⚘012⚘
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"Wie ich sehe hast du den Menschen mitgebracht."
Der Boss ließ seinen harten Blick auf mich fallen. An seinem rechten Auge entdeckte ich eine Augenklappe die golden schimmerte, und an seiner Haut wie festgenäht zu sein schien.
Er hatte struppiges, graues Fell und wirkte im allgemeinen alt.
Sorin ließ von den Typen, den er noch vor einigen Sekunden das Messer in die Kehle rammen wollte ab, und stellte sich gerade auf- jedoch ohne sich umzudrehen. Der terrorisierte Aniku beeilte sich so schnell wie möglich die Wendeltreppe wieder hinunter zu rennen.
"Ja Boss. Ich habe die freudige Nachricht erhalten das ich auf sie aufpassen soll, und wollte mich noch einmal vergewissern das-"
"Du hast dich nicht verhört Sorin."
Unterbrach der Boss seinen Hüter.
"Mit dem Menschenkind an deiner Seite hier aufzutauchen war eine schlechte Idee gewesen."
Fuhr er fort und blickte mich nun an. Sein linkes weißes Auge schien mich zu durchbohren wenn ich nicht aufpassen würde.
"Du weißt das die Männer...eigenartig werden können wenn sie einen Menschen so nahe begegnen."
"Ja ich weiß. Ich konnte sie aber auch nicht unten allein lassen. Zu viele Mäuler die sich die Zähne an ihr ausbeißen wollen."
Sorin drehte sich um und stand ihn nun gegenüber.
"Das bedeutet aber nicht das ich nicht in der Lage bin weiter Wache halten zu können."
Der Boss schüttelte nur den Kopf.
"Nein lass das. Aideen hat recht mit dem was sie sagt. Du hast alle Hände voll zu tun wenn du auf sie aufpasst. Die Leute werden sie umbringen wollen, und jegliche Warnungen in den Wind schießen. Sie werden ihre Wege finden, und du musst das verhindern."
Der graue Wolf wirkte seltsam gelassen wie er immer noch an Ort und stelle stand, während Sorin hin und her tigerte.
Aideen...war das etwa der Vorname von Miss Candle?
"Sie ist nicht dumm, sie kann auf sich allein aufpassen mit etwas Übung!"
"Schluss jetzt!"
Die Stimme des Bosses dröhnte plötzlich laut und klar gegen die holen Steinwände.
Stille kehrte ein, und der Wächter ließ nur respektvoll den Kopf senken.
"Wir warten ab wie sich alles entwickelt. Bis dahin aber wirst du mit dem Menschenmädchen keinen Fuß mehr in diesen Turm setzten. Es dient zu ihrer eigenen Sicherheit. Und der Dummheit aller anderen."
Obwohl ich mich schlecht fühlte das Sorin wegen mir seiner Arbeit nicht nachgehen konnte, und sogar ärger bekam, so war es mir dennoch lieber als allein auf mich aufpassen zu müssen.
Der Aniku knurrte nur.
"Schön. Dann spielen wir eben den Babysitter."
Entgegnete er zynisch.
Ich zog die Brauen vor Wut zusammen.
"Gut dann hätten wir das ja geklärt. Jetzt geht schon bevor die anderen zurück kehren."
Bevor der Boss sich umdrehte und wieder zurück kehren wollte von wo er kam, drehte er noch einmal den Kopf in meiner Richtung.
"Versuch nicht allzu viele Dummheiten anzustellen, Mensch. In unserer Welt herrschen andere Regeln."
Ich hätte ihn am liebsten den Mittelfinger entgegen gestreckt.
Was sollte ich schon für Dummheiten machen wenn es jeder einzelne in dieser Welt war, der mir etwas antun wollte?
Sorin fegte wütend durch den Raum, und lief ohne auf mich zu warten die Treppe hinunter. Ich hingegen blieb stehen und sah ihn hinterher. Der Boss ignorierte mich und sah bloß bemitleidend seinen Schützling hinterher als wenn ich die schlimmste Aufgabe wäre die er zu bewältigen hatte.
Ich stieß nur trocken die Luft aus und folgte den Wächter.
Das durfte ja wohl nicht wahr sein.
Unten angekommen, wirkten die restlichen Wachen plötzlich zurückhaltender. Sie mussten wohl den Ausbruch des Bosses von oben gehört haben. Einige wenige lachten immer noch höhnisch unter der Nase, andere warfen uns nur vorwurfsvolle Blicke zu.
Ich ignorierte sie und achtete darauf Sorin zwischen den anderen nicht aus den Augen zu verlieren.
