das, wie es ist ihn live zu sehen. Er lässt die Sonne strahlen, wenn er lächelt. Doch wenn er tanzt... dann verbrennt er alles um sich herum mit einem Feuer.

Jung Hoseok [Flashback]:

Ich trage eine meiner wirklich bequemen Stoffhosen und ein Longshirt unter einem recht weiten Shirt. Darüber trage ich eine Jacke und auf meinem Kopf eine Stoffmütze. Kalt ist mir nicht wirklich. Ehrlich gesagt friere ich nicht so schnell, was vielleicht daran liegt, dass ich mich recht energisch bewege. Ich tue vieles mit meinem ganzen Körper, weswegen ich zum Beispiel bei einem Lachanfall auch gerne mal auf dem Boden liege. Ich erschrecke mich ja auch mit meinem ganzen Körper. Auf jeden Fall bin ich nicht so extrem eingemummelt, wie es Yoongi ist, der ja fast in seinem Schal versinkt. Eine richtige Frostbeule. Ich grinse deswegen ziemlich vor mich hin. Ich kann meine gute Laune einfach nicht verbergen und das will ich auch nicht. Ich will Yoongi damit anstecken, weswegen ich mich wirklich darüber freue, dass er mit mir raus in diese Kälte geht.

Wir reden trotzdem nicht viel. Eher schlendern wir in aller Ruhe durch Hongdaes Straßen, bis ich stehenbleibe. Hier gefällt es mir einfach, weswegen ein euphorisches Bremsgeräusch meine Kehle verlässt. Sofort zücke ich mein Handy und wähle ein Lied aus, auf dem ich tanzen will. Die Musik, die um uns herum ist, blende ich aus und fokussiere mich auf meine rhythmischen Beats. Dafür habe ich Yoongi die Box mit meinem Handy in die Hand gedrückt und auch meine Jacke, nachdem ich mich aufgewärmt und reichlich gedehnt habe. Erst danach beginne ich mich zu den Beats zu bewegen. Einfach das zu tun, was mir gerade in den Sinn kommt. Ich bin in meiner ganz eigenen Welt und verlasse sie auch so schnell nicht, auch wenn es wirklich anstrengend ist und mir ziemlich schnell der Schweiß auf der Stirn steht.

Die Menschentraube, die sich um uns herum gebildet hat, bemerke ich nicht einmal wirklich. Ich bewege mich einfach weiter zu dem Beat, bis ich eine Pause brauche. Bestimmt sind meine Lippen schon blau wegen der Kälte. Ich komme auf Yoongi zu und greife nach meiner Jacke, die ich sofort um mich lege und erst da fallen mir die Leute auf, die mir applaudieren. Ich verbeuge mich vor den Menschen, greife anschließend nach meinem Handy und mache die Musik aus, während ich Yoongi breit angrinse.

"Bock auf eine heiße Schokolade, oder so?", frage ich ihn, da ich mich wirklich aufwärmen sollte. Es ist nicht so, dass mir kalt wäre, aber ich weiß, dass man bei solch einem Wetter aufpassen sollte. Der Schweiß sollte nicht hier trocknen, denn sonst würde ich mich sicher erkälten.

"Ich lade dich auch ein, Hyung", strahle ich und lege meinen Arm einfach seine Schultern um mit ihm zu dem nächstbesten Café zu gehen. Ein 'Nein' kommt für mich halt nicht infrage, weswegen ich ihn einfach mitnehme.

In dem kleinen süßen Café lassen wir uns in einer Ecke auf den wirklich bequemen Sesseln sinken. Ich habe meine Jacke wieder ausgezogen und mache es mir gemütlich, während ich meine Nase in die Karte stecke. Eigentlich habe ich mich schon längst entschieden, aber ich schaue trotzdem was sie hier so haben. Als die Kellnerin zu uns kommt, bestelle ich eine heiße Schokolade und ein Stück Schokoladenkuchen. Ich grinse meinen Hyung an und ziehe dabei auch endlich mal die Mütze von meinem Kopf, um mir durch mein wirres Haar zu wuscheln.

"Ist wirklich schön hier", strahle ich, nachdem die junge Koreanerin unsere Bestellung aufgenommen hat und sehe mich neugierig um.

