Kapitel 17 - 16. Skorpion
Kapitel 17: 16. Skorpion
Sezuna lehnte sich in ihrem abgetrennten, leicht versteckten Abteil zurück und betrachtete, wie die erste Prüfung beendet wurde. Direkt neben ihr, eine junge Frau mit blondem Haar, das in rote Spitzen überging.
"Zarrett hat mal wieder bewiesen, dass er eindeutig der Sohn seines Vaters ist", bemerkte die Rothaarige mit einem Schmunzeln, während die Blonde sich so weit nach vorne lehnte, dass sie alles genau sehen konnte.
"Natürlich ist er das", gab sie zufrieden schnurrend wie eine Katze von sich. "Aber manchmal wünschte ich, er hätte nicht ganz so viel von seinem Vater", fügte sie murmelnd hinzu, als sie die Worte von Kuraiko aufschnappte.
"Das war irgendwie gruslig", meinte diese, während sie Zarrett dabei zusah, wie er die Arena verließ.
"Er ist ein Monster", murmelte Levana und ließ sich erschöpft zu Boden sinken, während sie zu Adrian schielte, der sich nach vorn gebeugt hatte und den kleinen, brennenden Monique-Hasen betrachtete.
Aschura ballte ein wenig die Hände. Natürlich wollten die Kinder ihn damit nicht beleidigen und waren nur über seine Stärke irritiert, doch im Laufe der Jahre hatte sie dieses Wort so oft gehört, dass es ihr schwer im Magen lag. Wesen mit solcher Kraft wurden gern als Monster beschimpft und gemieden. Nur gut, dass sie sich genau so oft zusammenrotteten, wie es bei ihrer Familie der Fall war. Diese sammelte schon Jahrhunderte Macht um sich, daher war Zarrett auf dieser Schule gut aufgehoben.
"Was machen wir mit ihr?", fragte Adrian und Levana zuckte die Schultern.
"Was interessiert es dich?", murmelte sie, weil sie nicht angenommen hatte, dass diese Zusammenarbeit weiterhin bestehen bleiben würde.
Adrian blickte sie fragend, aber auch verwirrt an. Das war eine wirklich eigenartige Reaktion, aber im Grunde hätte er damit rechnen müssen. Immerhin war sich im Moment jeder selbst der Nächste und sie hatten sich nur für diesen einen Kampf zusammengetan. Das würde wohl nicht wieder vorkommen, denn es konnte durchaus sein, dass sie bei der nächsten Prüfung Gegner waren.
Er seufzte gut hörbar. "Dann machts mal gut", verabschiedete er sich, auch wenn er noch einmal auf Monique blickte, auf die gerade eben Lady Yuna zulief. Sie würde sich schon darum kümmern. Hoffte er. Es fiel ihm nicht sonderlich leicht, die Gruppe zu verlassen, doch er musste. Wenn er sich zu sehr mit ihnen anfreundete, würde das seine Prüfungen nur erschweren. Da hatte Levana schon irgendwo Recht, auch wenn sie es nicht so deutlich gesagt hatte.
Aschura blickte dem Werwolf hinterher und seufzte. Das hatte sie fast erwartet. Es gab nur selten Gruppen bei diesen Prüfungen, was eigentlich schade war. Denn im Laufe der Zeit hatte sich gezeigt, dass diejenigen, die von Anfang an zusammenarbeiteten, die besten Ergebnisse erzielten und bisher immer genommen worden waren.
Es ging in den Prüfungen nie darum, dass die Anwärter sich gegenseitig ausstachen, sondern darum, dass sie zeigten, was sie konnten. Und Teamarbeit war sehr wichtig.
Es wurde gesagt, dass es begrenzte Plätze gab, was allerdings nicht ganz stimmte. Das war nur nach außenhin der Fall, damit sie unpassende Anwärter ablehnen konnten. Gleichzeitig aber nahmen sie alle auf, die sich als würdig erwiesen. Unabhängig der Anzahl der Plätze. Wenn es zu wenig Lehrer gab, fanden sich schon welche. Das war bisher immer so. Außerdem hatte es sich als sehr praktisch erwiesen, die Schüler der höheren Klassen die Anfänger unterrichten zu lassen. So lernten alle etwas Neues.
