Kapitel 5

~Irgendwo in der Mittleren Galaxie~

Lustlos saß Neva auf einer kleinen Bank, die ganze hinten in der Ecke eines Raumes stand, der unter Deck lag. Eigentlich hatte sie keine besondere Lust hier zu sein, doch eine Wahl blieb ihr wohl nicht.

Sie fuhr sich ein wenig durch ihre pechschwarzen Haare und ihre hellen, lila Augen blickte den Gang entlang, während sie die großen schwarzen Flügel hinter ihrem Rücken versuchte irgendwie bequem zu ordnen, dass sie sitzen konnte.

Ihre Augen erblickten eine junges Engelsmädchen mit Flügeln, die ein silbernes Muster aufwiesen. Das Mädchen mit den beigefarbenen Haaren sahen sich neugierig um, als würde sie das Schiff erkunden wollen. Dann richtete sich ihr weiß-goldener Blick auf Neva und sie kam mit einem Lächeln auf diese zugelaufen.

"Hey", sagte sie freundlich und strahlte sogar ein wenig.

Neva bemerkte es zwar, doch sie reagierte nicht darauf. Immerhin kannte sie diese nicht.

Ein wenig von ihr entfernt saß Shiro, der sich hier runter begeben hatte, um seine Ruhe zu haben. Da die Engelsfrau bisher nichts gesagt hatte, konnte er sie ganz gut ignorieren, während er auf sein Handgelenk blickte. Dort lag ein fesselartiges, silbernes Armband, dass sich einfach nicht öffnen ließ. Eve hatte es ihm verpasst und er fragte sich wieso und vor allem, wie er es entfernen konnte. Sein Blick hob sich jedoch, als er die weibliche Stimme vernahm und sich in seiner Ruhe gestört fühlte.

Er bemerkte wie das Engelsmädchen mit den schwarzen Flügeln ein wenig verstohlen zu dem Neuankömmling schielte und er hoffte, dass diese wieder ging.

"Hey", sagte diese jedoch erneut mit einem Lächeln und setzte sich ohne Vorwarnung neben Neva und blickte zu dieser. Dabei schien sie auch Shiro zu entdecken, widmete sich aber erst einmal Neva. Immerhin hatte diese Flügel und musste ebenfalls ein Engel sein.

Neva blickte ein wenig perplex zu dem Mädchen, das sich zu ihr gesetzt hatte. Ob diese nicht merkte, dass sie nicht mit ihr reden wollte? Dabei dachte Neva, dass sie es sehr deutlich gezeigt hatte. Mehr als ignorieren konnte sie diese immerhin nicht.

Auch Shiro dachte ähnlich und hoffte, dass keiner der beiden ihn ansprach, denn die Tatsache, dass die Heilerin ihm dieses Armband verpasst hatte, nervte ihn schon genug. Da brauchte er nicht noch diese beiden.

"Ich kenne dich irgendwo her", bemerkte Lillith und ihre hellen Flügel raschelten ein wenig, als sie diese ordnete, um sich besser setzen zu können. Dabei blickte sie Neva neugierig an. Diese schien nicht sonderlich gesprächig zu sein.

"Was willst du?", fragte Neva und blickte wieder nach vorn.

"Mir dir reden natürlich", war die leise, fast lachende Antwort. "Was denn sonst?", fragte sie und blickte kurz zu Shiro, um ihn anzulächeln, bevor sie sich weiterhin Neva widmete.

Dieser bemerkte ihren Blick zwar und blickte sie kurz an, sah dann jedoch wieder auf das Armband. Er hatte größere Probleme als dieses Mädchen. Dieses Armband war echt nervig.

Neva rückte ein wenig von Lillith weg, sodass sie auch noch immer zu Shiro genug Abstand hielt. "Und was, wenn ich nicht mit dir reden will?", fragte sie und Shiro konnte ihr da nur zustimmen.

"Warum willst du nicht reden?", fragte Lillith verständnislos zurück. Sie konnte das andere Mädchen nicht nachvollziehen. Immerhin waren sie hier auf den Weg in eine neue Schule und dort brauchte man doch Leute, mit denen man etwas machen konnte oder nicht?

"Warum bin ich auf diesem Schiff?", entgegnete Neva trocken und für Lillith war das eine sehr seltsame Frage. Immerhin waren sie auf den Weg zur angesehensten Schule der Mittleren Galaxie. Es war eine Ehre dorthin zu gehen und sie wollte nicht hier sein? Eine seltsame Frau.

"Keine Ahnung", antwortete Lillith und zeigte ihre Verwirrung deutlich. "Sag du es mir", meinte sie dann locker und blickte kurz wieder zu Shiro, bevor sie zu Boden blickte. Sie hatte es sich viel einfacher vorgestellt neue Freunde zu finden.

Neva konnte einfach nicht nachvollziehen, warum dieses Engelsmädchen so fokusiert darauf war mit ihr zu reden. Sie zog ihr Knie an die Brust und ignorierte Lillith ein wenig genervt.

"Kennst du den?", fragte diese nun und nickte dabei zu Shiro. Vielleicht schaffte sie es mit einem Themenwechseln das Engelsmädchen zum Sprechen zu bringen.

Neva kam nicht umhin ein wenig unauffällig auf besagten Jungen zu schielen. "Nein", antwortete sie leise und abweisend. Warum ging diese Nervensäge nicht?

Dieser ignorierte die beiden und hatte wirklich keinen Nerv dafür. Außerdem waren sie zwei Engel und er als Hölledämon hatte eine anerzogene Abneigung gegen diese Rasse. Doch hier unten war bis gerade eben einer der ruhigsten Orte auf dem Schiff gewesen. Doch so langsam schlug ihn die Gegenwart der Engel aufs Gemüht.

