Erfreuende Nachrichten

Als Eowyn am nächsten Morgen erwachte, versuchte sie sich daran zu erinnern, wie sie es geschafft hatte, zurück in ihr Zimmer zu kommen ohne gesehen zu werden. Der Weg in das Schloss war definitiv schwieriger als der Weg aus dem Schloss gewesen, da sie müde gewesen war und die Sonne nicht mehr gescheint hatte. Im Dunkeln hatte sie den Fluss überqueren, über die Mauer klettern, in den Turm laufen, über das Dach springen, über einen Abgrund balancieren und auf ihren Balkon gelangen müssen. Es war schwierig gewesen, aber sie hatte es geschafft. Und glücklicherweise war ihre Zimmertür immernoch verschlossen und jedes einzelne Staubkörnchen in ihrem Zimmer an seinem Platz gewesen. Eowyn hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich auszukleiden, sondern hatte nur den Schlüssel aus der Tür entfernt, ihm wieder versteckt und war einfach nur in ihr Bett gefallen und augenblicklich eingeschlafen. ,,Ihr Bad ist fertig und während Sie sich baden, werde ich Ihr Essen auf das Zimmer bringen." Sagte eine Zofe, die vor Eowyn's Band stand. Normalerweise war es üblich, dass die Zofen die reichen Herrschaften waschen, aber Eowyn hatte es ihnen so lange ausgeredet, bis sie sie sich alleine abschrubben lassen haben. Leise vor sich hin summend, entkleidete sich Eowyn und schrubbte sich alle Unreinheiten von ihrem Körper in dem lauwarmen Wasser. Nachdem sie dich wieder angekleideg hatte und zurück in ihr Schlafzimmer ging, entdeckte sie ein Essenstablett, was auf ihrem Schreibtisch aus Kirschholz abgestellt worden war. Fröhlich setzte sie sich auf den Stuhl davor und begann, die noch heiße Suppe zu essen. Die Beeren, die nicht in die Suppe mit eingekocht waren, lagen als Verschönerung daneben und Eowyn nahm eine zwischen ihre Finger und drehte sie hin und her. Sie war ihr bekannt, aber nicht so bekannt wie eine Blaubeere. Ihr war bewusst, dass die Beere auch in der Suppe war, aber sie konnte sich einfach nicht daran erinnern, wie die Beere hieß. Mit einem Mal bekam sie einen Schwindelanfall und kippte fast von ihrem Stuhl. Schnell hielt sie sich an der Tischkante fest und erstarrte. Ihr war eingefallen, was diese Beere war. Und wozu sie benutzt wurde. So schnell es mit ihren wackeligen Beinen ging, kroch Eowyn in ihr Badezimmer und zu der Toilette. Mit einem Finger in den Mund brachte sie sich dazu, sich zu übergeben und augenblicklich verschwand das Schwindelgefühl. Keuchend lehnte sie sich gegen die nächste Wand um zu verschnaufen. Die Beeren, die zu hundert Prozent ihre Mutter in das Essen gemischt hatte, Bernard würde so etwas niemals tun, hießen Schwarzbeeren. Sie wurden so genannt, weil einem davon erst schwindelig wurde, man dann starke Magenverstimmungen bekam, man verwirrende Dinge sah, man unter starken Schmerzen am gesamten Körper litt, man seine Glieder kaum noch bewegen konnte und man zu guter Letzt nichts mehr sehen konnte und dann starb man. Die Prozedur konnte bis zu achtundvierzig Stunden dauern, aber nie länger. Dennoch war es ein qualvoller Tod. Sie wuchsen nur unter der Erde mit einem feuchten Boden. Dass Eowyn's Mutter sie hatte ausgraben lassen, musste bedeuten, dass sie sie gerne loshaben wollte. Und hätte man ihren Leichnam untersucht, hätte man nur einen Herzstillstand als Grund für ihren Tod feststellen können, denn das war das Letzte, was die giftige Beere tat. Sie ließ dein Herz still stehen bleiben. Würde das Herz erst