⚘015⚘
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"Was willst du überhaupt hier?"
Fragte Sorin mich, nachdem die Bibliothekarin uns einen abwertenden Blick zugeworfen hatte. Ich versuchte es zu ignorieren, doch trotzdem fühlte ich mich unangenehm sobald ich von den anderen Besuchern beobachtet wurde. Niemand sagte jedoch etwas. Was mich wunderte, da auf dem Marktplatz kein Hehl davor gemacht wurde.
Vielleicht lag es aber auch nur daran, das mich ein Hüter begleitete.
Allein diese Tatsache war selten genug, da es so aussah als würden die Hüter normalerweise nicht so vielen Leuten als Leibwächter zur verfügung stehen.
Erst als ich außer Sicht war, fing ich an mich zu entspannen und durchstöberte die Bücher der hohen Regale.
"Da ich für einige Zeit hier bleiben werde, möchte ich mich über euch Zauberwesen informieren..."
Fing ich an und ließ meinen Finger über die rauen Lederbände streichen.
"Alles was du wissen musst, werde ich dir sagen, dafür brauchst du kein Buch."
Sorin stand angelehnt an einer der Regale und beobachtete mich. Seine Arme waren vor seiner
Brust verschränkt, als er mit unschlüssigen Blick dabei zusah wie ich ein Buch nach dem nächsten auf dem Tisch der direkt zwischen den zwei Regalen stand, legte.
Es waren hauptsächlich Bücher über die Grundlegenden Spezien die sich hier herumtrieben. Dazu hatte ich noch ein Buch speziell über Aniku's und Anketo's gefunden, dieses ich aber geschickt unter den anderen Bücher versteckte.
Er musste ja nicht wissen das ich mich besonders für seine Spezies interessierte...
Ich lief weiter und suchte nach einen weiteren Buch, doch dieses war weitaus schwieriger zu finden als gedacht.
Ich lief also durch die unterschiedlichen Gänge der schön eingerichteten Bibliothek. Hier waren blaue Teppiche ausgelegt, und die Regale waren allesamt in einem dunklen Braunton gehalten. An der Decke hingen Schilder aus Metall, in denen die jeweilige Genre der Bücher niedergestanzt wurden.
Nach einer Weile des stöbern, blieb ich ganz hinten an einem kleinen Regal stehen.
Es erinnerte mich an den Zeitschriftenregal meines alten Hausarztes. Als Kind musste ich öfters zum Arzt, da ich es immer geschafft hatte, krank zu werden. Ich erinnerte mich noch genau daran, dass ich immer wahrlos Zeitschriften aus dem Regal gezogen, und meiner Mutter zum vorlesen gebracht hatte.
Mein Blick wanderte zu dem aufgeklebten Zettel, dessen knallpinken Buchstaben: Sprachen aller Welt, prangte.
Ich bückte mich und suchte nach den bestimmten Buch, doch fand nur die verschiedenen Bücher für Sprachen die es auch in unserer Welt gab.
Ganz links in der Ecke, sprang mir plötzlich ein Buch entgegen nachdem ich die ganze Zeit gesucht hatte.
Es war ein Buch für Zeichensprache, zu dem ich nun freudig die Hand ausstreckte.
Wenn ich mit den beiden befreundet sein wollte, war es nur mehr als angebracht, auch seine Sprache verstehen zu können.
Ich wollte schon nach dem Buch greifen, als ich im Augenwinkel plötzlich eine Gestalt entdeckte.
Mein Blick wanderte nach rechts, und fiel auf einen Jungen mit schwarzen Kapuzenpullover. Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen, sodas ich nur sein halbes Gesicht erkennen konnte.
Ich verharrte einen Moment lang in dieser Starre, und starrte ihn an, so wie er mich.
Irgendwoher kam es mir bekannt vor...die Haltung, das halb verschleierte Gesicht.
Plötzlich überkam es mir Sieden heiß. Das war doch der Typ der mich in diesen ganzen Schlamassel gebracht hat!
Mein Herz fing so laut zu klopfen an, dass ich es in meinen Ohren hören konnte.
Um mir nichts anmerken zu lassen, nahm ich das Buch und richtete mich wieder auf.
"Glotz nicht so."
