Kapitel 1

~Irgendwo in der Mittleren Galaxie~

Sanft schwebte das Schiff auf den Strömungen der Luft und die großen Segel sorgten dafür, dass es seinen Weg ruhig und konstant folgen konnte. Der Wind war recht ruhig und nur wenige Wolken zogen über den Himmel. Es war nicht kalt und deshalb tummelten sich viele junge Wesen auf dem Schiff. Alles Schüler, die auf den Weg zur berühmtesten Schule der mittleren Galaxie, der Yorukage, waren. Manche freiwillig, andere nicht.

Shiro war einer derjenigen, der unfreiwillig hier an Bord war. Seine schwarzen Fledermausflügel lagen eng an seinen Rücken gefaltet, während er in einer Ecke auf dem Deck stand und mit seinen roten, geschlitzten Augen die Wesen beobachtete.

Der Wind fuhr ihn sanft durch das schwarze Haar und verstrubbelte es noch mehr. Er hoffte wirklich, dass er nicht so viel mit den anderen Schülern zu tun haben würde. Er wollte nicht mit ihnen zusammen sein, doch trotzdem war er irgendwie hier gelandet.

Sein Blick glitt kurz in den Himmel, wo er die bunten, großen Vögel beobachtete, die zwischen den riesigen Segeln des Schiffes vorbeiflogen, als würden sie tanzen. Überall waren Stimmen zu hören und es hatten sich einige Grüppchen gebildet.

Zwischen diesen Grüppchen bewegte sich eine Gestalt mit einem violetten Mantel auf ihn zu. Dieser Mantel war ein Zeichen für die Lehrer der Yorukage, doch er hatte angenommen, dass es hier keine Lehrer gab. Man hatte ihm gesagt, dass dieses Schiff die Schüler zu der Schule brachte und er sich bei der Heilerin melden sollte. Allerdings hatte er das nicht getan. Warum auch? Er war körperlich gesund. Ein Höllendämon, wie er einer war, konnte immerhin nicht krank werden. Dazu kam, dass es für ihn keinen Grund gab, nich gefügig zu geben. Immerhin sah er dies hier als eine Art Strafe, der er entkommen wollte.

Seine Augen musterten die Frau, die auf ihn zu kam und er erkannte an ihr deutlich, dass sie eine Heilerin war. Wahrscheinlich doch keine Lehrerin, sondern die Heilerin der Schule. Die, bei der er sich hätte melden sollen.

Sie ließ ihren Blick über das Deck wandern und dabei spiele der Wind mit ihren seltsamen Haaren. Sie hatten ein blasses Rosa, das zu den Spitzen in ein helles Blau verlief und für Shiro irgendwie seltsam anmuteten. Vor allem waren diese hochgesteckt und wirkten dennoch sehr lang. Einge Strähnen zog der Wind aus ihren Haaren und kurz befiel den Jungen eine seltsame Faszination für diese Frau. Doch das schob er auf die Tatsache, dass se eine Lehrerin war.

"Shiro Tenshi?", fragte sie in die Masse hinein und dennoch konnte Shiro ihre Stimme sehr deutlich hören. Diese musste mit Magie vestärkt sein, sonst hätte das Gerede der Schüler sie übertönt. Es wurde ein wenig ruiger und einige Schüler sahen auf und kurz zu der jungen Frau, bevor sie sich wieder ihren Gesprächspartnern oder anderen Dingen widmeten.

Shiro hingegen richtete den Blick direkt auf die Frau. "Ja?", grummelte er leise und missmutig. Vielleicht hörte sie ihn einfach nicht, doch da sie den Weg änderte und auf ihn zu kam, schien dem nicht der Fall zu sein.

Vor Shiro blieb sie stehen und musterte ihn neugierig. Ihr Blick ruhte dabei ein wenig länger auf seinen Flügeln, was dafür sorgte, dass Shiro eine Braue hob. Ob sie noch nie solche Flügel gesehen hatte? Möglich war es, er wusste immerhin nicht, was hier sonst für Wesen unterwegs waren. Höllendämonen wie ihn hatte er bisher auf dem Schiff nicht gesehen.

"Shiro Tenshi?", wiederholte die Heilerin ihre Frage noch einmal leise und dieses Mal direkt an ihn gerichtet. Ihr Kopf dabei nachdenklich schief gelegt und den Blick starr auf Shiro. Das machte ihn ein wenig nervös, doch er zeigte es nicht.

Sie war einen Kopf kleiner als er und trotz der Tatsache, dass sie eine gewisse Macht ausströmte, fühlte sich Shiro dadurch überlegen. Vielleicht auch, weil er wusste, dass er einer sehr mächtigen Rasse angehörte. Höllendämonen galten immerhin in manchen Kulturen als Götter und das nicht ohne Grund. Ihre Aufgabe in der Hölle war wichtig, auch wenn sich Shiro speziell nie damit auseinandergesetzt hatte.