Außerdem gab es nicht nur die Prüfungen, die für alle sichtbar waren. Jeder Schüler wurde in der Zeit, in der er hier war, genau beobachtet. Seine Fähigkeiten wurden von den Lehrern bewertet und er wurde eingeschätzt, ob er eine Bereicherung für die Schule war, oder nicht.
"Ich muss jetzt weiter. Danke, dass du hier warst. Das hat Zarrett wirklich gut getan, nachdem ihr das letzte Familientreffen nicht wahrnehmen konntet", meinte Sezuna und schenkte Aschura ein Lächeln. Dieser erwiderte es ein wenig geknickt.
"Ich würde gerne viel öfter kommen, aber die Pflichten meines Mannes sind in letzter Zeit so erschlagend. Nach der Sache vor fast zweitausend Jahren, ist er sehr vorsichtig damit geworden, wem er vertraut und wem nicht. Vieles, was früher Vertraute gemacht haben, übernehmen jetzt Vaith und ich", erklärte sie.
Sezuna gab ein Seufzen von sich. "Ich weiß, aber überarbeitet euch nicht. Das ist schon zweitausend Jahre her. Es ist gut, wenn ihr vorsichtig seid, aber bitte nicht übervorsichtig", bat sie und legte ihre Hand sanft an Aschuras Gesicht, die sich ein wenig dagegen schmiegte.
"Ich werde aufpassen, versprochen", murmelte sie und löste sich dann in einen schimmernden Regen auf, der sanft zu Boden rieselte und verblasste.
Zurück blieb Sezuna, die sich nicht das erste Mal Sorgen um ihre Tochter machte. Dennoch war ihr bewusst, dass sie aus der Vergangenheit nur lernen konnten und es wichtig war, um Hier und Jetzt zu leben. Gerade für Wesen, die so alt werden konnten, wie ihre Rasse.
"Ich habe Monique auf die Krankenstation bringen lassen", erklang Yunas Stimme und Sezuna hob den Kopf, um die Weißhaarige zu mustern. Hinter ihr folgte Sephiroth und Sezuna konnte sehen, wie die Schüler langsam die Arena wieder verließen.
Die Lehrer würden sich nach und nach hier einfinden, um die ersten Dinge über die Prüfungen auszutauschen. Aber schon jetzt hatte sich der Kreis der interessanten Anwärter stark reduziert. Es gab gerade einmal eine handvoll Krieger, die wirklich das Zeug hatten hier auf die Schule zu gehen. Dennoch würden auch die anderen Krieger der Anwärter noch eine Weile lang unter Beobachtung stehen. Noch konnten sie die Lehrer von sich überzeugen.
Sezuna hingegen hatte ihren persönlichen Favoriten schon im Auge und würde diesen weiterhin beobachten. Der Werwolf hatte sich als sehr erfahren und teamfähig erwiesen. Dazu kam die junge Frau, die Karas erwähnt hatte. Levana, wenn sich Sezuna richtig erinnerte. Auch sie stand auf ihrer Liste.
Nun war sie jedoch neugierig, was die anderen Lehrer dazu zu sagen hatten.
Die Rothaarige lehnte sich zurück, hob die Hand und darin erschien ein Glas mit roter Flüssigkeit, welche sie mit einem magischen Feuer, das um das Glas herum flammte, erhitzte.
Der unverkennbare Geruch von Blut breitete sich im Raum aus, doch kaum einer der Lehrer würde sich daran stören. Notfalls kannten sie Zauber, die dafür sorgten, dass sie den Geruch nicht riechen mussten.
Also konnte sie ihren Blutwein genießen, während sie auf die anderen Lehrer wartete.
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