Min Yoongi [Flashback]:

Ich würde erfrieren, wenn ich so wenig anhätte wie er. Mir ist ja jetzt immer noch kalt, trotz des Mantels, dem Longshirt und dicken Rollkragenpulli, den ich noch darunter trage. Meine Boots sind schon etwas abgetragen, aber ich liebe sie. Einfache schwarze Doc Martins. Aber echte. Ich weiß schon gar nicht mehr wie lange ich sie habe. Das Leder an der Spitze löst sich an einigen Stellen bereits ab und die Schnürsenkel sind an den Enden ausgefranst. Aber diese Schuhe haben schon so viel mitgemacht und begleiten mich jetzt auch auf dieser Etappe in Richtung Rampenlicht. Ob Hoseok auch so ein bestimmtes Kleidungsstück hat, was er gerne trägt und das ihn überall hinbegleitet?

Mir geht vieles durch den Kopf, während ich einfach hier stehe, vollgepackt mit seiner Jacke, die über meinem Arm hängt und seinem Handy und der Box in beiden Händen. Ich hätte es mir längst etwas bequemer machen können, alles arrangieren, dass es nicht so komisch aussieht. Doch ich stehe noch immer so da, wie er mir die Sachen in die Arme gedrückt hat.

Die Musik klingt blechern aus dem kleinen Lautsprecher, der in meiner Hand vibriert, aber das interessiert keinen. Die Menschentraube um mich herum ist größer geworden und es ist anscheinend egal ob man die Musik, zu der Hoseok tanzt, genau hören kann oder nicht.

Sie und ich, wir machen das Gleiche. Wir starren ihn an, beobachten ihn, wie er sich bewegt. Es ist faszinierend, doch noch größer ist die Ausstrahlung, die er dabeihat. Ich bin noch meilenweit davon entfernt ihn auch nur im Ansatz zu kennen, doch jetzt ist schon eines klar. Er ist vollkommen anders, wenn er tanzt. Eine ganz andere Person. Sein Ausdruck, seine Ausstrahlung. Er ist eine Maschine und wie er seinen Körper bewegt, wie er die Musik zum Leben bringt und gerade hier in der Kälte jeder Atemzug ihn umhüllt wie Nebel.

Ich weiß nicht einmal wie viel Zeit vergangen ist, als er schwitzend und grinsend wieder vor mir steht. Die Leute applaudieren, einige pfeifen sogar. Ich blinzele und sehe mich etwas verwirrt um, dann in Hoseoks Gesicht.

„Uhm... klar. Heiße Schokolade klingt gut", erwidere ich etwas stockend, denn ich muss noch verarbeiten, dass er fertig ist. Und jetzt ist er wieder dieser Junge, der mich so anstrahlt. Wie macht er das? Eben noch war er eine vollkommen andere Person und jetzt wieder dieser beinahe naive Junge? Und seit wann ist die Musik aus? Ich sehe nach unten und bemerke erst jetzt, dass er mir das Handy abgenommen und die Musik ausgestellt hat. Okay... das ist jetzt irgendwie peinlich.

Ich schüttle den Kopf und lache selbst. Nun scheinen auch die meisten Zuschauer zu bemerken, dass die Show vorbei ist. Ich muss es immer noch etwas verarbeiten. Doch erst mal müssen wir aus der Kälte raus. Wir können es uns nicht leisten, dass Hoseok sich erkältet. Ich lasse es sogar zu, dass er mir einen Arm umlegt, als wir das nächstbeste Café ansteuern und obwohl ich nicht sehr begeistert davon bin mich einladen zu lassen, gewähre ich Hoseok diesen Wunsch.

Die Wärme, die uns entgegenschlägt, ist so verdammt gut, dass ich sofort leise aufseufze. Ja Kälte ist echt nichts für mich.

Hoseok wählt für uns einen guten Platz in der Ecke, wo ich es mir ebenfalls gemütlich mache. Das Café scheint eines von denen zu sein, wo man sich gerne hinsetzt und auf die Straße schaut, die vorbeigehenden Leute beobachtet und einfach nur einen Kaffee genießt.

