Kapitel 5: Schmerz
Kapitel 5:
Schmerz
~*~
Das Feuer im Kamin des Gryffindor-Gemeinschaftsraums knisterte leise, warf flackernde Schatten an die Wände und erfüllte den Raum mit einer wohligen Wärme. Hermine saß auf einem der alten, durchgesessenen Sessel, ein aufgeschlagenes Buch auf ihrem Schoß, doch ihre Augen folgten den Worten auf der Seite nicht. Stattdessen lauschte sie halbherzig dem Gespräch, das Harry und Ron am Tisch neben ihr führten.
„Ich sag dir, es hat irgendwas mit Drachen zu tun", behauptete der Rotschopf mit Nachdruck, während er einen Bissen von einem Keks nahm, den er aus der Küche geschmuggelt hatte.
Harry stützte den Kopf in die Hände und verzog das Gesicht. „Das wäre ja fantastisch, Ron. Ich bin mir sicher, ich überlebe das erste Jahr meines Erwachsenenlebens, wenn ich gegen einen Drachen kämpfen muss", erwiderte Harry sarkastisch. Natürlich war er nicht 17.
Eben das war es ja. Harry war nicht erwachsen. Es sollte verboten werden, dass er überhaupt am Turnier teilnahm. Es war einfach wahnsinnig, mit 14 teilzunehmen.
Der Weasley grinste schief. „Keine Sorge, Mate, du hast doch uns."
„Ja, das beruhigt mich ungemein", murmelte der schwarzhaarige Zauberer trocken.
„Ach und Harry, es war falsch von mir anzunehmen, dass du den Zettel mit Absicht in den Kelch geworfen hast. So Todes sehnsüchtig bist du nicht"
„Danke Ron", erwiderte Harry.
Hermine hatte die Stirn in Falten gelegt, aber nicht wegen des Gesprächs über die kommende Aufgabe. Sie zwang sich, so zu tun, als würde sie zuhören, nickte an den richtigen Stellen und murmelte ein zustimmendes „Mhm", wenn es angebracht war. Doch in Wahrheit war ihr Kopf voller anderer Gedanken.
Die Szene mit Malfoy ließ sie nicht los. Immer wieder spielte sich die Begegnung in ihrem Kopf ab, wie ein Film, den sie nicht stoppen konnte. Seine Hand an ihrem Handgelenk, die wütende Härte in seinen Augen, und vor allem – ihre Worte. „Du bist wie dein Vater." Und seine Worte: Er hatte die Schlammblut genannt. Eigentlich keine großartige Überraschung.
Die Hexe schüttelte den Kopf, als wollte sie den bitteren Nachgeschmack dieser Worte loswerden. Wie hatte sie das nur sagen können? Selbst jetzt, wo sie sich an die Szene erinnerte, spürte sie die Schuld wie einen schweren Stein in ihrer Brust. Sicher, Malfoy war ein arroganter Mistkerl. Er hatte sie mit jeder Bemerkung provoziert, sie bis an ihre Grenzen getrieben – aber das war kein Grund, so weit zu gehen.
Sie sah unauffällig auf ihr Handgelenk hinunter. Es war noch immer rot. Die Panik in seinen Augen, ihre eigene Verblüffung. Hätte er weitergemacht? Sie...sie geschlagen? Nein...Nein das hätte er nicht. Aber konnte sie sich da so sicher sein? Denn es war fast eigenartig, das sie ihn zu kennen glaubte.. dass sie sich einredete, dass er tief im Inneren gut war...dass er das nie gewollt hatte.
Aber Fakt war, dass sie sich bei ihm nie sicher sein konnte.
Er war wie eine undurchdringliche Maske. Bis sie ein Stück seiner Verletzlichkeit erhaschen konnte. Auch wenn es nur für wenige Sekunden gewesen war...
Die Worte hatten ihren Mund verlassen, bevor sie überhaupt Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken. Es war impulsiv gewesen, unüberlegt und grausam. Und obwohl er ihr gegenüber oft kalt und verletzend war – er hatte diese Bemerkung über seinen Vater nicht verdient.
„Hermine, was denkst du?" Harrys Stimme riss sie aus ihren Gedanken, und sie sah auf. Beide Jungs starrten sie erwartungsvoll an.
„Oh... ähm", begann sie und versuchte, ihren Fokus wieder auf das Gespräch zu richten. „Ich denke... es könnte vielleicht eine Kombination aus verschiedenen magischen Kreaturen sein. Nicht nur Drachen."
„Ja klar, immer bist du die Einzige, die solche Sachen logisch sieht", murrte Ron, bevor er sich wieder einem weiteren Keks widmete, die er vom Essen mitgehen lassen hat.
