Kapitel 2 - 15. Skorpion

Kapitel 2 - 15. Skorpion

Nyla blickte sich ein wenig unwohl um. Es waren so viele Schüler, obwohl sie sich schon aufgeteilt hatten. Sie folgte der Frau mit den weißen Haaren, die den Heilern zugeteilt worden war. Daher hatte sie erwartet, dass es wesentlich weniger Schüler wurden, da Heiler doch eher selten vorkamen. Doch sie hatte sich getäuscht. Es waren noch immer so viele, dass sie sich kaum die Gesichter merken konnte. Außerdem schiene nicht alle alleine hier. Mehrere Schüler unterhielten sich, als würden sie sich schon länger kennen. Das sorgte nur dafür, dass sich Nyla noch unwohler fühlte.

Sie schien aber nicht die einzige zu sein, die sich unwohl fühlte.

Nyla drehte sich ein Stück und wurde prompt von der Seite angestoßen.

"E... Entschuldigung", murmelte eine liebliche Stimme und Nyla konnte sehen wie zwei samtig schwarze Katzenohren hin und her zuckten, während violette Augen mit roten Sprenkeln zu ihr auf blickten.

"Ist schon in Ordnung", wank Nyla ab, weil sie diesem Blick nicht böse sein konnte. "Ich bin übrigens Nyla", gab die junge Magierin von sich, in der Hoffnung so vielleicht jemanden kennen zulernen. Sie war zwar nicht der Typ, der sich gerne mit vielen Leuten umgab, doch ganz alleine wollte sie auch nicht sein.

"Shizo. Freut mich", war die schüchterne Antwort, die jedoch mit einem Lächeln begleitet wurde. Die schwarzen Katzenohren der jungen Frau zuckten nervös. Auch ihr Katzenschwanz schwang unruhig umher, als würde sie eine Ablehnung erwarten.

"Bitte nicht langsamer werden", erklang die kalte Stimme des Oberhauptes der Weißen Magie und die beiden jungen Frauen schauderten. Wie konnte eine Heilerin nur so kalt sein?

Schnell schlossen sie zu der Gruppe auf, auch wenn diese sich noch immer vor den Toren tummelte.

"Der nächste", wies Yuna an und wartete geduldig, bis alle Schüler das Tor durchquert hatten.

Die Oberhäupter hatten sich dazu entschieden mehrere Tore zu benutzen, um auf die Schule zu gelangen. Sonst würde es zu lange dauern. Dieses Mal waren es sehr viele Schüler. Mehr als das letzte Mal.

Dennoch würden nur wenige davon die Aufnahmeprüfung bestehen und hierbleiben können.

Nyla und Shizo betraten nacheinander das Schulgelände und blickten sich neugierig um.

Ein dichter, dunkler Wald schien das riesige Gelände zu umgeben und zwischen den Gebäuden tummelten sich überall Schüler der unterschiedlichsten Rassen.

Es herrschte eine sehr betriebsame Atmosphäre, die Nyla staunen ließ.

Wieso waren so viele Schüler hier? Die Schule begann doch erst zum 1. Fisch. Bis dahin war doch noch eine ganze Weile Zeit. Erst in zwei Wochen war der Skorpion vorbei.

"Die Heiler bitte mir nach. Ich bringe euch zu euren Zimmern", rief Yuna und lief los.

Nyla betrachtete alles sehr genau. Sogar das Gras war interessant. Es war nicht grün, wie in ihrer Heimat sondern orange und manchmal rot. Irgendwie erinnerte es die junge Frau an Herbstlaub.

"Was für ein tolles Gebäude", staunte Shizo leise, während sie das riesige Hauptgebäude musterte.

Es war riesig, sah aus wie ein Schloss und hatte sechs Türme. Fünf waren in Sternenform und der sechste in der Mitte.

"Ja, das sieht aber auch sehr gruselig aus", gestand Nyla leise, da das Schloss aus schwarzem Stein erbaut war. Irgendwie war auch die Atmosphäre voller Macht. Das war sehr ungewohnt für sie. Dort wo sie herkam war das nicht so gewesen.

Die Gruppe an Schülern lief vorbei an zahlreichen, wunderschönen und sehr individuellen Gebäuden.

