Kapitel 25 - 17. Skorpion

Kapitel 25: 17. Skorpion

Akeri blickte sich um und fragte sich, was nun auf ihn wartete. Eigentlich hatte er mit einem Ausgang gerechnet, doch es erschien keiner.

"Oh, sieh dir das an. Hat sich hier ein kleines, unschuldiges Entchen verirrt?", erklang eine Stimme, die Akeris Aufmerksamkeit auf eine Wand zog und als er sah, was dort war, rutschte sein Herz in die Hose.

Aus der Wand kamen lange, spitze Fingernägel, die irgendwie wie Kristalle aussahen. Doch der rest war menschlich und der junge Elf beruhigte sich wieder etwas, als er die wunderschöne, junge Frau erblickte.

Ihre Haut war wunderschön blau und ihre Kurven einfach nur perfekt. So, wie sich Akeri eine perfekte Frau immer vorstellte. Selbst die hellblauen Muster auf ihren Körper störten ihn nicht. Stattdessen waren sie wunderschön und betonten ihre Rundungen, vor allem an den Hüften, noch besser.

Ihre langen Beinen und nackten Füße traten auf den Boden und mit einer sanften Bewegung schob sie ihr hellbraunes Haar zurück, so dass er noch besser ihren Körper betrachten konnte.

Akeri konnte nicht anders, als die Frau einfach nur anzustarren und sie blickte zurück. *Fass mich an*, erklang eine hallende Stimme in seinem Kopf und der junge Elf schluckte. Was war das für ein Wesen und was sollte er nun tun?

"Hm, sie ist gewachsen und das an den perfekten Stellen", stellte Sezuna leise fest, die neben Aurich auf einer Labyrinthwand lag und durch einen Schutzzauber vor den Blicken der anderen verborgen war. Zusammen mit dem Lehrer für Musische Künste überwachte sie das Labyrinth. Auch wenn sie dabei mehr wie eine faule Katze wirkte, die sich sonnte.

"Sie ist ja auch meine Kleine", bemerkte Aurich und richtete sein Augenmerk auf das, was da vor sich ging. Er hatte nicht erwartet, dass sie sich ausgerechnet diesen Jungen aussuchte und das, obwohl er das Rätsel doch gemeistert hatte. Aber er wollte Yelena das spielen auch nicht verderben. Immerhin war sie Teil des Labyrinths und hatte die Aufgabe die Schüler zu prüfen. Dafür würde der kleine Elf definitiv Extrapunkte bekommen. Allerdings machte sich Aurich auch Sorgen. Akeri wirkte so jung und unschuldig, dass er sich nicht sicher war, ob er gut für diese Art der Prüfung geeignet war. Andererseits konnte es ihm auch leichter fallen. Er war jedenfalls gespannt was passieren würde.

"W... Wer bist du?", traute sich Akeri zu fragen, erhielt aber nur ein sanftes Lachen, das in ihm erneut die Stimme erklingen ließ, die ihn dieses Mal aufforderte, näher auf sie zuzutreten.

Akeri spürte den Sternenstaub, der ihn einhüllte, doch er wusste nicht, wie er sich dagegen wehren sollte. Es schien ihm unmöglich sich aus ihrem Blick zu befreien und klar zu denken.

Dennoch versuchte er den Blick von ihr zu nehmen. Von ihrer weichen Haut und den üppigen Brüsten. Es gelang ihm nur für wenige Sekunden, doch in dieser Zeit streiften seine grau-braunen Augen eine Tür, die in der Wand des Labyrinths erschienen war.

"Mein Name ist Yelena", erklärte die junge Frau mit einer wunderschönen Stimme, die Akeris Blick wieder an sie fesselte. Wie konnte eine Frau nur so viel Macht haben?

Mit einem hallenden Schnippen, viel stärker, als das es die Wände des Labyrinths zugelassen hätten, verformten sich die Wände erneut. Bildeten einen weiteren Raum, mit einem kleinen Tisch im Mittelpunkt auf dem eine kleine Schatulle ruhte. Yelena ging um den Tisch herum und lehnte sich dann, mit provokantem Hohlkreuz, an dessen Kante.

