Kapitel 31 - 19. Skorpion

Kapitel 31: 19. Skorpion

Sezuna beobachtete, wie der blaue Mond langsam immer deutlicher wurde. Der 18. Skorpion neigte sich dem Ende zu und die Schüler, die an der Heilerprüfung teilgenommen hatten, waren erschöpft in ihr Bett gefallen und auch die anderen Anwärter schienen den Eindruck verdauen zu müssen. Einige Krieger hatten noch genug Energie übrig gehabt und waren auf dem Schulgelände herumgelaufen, doch auch diese lagen jetzt friedlich schlafend in ihren Betten.

Nachdenklich spielte die Rothaarige mit ihren Haaren, während ihre goldenen Augen den Mond beobachteten. Aqua war heute wieder sehr schön und der Anblick des Mondes beruhigte sie.

Von hinten trat ein violetthaariger Mann an sie heran, der seine weißen Engelsschwingen um sie schloss und ihren zierlichen Körper in die Arme nahm. Sanft drückte Sephiroth seine Lippen auf ihren Nacken. "Heute wird ein ruhiger Tag. Alle haben frei", erklärte er das Offensichtliche und Sezuna nickte leicht. Sie wollte ihn nicht unterbrechen, da er scheinbar auf etwas bestimmtes abzielte. "Ich weiß, du wolltest deinen Geburtstag dieses Jahr nicht feiern und wie versprochen hat dir keiner gratuliert. Aber ich habe trotzdem ein Geschenk für dich. Auch wenn es etwas spät kommt", erklärte er und Sezuna lehnte sich an seine warme Brust.

"Ich wollte doch nichts", murmelte sie, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Neugier gewann. Ihr Geburtstag fiel jedes Jahr auf den ersten Tag der Aufnahmeprüfungen. Was kein Zufall war. Sezuna war kein Freund davon einen Geburtstag zu feiern. Nur zu ihren Runden ließ sie sich dazu überreden, doch dieser hier war keiner davon. Also hatte sie darauf bestanden den Tag zu verbringen, wie jeden anderen. Außerdem hatte sie Spaß an den Prüfungen gehabt. Sie hatte diese nicht stören wollen.

"Ich weiß, aber ich möchte dir trotzdem etwas schenken", erklärte er und streichelte Sezunas Arme. Gerade, als er etwas aus seinem Ärmel holen wollte, fuhren beide herum, weil sie eine seltsame Macht spürten, die hier nun wirklich nichts zu suchen hatte.

Allarmiert und in Kampfbereitschaft starrten sie den silberhaarigen Mann an, der irgendwie sehr deplaziert wirkte.

"Zarph. Warum bist du hier? Aschura ist schon wieder zuhause und Nikita bekommst du nicht", erklärte Sezuna ungerührt, als ihr gewahr wurde, dass es sich lediglich um ein magisch erschaffenes Abbild handelte, das zwar die Aura des Höllenfürsten, doch nicht seine Stärke aufwies. Als Herrscher der Hölle hatte er eine ganz besondere Aufgabe. Doch da Sezuna ihn vor vielen Jahrhunderten als diesen eingesetzt hatte und Zarph dazu auch noch mit ihrer Tochter verheiratet war, war die Beziehung der beiden doch ein wenig eigen.

"Du wirst da unten erwartet", erklärte der Der Höllenfürst und deutete mit seinem Finger in Richtung Boden. Sezuna seufzte.

"Kannst du mir nicht einfach ...", setzte sie an, doch sie hatte den Satz noch nicht einmal beendet, da war Zarph auch schon wieder verschwunden. Unwillig verzog die Rothaarige die Lippen und drehte sich zu Sephiroth. "Ich hasse es, wenn er diesen Ton drauf hat", erklärte sie zerknirscht.

"Weil er dir etwas befiehlt, oder weil du weißt, dass das Stress bedeutet?", wollte der Engel leicht belustigt wissen. Sezuna seufzte.

"Es wäre viel angenehmer, wenn er auch mal außerhalb von Problemen Befehle geben würde. Ich möchte mich auch mal zurücklehnen und andere Leute machen lassen", beschwerte sich Sezuna, die als Oberhaupt der Familie immer der erste Ansprechpartner war. Und seltsamer Weise auch immer dann, wenn einer der von ihr eingesetzten Wesen, ob nun Höllenfürst oder Königin irgendeines unwichtigen Dorfes, nicht weiter wussten. Es hatte definitiv mehr Schattenseiten so alt zu sein, wie sie es war.

"Du wirst nicht alleine gehen", erklärte Sephiroth entschieden und Sezuna seufzte.