Erst als er die Tür aufriss und ich hinterher stolperte, hielt ich diese gerade noch so weit auf, dass ich hindurch schlüpfen konnte.
"Sag mal geht's noch oder was?"
Keifte ich ihn an.
Er ignorierte mich und stampfte nur weiter voran, während ich ihn folgte.
"Von mir aus kannst du ruhig sauer auf mich sein, aber was kann ich dafür wenn dein Boss dich dazu aufträgt auf mich aufzupassen? Außerdem- ich dachte ihr seit Hüter, ist das nicht eure Aufgabe-"
"Jetzt halt schon den Rand!"
Er blieb so unerwartet stehen, das ich in ihn hineinrannte.
Seine Augen waren wütend zusammengezogen, doch sie strahlten nicht so eine Wut aus wie die des Wächters, der mich am Marktplatz angegriffen hatte. Nein, in seinem Blick lag noch ein anderes Gefühl welches ich noch nicht richtig zuordnen konnte.
"Du weißt nichts über unsere Aufgabe- gar nichts! Also tu nicht so als wüsstest du was wir bewältigen müssten!"
Er warf wütend die Hand in die Luft, seine schwarzen Krallen glänzten.
Er war so nahe an meinem Gesicht gebeugt, dass es mir die Nackenhaare aufstellte.
Obwohl ich Angst vor ihn hatte, versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen und ging sogar noch einen Schritt näher an ihn heran.
"Nein, das weiß ich nicht. Und ich weiß auch nicht was du alles durchmachen musstest, aber trotzdem kann ich für diese ganze Sache hier nichts!"
Mein Blick wanderte über sein Gesicht und blieb an seiner Narbe hängen.
"...hat es vielleicht etwas mit deiner Narbe zu tun? Das du so ausflippst?"
Fügte ich nach einer Weile hinzu.
Er schnaufte und wandte sich sofort wieder ab.
"Das tut nichts zur Sache."
Ich ließ die Schultern hängen. War ja klar das er nicht auspacken würde.
"Gut."
Sagte ich nach einigen Minuten der Stille, und lief an ihn vorbei ohne anzuhalten.
"Wo willst du hin?"
Fragte er genervt.
"Wenn du darüber reden willst bin ich ganz Ohr. Ich sag's keinen weiter weißt du. Ist ja nicht so als hätte ich hier irgendjemanden. Ich werde auch versuchen dich nicht zu sehr zu belästigen."
Antwortete ich auf seiner Frage und hob nur die Arme in die Luft.
Ohne wirklich zu wissen wo lang es ging, lief ich stur weiter geradeaus.
Das ich mir auch nicht gemerkt hatte wo wir her kamen...
Der Wind zog an meinen Haaren die immer noch in einem Knoten in meinem Nacken hingen. Ich spürte mit einem mal wie unwohl ich mich in den jetzigen Klamotten fühlte. Eine Dusche wäre jetzt genau das richtige, aber so lange ich mit Mr. ich-bin-beleidigt zusammen lebte, wird das wohl nichts.
Die stechenden Blicke die sich durch meinem Rücken bohrten ignorierte ich gekonnt, und blieb nach einer Weile des ziellosen herumirrens, einfach stehen.
Rechts neben mir befand sich eine Brüstung die einen Schotterweg trennte. Ich reckte den Kopf um hinter den großen Baum zu blicken, doch sehen konnte ich nichts.
Was sich hier wohl noch alles für Orte verbargen...
Jetzt wo jeder wusste das ich existiere, könnte ich mich frei bewegen und bräuchte mich nicht zu verstecken...
"Weißt du was sich dort hinter verbirgt?"
Fragte ich den Aniku der sich schlussendlich doch dazu entschlossen hatte mir zu folgen. Er blieb stehen und warf nur einen flüchtigen Blick auf dem Weg.
"Hm, ist ein Weg zur Schule."
Ich wurde hellhörig.
"Eine Schule? Also so richtig wie in meiner Welt?"
"Natürlich, oder denkst du das die Leute mit ihren Kräften von Geburt an umgehen können?"
Entgegnete er und ging schon wieder weiter.
Ich sah ihn hinterher, nur um meinem Blick wieder auf den Schotterweg und dem großen Baum zu richten. Eine Schule wie in meiner Welt...
Ich konnte mich daran erinnern das ich damals gerne zur Schule gegangen war. Ich hatte Freunde gefunden, doch sobald sich die Wege getrennt haben und jeder auf einer anderen Schule verwiesen wurde- war es vorbei gewesen mit der Freundschaft.
