Prologue
Prologue
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Es war nicht abzustreiten, dass Draco Malfoy sich in den vergangenen sechs Wochen sehr, sehr ungewöhnlich verhielt. Sogar für einen Malfoy.
Normalerweise war er der Inbegriff von Selbstkontrolle– kühl, arrogant, undurchschaubar–
der selbsternannte Prinz von Slytherin. Doch in letzter Zeit war da eine seltsame Unruhe in seinem Verhalten, die selbst seine engsten Freunde, Theo und Blaise, nicht zu erklären wussten. Sie hatten ihn beobachtet, wie er in der großen Halle immer wieder verstohlen über den Tisch der Gryffindors blickte, genauer gesagt auf eine Person.
Hermine Granger.
Wie eine Qual, die ihn seit Jahren verfolgte.
Pansy Parkinson, die seit Jahren Dracos Gewohnheiten wie ein Greifauge beobachtete, war nicht entgangen, wie er in letzter Zeit auf diese Weise aus der Reihe tanzte. Sie war eine gute Beobachterin – und eine noch bessere Kommentatorin.
„Sag mal, Draco", begann sie eines Abends im Slytherin-Gemeinschaftsraum, während sie sich nonchalant neben ihn auf das Sofa gleiten ließ. „Hast du vor, Granger zu hypnotisieren, oder planst du, ihr einen Liebestrank unterzujubeln? Das Gestarre ist ja nicht mehr feierlich."
Pansy Parkinsons Stimme war nicht mehr als ein sarkastisches Flüstern, aber die Schärfe dahinter war nicht zu überhören. Ihre dunklen Augen fixierten ihn mit einer Mischung aus Neugierde und Verdacht.
„Halt die Klappe, Pans", zischte Draco zurück, ohne sich die Mühe zu machen, den Vorwurf zu leugnen. Er wusste, dass sie ihn längst durchschaut hatte.
Was sollte er auch sagen? Dass Hermine Granger – die Streberin, das Schlammblut, wie er sie früher so sorglos genannt hatte – in seinen Gedanken nistete wie ein unerwünschter Zauber? Dass er sich dabei ertappt hatte, ihre Anwesenheit zu bemerken, bevor er irgendetwas anderes in einem Raum wahrnahm?
Es war... lächerlich. Und doch konnte er nichts dagegen tun.
„Ich glaube, unser Draco ist verliebt," murmelte Blaise Zabini von einem nahegelegenen Sessel aus und grinste wie ein Cheshire-Kater.
Draco schnaubte verächtlich. „Das ist absurd. Malfoys verlieben sich nicht. Wir... nehmen uns, was wir wollen."
„Und was willst du?" fragte Theo neben ihm mit gehobener Augenbraue.
Die Antwort auf diese Frage war Draco viel zu klar, und genau das machte ihn wahnsinnig. Es war nicht einfach nur ein Wunsch. Es war eine Obsession.
„Das geht euch nichts an," entgegnete er schroff und stand auf.
Pansy lachte leise. „Natürlich nicht. Aber ich wette, es hat mit diesen kleinen Pergamentzetteln zu tun, die du in letzter Zeit ständig verfasst."
Draco blieb stehen, seine Schultern angespannt. „Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst."
Pansy kicherte. „Ach komm schon, Draco. Ich habe gesehen, wie du einen unter dein Kopfkissen gelegt hast. Und lass mich raten: Es geht um Granger."
Er wandte sich langsam um, seine grauen Augen funkelten gefährlich. „Ihr werdet den Mund halten. Alle Drei. Keiner erfährt auch nur ein Wort davon."
Blaise zuckte mit den Schultern. „Keine Sorge. Ich finde das Ganze viel zu amüsant, um es zu ruinieren. Aber ich frage mich... was wirst du tun, wenn jemand anders schneller ist? Zum Beispiel Weasley?"
Die Miene des Zauberers verdunkelte sich. Weasley. Natürlich. Dieser ewig plappernde, großmäulige Trottel. Die Vorstellung, dass er sich Granger nähern könnte, ließ Dracos Magen sich zusammenziehen.
„Er wird keine Chance haben," antwortete Draco leise, fast wie ein Versprechen.
Pansy hob eine Augenbraue. „Du bist dir ziemlich sicher für jemanden, der noch nie ein Wort mit ihr gesprochen hat. Na ja, außer um sie zu beleidigen...darin bist du ganz hervorragend."
„Klappe Pans."