Ich entledige mich meines Schals, der Mütze und dem Mantel und hänge alles auf einen freien Stuhl. Dann fahre ich mir selbst etwas durch die dunklen Haare, um sie etwas zu ordnen. Meine Wangen sind jetzt schon heiß von dem Temperaturunterschied und wahrscheinlich werden sie noch heißer, wenn wir gleich was Trinken. Doch jetzt sehe ich zu Hoseok herüber, der wirklich ziemlich verschwitzt ist. Und wieder wundere ich mich, wie er sich beim Tanzen verändern kann. Ich habe noch gar nichts dazu gesagt und gerade als ich es will, werden wir von der Kellnerin unterbrochen. Ich habe noch nicht mal in die Karte geschaut, aber ich brauche es auch nicht wirklich.

„Einen Cafe Americano bitte." Ich liebe Kaffee, am besten schwarz. Dieses intensive Aroma und der bittere Geschmack machen mich immer wach. Energetisch. Essen bestelle ich nicht. Das Hoseok Hunger hat wundert mich nicht. Ich brumme auf seine Worte und nicke.

„Schon... es ist echt gemütlich. Sollten wir uns merken. Aber..." Jetzt ist es vielleicht endlich mal an der Zeit es zu sagen. „Dein Tanz da draußen. Ist echt beeindruckend. Wie du dich bewegst, veränderst. Ehrlich gesagt hast du mich grade ziemlich umgehauen. Kein Wunder, dass du schon so eine Fancommunity hast. Du warst in einer Tanzgruppe, oder?" Ich weiß noch nicht so viel über Hoseok. Auch wenn wir gestern über jeden Scheiß gelabert haben. Wirklich persönliches Zeug war es nicht unbedingt gewesen. Aber jetzt interessiert es mich. Er interessiert mich.

Jung Hoseok [Flashback]:

Mein Grinsen wird noch breiter, als ich merke, dass Yoongi mich ziemlich verwirrt ansieht. Ich bin mir nicht sicher, warum er so verwirrt ist, aber ich vermute, dass ich ihn in meinen Bann gezogen habe, so wie auch die anderen Menschen um uns herum. Er scheint ziemlich überfordert zu sein und das merke ich auch deutlich an seiner eher trägen Reaktion. Trotzdem geht er auf mein Angebot ein, obwohl er wohl immer noch damit zu kämpfen hat in der Realität anzukommen. Wirklich süß. Schon wieder schießt mir dieser Ausdruck in den Kopf, doch dieses Mal verkneife ich mir es laut auszusprechen. Ich bemerke den Blick in seine leeren Hände und muss auflachen. Ich kann es nicht zurückhalten und will es auch gar nicht.

Ich bin amüsiert darüber, dass ich ihn wohl ziemlich aus dem Konzept gebracht habe. Yoongi ist eine Person, die nicht so leicht aus der Bahn zu werfen ist. Das habe ich schon früh gemerkt. Er ist gut geerdet und hat ein starkes Selbstbewusstsein. Zumindest präsentiert er sich so. Dass er meinem Tanz so verfallen ist, überrascht mich wirklich. Es fasziniert mich und es freut mich irgendwie ungemein. Es freut mich sogar mehr, wie das Gepfeife und Geklatsche der fremden Menschen. Natürlich liebe ich den Applaus, aber meine Kollegen zu überrumpeln beflügelt mich unglaublich, weswegen meine Augen nur noch mehr strahlen. Mein Grinsen ist so breit, dass mir meine Gesichtsmuskeln schon schmerzen.

Ich finde es schon wieder süß, dass er sogar beginnt über sich selbst zu lachen und lege einfach meinen Arm um seine Schultern, nachdem ich richtig in meine Jacke geschlüpft bin und gehe mit ihm den Weg entlang.

Wir betreten das nächstbeste Café, wobei auch mir direkt die Wärme entgegenschlägt. Sofort werden meine Wangen ganz rot und ich erschauere kurz. Ich lasse mich davon aber nicht beirren und steuere lieber die wirklich gemütliche Ecke an, wo wir es uns gemütlich machen. Ich habe mir sofort wieder die Jacke ausgezogen, weil mir echt warm ist, doch darum kümmere ich mich nicht. Lieber schaue ich in die Karte und spüre dabei Yoongis Blick auf mir. Habe ich etwas im Gesicht, oder warum starrt er mich so an? Ich schiele kurz über die Karte zu ihm, sehe seine rosafarbenen Wangen und schon wieder schießt mir dieses eine kleine Wort durch den Kopf.

