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Am besten blieb ich hier und kam erst wieder heraus bis ich mich nicht mehr so verdammt dämlich verhielt.
Hazuki hatte mich zum ersten mal kennengelernt und wollte mir bloß ein Geschenk machen, und was tat ich? Zerreiße es und laufe weg. Wow Charlie, sehr Erwachsen.
Hier in dem kleinen Zimmer wo der Hauptteil aus Pflanzen bestand, war es auf jeden Fall gemütlicher als dort im Teezimmer. Zwei breit gepolsterte Bänke standen sich gegenüber in der Mitte des Raumes und umrandeten einen Teetisch in der Mitte.
Wozu dieser Raum genutzt wurde wusste ich nicht, aber ich konnte mir vorstellen das hier wichtige Ereignisse gefeiert wurden.
Ich jedoch saß weder auf einer der Bänke noch auf den Kissen die auch auf dem Boden verteilt waren, sondern auf dem Boden in der Ecke neben einer großen Palme die in einer Vase gesteckt wurde.
Es dauerte nicht lang um die Stimmen außerhalb wieder wahrnehmen zu können und befürchtete schon entdeckt und raus geschmissen zu werden, als mir selber auffiel wie lächerlich ich mich eigentlich machte. Wollte ich hier wirklich so lange sitzen bis mich wieder jemand fand oder wollte ich mich lieber aufraffen und die Sache unter Kontrolle bekommen?
Entschlossen stand ich auf, ging mit großen Schritten zur Tür und zog sie auf.
Es brachte nichts sich in Selbstmitleid zu suhlen. Wen ich etwas tat was mich ablenkte dann würde sich alles schon wieder von selbst lösen,. So war es doch immer, mit der Zeit die verstrich wurde es leichter.
Ich suchte mir also eine Beschäftigung.
Miwa sagte wir sollten hier mithelfen und trainieren.
Gut, dann fingen wir gleich damit an.
Das erste was ich tat war den Tempel zu durchsuchen. Ich wusste das ich den größten Teil davon noch gar nicht gesehen hatte, daher wollte ich mich umsehen. Hatte nicht jeder Tempel einen Trainingsraum?
Ich lief durch die schmalen Gänge und fand nach einiger Zeit zu meiner Verwunderung einen Aufzug. Er sah antik aus mit seinen silbernen Rändern und den eingravierten Mustern und dezenten Jade farbigen Steinen.
Ich sah mich um ob mir jemand folgte, und huschte weiter bis mir auffiel das der Gang sowohl links und rechts noch weitere Zimmer beherbergte. Durch die Lichtdurchlässigen Papierwände konnte ich die vereinzelten Silhouetten dahinter erkennen und hörte einige leise Stimmen.
Einer der Schiebetüren stand einen Spalt breit offen und als ich vorsichtig hinein lugte erkannte ich das Zimmer. Futons lagen in einer Reihe auf dem Boden. Darum herum lagen Klamotten verstreut, jeder Arbeiter hatte also seinen eigenen Schlafplatz und warfen ihre Sachen die sie für den Tag trugen wohl einfach dort wo Platz war. Trotz des Chaos sah gemütlich aus. Die Tür die zu einem Balkon führte war einen Spalt breit geöffnet um Luft herein zu lassen und ein Windspiel aus Glas bewegte sich sachte.
Ich lächelte und huschte weiter um die wenigen Leute nicht auf mich aufmerksam zu machen.
Als ich jedoch die Tasten des Aufzuges suchte, fand ich nichts außer zwei Kristalle vor.
"Was soll das denn?"
Murmelte ich und versuchte den oberen grünen hinein zu drücken. Als nichts passierte drückte ich den weißen direkt da drunter.
"Willst du mich verarschen?"
Fluchend umschloss ich den oberen noch einmal und bemerkte das man diesen drehen konnte.
Kaum einmal herum gedreht fing dieser an das Licht um mich herum zu reflektieren. Kleine bunte Splitter aus Licht drehten sich langsam wieder zurück als sich der Fahrstuhl öffnete.