„Hier drin befindet sich der Schlüssel, um dem Labyrinth zu entkommen. Wenn du schaffst daran zu kommen", erklärte die blauhäutige Frau. Akeri musste ein paar Mal blinzeln, um wieder seinen Fokus zurückzugewinnen. Er konnte seine Augen einfach nicht von ihr lassen. Noch nie hatte er erlebt, dass eine Frau oder sonst eine Person eine derartige Faszination bei ihm auslöste.

*Das war's Liebling. Lass es einfach geschehen.* Ihr Mund war geschlossen, doch war ihre Stimme nur allzu präsent in seinem Kopf, in seinen Gedanken. Sie ließ nichts anderes mehr zu, als dass sein Geist mit Bildern und Gefühlen gefüllt wurden.

„Du siehst angestrengt aus, Entchen. Ist alles in Ordnung?" Der junge Elf schüttelte seinen Kopf. Nichts war in Ordnung. Wie sollte es aus? Solange er nicht in ihren Armen lag, wie konnte da alles in Ordnung sein? Langsam schritt er auf Yelena zu, sein Blick sehnsüchtig, beinahe willig.

„Na siehst du? Komm in meine Arme." *Lass dich fallen.*

„Mhh~ Sie ist gut", gurrte Sezuna und hatte ein katzenhaftes Grinsen im Gesicht.

„Er sollte es ihr nicht so einfach machen", kam es etwas enttäuscht von Aurich.

Dafür erntete er einen belustigen Seitenblick von seiner Königin und sie fragte: „Hast du Angst, die Wette zu verlieren?"

„Angst? Nein. Aber ich kann mir besseres vorstellen, als für einen Tag dein persönlicher Süßigkeitenträger zu sein. Deshalb möchte ich nur ungern verlieren", erwiderte der Lehrer und verzog dabei leicht sein Gesicht.

„Vergiss nicht die Dienstmädchenkleidung. Darauf bestehe ich."

„Du bist eine grausame Frau."

Yelena hob ihre Hand und krümmte ihren Zeigefinger. Eine Aufforderung an den jungen Elfen, damit dieser noch näher käme.

Was Akeri nicht bewusst war, dass die kristallinen Fingernägel der Frau eine Art Verstärker für eine besondere Form der manipulativen Magie bildeten, die unter den Wesen der Mittleren Galaxie einzigartig war. Yelena war eine der Dschinn und konnte dementsprechend die Gefühle und den Geisteszustand ihres Gegenübers auf subtile und mächtige Art und Weise manipulieren. Ihre Magie war sowohl Angriff, als auch Verteidigung und nur Magier, welche bereits eine ausgebildeten und starken Geist besaßen, konnten sich dieser Form der Magie lange genug entziehen, um Gegenmaßnahmen einzuleiten. Doch Akeri war kein ausgebildeter Magier. Mehr noch, war er ein 13 Jahre alter Junge, der gerade in die Pubertät kam und dessen Hormone ohnehin Rumba tanzten. Mit einer derartigen Macht konfrontiert, blieb ihm gar keine andere Wahl, als sich in die liebenden Arme Yelenas zu begeben.

Er hatte sie schon beinahe erreicht, als er plötzlich stehen blieb. Tief in seinem Geist regte sich Widerstand gegen den Gedanken, einfach so aufzugeben. Sich einfach so zu ergeben. Die Magie der Dschinn war noch immer mächtig, doch auch seine innere Stimme wurde mit jeder Sekunde lauter. Nicht mehr als ein Flüstern erst, welches nach und nach anschwoll.

*Lass mich hinein. Es gibt kein Entrinnen.* "Komm zu mir. Lass mich nicht warten." Ihre Stimme war flehend, sinnlich. Mehr noch als sie sich langsam auf denn Tisch schob und ihre Beine spreizte. Akeri einen Blick bot, ein Versprechen, eingehüllt in Seidentücher. Sie würde ganz ihm gehören. Er müsste nur zu ihr gehen und sie nehmen.

Er konnte eine gewisse Enge in seiner Robe nicht abstreiten. Ein Umstand, welcher ihm die Schamesröte ins Gesicht schießen ließ. Sie fing an sich zu streicheln und ihm dabei einen Blick zu zuwerfen, den man nur als willig bezeichnen konnte.

