⚘056⚘
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Ich riss die Augen auf, als ich meinen Nachnamen aus seinem Mund hörte und vor Schreck rutschte mir beinahe das Schwert aus den Händen.
"Woher kennst du meinen Nachnamen?"
Mit einem mal fiel mir das Medaillon wieder ein und ich kramte es aus der Jackentasche hervor.
"Hier, gehört dir das zufällig auch?!"
Ich zeigte es hoch in die Höhe und starrte ihn wutentbrannt an.
Mace's Augen weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde, und ich stopfte das Schmuckstück wieder zurück, obwohl ich es ihm am liebsten gegen die Birne geschlagen hätte. Etwas sagte mir aber das es wohl besser war das einzige Beweismittel was ich von ihn hatte, nicht einfach so her zu geben.
"Wo hast du das denn her...?"
Fragend musterte er mich.
"Ach behalt' es ruhig. Du kannst damit so wie so nichts anfangen!"
Er hob das Katana in die Luft und setzte es über seiner linken Schulter. Ich hingegen stand dort mit meinem eigenen Schwert in der Hand baumelnd, und war viel zu wütend um jetzt anzugreifen. Ich wollte antworten.
"Wieso zur Hölle besitzt du ein Bild von mir?!"
Ich hob das Schwert vor mir, und streckte die Arme durch. Das war das einzige was ich konnte, also durfte ich mich nicht von seinen Fähigkeiten ablenken lassen, und das tun was in meiner Macht stand um nicht zerschlitzt zu werden.
Ohne Vorwarnung lief er plötzlich auf mich zu, und war schon genau vor mir, als ich erst reagierte und auswich. Währenddessen wirbelte ich das Schwert wie eine Keule um mich herum und traf dabei nur die Erde.
Seine Schuhe gaben ein schürfendes Geräusch von sich, als er zu einem nächsten Angriff ansetzte.
"Ich habe dich gefragt- was zur Hölle du mit meinem Foto willst!"
Mit einer Rolle rappelte ich mich wieder auf und nutze meine Magie um ihn von mir zurück zu stoßen.
Eine Druckwelle erfasste ihn und schleuderte ihn einige Meter zurück.
"Willst du das wirklich im Kampfe besprechen?"
Ächzte er, kaum auf dem Boden angekommen.
"Ach soll ich mit dir 'nen Kaffee trinken gehen oder wie stellst du dir das vor?!"
Ich blockte seinen Schlag mit der Klinge ab, und wirbelte diese immer weiter herum bis ich von ihn immer weiter zurück gedrängt wurde.
Die Kraft sammelte sich in meinem Arm, was ich dafür nutze um sie gegen ihn zu verwenden.
Ich stellte mir sein ungefähres Gewicht vor und ließ meine ganze Kraft in diesem Versuch hineinfließen. Wenn ich es schaffte ihn aus seiner eigenen Wolke zu stoßen, verschaffte mir das einiges an Zeit die ich nutzen konnte, um einen Weg zu finden um ebenfalls hier heraus zu kommen.
Ich schaffte es jedoch nur ihn einige Zentimeter vom Boden anzuheben, und rammte das Schwert vor Frust in den Boden, um beide Hände nutzen zu können.
Mace hob seine Klinge und rammte diese ebenfalls in den Boden, nur um dann seine Finger zu falten.
Meine Sicht war plötzlich benebelt, und meine Augenlider wurden immer schwerer.
Erschrocken darüber, versuchte ich mich wach zu halten und stieß vor Panik noch mehr Kraft hinein.
"Argh!"
Mit einem letzten Stoß schaffte ich es ihn nach hinten zu stoßen, sodass er einige Meter über den Boden schleifte.
Ohne zu warten, nahm ich sowohl mein als auch sein Katana und lief voran.
Irgendwo musste die Nebelwand doch aufhören...
Ich wusste nicht wie viel Zeit mir noch blieb, und fing an mit dem Schwert in der Luft zu stoßen.
"Sorin!"
Rief ich und biss mir auf die Lippen. Hatte Mace das gehört? Wahrscheinlich. Gut, verstecken konnte ich mich hier ja eh nicht.
Das Scheppern erklang erneut, und als ich mich umblickte erkannte ich auch wieder das Licht aufblitzen.