Ich huschte hinein und wunderte mich das es anscheinend nur ein einziges Stockwerk gab denn er fuhr sofort los und hielt wenige Sekunden später in der obersten Etage an.
Hier war es dunkler, weitaus dunkler als in der unteren.
Ein breiter Gang führte zu einer großen Tür in der Mitte, links und Rechts befanden sich zwei weitere.
Schilder würden dem ganzen hier eine völlig neue Bedeutung geben wie mir auffiel, als ich unsicher in die Mitte trat und versuchte mental durch die Türen zu schauen um so heraus zu finden was sich dahinter verbarg.
Die Antwort wurde mir erspart als ich Geräusche hinter der linken vernahm.
Ich biss mir auf die Lippen. Ich hatte nicht gedacht das jemand hier sein würde, da sich alle unten im Tempel befanden.
Kurz überlegte ich wieder zu gehen aber die Neugierde siegte und so lief ich bis zur Tür und ließ meine Hand über den Silber verzierten Griff schweben.
Mit einen mal drückte ich ihn herunter und öffnete die Tür. Stickige Luft kam mir entgegen als mein Blick genau auf die Gestalt traf die sich in der Mitte auf einer der großen blauen Matten befand.
Nicht. Dein. Ernst.
"Was machst du denn hier? Du hast keinerlei Berechtigung nach oben zu kommen, was fällt dir ein?"
Meine Fresse konnte sie auch mal Luft holen?
"Ist das hier so 'ne Art Trainingsraum?"
Fragte ich stattdessen, die Hand immer noch auf dem Griff ruhend. Esper sah mich mit einer Mischung aus Wut und Neuigierde an.
"Offensichtlich. Was willst du hier? Deine Wunden sind mit Sicherheit noch nicht völlig geheilt, also ist dieser Raum für dich eher unnötig."
Sie drehte sich jetzt komplett zu mir um. Sie trug etwas anderes als ihre Uniform. Eine schwarze enge Shorts und ein enges Top welches ihren Bauch preisgab. Ich hatte noch nie einen Aniku so...naja nackt erlebt? Konnte man dazu nackt sagen? Alle stellen waren ja mit Fell bedeckt...
Was auch immer.
Was ich aber sagen konnte war, dass sie durchtrainierter war als ich, denn ihre Statue wirkte wie die von Sorin. Breit und kräftig. Wenn sie wollte, könnte sie mich mit einem Wurf quer durch den Flur zurück nach ganz unten schleudern.
"Mag sein. Trotzdem hat mir deine Partnerin gesagt das ich- sobald es mir besser geht- wieder zu trainieren anfangen soll. Du weißt schon, um mich auf die Wiederkehr in mein Dorf vorzubereiten. Also dachte ich ich suche nach einem Ort wo man eben genau das tun kann."
Meine Stimme war trotz dem Respekt den ich vor ihr hatte noch ruhig und gelassen, was einen Wunder glich wenn man bedachte das ich noch vor kurzem eine Panikattacke erlebt hatte.
Esper musterte mich von oben bis unten und stieß nur genervt die Luft aus.
"Gut, such dir einen anderen Ort wo du trainieren kannst. Der hier ist schon besetzt."
"Wieso bist du so zu mir?"
Meine Frage schien sie aus der Bahn zu werfen und sie hielt in der Bewegung inne ihr Handtuch aufzuheben. Es dauerte bis sie mir eine Antwort gab.
"Ich weiß gar nicht was du meinst..."
Säuselte sie schlussendlich.
Wow.
"Okay. Ich weiß nicht was ich dir getan habe, aber ich denke wir werden miteinander auskommen müssen wenn ich je wieder zurückkehren soll."
Die Aniku drehte sich zu mir um und schwang sich ihr Handtuch über die Schulter.
"Ganz genau. Deshalb ist es besser wenn du mir aus dem Weg gehst."
