Kapitel 12 - 15. Skorpion

Kapitel 12: 15. Skorpion

Levana lief über die Wiesen der Schule und kam nicht umhin, die Schönheit dieser Gegend zu bewundern.

Alles wirkte magisch. Selbst das Gras, das ein feines Orange besaß und sogar manchmal ins Rot überging.

Dazu kamen die magischen Lichtkugeln, die überall die Wege erleuchteten. Doch das war nicht das, was Levana interessierte.

Sie hatte einen anderen Werwolf gewittert und war neugierig geworden. Natürlich hatte sie damit gerechnet, dass es hier noch andere gab, doch dieser roch älter. Allerdings gab es, soweit sie wusste, keinen werwölfischen Lehrer an dieser Schule. War er vielleicht irgendein anderer Angestellter hier?

Neugierig verließ Levana die beleuchteten Wege und tauchte in die Dunkelheit ein. Ihre Augen gewöhnten sich recht schnell daran und so wurde die Schwärze zu einem Grau, in dem sie die Umrisse erkennen konnte.

Sie fand eine versteckt liegende Sitzecke, die wahrscheinlich von den höheren Jahrgängen genutzt wurde. Ein Brunnen zierte dies kleine, zwischen Hecken versteckte, Oase.

Levana fühlte sich wie eine Erkunderin und versuchte so viel wie möglich wahrzunehmen. Nur, weil sie alles genau betrachtete, fiel ihr das Gebäude auf, das am Waldrand lag. Es verschmolz fast vollständig mit der Dunkelheit, würde nicht durch eines der Fenster en leichter roter Schimmer fallen. Außerdem hörte Levana ein leises Klirren und Krachen. Als würde jemand Metall schlagen.

Neugierig geworden schnupperte sie in der Luft und konnte sogar Asche und Feuer riechen.

War das die Schmiede, von der sie gelesen hatte?

Es gab natürlich Informationen über die Schule. Welche Lehrer gab es, aber nicht welche gerade lehrten. Nur dass dies jedes Schuljahr wechselte. Dann gab es so etwas wie ein Gebäudeplan. Darauf war auch eine Schmiede eingezeichnet. Es gab wohl auch dieses Fach als Außerschulische Aktivität. Etwas, was Levana durchaus interessierte.

Ob sie dort hin durfte?

Im Grunde war es ihr egal und sie würde es einfach tun, wenn nicht die Gefahr bestand, dass sie deshalb von der Schule flog und das auch noch bevor sie die Aufnahmeprüfung überhauptprobiert hatte.

Dennoch trat sie näher und näher, bis sie vor der Tür stand.

Das Krachen und Klirren wurde lauter und hörte dann plötzlich einfach auf. Sie spitzte die Ohren und lauschte.

"Komm ruhig rein, Welpe", erklang eine tiefe, leicht belustigte Stimme und Levana zuckte.

Welpe? Wer wagte es sie so herablassend anzusprechen? So jung war sie doch gar nicht mehr!

Levana öffnete die Tür und trat selbstbewusst herein, um den Mann, der sie so angesprochen hatte, zurechtzuweisen.

Als sie jedoch sah, wer da stand, erstarrte sie.

Lange weiße Haare fielen in sein Gesicht und waren mit einem Zopf zusammengebunden. Die eisblauen Augen lagen belustigt auf ihr.

Doch das war es nicht, was Levana nervös machte. Man konnte seine spitzen Zähne sehen, genau so wie die Krallen, die an seinen Fingern waren, mit denen er einen Hammer und eine Zange hielt.

Anzeichen von Alter, die bei Werwölfen, oder eher nur bei Lycanern, einer anderen Werwolfart, auftraten, wenn die Personen wirklich schon sehr, sehr alt waren.

Levana schluckte das, was sie sagen wollte wieder hinunter. Dieser Mann war so alt, dass sie ihn nicht dafür angehen konnte, dass er sie Welpe genannt hatte. Außerdem war seine Aura so stark und drückend, dass ihr fast das Atmen schwer fiel.

"Du bist eine der Anwärterinnen", stellte Karas, der Lehrer für Schmiedekunst fest und in seinen Augen schien es belustigt zu funkeln. Werwölfe an der Schule zu haben war immer wieder sehr interessant.

Levana nickte ein wenig überfordert. Was sollte sie auch sonst tun?

"Was hat dich in meine Schmiede gelockt?", wollte Karas wissen und legte den Hammer und auch das Metall zurück, das er in der Zange hielt.

"Die Geräusche", brachte Levana leise zustande.

Karas lachte. Das war klar gewesen und auch der einzige Grund, warum er heute Abend in der Schmiede war. Es gab immer wieder Anwärter, die sich hierher verirrten. Sich mit diesen zu unterhalten war fast zu einer Art Ritual geworden. Die meisten, die hierher kamen, würden auch mit den Aufnahmeprüfungen klarkommen.