Hoffnungsvoll lief ich dorthin, als mir der Weg gekreuzt, und ich zur Seite gestoßen wurde.
Kurz spürte ich die frische Luft um meinem Kopf wirbeln, und blinzelte einmal um den Nachthimmel zu erkennen, bevor ich wieder zurück in den Tornado gezerrt wurde.
Verwirrt sah ich den Magier ins Gesicht und fing an mit beiden Schwertern in der Hand herum zu wirbeln. Die Schnittwunden an meiner Hand schmerzten bei jeder Bewegung, als Mace unbeeindruckt mit der Hand ausholte, und mir sein Schwert per Telekinese entriss. Was zur Hölle konnte dieser Bastard denn noch alles?
Ich hielt mein eigenes Schwert in der Hand und stürzte mich auf ihn.
Zwischen den Angriffen, versuchte ich ihn zu kopieren um etwas gegen ihn ausrichten zu können.
"Tz, mich zu kopieren wird dir auch nicht bringen, Kleine-"
"Nenn mich noch einmal so und ich ramme dir die Klinge in den Kopf!"
Fauchte ich und Schlitze ihn ins Bein. Er schrie auf und setzte zu, traf mich dabei am Arm. Ich schrie ebenfalls auf und hielt mir die blutende Stelle. Die warme Flüssigkeit rannte meinem Arm hinunter bis auf den Griff des Schwertes.
Was tat ich hier eigentlich?
Ich sah nach oben und begutachtete den Rauch.
Wenn ich die ganze Zeit hier blieb und versuchte gegen ihn zu kämpfen, obwohl ich null Erfahrung mit Schwertern hatte, könnte ich mich eigentlich auch gleich auf dem Boden legen und auf den Gnadenstoß warten.
Ich musste die Lösung herausfinden die mich vorhin dazu gebracht hat durch die Wand zu brechen.
Für einen kurzen Augenblick schien es so als könnte ich mithilfe eines Schrittes aus dieser Hölle austreten...
Aber wie?
Der Rauch wurde mal dichter und mal schwächer, je genauer ich ihn mir ansah. An den Stellen wo er dünner wirkte, wurde es auch sandiger. Vielleicht waren dort die Schwachstellen die es mir ermöglichten hindurch zu brechen?
Ich ignorierte Mace und fing an zu laufen, immer schneller und fixierte dabei eine Stelle des Windes. Als ich sprang flog ich für einige Zeit, nur um dann hart auf den Boden aufzuprallen.
Aua....so schon mal nicht.
Ich sah mich um, Mace riss sein Schwert aus dem Boden und drehte sich langsam um.
"So langsam reicht es mir mit dir. Du kommst jetzt mit und lässt die verdammten Faxen sein! Ganz ehrlich, ich weiß echt nicht wie er das mit dir aushält..."
Ich wirbelte herum, und suchte nach einer Lösung. Die Magie in meinen Venen pochte wie ein zweiter Herzschlag auf.
"Sieh es positiv, wenn wir erstmal im Lager sind versorge ich dir deine Wunde, die ich dir übrigens echt nicht zufügen wollte. Und dabei erzähle ich dir alles was du wissen willst, großes Ehrenwort..."
Er rieb sich die Augen und blinzelte schwer.
Sein eigener Zauber musste ihn wohl einiges an Kraft abverlangen.
Normalerweise half es immer die Quelle auszuschalten um auch den Rest zum stoppen zu bringen. Er hingegen schien aber die ganze Kraft in seiner Umgebung fließen zu lassen, um davon abzulenken das nicht er das Hauptziel war.
Ein Versuch war es Wert...
Ich atmete durch und versuchte die Tatsache das Mace unmittelbar in meiner Nähe war, zu verdrängen. Ich hob die linke Hand und fixierte einen Punkt des Rauches der sich stetig bewegte.
Rauch war so leicht wie eine Feder.
Es brauchte nur eine kleine Menge an Magie um die Rauchschwaden wie eine Schleife aufzulösen. Ich konzentrierte mich also darauf und stellte mir vor wie ich mir einen Faden aus dem Rauch suchte und daran zog.