"Ich bin Eve, die Heilerin an Bord. Du warst noch nicht bei mir", stellte sie mit einer angenehmen Stimme fest, die Shiro jedoch gleichzeitig ein wenig die Haare zu Berge stehen ließ. "Ich untersuche die neuen Schüler alle vor der Ankünft", fügte sie erklärend hinzu, während ihre Stimme eine ganz eigene, liebliche Melodie malte, die Shiro unter die Haut ging. Doch er zeigte es nicht. Stattdessen nickte er lediglich ein wenig genervt.

Eve machte eine Handbewegung und Shiro deutete es so, dass er ihr folgen sollte. "Dann komm bitte mit. Du bist nicht der einzige, der noch fehlt. Wir werden auch noch Kyon aufsammeln", erklärte die Frau freundlich und blickte immer wieder zu Shiro, als wolle sie schauen, dass er nicht wegrannte. Dabei war ihr Blick nachdenklich und musternd. "Du kommst aus der Hölle, richtig?", wollte sie neugierig wissen und wirkte, als würde sie herausfinden wollen, ob sie ihn kannte. Shiro konnte nicht ahnen, dass Eve ebenfalls von seiner Rasse war, denn nichts an ihr deutete darauf hin. Sie gab sich alle Mühe diese Tatsache zu verstecken. Auch wusste Shiro nicht, dass sie lange Zeit in der Hölle gelebt und auch dort gearbeitete hatte. Doch diese war sehr groß und wahrscheinlich waren sie sich auch nie begegnet.

"Ja, ich komme aus der Hölle", stimmte Shiro murrend zu und folgte ihr deutlich widerwillig. Diese Frau war seltsam. Wieso wusste sie so viel über ihn? Seinen Namen hatte sie wahrscheinlich aus irgendwelchen Dokumenten, doch woher wusste sie seine Rasse? Höllendämonen sollten hier überhaupt nicht so bekannt sein und er hatte einmal gehört, dass viele die Hölle für einen Mythos hielten. Was Quatsch war, aber so waren die meisten Wesen nun einmal.

Die Heilerin nickte nachdenklich, bevor sie sich weiter suchend umsah. "Kyon Ianis?", fragte sie und erneut bemerkte Shiro, dass die Stimme magiedurchwirkt war. Das schien ihre Methode zu sein, gegen den Lärm der Schüler anzukommen. Seltsamerweise machten die meisten Schüler ihnen Platz und Shiro fragte sich, woran das lag. Doch auch in den Blicken der Schüler konnte er nichts finden, was auf den Grund hinwies. Vielleicht Respekt oder auch Angst?

Eve führte Shiro eine Weile lang durch die Schüler über das Schiff, bis sie direkt auf eine junge Frau von geringer Größe zuging. Diese hatte ihr Kinn auf die Reling gelegt und versuchte darüber zu schauen. Das kurze, purpurfarbene Haar wirbelte vom Wind getragen um ihren Kopf und die ebenfalls purpurfarbenen, aber matten Augen ohne Pupillen wanderten nun in Richtung der Heilerin, als hätte das Mädchen diese gehört. Shiro musterte sie skeptisch.

Sie sah viel jünger als, als die meisten anderen hier auf dem Schiff. Selbst jünger, als die, die Shiro für die Neuen hielt. Hatte sie das richtige Alter für diese Schule? Außerdem fand der Höllendämon ihre Sachen ein wenig seltsam. Sie war in einen engen Anzug gewickelt, der sie bis zum Hals einschloss.

"Kyon Ianis die XVIII", korrigierte sie Eves Frage nüchtern und drehte sich nun direkt zu dieser und Shiro um. Dabei huschte ihr Blick zwischen Shiro und der Heilerin hin und her.

Shiro sah die Heilerin schwach lächeln. "Dann für dich bitte auch Eve Astreya Saytan, Territoriumskönigin von Andalusia, Herrin der nördlichen und südlichen Hölle und Heilerin der Yorukage", sagte sie und verbeugte sich gespielt. Shiro hob bei dieser Vorstellung eine Augenbraue und erinnerte sich daran, woher ihm dieser Name bekannt vorkam. Er hatte von ihr gelesen. Eine Herrin eines Höllenteils, in der dem nicht wohnte. Allerdings verstand er nicht, was sie genau mit Territoriumskönigin meinte.

Der Höllendämon verstand nicht ganz, was das jetzt sollte. Wollte sie, dass die andere nicht auf ihren Titel bestand oder was?