"Okay", antwortete Lillith und nahm ihn ein wenig genauer unter die Lupe. Dabei bemerkte auch sie seine Aura und musste ein wenig schlucken. Das war ein Höllendämon, das hatte sie bisher gar nicht bemerkt.

Shiro schien nun entgültig die Nase voll zu haben. Ihm war es im Moment egal, was es mit dem Armband auf sich hatte. Er wollte jetzt gehen und seine Ruhe haben. Also erhob er sich.

Lillith erhob sich ebenfalls und folgte Shiro ein Stück. "Warte doch. Tut mir leid, wenn ich komisch geschaut habe", entschuldigte sie sich.

In diesem Moment kam Aramathi um die Ecke und bemerkte die kleine Gruppe. Ein Strahlendes Lächeln legte sich auf seine Lippen und er lief genau auf diese zu. "Hallo ihr!", rief er, während er weiter auf sie zu ging, um auf sich aufmerksam zu machen. "Seid ihr auch zum ersten Mal auf einem Himmelsschiff?", fragte er neugierig, um seine Gefühle mit jemanden zu teilen. "Seid ihr auch auf den Weg zur Schule?", fügte er hinzu, weil er nicht genau wusste, ob alle hier Anwesenden Schüler und Lehrer waren. Dass er dabei gefühlt ohne Punkt und Komma sprach, störte ihn kaum und er bekam sofort die Aufmerksamkeit der drei.

Neva verdrehte innerlich die Augen. Nicht noch ein Fremder! Sie wollte doch nur ihre Ruhe!

Und wenn sie das richtig sah, bekamen sie gleich noch mehr Besuch.

Sie bemerkte den Jungen, der mit einem knallbunten Eis in der Hand die Gänge entlang schlenderte. Das Eis sprühte ab und an Funken und es sah generell sehr befremdlich aus. Nicht, als würde man es essen wollen. Doch der Junge leckte dennoch daran, bevor er den Kopf hob. Seine dunkelgrünen Augen blickten sich neugierig um. Dabei bemerkte er die kleine Gruppe, die wirkten, als wären sie in seinem Alter.

"Mehr oder weniger", antwortete Lillith auf Aramathis Frage locker und aufgeschlossen.

Shiro blickte derweil zu Lillith und verzog etwas das Gesicht. "Darum geht es nicht, ich habe einfach keine Lust auf die Schule", sagte er schroff und abweisend.

Neva erhob sich nun auch und bewegte sich von dem Neuankömmling ein wenig weg. Sie fragte sich, warum die jetzt alle hier runter kamen. Das nervte sie sehr.

"Aber wir sind doch noch auf dem Schiff und nicht in der Schule", meinte Lillith mit einem trockenen Ton an Shiro gewandt, während sie aus den Augenwinkeln bemerkte, wie auch Neva ging. Sie konnte nicht nachvollziehen, warum plötzlich alle verschwinden wollten. War sie so anstrengend?

Auch Aramathi konnte beobachten, wie Shiro und Neva Anstalten machten zu gehen und seine Ohren wackelten kurz. "Warum geht ihr denn jetzt alle?", fragte er und sprach damit das aus, was Lillith dachte.

"Wir fliegen aber zur Schule", beschwerte sich Shiro und drehte sich wieder um.

Neva hingegen lief nur auf eine weitere Bank zu, die einige Meter entfernt stand und setzte sich auf diese. Von dort aus blickte sie auf ihre Füße und wurde muchsmäusschenstill, um die Gespräche der Gruppe zu belauschen.

Raphael starrte die sich tummelnde Ansammlung von Flügeln an, die den Gang bedeckten. Dann hob er eine Augenbraue. Er verstand nicht ganz, was die Leute hier für Gesichter zogen. Raphael ging davon aus, dass sie wahrscheinlich nicht dabei waren, gerade beste Freundinnen zu werden. Trotzdem fand er es ganz interessant und beobachtete die sich zerstreuende Meute. Sein Blick glitt schließlich auf die letzten beiden, in der Hoffnung diese wüssten, worum es gegangen war.

"Okay. Aber was ist so schlimm daran?", rief Lillith Shiro fragend hinterher und drehte sich dann zu Aramathi. "Keine Ahnung", sagte sie zu ihm und zuckte mit den Schultern. Dabei bemerkte sie aus den Augenwinkel Raphael mit seinem Essen und sie spürte, dass sie ebenfalls Hunger bekam.

Neva fragte sich weiterhin, was das Ganze sollte. //Es wird schon, haben sie gesagt. Du findest schon Freunde, haben sie gesagt. Eigentlich sollten sie doch am besten wissen, dass ich Probleme damit habe, Kontakte zu knüpfen//, dachte sie von der ganzen Situation ein wenig überfordert.

"Ich mag die Schule einfach nicht, da sind zu viele Fremde. Ich hasse es einfach mit anderen zu kommunizieren", wies Shiro Lilliths Versuche mit ihm zu reden erneut ab und wirkte nicht, als würde er sich weiterhin hier befinden wollen.

"Nicht streiten", kam es ein wenig traurig von Aramathi, der dir Ohren ein Stück hängen ließ. "Lasst uns doch alle Freunde sein, wie wär's?", fragte der Fuchsfurry und nun schlug sein Schweif begeistert, während seine Augen leicht leuchteten.

Lillith wollte Shiro noch nicht aufgeben und versuchte es weiter. "Mh, aber was hast du zu verlieren, wenn du mit Leuten kommunizierst?", fragte sie, während sie den Kopf nachdenklich schief legte, blickte aber kurz darauf wieder zu Aramathi, um diesen nicht zu ignorieren. "Ich glaube, wir streiten uns nicht. Wir unterhalten uns", sagte sie locker und verstand sein Problem nicht.