Er presste die Lippen zusammen. Aber sie hatte recht. Die Nachrichten waren nur für ihn. Er würde sie nicht im Traum abschicken. Aber er musste seinen Freunden in einem Punkt zustimmen. Er würde einen Schritt weiter gehen müssen, wenn er wollte, dass sie ihn ernst nahm – wenn er überhaupt eine Chance hatte, dass sie ihn überhaupt... bemerkte.
Das Problem war nur, dass Malfoys selten bitten mussten. Und er mussten schon gar nicht für das kämpfen, was er wollte.
Aber für Granger? Vielleicht würde Draco Malfoy zum ersten Mal in seinem Leben seine Regeln brechen müssen.
„Was ist eigentlich dein großer Plan? Schreibst du ihr weiter Zettel, die du niemals abschickst? Oder willst du ihr endlich in die Augen sehen und wirklich mit ihr sprechen?"
Malfoy konnte spüren, wie sich etwas in seiner Brust zusammenzog. Er war ein Malfoy verdammt. Er hatte immer bekommen, was er wollte, durch Macht, Einfluss, oder manchmal einfach durch die nötigen Tricks. Aber dies war anders. Sie beim Essen beobachten...Das war nicht genug. Nicht ansatzweise. Wenn er wollte, dass Hermine Granger ihn sah, musste er mehr tun. Er wusste es.
„Verfickte Scheiße, sieht das für euch simpel aus?"
„Was hast du erwartet...das sie dir zu Füßen liegen wird?" Pansy schien fast belustigt, als sie ihn mit funkelnden Augen musterte. „Jetzt läuft es wohl nicht so einfach, was?"
„Jetzt muss ich es selbst tun," erwiderte Draco und blickte starr auf das flackernde Feuer im Kamin. In seinem Kopf formte sich bereits der Plan. Ein Plan, der nicht nur aus geheimen Nachrichten bestand. Nein. Um Hermine zu gewinnen, musste er es richtig anstellen. Und richtig anstellen bedeutete, alle Regeln zu brechen, die er jemals gekannt hatte.
„Was genau hast du vor?" fragte Blaise neugierig, als er sich leise aus seinem Sessel erhob und auf Draco zutrat. „Etwa ein Rendezvous? Vielleicht ein eleganter Spaziergang durch den Schlosspark?"
„Ach, ich bitte dich Blaise, halt dich einfach raus". Draco warf ihm einen finsteren Blick zu, dann zog er ein kleines, zerknittertes Stück Pergament aus seiner Tasche und rollte es auf. Es war das letzte, das er geschrieben hatte. „Ich brauche mehr als eine Nachricht. Viel mehr."
Pansy lachte leise. „Und was genau hast du in deinem Kopf, Draco?"
„Ich werde ihr zeigen, dass ich kein gewöhnlicher Idiot bin. Kein dummer Slytherin, der denkt, er könnte sie mit ein paar schönen Worten oder Geschenken gewinnen. Besser als Weaslebee, ...Draco starrte das Pergament an. „Ich werde ihr zeigen, dass ich mehr bin. Dass ich –"
„Dass du bereit bist, zu kämpfen?" Blaise schnitt ihm das Wort ab, ein Anflug von Neugier und Herausforderung in seiner Stimme.
Draco blickte auf, seine Augen glühend vor Entschlossenheit. „Ja. Ich werde kämpfen. Salazar nochmal."
Es war nicht das, was er geplant hatte. Aber plötzlich fühlte es sich nicht mehr wie ein Kampf gegen etwas – sondern für etwas. Für sie.
„Du bist wirklich verrückt, weißt du das?" Pansy schüttelte den Kopf, als sie sich zurücklehnte und ihn beobachtete. „Na gut, Malfoy. Mach, was du tun musst. Und na ja vielleicht kann ich dir ja bei deinem Plan ein bisschen unter die Arme greifen."
„Vergiss es." Draco warf ihr einen scharfen Blick zu, der jede mögliche Einmischung im Keim erstickte.
„Weißt du, Dray...", begann Blaise, als er sich wieder auf den Sessel zurückfallen ließ, „ich muss sagen, du bist heute Abend wirklich unberechenbar. Vielleicht solltest du dir einen Plan B zurechtlegen. Du weißt schon, für den Fall, dass du es komplett vermasselst und Granger denkt, du bist ein kompletter Volltrottel."
Der Malfoy Erbe erwiderte nichts, sondern starrte stumm in die Flammen.
Er war nicht der Typ für Dates.
Und Salazar nochmal, er war auch nicht der Typ für feste Beziehungen.
Doch wenn er sie haben wollte- und das wollte er Merlin nochmal- dann musste er sich ins Zeug legen. Denn Granger war nichts für eine schnelle Nummer.
tbc...
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