Einige wenige die sich nur in der Schulzeit wirklich für dich interessiert haben, waren mir noch im Gedächtnis geblieben, aber vermissen tat ich sie nicht.
Ich war die meiste Zeit alleine gewesen, bis neue kamen mit denen ich eine Weile mitgezogen war- aber keiner ist geblieben.
Ob es hier wohl anders sein würde, wäre ich in dieser Schule?
"Komm jetzt."
Ich verdrehte die Augen und folgte den Wolf.
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"Hey!"
Verschlafen rieb ich mir die Augen und stemmte mich halbherzig auf dem Ellbogen ab.
Erst jetzt merkte ich das mir die Decke entrissen wurde.
Wütend funkelte ich ihn an, als dieser das sogenannte Stück Stoff faltete und sie auf einen Stapel legte. Mich hingegen sah er an als wüsste er gar nicht wieso ich mich so aufregte.
"Wir gehen heute zum Markt, Proviant aufstocken. Normalerweise erledige ich das Abends aber..."
Er legte seinen Umhang um seine Schultern, sein Schwert was er immer trug lehnte jedoch noch gegen der Wand.
"...jetzt habe ich ja genügend Zeit."
Ich grummelte nur und streckte mich.
Das jemand wie Sorin mich nicht lieb wecken würde, müsste mir ja klar gwesen sein.
Meine Haare traute ich mich gar nicht erst zu öffnen, weshalb ich mich lieber damit beschäftigte die Falten aus meinem Oberteil zu glätten.
Nach einiger Zeit gab ich es auf und schnappte mir deshalb den dunkelgrünen Umhang und warf mir diesen über die Schultern.
Wenn ich ehrlich war, sah ich so wie so aus als wäre ich geradewegs durch einen Sturm gelaufen, also würde der Umhang das meiste verbergen.
Ein Blick zu den Motorrad Klamotten ließ mich fragend zurück ob diese nicht doch besser für den heutigen Tag gewesen wären.
Schließlich war dies der erste Tag als Sträfling der Stadt.
Der drängelnde Blick von Sorin ließ mich nervös werden, und sorgte dafür das ich auf dem Weg zur Schiebetür prompt über meine eigenen Füße stolperte.
Der Wolf schüttelte nur den Kopf und zog die Tür hinter sich zu, nur um sie wieder mit seinem speziellen Schloss zu versiegeln.
Der Wald leuchtete an diesem morgen in einen frischen grün, die Luft war angenehm kühl und roch nach Regen. Die Sonne bahnte sich ihren Weg durch die einzelnen Blätter der Bäume, und malte goldene Kringel auf dem Boden.
Unterwegs sprachen wir nicht viel miteinander. Ich suchte nach Themen mich mit ihn zu unterhalten, doch mir wollte nichts passendes einfallen.
Also beließ ich es dabei und ging stumm neben ihn her.
Als wir an den Gleisen ankamen, kroch ein mulmiges Gefühl in mir hoch.
Mir war immer noch unbegreiflich wie ich es schaffen konnte einen ganzen Zug zur Seite zu stoßen. Und wenn ich so darüber nachdachte, hatte Sorin auch kein Wort mehr darüber verloren.
"Darf ich dich etwas fragen?"
Fing ich ohne Umschweife an.
"Hm."
"Warum hast du Miss Candle nichts über die...Geschehnisse erzählt? Du weißt schon, das mit den Zug."
Seine Augen blieben starr, doch seine Ohren zuckten wie immer wenn er nervös war- wie mir auffiel.
"Wir wissen nicht was für ungeahnte Fähigkeiten du besitzen könntest, wozu soll es dann an die große Glocke gehangen werden?"
Entgegnete er, den Blick immer noch stur geradeaus gerichtet.
Ich wandte den Blick ab, und sagte nichts dazu. Recht hatte er keine Frage, aber es war dennoch ungewöhnlich das er mich davopr schützte.
"Wir sind da. Verlier kein Wort mehr über dieses Thema, alles klar? Das bleibt zwischen uns solange wir herausfinden was es damit auf sich hat."
Es war das erste mal seitdem wir los gegangen waren, dass sein Blick meinen traf.
Doch wie immer konnte ich keinerlei Emotionen daraus filtern, also lächelte ich nur schief.
"Danke."
"Für was?"
"Das du mich nicht verrätst."
Er sah mich nur stumm an, während ich den Zettel der an seinem Gürtel befestigt war, mit einem mal heraus zog und ihn mir durchließ.
"So, dann wollen wir mal. Ich bin gespannt ob mir jemand etwas verkauft."
Ich hätte mir eigentlich denken können das selbst das bloße Betreten des Marktes kein Spaziergang werden würde.