Meine Stimme war trotz des aufgesetzten Pokerface zittrig, und innerlich verfluchte ich mich dafür so auffällig zu sein. Mit schnellen Schritten lief ich zu Sorin und schmiss das Buch auf dem Tisch zu den anderen.
"Sorin, ich glaube ich habe den Circle Breaker gefunden!"
Räusperte ich und zupfte ihn am Ärmel. Plötzlich wurde er hellwach und stellte sich auf.
"Wo?"
"Da hinten beim Regal, komm!"
Ohne zu fragen woher ich das wissen wollte, lief er voran und ich hinterher. Die Regale schoben sich an uns vorbei, bis wir beim letzten ankamen.
Sorin gab mir ein Handzeichen das ich dort warten sollte, und beugte sich halb angelehnt an dem wackeligen Regal. Ich lugte durch einen Spalt, und versuchte etwas zu erkennen, jedoch ohne Erfolg.
Der Hüter drehte sich, und zückte sein Schwert, doch verharrte an Ort und Stelle.
"Wo genau sollte er sein?"
"Was?"
Ungläubig lief ich neben ihn, und starrte wie ein kleines Kind schockiert auf die leere Stelle wo er eben noch gestanden hatte.
"Ich denke du hast dich wohl ver-"
"Ich hab mich nicht verguckt, er stand genau da!"
Ich zeigte mit der Hand auf die Stelle und suchte mit den Blick die Umgebung ab.
"Wenn man nach denjenigen sucht, findet man ihn nicht."
Ich blickte frustriert zu Sorin.
"Du glaubst mir nicht."
Stellte ich fest.
"Das habe ich nicht gesagt. Aber Circle Breaker sind gerissen, sie lassen sich nicht so einfach fangen. In der Zeit wo du zurück gegangen warst, ist derjenige schon längst über alle Berge gewesen."
Erklärte er.
Unruhig sah ich zu dem Regal an dem ich vorhin stand, und seufzte.
"Ja gut du hast wahrscheinlich recht."
Sagte ich. Mit ihn zu diskutieren brachte ja doch nichts. Außerdem hätte ich mir gleich denken können das er sofort abhaut sobald er mich sah.
"Ich habe immer recht. Jetzt komm, du wolltest doch bestimmt die nächsten drei Stunden diese Bücher lesen..."
Sorin steckte sein Schwert wieder zurück und drehte sich dann um. Ich folgte ihn stumm.
Wenn ich ehrlich war, fühlte ich mich unbehaglich weiterhin in der Bücherei zu verweilen, wenn zuvor derjenige dort war, der mir erst diese Probleme eingebrockt hat.
Doch ich setzte mich dennoch auf den harten Stuhl und zog mir das erste Buch hervor. Und als ich die ersten zehn Seiten anfing zu lesen, war es um mich geschehen.
Die Sorgen und das Geschehen war wie vergessen, als ich Seite um Seite durchblätterte, und dabei den Geruch der alten Bücher genoss.
Ich hatte es schon immer geliebt zu lesen. Vor allem meine heißgeliebten Fantasie Romane, die in meinem schwarzen Regal standen, und an denen ich niemanden dran gelassen hatte.
Jetzt schien ich selbst in so einer Geschichte zu stecken, und es war...anders als gedacht.
Sehr sogar.
Ich hatte Angst, und das Unbekannte welches mich wie eine dunkle Wolke zu verfolgen schien, war nicht aufzulösen wie bei einem Buch.
Das einzig gute war, dass ich nicht allein war. Sorin war da, und auch wenn er mich nicht sonderlich leiden konnte, würde er mich wohl beschützen wenn etwas passierte. Es war seine Aufgabe, dass wofür er brennt. Ich konnte es ihn ansehen, in seiner Haltung, seinen weißen Augen die trotz der fehlenden Pupillen so viele Emotionen preisgaben- auch für nur einen kurzen Moment, und die Art wie er reagierte.
Außerdem hatte ich zwei Freunde gefunden, und das nach nur wenigen Tagen.
Ich hoffte sehr das die zwei blieben, und freute mich sogar darauf sie näher kennenzulernen. Erst jetzt spürte ich wie sehr ich Freundschaften vermisst hatte.
Ich hatte die alten Geschichten als Nostalgie abgestempelt, doch die Gefühle die jetzt wieder hochkamen, hatten nichts mit der Vergangenheit zu tun.
