„Du musst der Enkel sein"
Es war komisch, in einem neuen Bett in gewohnter Umgebung aufzuwachen. Irgendwie fühlte man sich Zuhause, irgendwie aber auch nicht. Fakt war, dass dieser Morgen besser begann als jeder andere Morgen seit ein paar Wochen und dies lag lediglich daran, dass mich treue braune Augen anschauten, sobald ich mich nach links drehte.
"Hey Milo", grinste ich und dies schien sein Signal zu sein, erfreut aufzuspringen und in meinem Bett Randale zu machen, während mein Gesicht vor lachen fast schon schmerzte. Ich hatte es in letzter Zeit einfach zu wenig getan.
Ziemlich schnell, ohne noch lange liegen zu bleiben, hüpfte ich aus dem Bett und packte meine Tasche aus. Dazu war ich gestern zu müde gewesen und ich wollte ja nicht für sechs Wochen aus meinem Koffer leben. Milo schien mir zwar dabei helfen zu wollen, aber ich wollte beim besten Willen keine angesabberte Unterwäsche in meinen Schubladen verstauen, weswegen ich direkt mit dem Training anfing. So wackelte er zwar aufgeregt hin und her, blieb aber tatsächlich sitzen und wartete aufgeregt, bis ich fertig war und mich umgezogen hatte.
Sobald ich meine Zimmertür öffnete, blieb ich kurz still und konnte noch keine Regung im Haus wahrnehmen, weswegen ich Milo hinter mir her rief und wir zusammen nach draußen gingen.
Dadurch das es noch so früh war, konnte man es gut aushalten und ich musste sogar eine dünne Jacke mitnehmen, damit mir nicht kalt wurde. Milo rannte direkt voraus und tobte sich etwas aus, während ich meine Augen schloss und die Sonne meine Haut küssen ließ. Es fühlte sich gut an, die Wärme auf der Haut zu spüren und zu wissen, dass sie mich gleich etwas gesünder machte. Kurz schien es sogar so, als würde auch meine Seele heilen, aber sobald ich daran dachte, dass meine beste Freundin dieses Gefühl nicht mehr haben konnte, war auch das vorbei und ich öffnete meine Augen wieder, nur um hinter dem braunen Labrador herzulaufen und ein bisschen die Gegend zu erkunden.
Viel hatte sich in den letzten Jahren nicht geändert und so kam es dazu, dass ich die meisten guten Ecken hier noch kannte. Das meiste gehörte jedoch noch zum Grundstück meiner Großeltern, weswegen ich es nicht für nötig hielt, Milo anzuleinen sondern ihm lieber die Möglichkeit zu geben, so viel herumzurennen, wie es ein Welpe nunmal tun wollte.
"Hey Großer", rief ich, bevor ich einen Ast aufhob und damit herum wedelte. Schneller als ich denken konnte, hatte der Labrador die Distanz zwischen uns überwunden und sprang vor mir auf und ab. Da ich sportlich schon immer begabt war, ging der Wurf tatsächlich ziemlich weit und der Hund war begeistert, da er kurz darauf schon wie ein Lämmchen hinter dem Stock her hüpfte.
Es war fast schon surreal, wie ein Tier die Laune von null auf hundert heben konnte. Ich hatte mich seit Tagen, seit ihrem Tod, ebenfalls wie tot gefühlt und nun schien alles plötzlich... okay zu sein.
Überrascht war ich davon, als Milo einfach an mir vorbei lief und den Stock mit sich nahm, weswegen ich mich umdrehte und fast schon zusammen zuckte, da ich so früh morgens und vor allem auf dem Grundstück meiner Großeltern, niemanden erwartet hatte.
Der Junge mit den Locken hatte dem Hund seine volle Aufmerksamkeit geschenkt und versuchte nun, diesem den Stock abzunehmen, ehe ein tiefes lachen ertönte und er sich erhob. Stolz mit dem Stock in der Hand.
Doch sobald ich das Gesicht wieder erkannte, schien mein ganzer Körper einzufrieren. Mein Gehirn sendete das Signal aus, so schnell es nur irgendwie ging davon zu rennen, doch meine Beine waren so schwer wie Backsteine. Alles kam mir bekannt vor, zu bekannt vor und um ehrlich zu sein hatte ich wirklich gehofft, diese grünen Augen in meinem Leben nie wieder sehen zu müssen. Nicht, nachdem ich nach London gezogen war.
"Du musst der Enkel sein", meinte er und kam auf mich zu, weswegen ich fast automatisch einen Schritt zurück ging. Seine Augen verengten sich und noch bevor er etwas anderes sagen konnte, hatte ich mich umgedreht und war in schnellen Schritten davon gegangen.
Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass Milo mir folgen würde, doch wenig später lief das braune Geschöpf vor mir und ging mit mir zurück zum Haus. Mein inneres Bedürfnis, mich umzudrehen und zu sehen, ob er mir folgte oder ob es ihn nicht interessierte, war zwar groß, aber ich schaffte es tatsächlich, dieses auszublenden und einfach nur zum Haus zu gehen.