Er hat sich seinen Schal, die Mütze und den Mantel ausgezogen und wirkt nun viel entspannter. Scheinbar mag er die Kälte nicht so und trotzdem hat er mich begleitet. Irgendwie wird mir gerade schon wieder schön warm ums Herz. Erst lässt er seine Familie zurück, nur damit ich nicht allein im Dorm bin und jetzt begleitet er mich in die Kälte, obwohl er gar nicht getanzt hat und die Kälte überhaupt nicht mag. Ich verstehe nicht wirklich, warum er das für mich tut.

Ich werde von der Kellnerin aus meinen Gedanken gerissen, weswegen ich etwas erschrocken und rot um die Nase in die Karte starre und dann meine Bestellung aufgebe. Ich sehe wieder zu Yoongi und grinse. Er bestellt sich einen Cafe Americano, was mich wirklich überrascht, aber ich sage nichts dazu, schließlich ist es seine Entscheidung. Ich selbst habe noch nie Kaffee getrunken, da ich bis jetzt noch nie das Verlangen dazu gehabt habe.

Schließlich ziehe ich mir meine Mütze vom Kopf und wuschle mir durch mein Haar, bevor mein Blick durch das Café gleitet und ich einfach loswerden muss, dass ich es hier wirklich schön und gemütlich finde. Yoongi brummt, was mich wieder grinsen lässt, aber dann stimmt er mir zu. Mein Grinsen wird breiter, während ich zustimmend zu seinen Worten nicke, doch dann sehe ich ihn verdutzt an. Das 'aber' verwirrt mich und lässt meine Augen etwas größer werden, während ich meinen Kollegen ansehe. Die Worte, die er dann zu mir sagt, lassen mich ziemlich verlegen werden. Ich kratze mich am Hinterkopf und lächle schüchtern. Natürlich habe ich vorhin gemerkt, wie ich ihn beeindruckt haben muss, aber es so direkt aus seinem Mund zu hören, macht mich irgendwie stolz.

"Hyung... sag sowas doch nicht...", nuschle ich ganz schön rot um die Nase, während ich dümmlich vor mich hingrinse. Ehrlich gesagt kann ich noch nicht so gut mit Komplimenten umgehen, weil ich ziemlich viel Kritik auf mich selbst ausübe. Selbst wenn mein Tanz, meine Bewegung und meine Ausstrahlung perfekt sind, habe ich immer noch etwas daran auszusetzen. Ich versinke etwas mehr in dem weichen Polster des Sessels und sehe immer noch verlegen durch das Café. Schlussendlich schaue ich dann aber doch wieder zu Yoongi.

"Ja. Die Gruppe hieß NEURON. Ich habe auch ein Underground Dancebattle gewonnen und habe auf diversen Festivals performt. Ich war auf Seungri's Danceacademy", erzähle ich, zucke aber anschließend etwas mit den Schultern. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob ihn das wirklich interessiert.

"Möchtest du ein Video sehen?", frage ich etwas unsicher, stelle dann aber lachend fest, dass mein Akku fast leer ist. Unsicher fahre ich mir durch mein Haar und sehe etwas peinlich berührt zu ihm.

"Entschuldige, Hyung... mein Akku ist fast leer. Ich kann dir im Dorm was zeigen, wenn du möchtest... was hast du denn vorher so gemacht?", erkläre ich mein Verhalten und stelle ihm eine Gegenfrage, damit wir nicht länger über mich reden müssen. Es ist mir etwas unangenehm.

Min Yoongi [Flashback]:

Kaffee ist schon lange zu einem meiner Gewohnheiten geworden. Obwohl es selten ist, dass ich mir richtig guten Kaffee leisten kann. Sicher dieses billige Gebräu aus Automaten, was viel zu dünn ist, um ein wirkliches Aroma zu haben. Doch wirklich frisch zubereiteten Espresso? Das ist ein Luxus, den ich mir selten gönne. Und wenn, dann genieße ich ihn.

Mein Blick begleitet die Kellnerin, wie sie zurück an die Theke geht und die Bestellung übergibt. Gerade ist nicht so viel los. Zwei junge Mädchen stehen am Tresen und warten auf ihre Getränke. Ein junger Barista mit weißer Schürze, braunen zurechtgemachten Haaren und ein wenig Make-up redet mit ihnen, während ein weiterer Kollege an den Maschinen arbeitet. Sie beide sind Studenten. Barista ist einer der besten Nebenjobs neben der Uni. Ganz Hongdae besteht zur Hälfte aus Aushilfskräften. In Seoul ist es nicht viel anders als in Daegu, was diese Sache angeht. Einige von ihnen hier haben sicherlich auch mehr wie einen Nebenjob, weil die Kosten so verdammt hoch sind.