Sie lief an mir vorbei. Was war nur mit ihr los? Seitdem sie mich das erste mal gesehen hat, schien sie mich zu hassen.
"Wird schwierig."
Fügte ich noch hinzu und hörte wie das Kratzen ihrer Krallen über den Betonboden verstummte.
"Weißt du was auch schwierig wird...?"
Als nichts kam drehte ich mich um nur um sie direkt vor meinem Gesicht stehen zu sehen.
"...mich nicht zur Weißglut zu bringen!"
Ich spannte die Schultern an und hielt ihren Blick stand.
"Lass dich hier nicht noch einmal blicken."
Mit diesen Worten verschwand sie und ließ mich allein in der Halle.
Die Tür fiel ins schloss und als ich ein klicken hörte wurde ich stutzig.
Innerhalb eines Atemzuges war ich an der Tür und rüttelte an dem Knauf als sich das klicken wiederholte.
Ein lachen von der anderen Seite.
"Pass auf das dich niemand hintergeht. Erste Regel einer Hüterin."
Wutentbrannt riss ich die Tür auf und sah Esper nur in den Fahrstuhl huschen bevor sich die Türen wieder schlossen.
"Argh."
Ich stieß die Tür sperrangelweit auf und drehte mich noch einmal um.
Wusste ich doch das es hier eine Trainingshalle gab.
Der Raum war ziemlich dunkel und erinnerte mich eher an einer Boxhalle als an einem Ort wo man wirklich für sein Hüter da sein üben konnte. Die Betonwände waren grau und wiesen ein paar Kratzspure auf die größer wirkten als von jedem Tier was ich von meiner Welt kannte. In der Mitte stand eine Puppe aus Holz die verschiedene Drehmechaniken aufwies. Sollte wohl einen echten Gegner darstellen.
Matten waren nur in der Mitte ausgelegt, ansonsten waren der Rand dieses Raumes frei mit Beton und lud nur dazu ein sich darauf diverse Körperteile aufzuschlagen.
Ein kleines Dreieckiges Fenster befand sich als einzige Lichtquelle ganz zu Oberst in der mittleren Wand.
Zur Sicherheit das sie nicht noch einmal zurück kommen und sich erneut einen Spaß erlaubte, lugte ich noch einmal in den Gang heraus bevor ich bis zur Mitte in den Raum trat.
Eine Berührung mit der Holzpuppe genügte um sie in Bewegung zu bringen. Sie straffte sich und stand senkrecht wie eine eins vor mir und wartete auf meinem Angriff.
Probeweise boxte ich einmal gegen der Schulter der Puppe, als diese mit ihrem Arm ausholte und ich zurück wich.
"Wow..."
Ich lächelte schief. Die Puppe gefiel mir. Perfekt um mein Training auf zu frischen.
Ich reizte es noch weiter aus und schlug mit dem Fuß dagegen, wich aus, holte mit der Faust aus, wich aus, dann mit dem Ellbogen und-
Scharf stieß ich die Luft aus und rieb mir mein Handgelenk. Eine rote Schürfwunde zierte sich direkt auf meinem Knöchel. Das Gesichtslose Kopfstück sah mich vorwurfsvoll an als ich aushole wollte um ihr eine zu verpassen bis mich die Schmerzen wieder erinnerten das ich es lieber sein lassen sollte.
"Verdammt nochmal..."
Fluchte ich und wischte mir über den Kopf. Meine Stirn war glühend heiß und ich hatte plötzlich Schweißausbrüche obwohl diese paar Angriffe ein klacks für mich sein müssten.
War ich so geschwächt das ich nicht einmal in der Lage war mich zu verteidigen?
Hinnehmen wollte ich das natürlich nicht, weshalb ich aus lauter Wut den zweiten Fehler des Tages machte, und weiter auf ihn eindreschte.
Weiter und immer weiter schlug ich auf die Puppe ein, und dachte nicht darüber nach das es meinen Wunden mehr Schaden könnte als es ihnen gut tat. Ich ignorierte die Schmerzen und konzentrierte mich auf die Puppe vor mir da ich mir vorstellte wie sie erst der Wissenschaftler war und dann Mace. Ein paar Schläge kassierte ich, aber das meiste hatte ich noch drauf.