"Ich brauche keine Freunde! Ich brauche mit niemanden zu kommunizieren!", schrie Shiro fast und entschloss sich auf das Deck zu begeben. Dabei blickte er sich jedoch zuerst nach Eve um, denn er wollte sich weiter um sein eigentliches Problem, das Armband, kümmern. Dazu brauchte er diese ganzen Kinder nicht.

Als Raphael die Worte des füchsischen Wesens härte, musste er ein Grinsen unterdrücken, doch er schaffte es nicht ganz. Aus einem Eis sprühten wieder lustige Funken, während er es erneut leckte und näher an die anderen heran trottete. Dabei hatte er seinen Blick direkt auf Aramathi gerichtet. "Warum zanken die sich darüber, wie schlimm es ist, mit anderen Leuten zu reden?", wollte er wissen und deutete mit seinem Kopf auf Neva, die abseits saß.

Diese schüttelte über Raphaels Frage bedauernd den Kopf und als das Gespräch ein Ende gefunden hatte. Dieses Engelsmädchen sollte wirklich aufhören mit diesem Höllendämon ein Gespräch zu beginnen. Sie wusste von sich selbst, dass man Leute wie sie und er, die nicht wirklich über soziale Konpetenzen verfügten, nicht zum Reden zwingen sollte. Allerdings war sie sich auch sicher, dass sie nicht so klang, als würde sie jeden zusammenschlagen wollen, der sie ansprach.

Lillith seufzte, ließ ein wenig die Schultern hängen und Shiro gehen. "Alleine zu sein ist doch auch nicht das Wahre...", murmelte sie und blickte dann zu Aramathi. Wenn Shiro nicht reden wollte, würde sie halt mit den anderen reden. Auch wenn Aramathi seltsame Ohren hatte, die Lillith nicht ganz einordnen konnte.

Der Fuchsfurry drehte sich zu Raphael und blickte auf das Eis. "Uhhh, wo hast du das her? Aramathi will auch so eins", sagte er, leckte sich kurz mit der Zunge über die Schnauze und sprach absichtlich in der dritten Person von sich. So ersparte er sich das Vorstellen ung die Gesichter waren auch immer sehr interessant.

Außerdem war die Vorfreude auf ein Eis sehr groß.

Raphael zog seine Augenbrauen zusammen und fragte sich, ob der Fuchs-Mensch vielleicht doch nicht der richtige Gesprächspartner war. "Zwei Türen weiter, einmal um die Abbiegung, großes Mensaschild, Esitheke...", sagte er und deutete vage in besagte Richtung. "Reden sie da, wo sie herkommen, alle so?", wollte der Junge skeptisch wissen, da Aramathis Redeweise doch ein wenig seltsam und ungewohnt war.

Aramathi lachte. "Nein, aber ich wollte das gerade so ausdrücken", gestand der Fuchs-Mensch. "Weche Geschmacksrichtung hast du genommen?", fragte er, als auch Lillith, die auf die beiden zugekommen war, das Wort erhob.

"Was war das für eine Eissorte?", fragte sie Raphael aufmerksam.

Die Mundwinkel des Jungen zuckten kurz. "Gute Frage, keine Ahnung. Die meisten von den magischen Sorten hatten komische Namen, und wie könnte ich etwas widerstehen, das sich verdammt nochmal 'Sternenzerstörer' nennt? ... Schmeckt aber nach Vanille und Himbeergelee oder so", erklärte er und hob eine Augenbraue bei Aramathis Worten. "Dann tu mir nen Gefallen und drück dich in Zukunft so aus. Es ist ganz nett, wenn ich in der Lage bin, dich ernstzunehmen", sagte er und entschärfte seine Worte kurz mit einem Lächeln, ehe er wieder zu Neva blickte. "Was ist jetzt mit denen los gewesen? Waren die sich zu fein für Gesellschaft?", wollte er verständnislos wissen.

"Ah, okay. Ich versuch mir zu merken, wie die Sorte heißt", antwortete Lillith, bevor sie wieder zurück zum Thema Neva und Shiro ruderte und Raphael Frage benatwortete. "Naja, ich glaube beide sind nicht so gesprächig? Übrigens, ich bin Lillith, ihr?", fragte sie freundlich lächelnd.

Das sorgte dafür, dass auch Neva sich der Gruppe wieder zuwandte und läuschte. Dabei traf sie auf Raphaels Blick, der sie noch immer frangend ansah. Schnell blickte sie wieder weg. Sie hielt es für sinnvoll ihre Namen zu erfahren, selbst wenn sie nicht vor hatte, mit diesen Freundschaft zu schließen. Es könnte noch wichtig werden.

"Musst du nicht, die haben da genug andere bunt funkelnde Sachen. Gucks dir ruhig mal an", empfahl Raphael zum Thema Eiscreme, während er seine letzten Reste im Mund verschwinden ließ und damit begann das Waffelstück abzubrechen. Dann grinste er ganz kurz, als er sah, wie Neva ihren Blick scheu zu ihnen schweifen ließ. "Ist das nicht ein außergewöhnlicher Name ... Also, wenn du wirklich ein Engel bist?", fragte er an Lilith gewandt und ließ seine Augen von Neva nun zu ihren Flügeln wandern, die auf ihren Rücken lagen. Dabei grub sich eine schmale Falte in seine Stirn, während er nachdachte. Doch das hielt nicht lange. "Ich bin Raphael, freut mich", erwiderte er die Vorstellung, bevor er es vergaß.

"Findest du? Ich finde meinen Namen okay", meinte Lillith überrascht, bevor sie lächelte. "Nett, doch kennenzulrenen, Raphael", fügte sie freundlich hinzu.