Mit einem mal spürte ich die Magie aus mir hinaus fließen und der Rauch explodierte.
Erschrocken riss ich den Arm vor meinem Gesicht und spürte dabei wie der Rest der Magie unsanft in mir hineingezogen wurde.
Kühle umgab meinem Kopf und Hitze stieg mir in die Glider.
"Charlie!"
Hände umschlossen mich und zogen mich mit einem Ruck wieder zurück auf die Beine. Ich blinzelte um mich zurecht zu finden, und starrte apathisch vor mir hin, als mich Sorin an meiner rechten rüttelte. Als ich nicht reagierte, drehte er mein Kinn sodass ich ihn in die weißen Augen sah.
"Ich bin draußen."
War das einzige was ich sagte.
Mit aufgerissenen Augen starrte er mich an.
"Ja, ja bist du..."
Sein Blick fiel auf meinem Blutüberströmten Arm, mit dem ich immer noch wie verbissen das Katana festhielt.
"...bleib hier!"
Er drückte mich zurück auf dem Boden und lief bereits los. Mace stand einige Meter abseits und starrte mich mit einer Mischung aus Traurigkeit und Verbissenheit an, als er das Schwert hob um sich gegen Sorin's angriff zu wehren- jedoch ohne den Blick von mir zu lassen.
Die beiden fingen an zu kämpfen, was für mich wie ein trüber Schimmer wirkte. Sorin benutze sowohl seine Krallen als auch sein Schwert um gegen ihn anzukommen. Mace taumelte- wirkte schwächer und versuchte ihn eher auszuweichen als wirklich anzugreifen.
Doch etwas an der ganzen Sache ließ mich wundern. Irgendetwas passte hier nicht...
Der dunkle Ledermantel wehte teilweise zerfetzt durch die Klingenschläge hin und her, Seine schwarze Jeans ließen ihn wie ein Teenie wirken.
Hatte er schon immer so leuchtende Schuhe?
Moment. Die Schuhe!
Kaum hatte ich es bemerkt, fingen diese auch schon an den Boden zu beleuchten. Schwarzes Licht erschien unter seinen Füßen, und verbreiterte sich als eine Art Portal unter ihm.
"Sorin..."
Ich stand wieder auf und fing an zu rennen.
"Hab dich, Alter Hund!"
Mace packte ihn plötzlich an den Handgelenken, ein breites Grinsen als wenn er ihn nur einen Streich spielen würde, erschien auf seinem Gesicht.
Sorin riss die Augen auf, doch sein Blick drehte sich noch zu mir, als ich absprang und mich mit den Händen an deren Arme festkrallte. Mit dem scheppernden Aufprall des Katanas, wurde die Umgebung plötzlich weiß.
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Sand.
Ich hasste Sand.
Wieso musste überall Sand sein?!
Ich schlug die Augen auf, plötzlich hellwach.
Die feinen Körner zerflossen zwischen meine Finger, und federten meinen Sturz ab.
Wir waren an einem Strand gelandet?
Mein Kopf drehte sich. Das Meer erstreckte sich rechts neben mir, über uns färbte sich der Himmel hellblau. Vereinzelte Sterne hingen neben weißen Wolken die aussahen wie zerpflückte Watte.
Von Mace und Sorin jedoch war keine Spur mehr zu sehen.
"Scheiße, wo seit ihr?"
Ich stand auf und lief los.
Ich habe das verdammte Schwert da liegen lassen, und jetzt war ich sonst wie weit davon entfernt, und mitten im Kampf.
Nach einigen Metern blieb ich stehen und sah mich um. Der Wind erfasste mich und fühlte sich so an als wenn er mich zum umdrehen zwingen würde.
In der Ferne konnte ich ein paar alte Türme erkennen.
Wie weit war ich denn...
"Die Schule!"
Ich kniff die Augen zusammen.
"Ich bin am Meer was ich von der Schule aus gesehen habe!"
Stellte ich fest.
Ganz so weit konnte es also doch nicht sein.
Doch wo waren die beiden jetzt?
"Argh!"
Ich wirbelte herum und erkannte nahe eines Leuchtturmes die Hellbraune Gestalt. Über ihn flatterte bereits eine schwarze Silhouette.
Da waren sie ja.