einmal durch eine dieser Beeren aufgehört haben zu schlagen, würde es dies nie wieder tun. Es gab kein Heilmittel und nichts, was die Wirkungen dämmen oder stoppen konnte. Die Beeren waren zum töten da. Noch eine Weile blieb Eowyn an der Wand sitzen, bevor sie schwach aufstand. Mit wackeligen Schritten lief sie rüber zu ihrem Schreibtisch, wo das Tablett immernoch unschuldig drauf stand, nahm den Rest des Essens und kippte ihn in die Toilette. Wenn ihre Mutter sich nach ihr erkundigen wird, wird sie wütend erkennen, dass die Beeren angeblich nicht gewirkt hätten. Eowyn wollte sich gar nicht erst ausmalen, was Madriane noch weiteres für ihre eigene Tochter geplant hatte. Sie wollte ihrer Mutter zeigen, dass man sie nicht so leicht besiegen konnte, also musste sie ihr so bald wie möglich klar machen, dass es ihr gut ging. Mit flinken Händen holte sie Tinte, Feder und Pergament und begann, eine kurze Bücherliste aufzuschreiben, die eine Zofe für sie aus der Schlossbibliothek besorgen sollte, da sie selbst ja nicht raus durfte. Tatsächlich war jetzt schon die Tür von außen verschlossen. Die Zofen hatten zwar Schlüssel, wussten aber, dass sie Eowyn nicht raus lassen durften, da es ein Befehl von Prinzessin Madriane war, es nicht zu tun. Wer wusste schon, was passieren würde, würden sie es doch tun. Eowyn nahm eine kleine goldene Glocke aus ihrem Regal und klingelte damit. Irgendjemand vom Personal war immer in den Gängen unterwegs. Und auch dieses Mal war es das jemand. Ein Schlüssel wurde in dem Schloss umgedreht und die Tür wurde geöffnet. ,,Was kann ich für Sie tun, Mylady." Sagte eine Männerstimme. Es war der persönliche Bote des Königs. ,,Könnten Sie bitte sichergehen, dass man mir diese Liste an Büchern auf mein Gemach bringt?" Fragte Eowyn höflich und reichte dem Boten das Blatt Pergament, als dieser nickte. Mit einem leise gemurmelten Versprechen schloss der Bote wieder die Tür hinter sich und ließ den Schlüssel einmal im Schlüsselloch im Kreis wandern, um es abzuschließen. Mit einem leisen Seufzen ließ sich die junge Prinzessin auf ihr Bett fallen, in der Hand ein Buch aus ihrem Bücherregal. Es war ein Buch, was sie schon duzende Male gelesen hatte und niemals müde wurde, es erneut zu tun. Nach fast einer halben Stunde wurde wieder ein Schlüssel in dem Schlüsselloch umgedreht und eine Zofe kam mit einem Korb voller Bücher herein. Die Zofe war etwas älter und kräftiger als die anderen, weshalb vermutlich sie dazu ausgewählt wurde, die vielen Bücher zu Eowyn zu tragen. Ekwyn bedankte sich und mit einem kleinen Knicks verabschiedete auch die Zofe sich, bevor sie die Tür wieder abschloss. Ekwyn hatte es schon immer geliebt zu lesen. Lesen war ein Hobby gewesen, worin sie sich verlieren konnte, ohne auf einer Tanzfläche oder einem Saalboden stehen zu müssen. Die Geschichten wurden nie langweilig und oft passierte es, dass Eowyn die Zeit vergaß und mit einem Buch in der Hand und einer Kerze auf dem Nachttisch einschlief. Ein Buch war für sie der Ort, an dem sie sich verstecken konnte, ein Ort, an dem sie sich wohl fühlte und liebend gerne würde sie das Leben mit einer Person aus jedem Buch was sie gelesen hatte mit ihrem eigenen tauschen, aber zu ihrem Bedauern funktionierte dies nicht. Eowyn dachte an die Pevensie Geschwister, die tatsächlich von einer anderen Welt kamen, in der die Welt, in der Eowyn lebte, wie ein Märchen klingen würde. Sicher vermissten die