Kaum war ich angekommen, spuckten die Leute giftige Kommentare in meiner Richtung. Die meisten beleidigten mich, andere lachten nur leise.
Mit hochroten Gesicht zog ich mir die Kapuze tiefer ins Gesicht und richtete den Blick stur auf den Einkaufszettel in meiner Hand.
Sorin's Schrift war flüchtig, die Buchstaben neigten sich zur Seite und manche Wörter konnte ich nur erraten. Wäre dies jetzt eine Fluchtbeschreibung, wäre ich schon längst Tod.
Während ich die Stände aus dem Augenwinkel aus begutachtete und riet bei welchem ich zum Teufel an einer Tüte Nimmerweh kommen sollte, fing es schon an.
"Hey, da ist ja das Menschenweib!"
Noch in der Bewegung mich umzudrehen griffen kleine Hände an meinem Umhang und zerrten daran herum. Zwei kleine Jungs die aussahen wie neun lachten schäbig.
Oh toll, jetzt fingen schon die Kinder an.
"Hehe, du hast ja gar keine Kräfte wie dumm!"
"Verzieht euch, ihr verzogenen Gören!"
Zischte ich leise.
Als die Plagen nicht aufhören wollte, riss ich die Hände des einen von mir. Plötzlich schmiss sich das Kind auf dem Boden und fing an zu schreien.
"Was zur Hölle, steh auf ich hab dich nicht einmal gestoßen!"
Rief ich wütend, doch sofort spürte ich die Blicke um mir herum.
Oh Mist...
Ich wich einen Schritt zurück und sah wie sich einige der Leute schon um mich herum stellten. Das Kind welches sich auf dem Boden geschmissen hat, grinste bloß gehässig.
Ich warf dem Balg einen wutentbrannten Blick zu, dass dieses bloß schmollend und beleidigt abzog.
Die Leute um mich herum fingen an zu flüstern und einige schüttelten nur die Köpfe.
"Unfassbar!"
"Nicht mal einen Tag hier und schon verletzt es Kinder!"
Vor Wut und Nervosität ballte ich die Fäuste und verließ den Kreis aus Leuten die mich verurteilten schnell wieder.
Meine Augen suchten nach Sorin, doch plötzlich schien der Wächter spurlos verschwunden zu sein.
Panik stieg in mir auf, als mich plötzlich ein bulliger Kater am Arm packte, und auf mich einredete.
"Was fällt dir ein ein wehrloses Kind zu verletzten, he?"
"Ich-ich habe es nicht verletzt!"
Antwortete ich und starrte ihn nur ängstlich an.
Der Kater fing schallend an zu lachen.
"Ha, schaut euch an wie sie zittert!"
Säuselte er und verstärkte seinen Griff.
Die Leute fingen allesamt mit ihn zu lachen an, und die röte stieg mir ins Gesicht. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen und die Wut stieg in mir hoch, als ich die Leute sah wie sie sich über mich lustig machten.
Was tat ich hier eigentlich? Ließ ich mich wirklich von einem halbklugen Kater zur Show stellen? Ich konnte mich verdammt nochmal aus seinem schludrigen Griff befreien und ihn die Zähne aus dem Maul schlagen wenn ich wollte!
Die Erkenntnis und die Wut ließen mich mit einem mal mutiger werden, und sofort rief ich alles was ich je von meinem Kampfkunstlehrer gelernt hatte, in meinem Kopf zurück.
Ich drehte meinen Arm, und schlängelte mich damit frei.
Völlig verdutzt und mit dem dümmsten Gesicht starrte mich der Anketo an.
"Fass mich noch einmal an und du wirst es bereuen, Katze!"
Spuckte ich, rasend vor Wut.
Ich war bereit es mit ihn aufzunehmen, hier und jetzt. Und dabei war mir egal was die Bürgermeisterin oder Sorin darüber sagen würden.
Ich hatte mich schon als Kind nur allzu oft herumschubsen lassen- das gleiche würde ich nicht noch einmal passieren lassen.
"Katze?! Kleines, verdammtes Mistvieh..."
Fluchte der rothaarige Anketo und ging schon wieder auf mich los, die Hand in die Luft gehoben und den Blick auf mich gerichtet, als er die großen Nüssen die am Stand nebenan lagen, in die Luft schweben ließ.
Die Tatsache das er Zaubern konnte und ich nicht, hatte ich erfolgreich ausgeblendet und wurde mir erst jetzt bewusst wo es schon zu spät war.
"Scheiße..."
Knirschte ich zwischen den Zähnen.
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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥
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