Ich nahm alle Kraft in die Beine und lief zu den beiden.
Der Rabe griff Sorin aus der Luft an, und ließ dabei seine Federn auf ihn herab fallen. Diese jedoch glänzten im Licht wie Kunai's, und zischten auch genauso schnell knapp an Sorin's Fell vorbei.
"Stop! Hör auf damit!"
Mace machte sich zum Sturzflug auf dem Hüter bereit und nahm bereits Anschwung.
Ich riss den Arm hoch und machte eine auswerfende Handbewegung. Der Vogel klatschte gegen den riesigen Leuchtturm der sich dort befand, als wenn er von einem Auto erfasst wurde, und rutschte die Wand hinunter.
Der Hüter packte den Vogel an den Beinen, und hatte ihn fest im Griff. Ein Lichtstrahl zwängte sich durch seine Finger, als Mace aufschrie und sich los riss. Er flatterte einige Meter bevor er wieder ins nichts verschwand.
"Was hast du gemacht?"
Fragte ich.
"Ein Schwächungszauber. In seiner Verfassung wird er es nicht weit schaffen..."
Sorin sah der Stelle immer noch hinterher.
"Außerdem wird er noch einige Zeit etwas von dem Zauber haben. Seine Haare werden wie von der Sonne angebrannt, und hinterlassen einen angesengten Geruch. So werde ich ihn später besser finden können."
"Später? Wieso nicht jetzt?"
Fragte ich und zog ihn beim vorbeigehen am Ärmel.
"Er kann noch nicht weit sein. Du hast ihn doch geschwächt oder? Wir können ihn noch aufhalten..."
"Er ist über das Meer abgehauen. Bis wir ihn zu fassen gekriegt haben, hat er schon seiner Meute bescheid gesagt."
Sorin legte mir die Hand auf die Schulter.
Ich drehte mich um.
Als sein Blick auf die Wunde fiel, verzog er kurz die Lefzen.
"Du bist verletzt."
"Ach scheiß drauf!"
Wütend drehte ich mich um und stieß mit dem Fuß den Sand vor meine Füße.
Ich seufzte und ließ mich langsam in die weichen Körnern sinken.
Der Blick des Hüters bohrte sich in meinem Nacken, als er sich neben mir in den Sand hockte.
"Mit Niederlagen umzugehen musst du noch lernen."
Ich warf ihn einen genervten Blick zu.
"Weißt du, man kriegt seinen Feind nicht immer. Und das ist bei dieser Sorte so wie so immer der Fall."
Er kramte in seiner Gürteltasche herum und zog einen bräunlichen Verband hervor.
"Super...das heißt also wir sind wieder am Anfang."
Sagte ich müde und ließ zu das er meinen Arm hoch hob. Die Wunde pochte, und wurde mir zum ersten mal präsent. Durch den aufgewirbelten Sand der in die Wunde gekommen war, brannte die ganze Sache gleich noch mehr.
Sorin begutachtete die Wunde kritisch.
"Verfluchter Scheiß."
War das einzige was er sagte als er meinen Arm noch Stückchen höher hob.
Ich zog die Brauen hoch und fragte mich gleichzeitig ob er daran riechen wollte, als es noch schlimmer kam und er daran leckte!
"SORIN WAS ZUR HÖLLE MACHST DU DENN DA!"
Mit einer Wucht die sogar ihn erschrak, riss ich meinen Arm von ihm weg und starrte ihn geschockt an. War ich immer noch ohnmächtig in der Rauchwolke von Mace gefangen und träumte diesen Bullshit jetzt?
"Jetzt stell dich nicht so an, ich versuche dir gerade zu helfen!"
Rief er ebenso empört.
"INDEM DU DARAN LECKST?! WAS ZUR HÖLLE DAS IST JA PERVERS!"
Mir schoss die Röte ins Gesicht, als ich mich nach hinten beugte.
"DAS HABEN WIR NUN MAL ALS FÄHIGKEIT VERDAMMT, DAMIT ENTFERNT MAN BEDROHLICHES GIFT!"
Selbst Sorin schien das ganze nach meinem Ausraster unangenehm zu sein, denn anhand seiner rosigen Ohrenspitzen konnte ich erkennen wie Rot er wurde.