Auf Lilliths erste Anmerkung hin zuckte Raphael die Schultern. "So, von den mythologischen Ursprüngen her?... Ich weiß nicht, wo du aufgewachsen bist, aber in den menschlichen Sagen ist Lilith kein Engelsname. Eher das Gegenteil", erklärte er und dabei hoben sich seine Mundwinkel kurz zu einem schiefen Lächeln. "Aber ich schätze, da habt ihr andere Überlieferungen."

Lillith begann zu lachen. "Liegt vielleicht daran, dass mich mein Erzeuger nicht mag", schlug sie vor, auch wenn es eher neural klang. Immerhin mochte sie diesen nicht sonderlich. Er sagte ihr immer wieder, dass sie nicht gut genug war und sie wusste auch genau, warum man sie hierher geschickt hatte. Doch sie hatte sich fest vorgenommen ihren Erzeugern zu beweisen, was in ihr steckte.

Neva lauschte unterdessen und fragte sich, wieso sie ihren Vater Erzeuger nannte und wieso dieser sie nicht leiden konnte. Nachdenklich zog sie eine Augenbraue zusammen. Sie fand das Thema interessant und wollte mit sprechen und Fragen stellen. Doch durch ihre Probleme im Umgang mit anderen war das gerade nicht möglich.

"Tut er nicht?", fragte Raphael. "Mein Beileid...", sagte er und wiegte den Kopf. "Aber da hätten sie dir weit schlimmere Namen geben können. Lilith ist doch irgendwie cool. Lehnt sich gegen Gott auf, vögelt eine ganze Armee von Dämonen heran und macht, wonach auch immer ihr der Sinn steht - seh ich jetzt persönlich nichts Falsches dran", sagte er und setzte zum Schluss ein schiefes Grinsen auf, was Lillith zum Lachen brachte.

"Wenn man es so betrachtet, dann klingt mein Namen ja richtig badass", sagte sie amüsiert. "Na ja, er ist immer noch mein Vater. Wie kommt's, dass du hierher geschickt wirst?", fragte sie freundlich und lenkte auch ein wenig vom Thema ab. Gleichzeitig schnitt sie aber auch eine Frage an, die Neva brennend interessierte und diese spitzte die Ohren, um nichts zu verpassen.

Raphael gluckste bei Lilliths Wortwahl leise, ehe er sich an den Resten seiner Waffel verschluckte und kurz husten musste, bis seine Atemwege wieder frei waren. Dann schüttelte er den Kopf und versuchte einen tidernsten Blick aufzusetzen, doch der Hauch Erheiterung war kaum zu übersehen. "Ich war ein seeeehr böser Junge."

Das ließ Lillith grinsen und sie blickte ihn neugierig an. "So böse, dass sie dich wegschicken mussten?", fragte sie interessiert und hörte Nevas leises Kichern, das dafür sorgte, dass sie dieser einen kurzen, freundlichen Blick zuwarf und sie angrinste, bevor sie sich wieder Raphael zuwandte. Wahrscheinlich konnte Neva diesen auch nicht mit einem bösen Jungen in Verbindung bringen. Das passte nicht so ganz zu ihm. Zumindest nicht so, wie er sich bisher gab.

"Heh?", machte Raphael. "Klar, der allerböseste", versuchte er klarzustellen, dich inzwischen fiel ihm eine ernste Miene aufzusetzen und zu behalten wirklich schwer. Doch er gab sich weiterhin Mühe. "Schlimmer als... Eh... Habt ihr sowas wie Saten überhaupt oder ist das auch ne Erfindung der Menschen?"

Lillith verkniff sich mühsam ein Lachen. "Satan, ja natürlich", sagte sie und versuchte überzeugend zu wirken.

Aramathi, der bisher nur zugehört hatte, schaltete sich nun auch ein. "Eure Eltern wollten Euch also bestrafen, in dem sie Euch herschickten?", fragte er neugierig, aber auch ein wenig verständnislos.

Während sie sich unterhielten bemerkte keiner die junge Frau mit dem purpurfarbenem Haar, die neben Neva auftauchte und ihre Flügel samt Erscheinung mit großen Augen musterte. Neva bemerkte sie ebenfalls nicht, weil sie noch immer auf die andere Gruppe fokusiert war und dabei leise kicherte.

Kyon ließ den Blick zwischen dem Engel und der Gruppe fragend hin und her schweifen und zog ihre ganz eigenen Schlüsse daraus. "Bist du verliebt?", fragte sie plötzlich an Neva gerichtet und deutete auf Raphael. Neva zuckte zusammen und wandte seinen Blick von der Gruppe zu Kyon nach oben und weitete ihre Augen ein wenig.

Raphael nickte auf Aramathis Frage lediglich und die todernste Miene fiel ihm inzwischen wieder leichter. "Okay, genau der. Du siehst also, es war gewissermaßen eine Angelegenheit von beinahe nationaler Gewichtung, mich zur Yorukage zu schicken. Da kann man nichts gegen machen", erklärte er an Lillith gewandt, bevor er auf Aramathis Worte einging. "Nee, ging mehr von meinen Lehrern als meinen Eltern aus. Und es ist ne Ausbildung, keine Bestrafung. Ich kann nicht verstehen, was Leute gegen diese Schule haben, um ehrlich zu sein... klingt für mich eigentlich sehr entspannt dort"m meinte er und hob eine Augenbraue kurz, als er eine weitere, neue Stimme hörte. Dennoch drehte er sich dieser nicht zu, sondern hielt den Blick auf Lillith gerichtet. Diese versuchte weiterhin ihr Lachen zu verbergen.

