Ein neuer Anfang
Ich wusste nicht wie lange wir vor dem Grab standen. Ich hatte jegliches Zeitgefühl schon längst verloren. Immer wieder sprach ich zu Yoongi und beteuerte, dass ich ihm hätte helfen können, wenn ich es nur gewollt hätte. Ich redete mir wirklich ein, dass ich etwas hätte tun können. Doch ich lag falsch. Ich weinte bitterlich. Doch irgendwann, da hatte ich einfach keine Kraft mehr und meine Tränen versiegten vollständig. Namjoon hatte ein paar wilde Blumen gepflückt und sie auf das Grab von Yoongi gelegt. Ich lächelte. Das hätte ihn sicherlich gefallen.
»Wir sollten diesen Ort langsam verlassen. Bald…da wird das alles hier abgerissen. Man will dieses Schandmal loswerden, was ich verstehen kann. Mein Vater hat dass so arangiert. Nun endlich wird es in die Tat umgesetzt. Den Friedhof kannst du aber jederzeit aufsuchen. Da musst du keine Angst haben Seokjin.«, meinte Namjoon einfühlend und ich blickte zu ihm auf. Man würde diesen Ort wirklich zerstören. Mit all dem Leid und dieser bedrückenden Atmosphäre. Ich fand es gut. Ich würde Yoongi nun immer besuchen. Egal wie. Ich konnte ihn nicht alleine lassen. Er war immernoch ein Teil von mir. Und endlich konnte ich Yoongi wiedersehen.
»Mein Leben…ist alles andere als Einfach gewesen. Man nahm mir alles. Meine Freiheit, meine Rechte…und dann meine große Liebe. Selbst meinen Verstand hatten sie gebrochen. Ich finde es nur gerecht, dass dieser Ort…für immer verschwindet.«, meinte ich und lächelte. Ja ich freute mich darauf. Namjoon nickte und zusammen verließen wir den Friedhof. Ich würde wiederkommen. Das versprach ich. Auch wenn ich Namjoon nicht einmal einen Tag kannte, er hatte mir geholfen. Mehr als viele andere. Und nun konnte ich in mein Leben zurückkehren. Ich hatte die Wahrheit herausgefunden. Ich hatte viel mehr erfahren als ich gedacht hatte.
Namjoon erzählte mir etwas über die Angestellten.
Der Direktor der Anstalt saß im Gefängnis und ebenso die Krankenschwester, die mich damals misshandelt hatte. Viele wurden nie wieder in so einem Job angenommen. Viele würden ihres Lebens nicht mehr froh werden. Zumindest etwas Gerechtigkeit gab es, auch wenn es meiner Meinung nach zu wenig war. Ich nahm meinen Koffer in die Hand und lief mit Namjoon zu seinem Wagen.
»Ich fahre dich in die Stadt zurück. Wenn du reden möchtest, ich bin immer ein Ansprechpartner.«, meinte Namjoon lächelnd und ich nickte ihm zu. Sicherlich würde ich mich noch einmal bei Namjoon melden. Ich schnallte mich an und bekam ein Verband für meine Hände, die ich sofort versorgte. Die Landschaft zog an uns vorbei und ich war hundemüde. Die Erinnerungen an die Zeit hatte ich noch nicht wirklich verkraftet und doch waren sie nicht mehr so schlimm. Viele Opfer hatten ihren Frieden gefunden und ich würde auch meinen finden. Und ich würde für Yoongi weiterleben. So sehr ich ihm auch folgen wollte, er würde es nicht wollen.
»Ich glaube…ich werde nun ein besseres Leben führen können.«
Die Zeit bekam ich nicht wieder zurück, doch ich würde meine Freiheit genießen. Und ich würde es lieben, damit meiner Peiniger sich ärgern konnten.
ENDE!
Vielen lieben Dank für's Lesen. Ich hoffe, euch hat die kleine Kurzgeschichte gefallen. ♡
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top