"Woher soll ich das denn wissen, wurde mir nie von erzählt!"
Setzte ich hinzu.
Er stieß die Luft aus und legte Zeigefinger und Daumen zwischen seine Augen.
"Was bringen sie dir eigentlich in der Schule bei, wie man Blumen pflückt ?"
Er schüttelte den Kopf.
"Du kommst mit, ich muss deine Wunde überwachen damit sie sich nicht entzündet."
Ich presste die Lippen zusammen.
"Und was ist mit dir? Du hast doch jetzt das Gift in dir oder nicht?"
Er sah mich nur an und schüttelte den Kopf. Seine Ohren hingen plötzlich hinunter.
"Nein weil ich mich- ich- muss mich-"
Er würgte plötzlich und drehte sich um.
Ich schlug mir die Hand vor's Gesicht um nicht mit ansehen zu müssen wie er seinen Mageninhalt in den Sand vergoss, und kniff mich heimlich um zu überprüfen ob ich auch wirklich wach war.
"...übergeben."
Als ich wieder schaute, wischte er sich angeekelt über den Mund.
"Danke."
"Hm?"
"Naja für's...Gift auslecken oder so. Ich werde mich niemals daran gewöhnen, hoffentlich musst du das nie wieder machen."
Ich stand auf und blinzelte immer noch geschockt.
"Ja, ja ist schon gut. Zum Glück war es erst das zweite mal gewesen..."
Er zog den Verband wieder hervor und führte ihn zu seinem Mund. Ich zuckte schon zurück, als sein Blick entnervt in meiner Richtung zuckte.
"Entspann dich."
Er leckte einmal auf die Innenseite und verband mir dann damit die Wunde.
Die Kratzer auf seinem Gesicht, an seinem Hals und an den Armen fielen mir erst jetzt auf, da die Stellen sein Fell rot gefärbt hatten.
"Geht es dir gut soweit? Diese Shurikens sahen alles andere als harmlos aus."
Fragte ich jetzt, und sah dabei zu wie er mit ein paar geschickten Handschlägen einen nahezu perfekten Knoten band.
"Sind nur ein paar Metallstücke gewesen. Ich habe schon schlimmere Verletzungen als diese paar Kratzer erlitten. Ich bin nur erstaunt das du es aus dieser Wolke geschafft hast."
Er ließ den Blick gesengt, auf seinem Gesicht ruhte ein zufriedener Ausdruck.
"Naja, es hat mich ganz schon lange beschäftigt..."
Warf ich ein.
"Das du es überhaupt aus diesem Zauber geschafft hast, ist schon eine Errungenschaft für sich. Du kennst dich mit Schwarzer Magie nicht aus, und es hat dich fast das Leben gekostet. Zumal ich dir nicht helfen, sondern nur dumm zusehen konnte..."
"Du konntest mir zusehen?"
Verwundert sah ich ihn an, als er den Blick hob und mich beinahe erschrocken ansah.
"Ja...konnte ich. Ich wollte hindurch brechen aber diese Magie war zu stark. Auch wenn er noch so jung ist, hat dieser Mistkerl es ganz schön drauf..."
Er schnaufte.
"Wie dem auch sei. Das hast du gut gemacht."
Ich zog eine Augenbraue hoch.
"Ach wirklich?"
"Das ist mein ernst."
Er hob die Faust in meiner Augenhöhe.
"Gut gemacht."
Einige Sekunden vergingen indem ich seine Faust einfach nur ansah, bis ich lächelte und meine eigene gegen seine drückte. Seine Knochen fühlten sich Spitz und kantiger an als es meine waren.
Ja es gab schon viele Unterschiede zwischen uns. Sowohl Charakterlich, als auch Körperlich. Trotzdem konnte ich mir nicht vorstellen noch einmal ohne ihn auskommen zu müssen.
Wieso das so war, wusste ich selbst nicht so genau.
"Danke Sorin."
Ich lächelte.
"Übrigens...ich habe das Schwert liegen lassen. Ich weiß- Anfängerfehler."
Seine Augen weiteten sich für einen kurzen Moment vor Verwunderung, bevor er auflachte.
"Wenn das deine größte Sorge ist."