Könige und Königinnen ihr altes Zuhause. Die junge Prinzessin fragte sich, wie sie sich fühlen würde, wäre sie eines Tages in einer anderen Welt, die ganze anders ist, als diese, in der sie zur Zeit lebte. Wie würde sie sich fühlen? Erst dachte Eowyn, dass sie ihr altes Zuhause nicht vermissen würde, aber dann vielen ihr Lucy und Edmund und sogar auch Königin Susan ein, die ihr Leben an diesem einen Abend zu verändert zu haben schienen. Das war ihnen sicher nicht bewusst gewesen, was sie getan hatten. Sie hatten die liebe, nette, unschuldige Eowyn in eine wissende Eowyn verwandelt, die von ihrer Mutter gegangen gehalten wurde und die fast von dieser ermodert wurde. Mit einem leisen Machen schüttelte Eowyn ihren Kopf, als sie versuchte sich vorzustellen, was die drei Hoheiten tun würden, wüssten sie von dem bescheid, was sie getan hatten. Für sie würde es sicher so klingen, als hätten sie Eowyn's Leben zur Hölle gemacht, aber für Eowyn war es etwas Gutes. Jedenfas zum Teil. Endlich wusste sie die Warheit und hatte Mut, sich gegen ihre eigene Mutter zu stellen, die sie für so viele Jahre in Schach gehalten hatte. Und das nur mit Lügen und dem Verschweigen von Informationen. Fast wäre Eowyn zum weinen zumute, aber dann versuchte sie sich auf das Buch zu konzentrieren, was sie in ihrer Hand hielt. Dieses Buch hatte ein Gelehrter aus Narnia geschrieben, der den Geschichten der Könige Und Königinnen von Narnia gelauscht hatte. Ihre Hoheiten hatten in ihrer Welt Bücher mit Geschichten gelesen, die es weder in Narnia, in Archenland noch in einem anderen Land hier gab. Also hatte sich dieser Gelehrter einen Termin bei Königin Susan besorgt und sie über ein paar der Bücher, die sie gelesen hatte, informiert und hatte sie neu verfasst. In dem Buch, welches Eowyn an diesem Tag las, ging es um zwei sich Liebende, die aber in zwei schon seit Jahrzehnten verhassten Familien lebten. Die beiden lernten sich auf einer Feier des Mädchens kennen und waren augenblicklich ineinander verliebt. Julia, das Mädchen, war aber schon einem Paris versprochen worden, der mit dem Prinzen verwandt war, aber dennoch wollte sie ihr ganzes Leben hergeben, um ein Neues mit Romeo, dem Jungen, anzufangen. Sie war erst vierzehn und Romeo sechzehn, aber beide liebten sich so sehr, dass sie alles in Kauf nahmen, um zusammen leben zu können. Das Buch endete damit, dass die Nachricht, dass Julia, die sich tot gestellt hatte, um nicht Paris heiraten zu müssen, an Romeo weitergegeben wurde, der wegen Mord verbannt worden war. Und dieser machte sich sofort auf den Weg, um zu seinem geliebten Mädchen zu kommen und besorgte sich auf dem Weg ein Elixier, was ihn tötete, denn, wenn seine Julia tot war, gab es nichts mehr in seinem Leben, was es es wert gemacht hätte, es weiterzuleben. Das Serum, was Julia genommen hatte, was sie für vierundzwanzig Stunden für tot aussehen ließ, hörte dann auf zu wirken, als Romeo neben ihr lag und seines nahm. Neben ihr starb ihr Geliebter und da Julia nichts sehnlicher wollte, als mit ihm zu sein, nahm sie sich sein Schwert und erstach sich damit. Eine Tragödie. Als Eowyn am Ende angekommen war, klappte sie ihr Buch zu und wischte sich mit ihrem Handrücken die Tränen weg. Im Laufe des Tages hatte sie schon zu Mittag und zu Abend gegessen, diesmal war es nicht vergiftet worden. Während Eowyn ein neues Buch anfing, was ihr eine Zofe aus der Schlossbibliothek gebracht hatte, schlief sie auf ihrem Bett ein.