"So, so. Du bist wiiiirklich ein ganz böööser", sagte sie und zog die Worte in die Länge, bevor sie sich kurz Aramathi zuwandte. "Mein Vater denkt, er kann mich loswerden, indem er mich hierher schickt. Eigentlich ein dummer Schachzug. Hier lerne ich mit meinen Fähigkeiten besser umzugehen. Aber eigentlich freie ich mich auf die Schule ... wesentlich besser ... Als der Ort...", sagte sie und wurde zum Ende hin immer leiser, während sie sich an die Kammer erinnerte. Um diese Erinnerungen loszuwerden, schüttelte sie den Kopf.

"W-was?", rief Neva versehentlich lauter, als beabsichtigt, als sie Kyons Worte richtig verstand und fiel dabei beinahe von der Bank.

Bei den beiden Stimmen zuckten Aramathis Ohren angespannt. "Oh nein...", flüsterte er, als er Kyons Stimme bemerkte und sie mit dieser in Verbindung brachte. Angesprannt sah er sich um.

Raphale, der noch über Lilliths Worte grinste und der Meinung war, er hätte seine unglaubliche bösartige Bösartigkeit inzwischen genug hervorgehoben, blickte nun auch zu Neva und hob eine Augenbraue. Die Stimme der jungen Frau war kaum zu überhören gewesen, dennoch richtete er sich wieder an Lillith. "Welcher Ort?", wollte er wissen und versuchte sich von den beiden anderen nicht aus dem Gespräch bringen zu lassen. Dazu war er gerade zu neugierig, auch wenn Kyon interessant aussah.

"Ein für mich unschöner Ort", sagte sie mit einem traurigen Lächeln an Raphael gewandt, bevor sie zu Neva blickte, die nur noch halb auf dem Sofa hing. "Alles okay?", wollte sie wissen und klang ein wenig besorgt.

Kyon blickte von dem Engel auf und wieder zu der kleinen Gruppe. Sie bemerkte Raphaels Blick und Kyon hob den Arm, um von Neva auf ihn zu deuten. "Ich glaube, sie wil sich mit dir paaren", stellte sie nüchtern fest und sah nichts Falsches darin. Für ihre Verhältnisse war so etwas recht normal und sie konnte nicht ahnen, dass sie die anderen damit ein wenig überforderte.

Aramathi ergriff sofort die Flucht und entschied sich jetzt schon ein Eis zu holen. Natürlich rannte er nicht vor Kyon weg, redete er sich ein. "Wir sehen uns bestimmt später", verabschiedete er sich noch von seinen Gesprächspartnern und verließ die Sitzecke.

"Ich, ähm", stotterte Neva leise. "Ja", antwortete sie schließlich auf Liliths Frage und setzte sich auf. Auch wenn die seltsame Rothaarige sie überrascht hatte, ging sie nicht auf diese ein und setzte sich stattdessen stillschweigend wieder auf die Bank. Dabei bedeckte sie sich die vor Scham geröteten Wangen etwas mit ihren Händen. Sowas hatte sie noch nie jemand gefragt und sie wusste nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte.

Raphael blickte Lillith zwar weiterhin neugierig an, entscheid sich aber dazu keinen weiteren Druck auf sie auszuüben. Statrdessen drehte er sich zu Kyon und Neva um und hob die Augenbrauen, als sich plötzlich ein Finger auf ihn richtete.

Seine Miene wirkte im angemessenen Maße perplext und überrumpelt. Das war er auch. Zu sehr, um darüber zu lachen.

"... Ich glaube, sie ist ein bisschen zu jung dafür", antwortete er Kyon mit einer Tonlage, als wäre er schon viel älter und wüsste es besser. Dabei war er lediglich etwa ein Jahr älter, als der Rest. Geistig zumindest.

Lillith blickte derweil besorgt zu Neva. "Ganz sicher?", fragte si und hob eine Augenbraue, wegen Raphaels Bemerkung. "Da kennt sich natürlich der große böööse Junge aus", sagte sie neckend, bevor sie sich von Aramathi verabschiedete, der fast schon außer Sicht war. Kyon blickte zu Neva und hob die Hand vor den Mund.

"Ich glaube er bevorzugt reifere Frauen", flüsterte sie zu Neva, als wären sie bereits die besten Freunde und als würde es Neva interessieren.

Diese spürte nur, wie ihre Wangen noch wärmer wurden und winkelte die Beine an, um ihr Gesicht zwischen ihren Knie zu verbergen. "Ich-das-du...", stammelte sie vor sich hin und das war alles, was sie hervorpressen konnte.

"He? Ja klar. Ich weiß natürlich alles über Bienchen und Blümchen und Engel und...", begann Raphael, stockte jedoch, da ihm das Äquivalent der Blumen für Engel nicht einfiel. "Baumstämme?", rief er und richtete seine Augen dann wieder auf Kyon und Neva. Noch immer ein wenig irritiert, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. Dabei beobachtete er Kyon und wüsste gern, was diese tuschelte. Vor allem, weil Nevas Reaktion ihn noch neugierig machte und seine Mundwinkel zucken ließ.

Lillith musterte Raphael mit einer amüsierten und skeptischen Mischung. "Naja ich weiß ja nicht so recht", bemerkte sie neckend. "Du siehst irgendwie nicht so okay aus", sagte sie schließlich besorgt, aber freundlich an Neva, um dann zu Kyon zu schauen. "Ich bin Lillith, du?", stellte sie sich in einem lockeren, aufgeschlossenen Ton vor.

Neva versuchte derweil am liebsten im Boden zu verschwinden. Ihr war bewusst, dass er sie ansah. Sie alle sahen sie an! Sie konnte ihre Blicke spüren. Warum konnte sich der Boden nicht einfach öffnen und sie verschlucken?