Er strich mir über den Kopf, und stieß mich daran etwas zur Seite.
Ich lachte.
"Vorsichtig, alter Hund!"
Scherzte ich und schob seinen Arm beiseite.
"Hmpf, sag das noch einmal und ich lecke dich nochmal an."
"Wann war denn das erste mal das du...das gemacht hast?"
"Ich will nicht darüber reden."
"Ach komm schon."
Sorin warf mir einen Seitenblick zu.
"Es war wegen Elio. Er wurde auch mal vergiftet."
Ich nickte.
"Hm...irgendwie ist es ja schon cool wenn man so etwas kann. Auf der anderen Seite..."
"Ist es widerlich, ja ich weiß, jetzt halt die Klappe."
Entgegnete er.
"Gibt es sonst noch etwas was ich wissen sollte?"
"Das habe ich so vermisst..."
Kam es jetzt sarkastisch von ihn rüber.
Wir liefen den gesamten Weg zur Schule wieder zurück.
Unsere Verletzungen waren nicht schwer- was gut war- aber dafür hatte ich genügend Zeit um mir noch einmal das Geschehene ins Gedächtnis zu rufen.
Ich konnte es immer noch nicht glauben das Mace derjenige war, von dem das Medaillon stammte. Woher zur Hölle hat er ein Kinderfoto von mir in die Finger bekommen, und wozu?
"Du...hast in deiner Welt auch gekämpft?"
Riss mich Sorin aus meinen Gedanken. Ich drehte den Kopf, verwirrt von seiner Frage.
"Ähm...nein nicht direkt. In war in einer Kampfkunstschule."
Sorin lief mit der linken Hand auf sein Schwert neben mir her, sein Ausdruck war seltsam- als wenn ihn unbehaglich wäre.
"Hm...bei euch ist das wohl etwas anderes mit den Gegnern. Oder?"
Ich lächelte.
"Wir haben keine Gegner. Also schon, einige sind kriminell und tun schlimme Dinge. Aber spezielle Feinde haben wir Menschen nicht. Man brauch sich nicht zwingend zu verteidigen, deshalb beherrscht der Großteil der Menschheit keine Kampfkunst. Man lernt es nur wenn man sich dafür interessiert. Oder im schlimmsten Fall gewappnet sein möchte..."
Erzählte ich. Es war seltsam ihn von meiner Welt zu erklären- Dinge, die eigentlich normal waren und von dem jeder Bescheid wusste. Natürlich konnte er all das bestimmt genauso wenig nachvollziehen wie ich ihn in dieser Welt. Trotzdem fragte ich mich woher das plötzlich kam.
"Verstehe. Nun, du hast einen guten Weg gewählt diese Kunst zu erlernen. Ohne das Vorwissen hätten wir noch viel mehr Arbeit."
Sagte er.
"Ja..."
Als ich ihn nur weiterhin anstarrte, sah er zu mir.
"Was ist?"
"Woher kommt das plötzlich?"
"Kommt was?"
"Na die Interesse!"
Ich lachte.
"Ich finde es ja super das du mich fragst was ich in meiner Welt alles so gemacht habe, aber ich wundere mich nur das es jetzt so plötzlich kommt, und nicht schon vorher..."
Sorin spielte mit dem Verschluss seines Schwertes.
"Ich glaube einfach, dass ich mich zu sehr von dir distanziert habe..."
Fing er an.
"...als du weg warst, hatte ich viel Zeit zum nachdenken. Dabei ist mir aufgefallen das ich so gut wie nichts über dich weiß. Wenn ich dich begleite und wir jeden Tag zusammen sind, sollte ich doch zumindest etwas über dich wissen, was ich nicht schon selber herausgefunden habe. Oder?"
Ich richtete meinen Blick wieder nach vorne und besah mir den Himmel über die Baumkronen an.
"...wenn du nicht möchtest ist das auch okay."
Fing ich an und versuchte die richtigen Worte zu finden.
"Ich meine- ich will mich nicht aufzwängen oder so. Schließlich wurde es dir zugetragen auf mich aufzupassen bis ich wieder in meiner Welt zurückfinde...also bist du eigentlich nicht dazu verpflichtet etwas über mich zu wissen..."