"Schwierig, oder?", fragte Eve und klang ein wenig belustigt. "Ich wäre dafür, dass wir eifnach beim Vornamen bleiben."

Shiro konnte das nur gutheißen. Er hatte wirklich keine Lust sie mit ihrem vollen Titel anzusprechen. Das klang immer so unterwürfig. Er war sowieso dafür, dass sie wieder nach Hause gingen. Er fühlte sich hier Fehl am Platz. Schon die ganze Zeit. Und das hier machte es nicht besser.

Das Mädchen mit dem Namen Kyon legte den Kopf ein wenig schief. "Sie sind komisch", sagte sie nüchtern und Shiro konnte ihr da nur zustimmen. Kyon ging auf Eve zu und hob ihren Arm, bevor sie mit dem Zeigefinger gegen ihr Bein drückte, als würde sie prüfen wollen, ob diese echt war. Das war selbst für Shiro eine seltsame Aktion und er beobachtete diese genau.

Die Heilerin wirkte nicht, als wäre sie von Kyons Worten oder ihren Taten sonderlich überrascht oder empört. Shiro war zwar nicht sonderlich gut darin Gefühle zu erspüren, doch da er sich als Hölledämon von diesen ernährte, hätte er es mitbekommen, wenn sie sehr stark in der Luft gelegen hätten.

"Du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass auf dieser Schule Titel bedeutunglos sind. Hier werden Lehrer wie Schüler mit den Vornamen angesprichen. Möchtest du hörlich sein, kannst du Lehrer mit Lord oder Lady ansprechen, aber niemand besteht hier auf seinen vollen Titel", erklärte Eve, was Shiro die augen verdrehen ließ. Wenn alle so einen langen Titel hatten wie Eve, dann war es klar, warum keiner darauf bestand. Dann würde es ewig dauern, wenn man einen Lehrer ansprechen wollte.

Das alles hier entwickelte sich anders, als er angenommen hatte und wurde viel schnell seltsam und skurriel. Er wollte wieder zurück, auch wenn er noch nicht wusste wie.

Das junge Mädchen mit den purpurfarbenen Haaren legte den Kopf in den Nacken, um zu Eve hinauf blicken zu können. "Titel?", fragte sie ein wenig verwirrt und Shiro hob eine Augenbraue. "Das ist mein Name", stellte sie ein wenig irritiert klar und ihr Blick fiel nun zur Seite auf Shiro, wo sie diesen musterte. Er selbst blickte möglichst emotionslos zurück, auch wenn er die Frau interessant fand.

Eve schüttelte ein wenig belustigt den Kopf und zeigte dann auf Shiro, der nicht sonderlich begeistert war, jetzt wieder die Aufmerksamkeit der anderen zu haben. "Das ist Shiro. Du und er werdet mich kurz begleiten. Ich muss euch vor der Ankunft noch untersuchen, sonst dürft ihr das Gelände der Schule nicht betreten", erklärte sie freundlich, aber bestimmt. Shiro verzog ein wenig das Gesicht. Er wollte as Gelände doch auch gar nicht betreten, warum sollte er sich dann untersuchen lassen? Wenn es nach ihm ging, konnten sie diese Unersuchung weglassen und er ging einfach. Das wäre für alle wahrscheinlich das Leichteste.

Kyon machte einige Schritte zurück und sah zu Eve auf. Dabei hob sie den Finger und deutete ebenfalls auf Shiro. "Heißt das: Er ist ein Erstklässler?", fragte sie und erhielt ein Nicken, während Shiro langsam die Geduld verlor.

"Ich habe nicht darum gebeten zur Schule zu gehen", stellte er schroff klar, was dafür sorgte, dass die Heilerin eine Augenbraue hob.

"Es ist eine Ehre an die Yorukage zu gehen", sagte sie und Shiro verdrehte die Augen. Ihm war es egal, wie bekannt die Schule war oder wie schwierig es war, an diese zu gelangen. Er hatte nicht darum gebeten. Er wurde auf diese abgeschoben!

"Für mich nicht", stellte er in einem schroffen Ton klar und sah dabei Eve gelangweilt an.

Nun richtete auch Kyon ihre Aufmerksamkeit auf den Höllendämon und musterte ihn von oben bis unten genau. "Dann geh doch wieder. Ich bezweifel, dass dich jemand aufhalten wird", sagte sie und wandte sich wieder Eve zu. Sie schien erpicht darauf, auf die Schule zu gehen, im Gegensatz zu Shiro, der sich über Kyons Art ärgerte. Als wäre er nicht schon gegangen, wenn er könnte!