Als sie das nächste Mal aufwachte, war es mitten in der Nacht. Da sie wusste, dass sie tagsüber nicht aus dem Schloss kommen würde, sprang sie sofort aus ihrem Bett und machte sich auf den Weg, zu den Obstgärten. Als sie trotz der Tatsache, dass alle, bis auf die Wachen, schlafen sollten, Stimmen hörte, versteckte sie sich hinter dem nächsten Baum und spitzte ihre Ohren. ,,Der Brief wurde bei König Edmund dem Gerechten abgegeben und schon heute Mittag wird seine Antwort die Schlosstore erreicht haben, Sir." Sagte eine tiefe Männerstimme und eine andere antwortete mit: ,,Gut gemacht. Sie dürfen sich nun zu ihrem Zimmer begeben. Weg treten." Eowyn pochte vor Aufregung ihr Herz im Hals. Schon an diesem Mittag wird sie erfahren, ob sie nach Narnia reisen durfte und endlich aus dieser Hölle verschwinden konnte, oder nicht. ,,Bitte bitte, lass mich nach Narnia reisen, Edmund." Flehte sie im Flüsterton und bereute augenblick, ihre Bitteaut ausgesprochen zu haben. ,,Ist da jemand?" Es war die Stimme, die dem Boten gesagt hatte, er dürfe weg treten. Eowyn erstarrte zur Salzsäule und verschmolz im Dunkeln mit dem Baum, an dem sie mit dem Rücken gepresst stand. Schwere Schritte kamen näher. Sie versuchte ihre Atmung so leise wie möglich zu halten und presste sich eine Hand auf ihren Mund, damit keine kaufen Geräusche aus ihm dringen konnten. Gerade, als die Schritte Eowyn fast erreicht hatten, kam ein Scheppern aus der Richtung, in der die Ställe lagen. Ein Fluchen war in Eowyn's Nähe zu hören und die Schritte entfernten sich. Noch eine Weile presste sie sich mit hämmernden Herzen an den Baum hinter ihr und sandte ihren Dank zu Aaron aus, da sie genau wusste, wer Nachts in den Ställen über den Pferden wachte. War es möglich, dass er sie gesehen hatte und etwas Schweres fallen gelassen hatte, um sie vor der Wache zu retten? Eowyn konnte es sich bei ihm vorstellen. Schon immer hatte er ihr aus der Patsche geholfen, wenn sie etwas angestellt hatte oder die Schuld auf sie geschoben wurde, obwohl es offensichtlich die Schuld ihrer Geschwister gewesen war. Dann huschte Eowyn von Baum zu Baum und sprang über die Mauer, die sie schon immer von der Außenwelt ausgesperrt hatte und balancierte über den Baumstamm über den Fluss. Als sie das vom Tau feuchte Gras mit ihren Füßen berührte, konnte sie gar nicht anders, als einen kleinen leisen Freudenschrei aus ihrem Mund entkommen zu lassen und hielt sich schnell kichernd den Mund zu. Mit langen Schritten rannte sie über die Blumenfelder, die von dem vollen Mond beschienen wurden und knotete sich aus Blumen Kronen, die sie sich aufsetzte und überall ran hing, wo sie vorbei kam. Am nächsten Morgen würden Leute sicher die Wege entlanglaufen und irritiert die vielen Blumenkränze an den Bäumen und Zäunen beäugen, aber das machte Eowyn nichts. In der Dunkelfheit lachend pflückte sie Blume um Blume und hoffte einfach nur, dass die Zeit nicht so schnell vergehen würde. Was sie dann leider doch tat. Als der Morgen graute und die Sonne vor ihr aufging, genoss sie erst die rötlichen Sonnenstrahlen und rannte dann zurück zum Schloss, um rechtzeitig in ihren Zimmer anzukommen. Diesmal war es noch schwieriger als im Dunkeln, denn schon einige Professoren und Dienerinnen waren wach und eilten über den Schlosshof. Als Eowyn's Blick zu den Ställen schweifte, sah sie, wie Aaron sie anschaute und lächelnd den Kopf schüttelte. Dann