Ich wende den Blick wieder Hoseok zu, dessen Wangen nun knallrot sind, weil die Wärme auch sie erreicht hat. Ich bin mir sicher, dass meine nicht viel anders aussehen. Es ist wirklich warm hier und ich genieße es. Doch auch seine Nase ist noch etwas rot, weil ihn die Bedienung so erschreckt hat. Irgendwie... naja... niedlich. Schon witzig wie ich ihm gestern noch den Tipp gegeben habe einen anderen Mann nicht als süß zu bezeichnen und es jetzt doch selbst tue. Ich muss schmunzeln und dann sage ich ihm offen heraus, was sein Tanz mit mir gemacht hat. Und er wird verlegen, kratzt sich am Kopf und lächelt auf genau diese Art, wenn man nicht weiß, wie man ein Kompliment verarbeiten muss. Ich kenne das nur zu gut. Komplimente sind manchmal etwas, was zu leichtfertig ausgesprochen wird. Doch ich meine es ernst und daher ziehe ich nur eine Augenbraue an, als er mir sagt, dass ich sowas nicht sagen kann.

„Wieso?", frage ich nur zurück, neige den Kopf etwas. Und nun wird er sogar rot. Dieser Junge, wirklich. Er ist eine Nummer zu viel, aber genau das scheine ich an ihm zu mögen. Obwohl mich Menschen mit Hoseoks Schlag sonst eher nerven, weil ich das genaue Gegenteil bin. Bei Hoseok stört es mich nicht und ich will wirklich wissen, was er erlebt hat. Deshalb habe ich danach gefragt. Ich höre interessiert zu, als er antwortet, nachdem er es endlich wagt mich wieder anzusehen. Er verhaspelt sich beinahe beim Sprechen, haut die Informationen nur so raus und ich brauche etwas, um das alles zu verarbeiten. Man könnte meinen, dass er damit prahlen will, doch das will er nicht. Er will es mir einfach erzählen und natürlich höre ich zu.

„Seugris Danceacademy? BIG BANGs Seungri?" Ich ziehe überrascht eine Augenbraue an. Ehrlich ich habe nicht so viel Ahnung von Kpop, aber Big Bang kennt jeder. Und ich auch. Und ich finde sie auch echt cool, das Seungri eine eigene Tanzakademie hat. Das ist echt der Wahnsinn. Als er mir dann ein Video zeigen will, nicke ich sofort interessiert. Doch anscheinend macht sein Handy nicht mit und kurzerhand halte ich ihm meines entgegen.

„Nimm meins! Ich hab noch genug Akku. Ich will es wirklich gerne sehen." Ich lächle leicht, denn irgendwie... ich kann mich täuschen, aber es verwirrt mich etwas, dass er auf einmal so zurückhaltend wird. Hat er Angst, dass es mich nicht interessieren könnte? Oder er sich aufdringt? Auf jeden Fall ist seine Stimme auf einmal unsicher.

„Wir... können es auch im Dorm schauen, wenn es dir hier zu publik ist", meine ich dann aber, denn ich will ihm wirklich nicht zu nahetreten. Vielleicht sollte ich ihm wirklich was von mir erzählen. Etwas, was ich sonst nicht so gerne tue. Ich zucke mit den Schultern.

„Ehrlich gesagt gibt es da nicht viel. Ich war in einer Rapgruppe in Daegu. Habe an ein paar Undergroundbattles teilgenommen. Aber das war jetzt echt nicht so bemerkenswert." War es für mich echt nicht. Die meiste Zeit habe ich eher in der Hinterkammer des kleinen Musikladens gehangen und Songs geschrieben, als wirklich aufzutreten. Oder ich musste sehen, wie ich an Geld komme, um überhaupt über die Runden zu kommen. Doch das werde ich sicher nicht erzählen. Niemand weiß das. Niemand in Seoul kennt diese Geschichten. Und das wird auch erstmal noch so bleiben.