Ich sehnte mich nach Freunden denen ich vertrauen konnte, sehnte mich danach jemanden zu haben der wer anderes war als meine Tante.
Nicht das ich sie nicht mochte, im Gegenteil. Sie war für mich die Art Mutter gewesen, die sich um mich gekümmert hat.
Ich war klein und sie war die einzige Person gewesen die ich noch hatte. Nach dem Tod meiner Mutter war alles schrecklich für mich gewesen, und ich wollte nicht mehr alleine sein.
Das war vermutlich der Grund wieso ich nie richtigen Anschluss gefunden, und mich immer nur an sie gehalten hatte.
Vielleicht war dies der Neuanfang den ich brauchte. Und vielleicht müsste ich aufhören mir vorwürfe zu machen und in der Vergangenheit zu leben.
Denn jetzt gerade ging es um's hier und jetzt.
So viele ungelöste Fragen ich die hatte, mussten beantwortet werden.
Und mit der ersten fing ich jetzt an: wer war dieser Circle Breaker, und wieso hat er mich hierher gebracht?
Ich entschied mich dafür alles nacheinander anzugehen.
Zuerst musste ich mich anstrengen, denn eine neue-ganz andere Sprache zu lernen war nicht so einfach wie gedacht.
Als ich das Buch aufschlug, schwirrte mir nach einer Stunde der Kopf, aber einiges konnte ich mir behalten.
Als ich aufsah, blinzelte ich das verschwommene weg, und sah nach Sorin. Dieser saß auf dem Boden an einer der Regale gelehnt und hatte die Augen geschlossen.
Er sah so aus als würde er mit seinen Gedanken gerade ganz weit weg sein.
Da ich ihn ungern beim Meditieren stören wollte, versuchte ich so leise wie möglich aufzustehen.
Hier musste es doch irgendwo Stift und Papier geben...
"Na schon fertig mit deinen....Recherchen?"
Vor Schreck zuckte ich so sehr zusammen, dass es den Hüter zum lachen brachte.
"Ich dachte du meditierst!"
"Tu ich auch. Unterschätze nie das Unterbewusstsein eines Hüters, kleines."
Ich zog die Braue bei dem Spitznamen hoch und schob dann den Stuhl wieder heran.
"Gut Hüter. Du kannst ja weiter meditieren, ich suche mir jetzt was zum notieren-"
Mit diesen Worten steuerte ich strickt den kleinen Arbeitsplatz der Bibliothekarin an, die sich hinter ihren Stapel Arbeitsblätter versteckte.
Die einzelnen Akten oder Blätter, wirbelten herum und sortierten sich wie von selbst, doch die Frau die dort saß schien so konzentriert zu sein, dass sie mich erst gar nicht wahr nahm.
Ich ließ meinen Blick über ihren Arbeitsplatz wandern, und überlegte kurz ob ich ihr nicht einfach ein leeres Blatt stehlen sollte.
Ich entschied mich aber dagegen und klopfte einmal auf das dunkle Holzt ihres kleinen Sekretärs.
"Ähm...Entschuldigung?"
Die Hexe hob ihren Kopf und starrte mich an. Ihre schwarzen, kurzen Haare hingen ihr gewellt über die Schultern, und ihre dicke schwarze Brille blitzte auf.
"Was ist?"
Genervt sah die Frau hoch.
"Ich wollte fragen ob Sie ein Blatt für mich hätten."
Ich hielt ihren Blick stand und lächelte freundlich. Die Frau ließ sich jedoch nicht lumpen sich von ihrer schlechtesten Seite zu zeigen, und rollte mit den Augen.
"Wozu?"
"Um mir Notizen zu machen?"
Entgegnete ich, und merkte schnell das diese Konversation wohl nichts brachte. Ich hätte ihr doch einfach ein Blatt klauen sollen...
"Hör zu..."
Sie seufzte und nahm ihre Brille ab.
"Ich habe zu tun, und wie du siehst habe ich gerade keine Zeit für deine Spielchen, Mensch."
Sie lehnte sich rüber und lächelte falsch. Ich ballte die Fäuste.
"Was für Spielchen? Ich habe nur freundlich nach einem Blatt gefragt..."
Innerlich fing die Wut an in mir zu brodeln, und hätte ich nicht die gesamte Energie in meine Fäuste geballt, dann wäre ich ihr wahrscheinlich an den Hals gegangen.