war es also wirklich er gewesen, der sie in der Nacht vor der Wache gerettet hatte. Sie legte ihre Handflächen aneinander, um ihm ihren Dank zu zeigen und er nickte. Sein Blick wanderte weiter und Eowyn rannte zu dem Turm, um auf das Dach zu gelangen. Als sie Stimmen hörte, presste sie sich in eine Niesche, aber die Professoren liefen einfach nur munter plappernd an ihr vorbei. Leise stieß sie die Luft aus, die sie in ihrem Körper gehalten hatte und rannte schnell weiter sie Wendeltreppe nach oben. Kurz vergewisserte sie sich, dass auch wirklich niemand auf der Plattform war, dann kletterte sie auf das Dach und sprang auf den Vorsprung an der Schlosswand. Vier Minuten brauchte sie, um zurück in ihr Zimmer zu kommen und schlüpfte schnell aus ihren dreckigen Klamotten und zog sich ihr Nachtgewandt an. Gerade, als sie fertig war, wurde ihre Tür aufgeschlossen und eine Zofe kam mit einem Tablett voll mit Essen in ihr Zimmer. Überraschte schaute sie auf, als sie ihre Herrin wach in ihrem Zimmer vorfand. ,,Guten Morgen, Miss Eowyn. Ich wollte Ihnen gerade die Badewanne füllen und hatte nicht damit gerechnet, dass sie scho-" ,,Alles gut, ich habe nicht so gut geschlafen." Unterbrach Eowyn sie und musste dann tatsächlich gähnen. ,,Oje. Ich werde Ihnen heute Abend einen Rosimirtee bringen lassen, damit Sie gut schlafen können." Bot die Zofe an und Eowyn nickte dankbar, während sie das Tablett mit Essen auf ihren Schreibtisch abstellte. Rosimirtee galt als sehr gesund und war bekannt dafür, dass er einem zum einschlafen brachte. Der, der ihn trank, schlief einen langen, traumlosen, erholsamen Schlaf und war am nächsten Morgen wie frisch gewaschen. Als die Zofe ging, um Eimer mit Wasser zu holen, verzehrte Eowyn ihr Essen, nachdem sie es gründlich inspiziert hatte und zum Schluss gekommen war, dass es nichts giftiges an sich hatte. Nachdem die Zofe ihre Badewanne mit Wasser aufgefüllt hatte, verschwand diese mit einem: ,,Tut mir leid, aber Ihre Mutter hat es mir aufgetragen." Gerade, als Eowyn verwirrt nachhaken wollte, was sie damit meinte, verschwand die Zofe und verschloss die Tür hinter sich. Mit vorsichtigen Schritten ging Eowyn in Richtung Badezimmer und schaute hinein. Alles sah normal aus. Nein, auf dem Baewannenrand stand keine Seife. Wütend stieß sie die Luft aus und verfluchte ihre Mutter. Ernergisch entkleidete sie sich und stieß einen spitzen erschrockenen Schrei aus, als sie die eiskalte Wasseroberfläche berührte. Fast schon verzweifelt haute Eowyn mit ihrer Faust gegen die nächste Wand und rieb sie sich dann mit einem Schmollmund, als sie weh tat. Dann ließ sie sich seufzend neben der Badewanne auf den Boden sinken. Das Wasser war viel zu kalt, um darin baden zu können. Würde sie auch nur zwei Minuten darin versinken, würde sie karank werden und im schlimmsten Fall würde ihr Herz von dem kalten Schock aufhöre zu schlagen. Eowyn zog sich wieder ihr Nachtgewandt an und beschloss, ein paar Stunden zu warten, um das Wasser ein wenig wärmer werden zu lassen. In der Zwischenzeit tat sie das, was sie immer tat, wenn sie nichts zu tun hatte. Sie räumte ihr Zimmer auf, las in einem Buch, malte auf Pergament und schrieb Briefe, an eine ihr unbekannte Person, einfach nur, um die Ereignisse der vergangenen Tage festzuhalten und etwas zu tun zu haben. Mit der Zeit hatte sie sich angewöhnt, nur einen einzigen Namen zu benutzen, an den sie immer schreiben würde.