Allerdings dauerte es immer ewig, bis diese auftauten und die Unterhaltung ging oft nur von Karas aus.

"Interessierst du dich den fürs Schmieden?", wollte der Weißhaarige wissen und blicke die junge Frau neugierig an.

Diese wirkte, als würde sie gleich im Boden versinken, oder wegrennen wollen. Eine typische Reaktion.

Bevor Levana jedoch antworten konnte, wurde die Tür mit Wucht aufgerissen und ein Mann trat ein. Er trug das schwarze Haar auf der einen Seite kahlrasiert und auf der anderen etwas länger, so dass sie ihm über das Auge fielen.

"Karas, ich brauche deine Hilfe", erklärte er unhöflich, doch der Weißhaarige ließ sich davon nicht beirren und lächelte weiter.

"Du weißt ich helfe dir gerne, aber ich habe Besuch", erklärte Karas freundlich und schenkte Levana ein charmantes Lächeln.

Das sorgte dafür, dass Zarrett seinen Blick auf Levana richtete. Seine goldenen Augen bohrten sich in ihre und er schnaubte.

"Der kleine Welpe kann warten. Die sollte sowieso nicht hier sein", wank Zarrett ab und schob Levana einfach zur Seite. "Mein Anliegen ist wichtiger", fügte er hinzu und nahm das Schwert, das an seiner Hüfte hing, samt Scheide aus dem Gürtel hervor und reichte es Karas. "Ich brauch das bis morgen repariert. Ich habe einen Wettkampf", erklärte der Mann und Levana musterte ihn von der Seite.

Er verströmte etwas Kaltes und Gefährliches. Außerdem war er stark, aber trotzdem viel jünger als der Weißhaarige. Wieso sprach er so fordernd mit diesem Mann?

Karas seufzte. "Warum musst du dich immer wieder prügeln?", fragte Karas, klang aber eher belustigt.

"Ich prügel mich nicht. Ich habe einen offiziellen Wettkampf. Ich konnte Großmutter überreden mich bei den Prüfungen der Anwärter dabei sein zu lassen", erklärte Zarrett noch immer mit dem Blick auf Karas.

Dieser seufzte erneut, griff aber nach dem Schwert. "Dein Großmutter würde dir alles erlauben, dass ist dir klar, oder?", fragte der Weißhaarige und zog das Schwert, um es sich anzusehen. Es hatte eine schwarze Klinge und schimmerte ein wenig rot.

Levana lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er würde bei den Prüfungen der Anwärter dabei sein? Wieso das? Was wollte er da? War er vielleicht ein Gegner?

Levana versuchte sich nicht zu bewegen, um nicht aufzufallen. Sie hatte sehr viel Glück in diese Unterhaltung geplatzt zu sein. Zu wissen, dass jemand wie Zarrett bei den Prüfungen dabei war, sagte ihr einiges über die Schwierigkeit. Sie schien höher zu sein, als sie angenommen hatte.

Vor allem, da der schwarze Mantel, den Zarrett trug, eindeutig auf das vierte Schuljahr und die Disziplin Schwarze Magie, hinwies.

Außerdem war unschwer zu erkennen, dass er ein Krieger war.

"Ich werde es für dich reparieren. Aber nur, wenn du die Kleine wieder zurück zum Weg bringst", erklärte Karas und nun richtete sich Zarretts Blick wieder auf Levana. Ein Grinsen umspielte seine Lippen, das fast schon anzüglich war.

Er trat ganz dich an sie heran und beugte sich ein Stück vor, bevor er ihr Kinn griff und ihren Blick hob.

"Ein süßes, kleines Ding. Sicher, dass du sie mit mir alleine lassen willst?", fragte Zarrett belustigt, aber mit einem Unterton, der Levana einen Schauer über den Rücken jagte. Was war das für ein Mann?

Levanas Lippen verzogen sich unwillig. "Ich bin nicht klein", gab sie unwirsch von sich und kämpfte gegen den Impuls an sich zu unterwerfen.

Das Lächeln auf Zarretts Lippen wurde herablassender. „Natürlich nicht", meinte er, als würde er ihr überhaupt nicht zuhören. „Bringen wir dich mal wieder zurück, damit du auch nicht verloren gehst. Los, komm Welpe", meinte er und schob Levana förmlich zur Tür hinaus.

Für ihn war sie noch nicht interessant. Erst, wenn sie offiziell an der Schule angenommen wurde, würde er sich für sie interessieren. Aber dazu musste sie sich ihm gegenüber erst einmal behaupten müssen.

Zarrett schob Levana förmlich über die Wiese und die junge Werwölfin konnte kaum etwas dagegen unternehmen. Er war so stark!

„Verlauf dich nicht wieder, Kleine", sagte er, tätschelte ihren Kopf, bevor er sich eine Zigarette ansteckte und einfach davon lief.

Levana blieb auf dem beleuchteten Weg zurück und starrte ihm hinterher. Was für ein seltsamer Kerl.

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