"Ja genau."
Lachte sie auf und setzte ihre Brille wieder auf. Mit einem Fingerschnipp ließ sie die Papiere wieder umher flattern, sodass eines meine Wange schnitt.
"Aua!"
Ich hielt mir die stechende Stelle, und begutachtete den tropfen Blut auf meinem Finger.
Ich starrte sie wütend an und atmete dann durch um das rasen meines Pulses zu unterdrücken.
"Schönen Tag noch. Den hätten sie mal nötig."
Presste ich ungern zwischen den Zähnen hindurch, und drehte mich dann auf dem Absatz um.
Als ich wieder zurück kehrte, und mich auf den Stuhl fallen ließ, blickte Sorin auf.
Sein stechender Blick schien mich zu durchbohren, als er plötzlich vom Boden aufstand und sich neben mir stellte.
"Du blutest."
Stellte er fest, als wäre es nicht das offensichtlichste.
Ich seufzte genervt.
"Ja, wie man sieht."
Mit den Fingern blätterte ich die Seiten des Buches durch, doch die Wörter die dort standen ergaben für mich keinen Sinn mehr. Die Wut saß zu tief in mir drin, als das ich jetzt noch lernen konnte.
Ich ärgerte mich über mich selbst diese Sticheleien über mich ergehen zu lassen, wenn ich doch am liebsten meine Meinung gesagt hätte.
"Steh auf."
"Warum-"
"Steh einfach auf."
Ich rollte mit den Augen und stand so schwungvoll auf, dass der Stuhl beinahe nach hinten gekippt wäre. Ich sah ihn ungeduldig an.
"Weißt du, es wird immer jemanden geben der dich bis an deine Grenzen provozieren wird..."
Er nahm einen Zipfel meines Umhangs in die Hände.
"...am Anfang lassen dich die Worte nichts kalt, und auch mit der Zeit wird es nicht besser. Aber du wirst lernen damit umzugehen. Denn egal wer auch nur irgendetwas zu dir sagt, was dich verletzt...."
Er schnippte mit den Fingern, seine schwarzen Krallen blitzen dabei gelblich auf. Die Buchstaben die im Buch standen, fingen plötzlich zu leuchten an.
"...es ist nur eine Reflektion von ihnen selbst."
Er drückte das Stück Stoff auf die leuchtenden Buchstaben, und als er diesen wieder anhob, blitze die Schrift plötzlich auf dem Umhang auf.
"Wow..."
Rutschte es mir heraus.
"Merk dir das."
Der Hüter sah mich wie immer mit seinem ernsten Blick an, und ich lächelte leicht. Tatsächlich ging es mir ein kleines bisschen besser nach seinen Worten.
Ich nickte.
"Werde ich. Und das war übrigens total cool."
Fügte ich noch hinzu.
Ich erwartete schon ein Augenrollen oder seufzen, doch stattdessen hob er bloß wieder die Hand und wischte mit dem Nagel über den Kratzer. Ich zuckte etwas zusammen, als ich plötzlich einen beißenden Stich merkte, als hätte ich mich verbrannt. Doch so schnell wie der Schmerz kam, desto schneller verschwand er wieder.
"Was hast du..."
Ich berührte die Stelle, doch anstatt das brennen spürte ich nichts außer ein Pochen. Der Kratzer war verschwunden.
"Du kannst sogar Wunden heilen?"
Fragte ich begeistert.
"Nein, nur den Heilprozess beschleunigen."
Ich lächelte.
"Lass mich raten, dass findest du auch 'cool'?"
Ich fing an zu lachen. Die Worte klangen aus seinem Munde so als würde ein alter Mann versuchen, mit den Jugendlichen Slang mitzuhalten.
"Was ist so lustig?"
"Ach nichts, gar nichts."
"Wieso hast du gelacht?"
Ich sammelte die Bücher wieder ein und stellte sie an einem Ort an dem ich sie garantiert wiederfinden würde.
"Nichts, einfach nur so!"
Sein verwirrter Blick sorgte nur noch mehr dafür das ich die Lippen zusammenpresste und in Richtung Ausgang ging.
"Ihr Menschen seit äußerst seltsam."
"Ihr Aniku's auch."
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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥
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