Liebe Chanel,
ich hoffe, dass es dir gut geht und du irgendwann die Zeit findest, mir zu antworten.

Bei diesen Worten wurde Eowyn fast traurig, denn sie wusste ganz genau, dass ihre ausgedachte Freundin ihr nie zurück schreiben würde.

Was ich dir in diesem Brief erzählen werde, wirst du mir nicht glauben, aber ich verspreche dir, alles ist wahr. Vor ein paar Tagen war ich in Narnia. In Narnia! Das, was ich mir schon immer gewünscht habe, ist wahr geworden! Ich war unglaublich nervös, aber dieser Abend war der Beste, den ich je erlebt habe, da bin ich mir sicher. Ich bin zu einem königlichen Ball eingeladen worden und dort habe ich erfahren, dass ich schon seit Jahren eingeladen worden war und meine Mutter die Einladungen abgelehnt hatte. Die ganze Zeit! Ich habe drei der vier Könige und Königinnen von Narnia kennenlernen dürfen und rate mal, mit wem ich den halben Abend getanzt habe. Nein warte, rate nicht, ich sage es dir. Es war König Edmund, der Gerechte. Ich muss sagen, ich hatte ihn mir doch etwas anders vorgestellt, denn die Portraits von ihm sahen ihm zwar ähnlich, waren aber nicht sehr detailreich gemalt worden. Aber er hatte in der Tat schwarze, zusselige Haare, was aber nicht blöd aussah, versteh mich nicht falsch, es sah fantastisch aus, aber ich war doch ein wenig irritiert, denn ich hatte gedacht, dass er sich die Mühe machen würde und sie glatt halten würde. Ich bin aber erleichtert, dass er dies nicht getan hat, ich bin mir sicher, er sähe dann nicht halb so gut aus, wie er es so getan hat. Und auch Sommersprossen hat er im Gesicht, nur nicht so viele wie ich. I h bin mit ihm befreundet und nicht nur mit ihm, sondern auch mit Königin Lucy. Sie hat auch für eine Zeit mit mir getanzt, aber nicht die vormelle Art zu tanzen, sondern eher ein fröhliches Umherspringen und Drehen, wenn du verstehst, was ich meine.

Bei der Erinnerung an den Abend begann Eowyn zu lächeln.

Ich habe auch in den letzten Tagen herausgefunden, dass ich Heiratsanträge zugesendet bekommen habe und meine Mutter auch diese abgelehnt hat. Nicht, dass ich einen von den Männern hätte heiraten wollen, ich kenne sie ja nicht Mal, aber meine Mutter hätte mir die Briefe immerhin zeigen sollen. Zeigen müssen. Oder? Schließlich bin ich es, die verheiratet werden sollte, was mein ganzes Leben verändert hätte. Aber ich bin erleichtert, dass ich noch niemandem versprochen wurde, meines Wissens nach jedenfalls. Ich will es mir nicht einmal vorstellen, wie mein Leben mit einem Mann aussehen würde, der doppelt so alt ist wie ich.

Eowyn schüttelte sich angewiedert.

Gestern habe ich das Buch 'Romeo und Julia' gelesen, was ursprünglich eigentlich aus der Welt kommt, in der die Könige und Königinnen von Narnia gelebt hatten, bevor sie nach Narnia kamen. In ihrer Welt wurde es von einem William Shakespeare verfasst, aber Königin Susan hat die Geschichte einem Professor zu gut wie möglich erzählt und er hat das Buch neu verfasst. Das hat er noch mit weiteren Geschichten aus ihrer Welt, aber ich bin noch nicht dazu gekommen, ein weiteres Buch von ihm zu lesen. Ich kann dir das Buch nur empfehlen, aber am Ende wirst du sicher Tränen vergießen, es ist eine Tragödie, ein Drama.