Was zum Teufel tat er hier? Wieso hatte ich gerade in einem Moment noch darüber nachgedacht, dass der Sommer viellicht besser werden würde; mir beim heilen helfen würde und dann zeigte mit das Leben wieder, dass es nicht so einfach war? Das man mir wieder eine reinhauen musste, weil es So schien, als würde das Karma mich hassen; dabei hatte ich doch nie etwas getan. Nichts, außer mich selbst zu hassen.
Ich öffnete die Haustür und im Gegensatz zu vor ein paar Minuten, hörte ich nun Musik aus der Küche und es lag ein leckerer Geruch in der Luft, weswegen ich meine Schuhe von den Füßen streifte und Milo einmal über den Kopf streichelte, bevor ich zusammen mit ihm die Küche betrat.
Der Labrador stürzte sich sofort auf seinen gefüllten Futternapf, während ich meine Großeltern mit einem leisen 'Guten Morgen' begrüßte und mich dann daran machte, meinem Opa beim Tisch decken zu helfen.
"Deine Oma hat eigene Brötchen gebacken, sie sind wirklich toll", erklärte er den guten Geruch und mein Magen antwortete mit einem knurren, weswegen meine Oma lachte und mir einen Kuss auf den Kopf gab.
"Wieso vier Teller?", fragte ich, sobald ich das vierte Besteck auf dem Tisch sah und ein komisches Gefühl machte sich in mir breit, da eigentlich nur meine böse Vorahnung bestätigt werden konnte.
"Wir haben einen netten Helfer über die Sommerferien bekommen und er frühstückt am Wochenende mit uns. Das ist noch ein kleines Dankeschön von uns an ihn", erklärte meine Oma und goss den Orangensaft in die Gläser, während meine Beine mich im Stich ließen und ich mich noch gerade rechtzeitig auf einen Stuhl fallen lassen konnte. "Du müsstest ihn eigentlich kennen. Ihr wart in der selben Schule."
Wenn man vom Teufel spricht, betrat dieser kurz darauf die Küche und noch bevor sein strahlendes lächeln in irgendeiner Art und Weise ansteckend sein könnte, wandte ich den Blick ab und kniff mir in den Oberschenkel.
Das konnte einfach nicht sein. Wieso hasst mich mein Leben so?
∞
"Wie ist sein Name?", fragte Amalia mich, während wir beide den Kopf vom Bett hängen ließen und uns das Blut in den Schädel floss. Unsere Gesichter mussten schon der roten Farbe einer Tomate ähneln, aber wir waren eben Jung und kamen auf dämliche Ideen.
"Nennen wir ihn einfach den Grünäugigen Teufel", grummelte ich, denn Harry Styles war definitiv der letzte Mensch, über den ich reden wollte. Immerhin war ich bereits seit ein paar Jahren in London und trotzdem verfolgte mich das, was er mir über Jahre angetan hatte, noch jeden Tag.
"Das passt ganz gut", es war kurz still und ich wandte meinen Blick zu ihr und sah, wie sie nachdachte. "Wahrscheinlich ist so ein Idiot dann auch noch mega beliebt?"
"Der Aussage ist nichts hinzuzufügen."
Die Tür wurde aufgerissen und vor Schreck, fiel ich aus dem Bett und Amalia rappelte sich auf, ehe sie die Arme ausbreitete und ein riesiges lächeln auf den Lippen hatte.
"Und somit ist Amalia erneut die Gewinnerin. Die Blumen können einfach in mein Gemach geliefert werden!", rief sie es aus, als wären wir im 18. Jahrhundert und erst dann, sahen wir beide zu ihrem großen Bruder, der uns Augenverdrehend beobachtete.
"Essen ist fertig", ohne ein weiteres Wort, hatte er ihr Zimmer verlassen und ich schaute zu meiner besten Freundin. Kurz konnten wir dem Verlangen noch standhalten, dann brachen wir in lautes Gelächter aus und auch Amalia kugelte sich von ihrem Bett, neben mich auf den Boden.
"Was würdest du ihm ins Gesicht sagen wollen, wenn er vor dir stehen würde?" Die grünen Augen sahen mich interessiert an und ich zuckte mit den Schultern, ehe ich einen tiefen Atemzug nahm und an den Moment zurückdachte, wo er mich zum letzten Mal gesehen hatte, bevor ich offiziell im Umzugswagen unser Dorf verlassen hatte.
"Das er mich kaputt gemacht hat", meine Stimme war leise, "Das ich wegen ihm niemals die Chance haben werde, normal zu sein."
"Normal sein ist langweilig." Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange, bevor ein erneutes Rufen von unten kam und wir uns vom Boden aufrappelten, um die Treppe herunter zu laufen.
[...∞...]
Da hat Louis jetzt Harry kennengelernt und natürlich herausgefunden, wer ihm jetzt öfter über den Weg laufen wird. Der grünäugige Teufel also...
Wie hättet ihr an Louis' Stelle reagiert?
Lots of love ❤️
xoxo Michelle
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