Kyon wunderte sich über die Worte von Raphael. Was meinte dieser mit Bienchen und Blümchen? Das war bei ihr nicht gängig und sie wusste nicht ganz, was sie damit anfangen sollte. Sie ließ sich neben Neva an den Rand der Bank nieder und rutschte ein ewnig zu dieser, als Zeichen, sie solle Platz machen. "Kyon Ianis die XVIII, vom Stamm Kyon", stellte sie sich ebenfalls vor, während die Worte der anderen bei Neva einfach an der Wand aus Scham abzuprallen schienen. Genau so wie Kyons stille Aufforderung.

Diese rutschte durch den Widerstand des Engels immer wieder von der Bank, versuchte sie aber trotzdem weiter zu Seite zu schiene, obwohl es erfolglos schien.

"Oha, ich habe das Gefühl, du zweifelst meine jahrelange, umfassende Erfahrung in diesen Dinge an", stellte Raphael leise in Lilliths Richtung fest und hob eine Braue. Dabei ließ sich erahnen, dass er es einfach nur aus Spaß sagte. Jedoch glitt seine Aufmerksamkeit bald auf Kyon und er runzelte leicht die Stirn.

"Ich?", fragte Lillith an Raphael gewandt. "Deine Flirt-Skills anzweifeln? Niemals! Das würde ich nicht wagen", sagte sie und wandte sich dann an Kyon. "Nett dich kennenzulernen, Kyon", grüßte sie grinsend.

Raphael blickte zur Seite. "Warte, wie kommen wir jetz zu Flirten von Bienchen und Blümchen?", fragte er an Lillith gewandt, bevor er ihr hinterhertrottete und den Blick über die beiden Mädchen schweifen ließ. Die Hände dabei in den Taschen vergraben.

Dann rissen Nevas gemurmelte Worte die Aufmerksamkeit der anderen auf sich. "Es wird lustig, sagten sie. Es wird ein schönes Erlebnis, sagten sie. Am Arsch", murmelte sie fast knurrend vor sich hin.

Lillith hockte sich zu ihr hin und ihr fiel nun endlich ein, woher sie diese kannte. "Wir wohnen am gleichen Ort", platzte es aus ihr heraus und das Lächeln wurde fast zu einem Grinsen, weil sie stolz darauf war, dass es ihr eingefallen war.

Kyon, die nun halb auf der Bank lehnte, folgte Lillith mit ihren trüben Augen, bevor sie hoch zu Raphael blickte und dessen Blick bemerkte. Sie legte minimal den Kopf schief und versuchte seine Aura zu lesen. Dabei zuckte sie kaum merklich zusammen und musterte ihn noch immer, als würde sie an ihm etwas suchen.

"Wie viel von deinem Namen muss man mitsprechen, damit es höflich bleibt?", fragte Rapahel, der Kyons Blick bemerkte.

"Geh weg", meinte Neva plötzlch kleinlaut und fast wie ein bockiges Kind, bevor sie die Arme auf ihrem Kopf verschränkte, als wollte sie sich verstecken. "Warum kommen jetzt alle hierher? Das macht mich nervös", sagte sie leise.

"Vielleicht haben wir uns ja gerade alle vorgenommen, dich nervös zu machen?", wollte Raphael von Neva wissen, auch wenn es nicht wirkte, als hätte er es ernst gemeint. Dabei blickte er allerdings weiterhin zu Kyon.

Lilith drehte sich nun von Neva zu Raphael. "Mach sie doch nicht noch nervöser, als sie ist", sagte sie freundlich und blickte wieder zu Neva. "Tut mir leid, wenn du dich überfordert fühlst. Darf ich wenigstens deinen Namen erfahren?", fragte sie und ließ sich nicht so einfach verscheuchen. "Ich kenne dich bisher nur vom Sehen", fügte sie hinzu und klang dabei sanft und freundlich. Immerhin wollte sie nicht, dass die andere Engelsfrau mit den schönen pechschwarzen Haaren und Flügeln wieder wegrannte.

Kyon rutschte ein wenig benommen von der Bank. "Das ist mein Name", sagte sie etwas abwesend an Raphale gewandt, bevor sie damit begann ihn ein wenig am Bauch zu piksen.

"Wenn ich meinen Namen sage, darf ich dann wieder alleine auf der Bank sitzen und peinlich berührt sein?", wollte Neva nuschelnd wissen und ihre schwarzen Flügel zitterten ein wenig aufgeregt. Sie war dabei jedoch so leise, dass wahrscheinlich nur Kyon sie wirklich verstanden haben konnte.

Lillith legte den Kopf zur Seite. "Keine Ahnung. Eine 50-40 Chance", lächelte sie freundlich als Antwort, als wieder Raphaels Stimme erklang, der sich von Kyon nicht aus der Ruhe bringen ließ.

"Noch nervöser? Geht da überhaupt?", fragte er und musterte das kleine Häufchen Neva. Dabei beobachtete er Liliths Annäherungsversuchte. Er war der Auffassung, dass die Art wie sie sich verhielt sehr gut zu dem passte, was er unter Engel verstand.

Ein erneutes Piksen in seinen Bauch sorgte dafür, dass er die Aufmerksamkeit auf Kyon richtete. "Das war nicht meine Frage, aber okay. Alles gut bei dir?", fragte er freundlich, als würde es ihn nicht wirklich stören, dass sie ihn pikte.

"Neva", brachte die schwarzhaarige Engelsfrau schließlich hervor und klang dabei kleinlaut.

Lillith strahlte förmlich. "Nett dich kennenzulernen, Neva!", sagte sie erfreut. "Danke, dass du mir und uns deinen Namen verraten hast", fügte sie hinzu und blickte dann mit einem fröhlichen Lächeln zu Raphael und Kyon. "Was ist denn bei euch los?", fragte sie amüsiert, weil sie nur flüchtig mitbekommen hatte, was Kyon da tat.