Wie zur Hölle konnte nur so ein Frack aus mir werden? Ich verhielt mich paranoid, hatte noch mehre Panikattacken als in meinen ganzen Leben noch nicht.
Ich wollte das nicht, ich wollte das alles nicht.
Das einzige was ich wollte war einfach zurück in unser Dorf zurück zu kehren. Das würde uns aber erst gelingen wenn wir einen Plan hatten wie wir sie alle überzeugen konnten. Sie hassten uns, mich, Sorin.
Es war unmöglich sie zu überreden uns nicht sofort umzubringen. Wenn sie weiterhin nichts unternahmen und die Hüter los schickten dann würde der gesamte Wald bald nur noch aus Leichen bestehen...und das alles wegen mir. Nur wegen mir ist das alles passiert. Mace will mich, nur mich- Khaos will mich. Ist es dann nicht am besten einfach zu diesem Gesindel zu gehen um an der Quelle des Elends anzufangen?
Wenn ich dort etwas ausrichten konnte damit sie unser Dorf als auch alle anderen in Ruhe ließen, dann wäre das Problem doch gelöst oder? Aber er würde sich niemals darauf einlassen. Jemand der so grausam war würde sich nicht auf so etwas einlassen. Niemals.
Ich stieß ein letztes mal zu bevor mir so schwindelig wurde das ich zur Seite kippte.
Ächzend hustete ich und mit dem Aufprall kehrten auch die Symptome zurück. Meine Wangen brannten und die Hakama klebte förmlich an meinem Rücken und an de'n Beinen. Einfach widerlich.
Ich stolperte zurück in den Aufzug und fuhr nach unten, wobei ich mich die ganze Zeit an den Wänden festhalten musste damit ich nicht zur Seite kippte. Unten angekommen, humpelte ich aus dem Aufzug heraus und sah in die Gesichter der Feen und Aniku's die hier arbeiteten.
Sie alle schienen mich verstört anzusehen aber ich kniff nur die Lippen aufeinander und schleifte mich zurück in einer der Zimmer.
Ich wollte nicht zurück zu Miwa, denn mit Sicherheit war Esper gerade dabei ihr alles brühwarm zu erzählen wen sie denn dort im Trainingsraum getroffen hatte. Da ich plötzlich nicht mehr wusste welches Zimmer wem gehörte, riss ich einfach das erstbeste auf und hoffte dass keiner drin war.
Natürlich war es das.
Es war das Zimmer von Syaoran.
"Oh falsches Zimmer."
Sagte ich nur und starrte den Aniku an der auf dem Rücken lag und die Decke anstarrte. Als er mich bemerkte setzte er sich langsam auf.
"Du siehst schrecklich aus, was ist passiert?"
Ich seufzte, und hatte nicht die Kraft die Augenbraue zu heben.
"Hab mich irgendwie übernommen...weißt du wo das Krankenzimmer hier ist?"
Ich richtete mich von meiner Buckeligen Gestalt auf und drehte mich halb aus dem Zimmer als Syaoran aufstand und zu mir lief.
"Auf der anderen Seite...wirklich was ist mit dir?"
Ich sah zu ihn und kippte dabei leicht gegen ihn bis ich es bemerkte und wieder zurück zog.
Er hielt mich an den Schultern fest und ich spürte die Wärme die von ihn ausging. Von wärme hatte ich genug.
"Du brennst..."
"Ist nichts, bin nur ein bisschen krank. Hoffentlich spürt Sorin das nicht zu sehr..."
Murmelte ich, als hinter uns jemand anderes auftauchte.
"Ähh störe ich oder so?"