Jung Hoseok [Flashback]:

Diese kleine Frage überrascht mich. Bringt mich völlig aus dem Konzept, welches ich nicht einmal habe. Ich lasse den Blick sinken und starre auf meine Finger, die sich etwas nervös in meine Stoffhose vergraben haben.

"Es macht mich verlegen...", nuschle ich leise und verziehe meine Lippen zu einem leicht schiefen Grinsen. Ehrlich gesagt habe ich absolut keine Ahnung wie ich mich gerade verhalten soll. Das ist alles so neu für mich und eigentlich rede ich wirklich sehr ungern über mich selbst und meine Gefühle. Trotzdem gebe ich ihm dann eine Antwort auf seine Frage, wobei ich ihn dann auch wieder ansehen kann. Zumindest halbwegs, denn nervös macht mich das trotzdem alles, weswegen ich meinen Lebenslauf herunter rattere und mich fast verhaspele und über meine eigenen Worte stolpere. Ich zucke bei seiner überraschten Reaktion etwas zusammen, blinzele etwas verwirrt und nicke dann. Weiß er das denn nicht? Na ja, gut, wenn er sich nicht wirklich für den Tanz interessiert, dann weiß man das natürlich nicht. Für mich ist es nicht so besonders. Es gibt so viele und deutlich bessere Tänzer als mich, weswegen das für mich nur kleine Erfolge sind. Es ist halt eben mein Lebenslauf und ich tanze schon so viel länger.

Ich biete ihm dann aber auch an ihm ein paar Videos zu zeigen, doch ich muss mit Bedauern feststellen, dass mein Akku fast leer ist. Wie lange habe ich bitte getanzt, oder habe ich aufgrund des Überraschungsbesuches vergessen mein Handy zu laden? Wahrscheinlich letzteres. Überrascht sehe ich zu Yoongi, als er mir sein Handy hinhält, welches ich aber dankend ablehne. Die nächsten Worte verwirren mich nur noch mehr, weswegen ich leicht mit der Hand wedle.

"Nein, nein, das ist es nicht... ich wollte dir private Videos zeigen... die Fanaufnahmen kannst du dir auch ohne mich anschauen ", erkläre ich ihm schnell und grinse unsicher. Was macht mich der Kerl auch die ganze Zeit so verlegen. Das ist doch echt nicht normal. Als Yoongi dann beginnt von sich zu erzählen, wird mein Lächeln wieder breiter. Es beruhigt mich, dass wir nicht länger über mich sprechen, aber Yoongi macht mir mit seinen Worten auch schnell klar, dass es ihm ähnlich gehen muss wie mir.

"Deine Rapskills sind bemerkenswert, Hyung. Ich freue mich wirklich schon sehr darauf von dir zu lernen", lächle ich, sehe dann aber auf, als die Kellnerin unsere Bestellung bringt. Ich bedanke mich freundlich, deute eine Verbeugung an und nehme sogleich die Kuchengabel in die Hand, um mir ein Stück von dem Kuchen zu nehmen und es mir in den Mund zu schieben. Meine Augen werden dabei ganz groß, während ich meine Lippen zu einem glücklichen Lächeln hochziehe. Dabei verlässt meine Lippen ein langgezogenes 'hmmm' und ich schließe genießend die Augen. Das Schokoladenaroma breitet sich wie eine Geschmacksexplosion in meinem Mund aus und ich liebe diese Süße. Ich beginne genüsslich auf dem Stück herumzukauen und filtere die unterschiedlichen Geschmäcker, die sich dabei in meinem Mund ausbreiten. Als ich das Stück dann herunterschlucke und den Nachgeschmack des Stückes genieße, öffne ich langsam wieder meine Augen.

"Wooo~ow...", verkünde ich glücklich grinsend und lege die Gabel wieder auf den Teller zurück. Dieses Stück Kuchen schmeckt unheimlich gut, weswegen ich Yoongi wohl auch für einen Moment total vergessen habe. Ich liebe Süßigkeiten. Ich könnte mich in Schokolade hineinlegen. Wirklich ich liebe es und ich genieße jeden einzelnen Geschmack. Ich räuspere mich kurz, als mir Yoongi wieder einfällt und lache verlegen. Oh Mann.

"Entschuldige, Hyung. Möchtest du auch probieren?", fragte ich und deute auf das Stück Kuchen.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top