Die junge Frau auf dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch dachte darüber nach, was sie sonst noch schreiben konnte und setzte ihre Feder wieder auf das Blatt Pergament.

Mein Vater hat König Edmund, ich darf ihn Edmund nennen, einen Brief zugesandt, in dem er fragt, ob er mich im Schwertkampf unterrichten kann, denn er ist schließlich der beste Schwertkämpfer weit und breit. Heute Nacht habe ich von einer Wache gehört, dass seine Antwort noch an diesem Mittag ankommen wird und ich bin ganz aufgeregt. Hoffentlich sagt er zu, dann komme ich endlich von hier weg. Du musst wissen, dass die letzten paar Tage noch schlimmer waren, als die Jahre davor. Mein Pferd Whiskey ist tot. Und ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass meine Mutter es hat töten lassen, denn sie hat mir am Abend, als ich in Narnia war, geschworen, dass sie mein Keben zur Hölle machen wird. Bitte bete, dass Edmund zusagt, für mich.
Deine Freundin.

Viele Grüße und Küsse

Eowyn

Sie setzte ihre Schreibfeder ab, ließ die Tinte für eine kurze Zeit trocknen und faltete dann die Blätter zusammen. Sorgfältig, als würde sie diesen Brief wirklich verschicken, packte sie ihn in einen Briefumschlag ein, versiegelte ihn mit Wachs und packte ihn in eine Kiste, die fast Rand voll mit von ihr geschriebenen Briefen war. Diese Box war nur eine von vielen Boxen, die gefüllt mit ihren Briefen war. Mit den Jahren war es eine ihrer Lieingsbeschäftigungen geworden, zu schreiben. Ob es Tagebucheinträge, Briefe oder Geschichten waren, die sie verfasste, das Schreiben liebte sie einfach. Eowyn lief zu ihrem Badezimmer und testete das Wasser. Es war so warm geworden, dass sie auf jeden Fa nicht davin krank werden würde, aber immer noch kalt. Dennoch entkleidete sich Eowyn und schrubbte sich sauber. Nachdem sie in ein frisches Kleid geschlüpft war und sich einen Stoffgürtel umgebunden hatte, wurde ihre Tür aufgeschlossen. In Rahmen stand ihr Vater. Edward. Sofort fragte sich Eowyn, wieso er persönlich zu ihr gekommen war. Er ging auf sie zu und umarmte sie väterlich. ,,Morgen, Eowyn." ,,Guten Morgen, Vater." Murmelte sie und er trat einen Schritt zurück um seine Stieftochter zu beäugen. ,,Schön wie eh und je. Ich habe dir etwas mitzuteilen, was dich sicher erfreuen wird." Ihre Neugierde war geweckt worden. Hinter ihrem Rücken verkreuzte sie ihre Finger. ,,Ich habe gerade eben eine Nachricht von König Edmund bekommen, in der er mitteilt, dass er dich mit Freuden im Schwertkampf unterrichten würde." Sofort sprang Eowyn wie ein Kleinkind mit einem erfreuten Qietschen durch den Raum auf ihren Vater zu und umarmte ihn. Sie löste sich und fragte mit einem Grinsen: ,,Wann breche ich auf?" Ihr Vater lachte erheitert. ,,Morgen früh, wenn du willst." ,,Ja! Geht auch gleich? Sofort? Jetzt sofort?" Wieder lachte Edward. ,,Nicht so schnell, es werden noch Sachen vorbereitet werden müssen. Zum Beispiel müssen deine Sachen gepackt werden." Eowyn machte kurz einen Schmollmund, dann sagte sie: ,,Dann Morgen. Ganz früh. Versprochen?" Ihr Vater umarmte sie. ,,Versprochen." Und damit war es klar.
Sie würde zurück nach Narnia gehen.

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Ein neues Kapitel, yeeey. Wieder einmal habe ich die tollen Auswahlkünste meines Habibis auf die Probe gestellt und sie den Namen für Eowyn's ausgedachte Brieffreundin aussuchen lassen. Danke wieder einmal.

Viel Soaßt beim Lesen!

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