*Die Dinge, die ich mit dir anstellen werde. Komm her. Komm zu mir. Eine Berührung, voller Verlangen... mehr will ich gar nicht.*

In Akeri kämpften Verlangen und Vernunft, um die Vorherrschaft. Sein Gesichtsausdruck verzog Sich zu einer gequälten Fratze und seine Hände verkrampften sich zu Fäusten. So stark, dass seine Knöcheln weiß hervortraten.

Sezunas goldene Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Da sammelt sich ganz schön was an", kommentierte sie den Anstieg an Sternenstaub in dem jungen Elfen.

„Potenzial. Dieser Junge könnte ganze Welten vernichten", sprach Aurich mit interessierten Augen und einem vorfreudigen Lächeln.

„Spricht da wieder dein Blick?"

Diesmal war er es, der ihr einen belustigten Seitenblick schenkte. „Ich habe mich in den seltensten Fällen geirrt."

Sezuna nickte und spitzte nachdenklich ihre Lippen. Dann sprach sie: „Bis auf Kenyam. Und Hallis."

„Wer hätte denn auch ahnen können, dass sie derartige Ambitionen besessen hatten. Darüber hinaus, sind sie am Ende wunderschön geworden", erwiderte der Lehrer und zuckte leicht die Schultern.

„Das ist wahr."

„Darüber hinaus geht es doch jetzt nicht darum. Ich nehme übrigens Lihl."

„Meinen Kammerdiener?", fragte Sezuna mit erhobener Augenbraue.

„Hast du gesehen, was der mit sich trägt?"

„Habe ich. Und ich habe besseres gesehen... und geheiratet."

Akeris Hände entkrampften sich und um seine Finger entstanden Wirbel aus reiner Luftmagie. Noch mit sich selbst im Zwiespalt, übernahm nun etwas anderes die Kontrolle. Etwas, das ihm bis dato völlig fremd war. Neben Yelenas Stimme und der seinen, war noch dieses andere, dieses Dunkle und Fremde in ihm.

Selbst Yelena entging der Wandel nicht. Sie verstärkte ihre Bemühungen, den Elfen unter Kontrolle zu halten, doch je mehr sie ihm einflößte, desto verdichteter wurden die Wirbel um seine Hände. Sie kannte dieses Phänomen nur zu gut. Damit hatte jeder Magieanwender zu kämpfen, wenn sich das erste Mal eine übermäßige Menge an Sternstaub sammelte. Das Erwachen, wie es genannt wurde, war das erste Anzeichen, dass die Magie erwacht war. Mehr noch, dass damit bestimmt wurde, wie viel Macht der Magier letztlich würde ausüben können. Aufgrund von Akeris jungem Alter, war das Erwachen bisher noch nicht geschehen. Jetzt wurde sie mehr oder weniger ausgelöst durch Yelena. Ihre Magie verlangte es, dass sie den inneren Fluss des Sternstaubs veränderte, um die gewünschte Manipulation auszuüben. Diese Veränderung gipfelte bei Akeri nun mehr oder weniger, in dem bevorstehenden Ausbruch.

Die Dschinn wappnete sich und verstärkte dabei ihre Bemühungen weiter. Was nun passieren würde, würde darüber entscheiden, ob der junge Elf angenommen werden würde oder nicht. Unabhängig davon, ob er die Prüfung geschafft hatte oder nicht.

Das Erwachen war eine enorme geistige Anstrengung, die nicht nur das Potenzial vollends freilegte, sondern auch den heranwachsenden Magier stark beschädigen konnte.

Akeri legte seinen Kopf in den Nacken und schrie. Es war ein Schrei aus alter Zeit, hatte er doch etwas Tierisches, Wildes an sich.

Jeder im Labyrinth, der den Schrei vernahm erschrak oder wurde auf eine andere Weise unruhig. Ein Monster, musste hier hausen. Und es schien erwacht zu sein.

Akeri blickte Yelena mit weißglühenden Augen an, hob seine Hände und aus ihnen schoss der rohe mächtige Wind, in einem Kanal auf Yelena zu. Diese hob ihrerseits ihre rechte Hand und bildete einen Schutzschild um sich herum. Die tobenden und pfeifenden Winde in den Ohren, konnte sie nicht viel mehr machen, als abzuwarten. Selbst sie hatte Schwierigkeiten gegen die geballte Macht des Windes anzukämpfen. Würde er den Kanal noch länger halten können, würde der Schild zusammenbrechen und sie gegen die Wand schleudern. Wenn sie Glück hatte, prellte sie sich nur die Rippen. Wenn sie Pech hatte...