Ich drehte den Kopf und entdeckte Lizzy. Meine Sicht wurde immer verschwommener und plötzlich wurde mir übel. Kurz bevor ich mich auf dem Boden direkt vor Syaorans Zimmer übergeben konnte, stieß ich mich von ihn ab und kippte prompt gegen Lizzy. Sie hielt mich fest als ich schwer blinzelte als würde mich etwas blenden.
"Hey was ist denn los?"
Hörte ich sie noch sagen und wäre sie nicht gewesen dann wäre ich auf dem Boden aufgeschlagen.
"Kann uns jemand mal helfen?! Hallo!"
Hörte ich sie aufgeregt rufen.
Nicht schon wieder so ein Trubel wegen mir...
Ich war nicht wirklich weg getreten, ich war lediglich verwirrt aber trotzdem noch genügend bei Bewusstsein um mitzubekommen wie man mich ins Krankenzimmer schleifte.
Die Fee mit der blonden Afro von vorhin drückte mir seine Hand auf die Stirn.
"Du glühst! Meine Güte dich kann man echt nicht alleine lassen du bist ja schlimmer ein als ein entlaufendes Reh!"
Ich wusste zwar nicht wieso man mich mit einem Reh verglich aber er drückte mir einen Trank an die Lippen dessen Flüssigkeit so schmeckte wie verrottete Eier.
Es hätte nicht viel gefehlt dann wäre mein Mageninhalt tatsächlich auf ihn gelandet.
"Was hast du denn gemacht das du so fertig bist?"
Fragte mich Lizzy als ich hinter den Schwall Leuten ein mir zu bekanntes sah.
"Sie hat sich wohl zu sehr angestrengt in dem Versuch zu trainieren."
Meine Augen verengten sich zu zwei schlitzen als ich Esper sah wie sie lässig in der Tür stand und mit einem seligen lächeln die Fee ansah.
"Trainiert? Argh, du sollst dich ausruhen was ist daran so schwer zu verstehen?"
"Ja ich hab es verstanden!"
Keifte ich zurück und sah zurück zu der Aniku diese nur genugtuend lächelte bevor sie sich wieder umdrehte und ging.
Unglaublich.
⋆⁺₊⋆ ♡̷̷̷ ⋆⁺₊⋆
Die nächsten Wochen wurden nicht besser.
Ich wurde von Miwa dazu verfrachtet die meiste Zeit in ihrem Beisein zu bleiben, damit ich nicht 'wieder ausbüchste' wie sie immer sagte.
Sorin hatte selbstverständlich von meinem kleinen 'Ausflug' mitbekommen da sich alle darüber den Mund zerrissen. Plötzlich fühlte es sich wieder ganz heimisch an den Blicken der anderen auszuweichen wann immer ich in den Tempel durfte.
Und das durfte ich nur wenn ich entweder etwas bestimmtes, oder Sorin besuchen wollte sonst nicht.
"Kann ich nur kurz in den Tempel? Ich möchte Badru etwas fragen..."
Fing ich heute an und schob die Holzwanne zur Seite, zurück zu den gestapelten Handtüchern die ich noch vor wenigen Minuten dort zusammengelegt hatte.
"Ich bin mir sicher das das noch warten kann..."
Ich unterdrückte ein Seufzen. Sie rubbelte sich ihr Fell trocken, ihre weiße Haori hing ihr lose über die Schultern. Sie trainierte immer morgens und mittags, und nahm nach dem zweiten mal ein Bad. Ja, ich hatte mir das alles gemerkt so wie die Abläufe. So langweilig wie hier war es nicht einmal in meinem alten Zimmer in Tokio gewesen.
Ich verbrachte die Zeit also damit ihr Bad vorzubereiten oder Tee zu kochen, beim Essen zu helfen oder zu 'Meditieren'.
Trotzdem war es nichts für mich, denn ich wollte nur zu gerne zurück zu den anderen um wenigstens mit ihnen reden zu können, oder mit Sorin. Meine Kreativität sich Dinge auszudenken um also in den Tempel zu kommen, waren grenzenlos.
"Doch ist es wirklich..."
"Und was ist das wenn ich fragen darf?"