Diese ließ langsam den Arm wieder sinken und blickte zu Raphael empor. Dabei bemerkte sie unter den Haaren ein komisches Gebilde an seiner Schläfe, das sie die Stirn runzeln ließ. "Welcher Art gehörst du an?", fragte sie geradewegs heraus und nahm die anderen nur am Rande wahr. Ihre Aufmerksamkeit war voll und ganz auf den Jungen gerichten.

Bei dieser Frage hob auch Neva neugierig den Kopf. Ihre Wangen waren noch immer rot, doch mittlerweile hatte legte sich das langsam wieder. Sie war diese ganze Aufmerksamkeit einfach nicht gewohnt, war aber durchaus neugierig.

Lillith bemerkte den Blick von Neva, lächete sie lieb und aufrichtig an, bevor sie sich wieder den anderen beiden zuwendtete.

"Würde mich auch interessieren", sagte sie und sprach damit ihre Gedanken unabsichtlich laut aus.

Von Raphael war nur ein verdutztes Blinzeln wahrzunehmen und er fragte sich noch immer, ob das einfach Kyons Art war, sich auszudrücken und legte das einfach für sich fest. "Mensch... Magier. Darf ich die Frage zurückgeben, Kyon Ianis die XVIII vom Stamm Kyon?", fragte er, bevor er auch das Gespräch der beiden Frauen bemerkte und die Schultern zuckte. "Nichts Spannendes. Und hey, Neva. Schön dich kennenzulernen." Ein schwachges Lächeln zierte seine Lippen, als er auf die beiden Engel blickte, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Kyon schenkte.

Diese wirkte sichtlich überrascht über die Antwort des Schwarzhaarigen. Dabei versuchte sie ihre Mimik jedoch möglichst neutral zu halten. "Aber", setzte sie an, brach den Satz dann jedoch wieder ab.

"Hm? Aber was?", fragte Raphael, der nur am Rande bemerkte, wie Neva ihn schüchtern anlächelte und sich dann wieder an Kyon wand, um sie stammelnd zu fragen, ob sie sich wieder auf die entfernte Bank setzen durfte. Das ließ Raphael ein wenig schmunzeln. "Sind wir echt so schrecklich?", wollte er fast schon belustigt wissen.

"Du... Du hast", begann Kyon und runzelte dabei ein wenig abwesend die Stirn, bevor sie leicht den Kopf schüttelte. Sie war so verwundert, dass sie Raphaels Frage an Neva komplett überhörte

"Ich hab was?", fragte Raphael mit einer leichten Spur Gereiztheit in der Stimme an Kyon gewandt. Es klang nicht, als wäre er schwerwiegend gereizt, doch empathische Personen waren in der Lage seine Stimmung zu erahnen.

"Sicher, dass du alleine sein möchtest?", wollte Lilith von dem jungen Engelsmädchen wissen und runzelte fragend die Stirn. Sie erhob sich und sortierte ihre Flügel ein wenig.

"N-Nein, ich wollte damit nicht signalisieren, dass- ich wollte nur- ich mag nicht-", stammelte sie überrumpelt über Raphaels Frage und wirkte damit noch unbeholfener.

Als Raphael Nevas gestammelte Worte hörte, verschwand seine Gereiztheit wieder ein wenig und schien stattdessen einem amüsierten Unterton platz zu machen. "Du wolltest... Nur was?", fragte er und stellte sich dabei unwissend.

"Ich wollte-das-", setzte sie an und atmete einmal laut ein und aus. Wieso konnte er nicht damit aufhören sie zu überfordern? Sie wusste nicht, was sie sagen sollte und ihr Blick fiel wieder auf ihre Schuhe, die auf einmal plötzlich viel interessanter schienen. "Ich habe ein P-Problem damit, neue Leute kennen... Zulernen", sagte sie und es fiel ihr leichter, wenn sie andere nicht ansah, dennoch hörte man, wie erleichtert sie war, als sie ihren Satz endlich vervollständigte.

Dabei bemerkte sie nicht, wie Kyon Raphael noch immer mit lauernden, verengten augen betrachtete und dann wieder zurück zu Neva lief. Sie war sich sicher, dass Raphael log, doch das konnte sie jetzt nicht weiter verfolgen. Dennoch würde sie es im Hinterkopf behalten.

"Und du glaubst, das Problem wird sich jemals lösen, wenn du einfach komplett darauf verzichtest, neue Leute kennenzulernen?", fragte Raphael mit sanfter Stimme. So sanft, wie es einem dreizehnjährigen Magier möglich war.

Auch Lilliths Gesichtsausdruck wurde sanfter. "Hey, das ist doch nicht so schlimm. Alles nur Gewöhnungssache. Man kann nicht einfach Fähigkeiten von Null auf Hundert erlernen. Übung macht den Meister", erklärte sie mit einem sanften Lächeln freundlich.

Neva verschrenkte schüchtern ihre Finger ineinander. "I-Ich weiß nicht. So war ich schon immer. Ich hatte deshalb auch nie viele Freunde...", sagte sie vorsichtig und sah zu Lillith nach oben. Ihr Lächeln steckte an, weshalb auch ihre Lippen sich zu einem leichten Lächeln verzogen. Sie fand, dass das Engelsmädchen ein sehr schönes Lächeln hatte. Ansteckend.

"Jetzt hat du Freunde!", bestimmte Lillith einfach. "Jedenfalls ist das bei mir so. Ich zähle dich zu meinen Freunden und weißt du was Freunde tun? Sie sind für dich da und unterstützen dich", sagte sie weiter und lächelte, während sie bemerkte, wie niedlich Neva eigentlich war.