"Erinnert mich an unser erstes Zusammentreffen", kommentierte Aurich die Szene.

„Das war doch nur eine leichte Brise. Außerdem hattest du mein Kleid kaputt gemacht", erwiderte Sezuna und holte von irgendwoher einen Lolli hervor, den sie sich in den Mund steckte und leise lutschend beobachtete, wie Yelenas Abwehr nach und nach abgetragen wurde.

„Wie wahr. Ich kriege noch immer eine Gänsehaut, wenn ich daran denke." Aurich schüttele sich leicht, als ein wohliger Schauer über seinen Rücken fuhr.

„Mal abgesehen von der Wette... hast du keine Angst, dass Yela gleich sterben könnte?"

„Mitnichten. Sie ist die beste Magierin in der Abschlussklasse und weiß, was sie aushalten kann."

„Soviel Vertrauen..." Sezuna lutschte geräuschvoll ihren Lolli und bedachte ihren Diener mit einem weiteren Seitenblick.

Aurich richtete sein violettes Auge ebenfalls in ihre Richtung und nickte. „Tu bloß nicht so. Du hältst doch auf deine Kinder auch große Stücke."

Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf Sezunas Lippen und sie richtete ihren katzenhaften Blick wieder auf Akeri und Yelena.

Der Elf entlud seine Magie in diesen einen Angriff, doch schienen seine Reserven schier unerschöpflich zu sein. Eine derartige Menge an machtvoller Magie aufrechtzuerhalten, war für einen Magier seines Alters selten. Yelenas Schild bekam immer mehr Brüche und schließlich und endlich zerbrach es. Die Dschinn wurden von den wilden Winden erfasst und gegen die gegenüberliegende Wand geschleudert. Ein lautes Knacken ertönte.

Just in dem Moment ebbte die Magie ab und Akeri ging auf die Knie. Schwer atmend und mit zuckenden Fingern saß er auf dem Boden. Ruhig. Stille. Es war vorbei. Nur aus dem Augenwinkel sah, wie sich etwas bläuliches erhob.

Yelenas Arm stand in einem unnatürlichen Winkel ab, als sie sich erhob und auf den jungen Elfen blickte.

„Was für ein Spektakel. Wer hätte gedacht, dass ich hier ein Erwachen miterleben würde", sprach die Dschinn und richtete sich ihren Arm, als ob es eine Kleinigkeit wäre. Mit einem dumpfen Knacken, sprang das Gelenk wieder in die Pfanne und nach einem kurzen Probedrehen, stellte sie sich neben den Tisch und öffnete die Schatulle. Daraus entnahm sie einen kleinen, schwach leuchtenden Stein, den sie dem Elfen, vor die Knie warf.

„Hast du dir redlich verdient Entchen. Du solltest dich ausruhen und deine Kräfte sammeln. Und keine Sorge; das Zucken geht nach ein paar Stunden von allein weg", versprach sie gleichsam fröhlich und beruhigend und lehnte sich gegen die Tischkante.

Zitternd griff Akeri nach dem Stein und als er ihn berührte, wurde er augenblicklich vor das Labyrinth teleportiert, wo er auch schon von Lilith Mimura, der Schulärztin in Empfang genommen wurde. Die Heilerin fuhr ihm sanft über die Augen und ließ ihn einschlafen. Sie war schon von Sezuna informiert worden, dass gleich ein Elf auftauchen würde, der soeben erwacht war. Lilith betrachtete das schlafende Gesicht und strich ihm sanft eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht. Ihre grünen Augen ohne Pupillen dabei sanft auf ihn gerichtet und das schneeweiße Haar, das zur mintfarbenen Haut im leichten Kontrast stand, wehte in einem nicht vorhandenen Wind.

„Und sowas während einer Prüfung... Hoffentlich hat er sich nicht den Verstand rausgeschossen", murmelte sie mit geisterhafter Stimme und brachte den jungen Elf erst einmal an einen Ort, wo er sich ausruhen konnte.

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