Darfst du nicht zur Hölle.
"Ich will ihn über seine Reise ausfragen. Ich will wissen was passiert ist als alles schief ging damit ich mir einfallen lassen kann alles wieder gerade zu biegen."
Ich stützte mich mit beiden Ellbogen auf meine Knie ab.
"Damit du dir etwas einfallen lassen kannst?"
Ich blickte zu ihr.
"Ja. Schließlich ist all das wegen mir passiert."
Miwa stoppte in ihren Bewegungen schmiss das Handtuch über der Byobu und legte den Kopf schief.
"Was genau lässt dich noch einmal denken das es wegen dir passiert ist?"
Ich seufzte.
"Soll ich das wirklich noch einmal erklären? Ich glaube die Geschichte hat man sich hier schon zehnfach erzählt."
"Dann erzähl sie mir elf mal."
Ihre reibende Stimme klang hell durch den Raum als sie sich einen Hocker herbei zog und sich darauf setzte, ein Bein über das andere angewinkelt.
Ich ließ die Schultern sinken und atmete tief aus.
"Ich will die Geschichte noch einmal von dir persönlich hören. Es ist wie stille Post, wenn die Geschichte durch zu vielen Mündern gerät wird sie verfälscht. Außerdem denke ich das du am besten weißt was passiert ist. Die anderen waren entweder nicht dort oder woanders gewesen, also ist es nur sinnvoll deine Ansichtsweise zu sehen und zu verstehen."
Ich musterte sie kurz und wandte dann den Blick ab um mich meiner neuen Angewohnheit hinzugeben- durch meine kurzen Stoppeln zu fahren.
"Ich dachte ich soll davon "heilen". Wenn ich diese Gedanken ständig neu aufbringe dann wird das nie was..."
Miwa schüttelte nur leicht den Kopf.
"Nun wenn du die Gedanken in dich hinein frisst dann wirst du erst recht nicht davon heilen."
Ich seufzte.
"Ich habe es schon so oft erzählt."
"Den anderen."
"Ja, aber dann habe ich doch darüber geredet!"
Frustriert senkte ich den Blick als sie mich streng musterte.
"Verzeihung..."
Murrte ich.
"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du brauchst es auch nicht zu erzählen wenn du wirklich nicht willst. Aber...ich bin mir sicher das dich jeder gefragt hat was passiert ist als du hier ankamst oder?"
Sie beugte sich nach vorne und kopierte somit meine Haltung als sie ihre Ellbogen auf ihren Beinen abstützte.
"Ja."
Antwortete ich knapp.
"Und du hast ihnen gesagt was passiert ist. Kurz nachdem alles geendet hat?"
Ich nickte einmal und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Hmm...weißt du das zählt nicht als...'darüber geredet haben'."
Ich zog eine Braue hoch.
"Wieso nicht?"
"Naja du hast lediglich die Fragen beantwortet."
Als ich nichts sagte, stand sie auf und fing an in dem Raum hin und her zu laufen.
"...du hast gesagt was dir widerfahren ist, dabei hattest du keine Gelegenheit überhaupt einen Moment Zeit dafür zu haben um die Dinge zu verarbeiten. Du hast in dem Moment wo es sicher war deinem Bewusstsein gesagt das es abschalten soll, die schlechten Dinge vergessen soll- dabei hatte es noch gar nicht die Möglichkeit darüber nachzudenken. Du warst im konstanten Stresslevel gewesen- und das über eine längere Zeitspanne. Dein Körper und Geist hatten nie die Zeit die Situationen und Geschehnisse zu verstehen weil es immer hieß achtsam zu bleiben damit nicht noch schlimmeres passiert. Wenn du nicht auf die Gefühle eingehst die du verspürst, sonder sie immer weiter und immer tiefer in dir weg steckst weil du denkst das umso schneller du sie versuchst sie zu vergessen- es dir schneller besser geht- dann..."
Sie stoppte und sah zu mir.