"Genau das", stimmte Raphael zu. "Vielleicht wird's langsam Zeit, diese Freundschafts-Sache mal auszuprobieren, hm?", wollte er mit einem schwachen Lächeln an Neva gewandt wissen. Er verstand aber eigentlich nicht, was mit diesem Mädchen los war. Er wollte mehr über sie erfahren, doch das hier war der falsche Zeitpunkt dafür. Dennoch würde er es nicht vergessen und im Hinterkopf behalten.

Nevas Blick hellte sich auf, wenn sie an die Vorstellung dachte, dass sie endlich Freunde gefunden hatte! Ihre Nervosität war wie weggewischt. "Das heißt, ihr wollt meine Freunde werden?", fragte sie mit großen Augen und blickte alle nacheinander an.

Bei diesen Worten grinste Lillith breit. "Ja klar!", flötete sie fröhlich.

Raphael hingegen grinste schief. "Shhhh, Neva, so eine Frage darfst du nicht stellen. Immer Selbstbewusstsein vortäuschen. Sag, wir haben die Ehre, von jetzt an deine Freunde sein zu dürfen... Oder was weiß ich."

Neva begann leise zu kichern. "Oh ja, natürlich, entschuldigung. Also habt ihr jetzt die Ehre, von nun an meine Freunde zu sein."

Lillith knuffte leicht in Raphaels Seite. "Bring ihr doch nicht deine Art und Weise bei", tadelte sie ihn und verdrehte leicht amüsiert die Augen, machte dann jedoch einen Hofknicks. "Es ist uns eine Ehre, eure Hoheit", sagte sie und zwinkerte Neva zu, bevor sie leise kicherte.

In gespielter Empörung reagierte Raphael mit: "Was ist falsch an meiner Art und Weise?"

"Ach nichts, ist ja nicht so, dass du ein böser Junge bist", erinnerte Lillith ihn neckend.

Das andere Engelsmädchen grinste breit. "Sagt mal, ist es draußen eigentlich noch hell?", wechselte sie neugierig fragend das Thema.

"Gutes Mädchen... Jetzt, wo wir das hinter uns haben, erzähl mal. Was treibt dich an die Yorukage?", fragte Raphael schließlich, bevor er seinen Kopf so wandte, dass er durch eines der Fensters ehen konnte. "Schätze schon. Willst du raus?", fragte er auf Nevas Frage hin.

Neva schwieg und schien in Gedanken.

Raphael wiegte den Kopf bei Lilliths Worten. "Ja... Aber du sagst es, als wäre es was schlechtes?", sagte er.

"Das kam aber jetzt aus deinem Mund, nicht aus meinem", lächelte sie locker als Antwort, als Neva sie unterbrach, indem sie sich doch entschied auf Raphaels Frage zu antworten.

"Na ja, also der öffentliche Grund ist, dass ich dort hingehen muss, weil meine Eltern meinen, dass es mir gut tun würde, mal von daheim weg zu sein, da ich das aus gewissen Gründen nur selten getan habe. Zumindest Tagsüber", antwortete Neva nach einer längeren, gedanklichen Pause.

Raphael lauschte aufmerksam und hob kurz eine Augenbraue, äußerte seine Vermutung jedoch nicht.

"Tja... Wenn du willst, können wir gern ein wenig von dem, was du verpasst hast, nachholen. Kyon 18, was ist mit dir? Willst du mitkommen?", fragte der Schwarzhaarige und wandte sich suchend nach der Bienenkönigin um.

"Wenn es euch nichts ausmacht, ich würde gerne mal dieses Eis probieren, das du vorhn gegessen hast, Raphael. Kommt ihr mit, oder soll ich alleine gehen?", fragte sie und blickte in die Runde.

„Dein Sonnenlicht wirst du in der Cafeteria nur hinter Fensterscheiben sehen... ansonsten aber nichts dagegen", meinte Raphael.

Kyon zuckte zusammen, als sie Raphael ihren Namen sagen hörte. Er hatte diesen die ganze Zeit schielend gemustert und am Rande dem Gespräch gelauscht. "Nein, danke. Ich werde mich lieber auf mein Zimmer begeben, um nach meinem Schwarz zu sehen", winkte Kyon ab und sprang wieder von der Bank. "Wir werden uns sicherlich noch einmal begegnen." Dabei meinte sie zwar alle Anwesenden, doch sah dabei nur Raphael auf, bevor sie sich auf den Weg machte und die Gruppe stehen ließ.

Lillith winkte Kyon zum Abschied. "Okay, bis dann", rief sie ihr freundlich hinterher, musste aber gestehen, dass sie ein eigenartiges Mädchen war. Aber trotzdem irgendwie süß.

Ihr Blick glitt wieder zu ihrer Freundin und ihre Augen begannen leicht vor Freude zu strahen, als ihr Magen begann zu knurren. "Mein Stichwort. Ich habe Hunger", verkündete sie und versuchte ihre Verlegenheit zu verbergen. Ihre Flügel wurden jedoch leicht pink und dann wieder weiß und zeigten so ihre Gefühle.

"Ihrem... Was?", fragte Raphael, der über Kyons Abschiedsworte nachdachte. Sie waren so kryptisch, dass er nicht genau wusste, was er davon halten sollte. Schließlich schüttelte er den Kopf und seine Mundwinkel zuckten, als er Lilliths Magen hörte. "Hat man gehört... Okay, auf geht's", verkündete er und beobachtete dabei neugierig die Flügel, des Engelsmädchens. Er war sich nicht ganz sicher, ob er sich die Farbänderung nur eingebildet hatte.

Neva erhob sich und zog aus ihrer hinteren, magisch vergrößerten Hosentasche etwas hervor, das sie sich überwarf. Es war ein Umhang mit einer Kapuze, die sie sich über den Kopf und tief ins Gesicht zog. "Jetzt können wir", verkündete sie enthusiastisch und klatschte in die Hände, bevor sie voraus eilte.

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