"Wenn mich diese Untersuchung an die Yorukage bringt, bin ich bereit dafür", sagte sie und wirkte so, als würde sie es kaum erwarten.

Shiro hob eine Augenbraue und blickte abschätzig zu Kyon, die sich in seinen Augen sehr dämlich verhielt. "Das könnte ich auch machen, immerhin kann ich fliegen", sagte er mit ein wenig Stolz über diese Tatsache in den Worten. Fliegen zu können war ein wunderbares Gefühl.

Eve schien beide zu beobachten und seufzte lediglich. Wahrscheinlich schien sie endlich zu verstehen, dass er nich hierher passte.

"Ich gehe jetzt wieder", sagte er schroff und drehte sich zum Gehen um.

Doch er kam nicht weit. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Eve ihre Hand hob. Magie wirbelte um ihn herum und irgendwas hob ihn in die Luft. Seine Füße verloren den Kontakt zum Boden. "Schön hier geblieben", erklang Eves Stimme und Shiro schaffte es einfach nicht, sich weiter zu bewegen.

"Der Höllenfürst will dich auf dieer Schule seen, also bleibst du auch hier", bestimmte sie und Shiro schwebte unfreiwillig auf sie zu. Dabei schnaubte er. Natürlich widersetzte sie sich diesen Anweisungen nicht. Nicht, wenn sie ihn wirklich kannte und er ihr Vorgesetzter war.

Shiro warf Eve einen bösen Blick zu, der von dieser jedoch ignoriert wurde. Er würde schon seine Gelegenheit bekommen von hier zu verschwinden.

Eve und Kyon setzten sich in Bewegung, während Shiro ihnen hinterher schwebte. "Ihr seid doch eine Lehrerin", fragte Kyon mehr, als das sie feststellte.

Eve antwortete ihr mit einem Nicken. "Ja, das bin ich. Mehr oder weniger. Im Moment fungiere ich als Heilerin und Aufpasserin auf diesem Schiff", erklärte sie mit dem freundlichen Ton, der begann Shiro auf die Nerven zu gehen.

Kurz ließ er seinen Blick gen Himmel gleiten und war davon überzeugt, dass Eve ihn nicht die ganze Zeit bewachen konnte. Im Moment konnte er nichts tun und das wussten sie beide, also konnte war er gezwungen zu folgen und lauschte den beiden Frauen dabei aufmerksam. Vielleicht verriet Eve etwas, das ihm half.

"Und der Fürst, von dem Ihr gesprochen habt?", fragte Kyon neugierig und Shiro bemerkte, we sie ab und an zu ihm empor schielte.

"Über die Hölle und ihre Bedeutung werdet ihr noch in den entsprechenden Kursen unterrichtet. Shiro aber kommt direkt aus der Hölle und sollte seinen König durchaus kennen", erklärte die Heilerin leise und mit einem Schmunzeln in der Stimme, das Shiro knurren ließ.

"Natürlich kenne ich ihn", schnaubte er verärgert. Wieso ging sie davon aus, dass er ihn nicht kannte, nur weil er sich nicht nach der Pfeife von anderen richtete?

Kyon runzelte ein wenig die Stirn. "Also ist er sowas wie das Oberhaupt seines Stammes?", fragte sie nach und schien mit dem Begriff Höllenfürst nichts anfangen zu können. Was für ein unwissendes, kleines Mädchen und mit so etwas sollte er in die gleiche Klasse? Das war doch unnötig. Sie schien ja nicht einmal die normalsten Dinge der Welt zu kennen.

"Ja und nein. Der Höllenfprst gehört zum Dreieck der Macht", erklärte Eve und Shiro war sich relativ sicher, dass Kyon auch damit nichts anfangen konnte. "Er ist aber auch das Oberhaupt der Höllendämonen, kpmmert sich aber auch um die Seelen nach ihrem Tod", erklärte Eve weiter und währenddessen liefen sie unter Deck. Shiro bemerkte einige Blicke anderer Schüler, ignorierte sie jedoch völlig. Das Gespräch der beiden über die Hölle war viel interessanter. Gleichzeitig aber auch belustigend. Kyon schien so unwissend.

Auf Kyons Gesicht war klar zu sehen, dass sie Eves Worte nicht glaubte und das, obwohl sie Nickte. "Verstehe", murmelte sie an Eve gewandt, als diese um eine Ecke ging und plötzlich stehen blieb.

Vor ihnen befand sich eine Tür und in der Nähe eine Sitzgruppe, auf der bereits ein seltsames, fuchsähnliches Wesen saß und wartete.

"Kyon, würdest du bitte hier draußen warten, bis ich mit Shiro fertig bin?", fragte sie freundlich und deutete auf die Sitzgruppe.

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