"...dein Verstand braucht Zeit. Viel länger als es dein Körper braucht um davon zu heilen. Deine Wunden sind schon fast verblasst, deine Narben werden bald nicht mehr störend sein weil du dich daran gewöhnt hast. Aber das ist nicht so mit deinen seelischen Wunden. Es braucht mehrere Monate oder gar Jahre bis du es hinbekommst das Geschehene zu verkraften und zu akzeptieren. Das Herz...ist wie ein dünnes Stück Spitze. Wenn du versuchst mit einer großen Nadel und dicken Faden das Loch zu schließen, reißt du es nur weiter auf. Du musst mit der dünnsten Nadel und den dünnsten Faden langsam und stück für Stück versuchen es zu schließen. Man wird immer sehen das da etwas war was es zerrissen hat, aber es wird dich nicht mehr stören."
Ich drückte meine Lippen aufeinander um nicht die Fassung zu verlieren. Eventuell stimmte es sogar was sie gesagt hatte.
"Natürlich ist es nicht schön alles noch einmal zu erzählen. Aber es wird dir helfen das zu fühlen was du fühlen musst um es zu verstehen. Und das beste daran ist; du musst das nicht alleine durchstehen."
Sie lächelte.
"Ich bin nicht wie die anderen mit dir eng verbunden- also quasi eine Fremde. Du wirst also nicht bemitleidet, und die Bindung wird dadurch nicht beeinflusst wenn du mir genau sagst was eigentlich genau in deinem Kopf vorgeht. Ungefiltert. Denn nach alledem geht es immer noch um dich und wie du deinen Koffer packst um weiter zu gehen wenn alles zuvor raus gefallen war. Du wirst die Sachen nicht wieder genauso platzieren können wie beim ersten mal, aber du wirst einen neuen Weg finden. Eventuell sogar einen Besseren."
Ich hatte gar nicht gemerkt wie ich mit den Fingern auf meinem Arm trommelte aus Nervosität. Es fing an in meiner Brust zu ziehen.
"Vor...vor ein paar Tagen da- hab ich ein kleines Mädchen gesehen. Sie wollte mir eine Krone schenken und als sie sie mir aufgesetzt hatte, habe ich aus lauter Panik sie mir wieder herunter gerissen."
Mein Blick huschte durch den Raum ohne wirklich den Sinn hinter den gesehenen zu verstehen.
"...ich habe es wieder gespürt. Dieses Ding was er mir aufgesetzt hat. Sie tat mir so leid."
Die Wörter sprudelten nur so aus mir heraus und am liebsten hätte ich mich unter einer Decke versteckt so wie ich zitterte.
Mein ganzer Körper schien mit einem mal wie ausgelaugt zu sein als wäre ich zwanzig Runden um den Tempel gelaufen.
"Du meinst Hazuki, richtig?"
Ich nickte nur fast unmerklich.
"Mach dir darüber keine Sorgen. Sie hat es schon längst vergessen."
Ich hob den Kopf.
"Ich denke nicht. Du hättest mal sehen sollen wie sie mich angesehen hat..."
"Doch hat sie, glaub mir. Sie lässt sich nicht so leicht aus der Fassung bringen. Dein...Vater hat es ihr erklärt weißt du."
Mein Mund klappte sofort wieder zu.
"Sorin..."
Ich nickte und schüttelte sofort wieder den Kopf.
"Ich...ich weiß nicht was ich tun soll. Wirklich. Ich will nur einen Weg finden um alles wieder gerade zu biegen."
"Wirst du. Aber zuerst kannst du die Stücke die hinter deinen Augen zu zerbrechen drohen mir geben. Vielleicht finden wir gemeinsam einen Weg um sie wieder zusammen zu puzzeln."
Ich atmete ein paar mal durch bevor ich mich zwang nicht zu weinen und anfing los zu legen. Es fiel mir nicht leicht darüber zu reden. Aber wenn es das war was mir helfen würde, dann müsste ich es wenigstens versuchen. Ihr zu liebe. Oder mir.
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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥
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