"Natürlich nicht", murmelte sie und klang nicht verwundert über die Aussage ihres Mannes. Dieser war generell immer dagegen, wenn sie alleine irgendwo hin ging. "Aber du fühlst dich in der Hölle nicht wohl. Durch deine Fähigkeit die Gefühle anderer Wesen zu spüren und aufzunehmen machst du dich dort zu verwundbar", erklärte sie, wobei sie sich zu ihm drehte und sanft seine Wange strich.

Sephiroth konnte ihr nicht wiedersprechen, denn die Hölle war für ihn kein angenehmer Ort. "Aber ich kenne da jemanden, der sich sicher heimisch dort unten fühlen wird. Außerdem glaube ich, dass Zarrett seinen Vater schon viel zu lange nicht mehr gesehen hat."

Sezuna hob eine Augenbraue. "Ich gehe also mit einem Kind und ...?", fragte sie nach, wobei sie ihren Mann neugierig musterte.

Dieser setzte ein schiefes Grinsen auf, das so typisch für ihn war. "Deinen Lieblingskünstler. Wen denn sonst."

Nun breitete sich auch auf Sezunas Gesicht ein Lächeln aus. "Ich bin gerne mit Aurich unterwegs. Das ist immer sehr inspirierend."

Sie drehte sich wieder zur Sephiroth um, um diesen einen feurigen Kuss auf die Lippen zu drücken, der deutlich machte, dass sie gar nicht gehen wollte, aber eindeutig musste.

"Pass auf dich auf", murmelte Sephiroth an die Lippen seiner Frau und ließ sie nur ungern gehen. Er hatte sich für ihr Geschenk so viel Mühe gegeben, doch das konnte er ihr später geben. Irgendwann, wenn die Zeit besser passte.

"Werde ich", versprach sie, bevor sie das Zimmer verließ, das sie sich mit ihrem Mann teilte. Sie trat durch die Spiegeltür hinaus in den Flur, nur um kurz darauf durch einen anderen Spiegel zu treten.

Die Magie legte sich in dem gewohnten Kribbeln auf ihre Haut und zufrieden fand sie sich in dem Zimmer von Aurich wieder. Das der Spiegel sie überhaupt durchgelassen hatte, lag einzig und allein daran, dass Aurich ihr gestattete sein Zimmer zu betreten. Auch wenn dieser sich das Ganze wahrscheinlich zweimal überlegen würde, wenn sie ihn weckte.

Ein wenig belustigt und fast schon vorfreudig über das Kommende, lächelte die Rothaarige leicht, während sie durch den Flur zu Aurichs Schlafzimmer schlenderte.

Sie riss die Tür auf. "Guten Morgen. Ich brauche dich für einen Auftrag", trällerte sie und in dem dunklen Zimmer bewegte sich etwas. Sezunas Lippen umspielte ein Lächeln, als sie in der Hand eine Lichtkugel erschuf, die sie an die Zimmerdecke warf und die darauf hin das gesamte Zimmer erhellte.

"Was machst du hier?", kam es wenig erfreut unter der Bettdecke hervor und blonde Spitzen waren darunter zu erkennen. Kurz darauf schob sich der Kopf von Aurich hervor und müde blinzelnd blickte er Sezuna an. "Wie kannst du mich überhaupt anblicken, so wie ich aussehe?", grummelte er und schien nicht daran interessiert aufzustehen. Stattdessen schlang der die Decke ein wenig enger um sich, in der Hoffnung sie würde wieder gehen.

Sezuna tat ihm den Gefallen nicht und blieb wo sie war. "Ach quatsch, mein Hübscher. Morgenstund hat Gold im Mund. Hoch mit dir", sagte sie unnachgiebig, aber eindeutig belustigt.

"Leck mich am Arsch", knurrte Aurich und bewegte sich ein wenig.

Sezuna legte sich gespielt überrascht die Hand ans Herz. "Wie sprichst du denn mit deiner Königin?", fragte sie und konnte nicht verhindern, dass ein Lachen in ihrer Stimme mitschwang.

Grummelnd richtete sich Aurich auf und sein langes, blondes Haar wirkte reichlich zerzaust, als er sich an den Bettrand setzte und aus seinen zweifarbigen Augen heraus Sezuna verschlafen anblickte.

"Leckt mich am Arsch, meine Königin", erklärte er mürrisch, worauf Sezuna lachen musste.

"Schon besser. Und jetzt husch, husch. Mach dich fertig. Ich gehe eben noch Zarrett wecken, dann will ich los", verkündete sie und erst jetzt hüpfte sie förmlich aus dem Zimmer. Zurück blieb ein wenig erfreuter Aurich.

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