Ich spürte wie meine Tonlage von Satz zu Satz brüchiger wurde, und mein Lächeln immer mehr an Stärke verlor.
"Aber auch wenn das so ist, ändert es nichts daran das du der einzige warst der mich von Anfang an beschützt hat. Obwohl du jeden Grund dazu gehabt hätte es nicht zu tun."
Sprach ich weiter.
"Menschen sind grausame Wesen, und sie haben dir genügend Gründe gegeben sie zu verabscheuen. Aber trotzdem hast du mir eine Chance gegeben und mich behandelt wie jeden anderen, also sag nicht das du kein Herz hast. Du hast eins- und zwar eines was menschlicher ist als das der meisten Menschen."
Ich sah ihn stumm an und leckte mir dann über die Lippen.
"Und es tut mir leid wenn ich dich zur Weißglut gebracht , oder dich bis an deine Grenzen getrieben habe. Aber zum ersten mal hat sich mein Leben irgendwie normal angefühlt."
Ich lachte beinahe verzweifelt auf.
"In einer Welt die so gar nicht normal für mich ist."
Ich hob die Hand und wischte mir über das linke Auge.
"Ich... ich habe meine Mutter verloren als ich Vier war. Mein Vater hat sich aus dem Staub gemacht als ich noch nicht einmal auf der Welt war. Ich bin bei meiner Tante aufgewachsen. Es ist...verdammt scheiße ohne Eltern aufzuwachsen. Und die Zeit die ich bei dir verbracht habe, hat mich irgendwie in irgendeiner Art geheilt... zumindest ein Stück. Macht das Sinn?"
Ich wendete den Blick ab und versuchte krampfhaft die Tränen zurück zu halten.
Kurz fürchtete ich zu viel von meinen Gefühlen preis gegeben zu haben, denn Sorin sagte einige Zeit lang gar nichts, bis er mich an der Schulter festhielt damit ich stehen blieb.
Seine Berührung brachte mir die unnatürliche Wärme ein, die ich als Kind gebraucht hätte- wie ich jetzt feststellte.
"Ich weiß wie du dich fühlst."
Ich drehte langsam den Kopf.
"Ich kenne beider meiner Eltern nicht. Der einzige der mich Großzog war mein Boss. Damals habe ich es noch nicht verstanden, aber umso Älter ich wurde, und desto mehr Familien ich behütet hatte, haben mir zu verstehen gegeben, dass ein Kind, gerade wenn es noch so jung ist- Liebe braucht. Ansonsten wird das Herz kalt, oder verlernt in den richtigen Takten zu schlagen. Ich nichts anderes gewohnt, und musste lernen damit umzugehen. Es war auch nicht so das ich je etwas anderes erfahren hatte. "
Er machte eine Pause und machte einen Schritt nach vorne, sodass er nun direkt vor mir stand.
"...Verzeih das ich deshalb die meiste Zeit so Grob zu dir bin. Ich wusste nicht das du es ähnlich schwer hast wie ich. Denn ganz ehrlich, wenn ich dich so sehe würde man dir all die Verbitterung nicht anmerken. Das ist ein wahres Zeichen von innerer Stärke."
Ich blinzelte.
"Trotzdem ändert es nicht daran das ich Drohe jederzeit in ein Loch zu stürzen wenn ich nicht aufpasse."
"Besser in ein Loch stürzen und wieder aufstehen, anstatt sich hinzusetzten und zu warten bis jemand dich heraus zieht."
Seine Mundwinkel zuckten kurz als er mich musterte.
Er holte tief Luft und sah kurz in den Wald vor uns hinein als müsste er erst sicherstellen das dort niemand war.
"Wenn wir schon dabei sind uns zu offenbaren, denke ich kann ich dir noch etwas verraten..."
Fing er dann an.
"Es fiel mir schon immer schwer eine Bindung aufzubauen. Wenn du von klein auf in einer strengen Umgebung aufwächst, versuchst du eigentlich die ganze Zeit dich selbst zu schützen. Du versuchst andere nicht zu enttäuschen, und wenn du es tust- dann verurteilst du dich dafür- auch wenn du keine Schuld trägst. Es war schon schwer gewesen Zephyr nahe zu kommen. Aber ich dachte, dass das was ich beschütze- mir nicht entrissen werden konnte. Also setzte ich alles daran eine Verbindung mit ihr aufzubauen, in der Hoffnung sie könnte mich lehren wie es war jemanden zu Lieben. Als sie starb, bin ich in ein tiefes Loch gefallen, und habe mir geschworen nie wieder jemanden zu behüten. Aus Angst die Geschehnisse könnten sich wiederholen."