Da war ein Gebäude, das aus Glas gebaut war und eine Kuppel bildete. Efeu und andere Pflanzen überwucherten es förmlich und man konnte erkennen, dass sich darin weitere Pflanzen befanden. Die meisten Heiler verweilten eine Weile bei diesem Anblick und Yuna wartete, denn sie wusste, dass die meisten Heiler schon von den Pflanzen angezogen wurden, die darum wuchsen. Einige erkannten sie sogar. Es waren Heilpflanzen, die schwer zu züchten waren. Hier auf der Yorukage wuchsen sie wild, weil der Planet die perfekten Voraussetzungen für diese hatte.

Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung und schließlich blieb Yuna stehen. "Das hier ist das Wohngebäude der Frauen. Die oberste Etage ist für die Anwärter, also euch. Unter euch wohnen die aktuellen Schüler. Während diese zu zweit oder dritt wohnen, gibt es für euch Gemeinschaftsräume, da nicht alle von euch die Prüfungen bestehen und hierbleiben werden. Es besteht also nicht die Notwendigkeit euch zu heimisch für diese Woche einzurichten." Ihre Stimme war monoton, fast gelangweilt und seltsam kalt. Das machte sie ein wenig gruselig. "Das Haus der Männer ist dort drüben", erklärte sie weiter und zeigte auf ein weiteres Gebäude. "Ich würde diese erst einmal bitten hier zu warten", fügte Yuna hinzu und sah sich um. "Die Frauen folgen mir bitte. Ich zeige euch eure Zimmer."

Yuna trat auf eine große Tür zu, die von zwei riesigen Drachenstauen flankiert war. Als sie zwischen diesen Figuren hindurch liefen, hatte Nyla das Gefühl, diese würden sich bewegen und sie beobachten.

Ein Junge, der Yunas Aufforderung zu warten, wohl nicht gehört hatte, folgte den Frauen und wollte mit ihnen zusammen das Gebäude betreten, als sich die Drachen plötzlich bewegten. Sie falteten die Flügel auseinander und blockierten so den Eingang.

Yuna reagierte gar nicht darauf sondern lief einfach weiter. Unter den jungen Männern begann daraufhin eine rege Diskussion.

Die Gruppe der Frauen betrat eine Art Eingangshalle von der mehrere Treppen und Flure abgingen. Links und rechts neben der Tür gab es kleine Sitzecken, die sehr farbenfroh und gemütlich eingerichtet waren.

Shizo hatte sofort das Bedürfnis sich in eine der Sitzecken zu schmeißen, die Beine hochzulegen und eines der Bücher aus den Regalen zu greifen, die bei der Bücherecke standen.

Allerdings war dazu später auch noch Zeit. Jetzt musste sie erst einmal die Treppe nach oben in die fünfte Etage. Für Nyla war das ganz schön anstrengend, während sich Shizo nichts anmerken ließ.

"Das hier ist eure Etage. Dort sind die Gemeinschaftsbäder", erklärte Yuna und deutete auf die letzte Tür im Gang. "Da drüben ist der Gemeinschaftsraum", fügte sie hinzu und deutete genau in die andere Richtung des Gans. "Die Zimmer links und rechts des Flures sind eure Zimmer. Ihr dürft euch selbst auf die Zimmer aufteilen. Wenn es Probleme geben sollte, klärt das mit eurer Feenbegleiterin. Sie wird euch später abholen komme. Ich werde jetzt den Männern ihr Zuhause auf Zeit zeigen gehen."

Neugierig begannen die Schüler zu tuscheln und sich umzusehen. Yuna betrachtete sie noch eine Weile, ehe sie sich einfach abwandte und die Treppe wieder nach unten schritt.

"Suchen wir uns ein Zimmer zusammen?", fragte Shizo vorsichtig, da sie Nyla doch ganz gerne hatte. Zumindest kam sie mit dieser klar und würde sich nicht ganz so verloren fühlen, wenn sie sich mit ihr zusammenschloss. Es war für sie beide immerhin auch alles neu.

"Ja, gern", stimmte die braunhaarige Heilerin mit einem Lächeln zu. Sie war sehr froh jemanden gefunden zu haben, der mit ihr das ganze bestreiten würde, auch wenn sie wussten, dass es durchaus sein konnte, dass sie sich irgendwann in den nächsten Tagen als Gegner gegenüberstanden.

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