Er sah auf den Boden an mir vorbei, seine Hand rutschte von meiner Schulter, und führten zu seinem Nacken an dem er jetzt rieb.
"Was soll ich sagen, irgendwie findest du trotzdem irgendeinen Grund wofür es sich zu Leben lohnt. Auch wenn dir zuerst all die Gründe an den Kopf geschmissen werden, es nicht zu tun."
Ich starrte ihn in die Augen.
Das er so gelitten hat, war erschreckend. Nie hätte ich damit gerechnet das Sorin kurz davor gewesen war sich selbst das Leben zu nehmen. Oder besser gesagt, kurz davor war überhaupt erst daran zu denken.
Jetzt tat mir meine Vergangene Lüge nur noch viel mehr leid.
"Du erinnerst mich manchmal an sie."
Fuhr er fort, und sah in den Himmel.
"Wenn du lachst, oder wenn ich versuche dir das bei zu bringen was ich Zephyr damals auch beigebracht habe. Ich habe versucht neutral zu bleiben und nicht daran zu denken, aber es ging nicht..."
"Sorin-"
Unterbrach ich ihn unterdrückte den Impuls ihn an der Schulter zu fassen. Stattdessen ballte ich die Hände zu Fäusten.
"Ich verstehe das alles. Und ich bin dir auch nicht böse wenn du mich nicht mehr um dich haben kannst. Nichts ist furchtbarer als von Vergangenen heimgesucht zu werden. Jemand anders wird mir bestimmt auch helfen können..."
"So meinte ich das nicht."
Ich stockte.
"Es ist zehn Jahre her. Mit Vierzig sollte ich mittlerweile in der Lage sein damit abschließen zu können."
Er lächelte plötzlich, was mich geschockt zurück ließ. Wie konnte er nach all das jetzt lächeln?
"Die anderen haben gesagt ich hätte mich geändert. Ob das jetzt gut oder schlecht ist weiß ich nicht, aber anscheinend halten sie mich jetzt besser aus als zuvor. Und bevor ich einroste, kann ich meine Zeit auch dafür nutzen um dir bei zu bringen was ich weiß. Ich bin mir sicher das ich von dir genauso viel lernen kann wie du von mir."
Er breitete die Arme ein Stück aus, und legte den Kopf etwas schief.
"Es sei denn du hältst mich nicht mehr aus?"
Ich blinzelte die Tränen in meinen Augen beiseite, meine Lippen bebten.
War das sein ernst?
Er wollte mich nie los werden, ihn haben nur die Vergangenen Wunden so zugesetzt das es für ihn unmöglich war anders zu handeln.
Antworten konnte ich ihn nicht, da ich sonst in Tränen ausbrechen würde. Ich stand wie ein Stock dort und spürte wie ich zitterte.
"Du bist ein sehr Emotionaler Mensch. Wein' wenn dir danach ist."
Ich stieß ein heiseres Lachen aus und fiel ihm mit Anschwung in die Arme.
Die Sprüche und das Grobe waren für einen Moment vergessen, und stattdessen mit Mitgefühl und Ehrlichkeit ausgetauscht wurden.
"Hey, hey pass auf das du dir nicht die Birne einhaust, Kleines."
Ich drückte ihn fest an mich und nahm mir die Zeit um den Moment einzufrieren. Die Wärme die von ihm ausging, schien meine durchgefrorenen Glider zu wärmen. Unter seiner metallischen Rüstung spürte ich seinen Herzschlag aufschlagen und merkte sofort wie das zittern nachließ.
Er hatte seine Hand an meinem Kopf gelegt, was mir ein Gefühl von Sicherheit gab. Nicht einmal Tante Alice hatte es geschafft, in mir die gleiche Art von Vertrauen zu wecken.
" Danke für das Gespräch."
"Danke für's Vertrauen."
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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥
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