Die Hexe lächelte gequält, aber ihr Lächeln hielt nicht lange an. Ihre Gedanken wanderten zurück zu Malfoy. Der Ausdruck in seinen Augen, als sie die Worte ausgesprochen hatte... Sie konnte ihn nicht vergessen. Es war, als hätte sie für einen Moment unter die Fassade geblickt, die er immer so sorgsam aufrecht erhielt. Und was sie gesehen hatte, war keine Arroganz oder Überheblichkeit. Es war Schmerz. Echter, roher Schmerz.
„Ich... ich bin gleich zurück", murmelte sie, stand auf und ließ Harry und Ron verblüfft zurück. Sie hatte plötzlich das Gefühl, dass die Wände des Gemeinschaftsraums sie erdrückten, und sie brauchte Luft. Hermine wusste nicht, wohin sie ging, doch in ihrem Inneren war eine leise, nagende Stimme, die ihr sagte, dass sie etwas wiedergutmachen musste – oder sich zumindest der Tatsache stellen musste, was sie angerichtet hatte.
~*~
Draco Malfoy saß reglos auf dem Rand seines Bettes, die Ellbogen auf die Knie gestützt, den Kopf in den Händen. Das kalte Licht der Laterne über ihm warf flackernde Schatten auf die Wand, als ob es seine Gedanken nachahmen wollte – wirr, dunkel, rastlos. Sein Atem ging schwer, und obwohl der Raum still war, schien die Luft um ihn herum zu pulsieren, als trage sie die Wucht der Worte, die ihm immer noch in den Ohren klangen.
„Du bist wie dein Vater."
Seine Finger krampften sich in sein Haar, das längst nicht mehr makellos saß. Das sonst so sorgfältig zurückgekämmte Blond fiel ihm in die Stirn, als hätte es die Ordnung seines Lebens ebenfalls verlassen. Er hob den Kopf und blickte in den kleinen Spiegel gegenüber. Was er darin sah, ließ ihn fast zurückschrecken. Blasses Gesicht, ein Schatten unter den grauen Augen, die ihm ausdruckslos entgegenstarrten. Ein Gesicht, das ihm fremd vorkam. Doch es war nicht das Gesicht, das ihn beunruhigte – es war, was sich dahinter verbarg.
Er sah nicht sich selbst. Nicht den Draco Malfoy, der er sein wollte. Nicht den Erben der stolzen Familie, den Slytherin, der mit einem spöttischen Grinsen über die Flure stolzierte. Nein, er sah etwas anderes. Etwas, das ihm nicht gefiel. Etwas, das sie in gesehen hatte.
Hermine Granger.
Er kniff die Augen zusammen, als könnte er ihren Namen aus seinen Gedanken löschen. Doch es war zwecklos. Ihr Blick verfolgte ihn. Nicht der zornige, kämpferische, an den er sich gewöhnt hatte. Sondern der andere. Der eine Moment, in dem ihre Maske gefallen war. In dem er etwas in ihr gesehen hatte, das ihn aus dem Gleichgewicht gebracht hatte.
Angst.
Er hatte sie erschreckt. Ihre Augen waren groß geworden, fast wie die eines Rehs, das in die Falle getappt war. Für einen Moment hatte sie nicht die starke, kluge Granger gespielt, sondern war einfach nur ein Mädchen gewesen, das ihn anstarrte, als wäre er...ein Monster.
Er sprang auf und begann unruhig im Raum auf und ab zu gehen, die Hände tief in die Taschen seiner Robe geschoben. Das weiche Rascheln des Stoffes war das einzige Geräusch in dem sonst totenstillen Schlafsaal. Er war froh, allein zu sein. Niemand sollte ihn so sehen.
„Verdammt", zischte er leise und blieb abrupt stehen. Sein Blick fiel auf den Tisch, wo seine Feder und ein Stück Pergament lagen, als hätten sie auf ihn gewartet. Er starrte darauf, als könnte er sie mit reiner Willenskraft verschwinden lassen. Er hatte an diesem Tag schon genug angerichtet. Warum hatte er überhaupt so die Kontrolle verloren? Warum hatte er sie so provoziert?
Die Antwort kam schneller, als ihm lieb war. Weil sie ihn getroffen hatte. Weil sie genau den wunden Punkt gefunden hatte, den er selbst nicht zugeben wollte.
„Ich bin nicht wie mein Vater", murmelte er und schloss die Augen, doch die Worte klangen hohl. Die Lüge lag schwer auf seiner Zunge. Lucius Malfoy war in allem präsent – in seinem Gesicht, in seiner Haltung, in den Erwartungen, die auf ihm lasteten. Alles, was er tat, wurde mit Lucius verglichen. Und jetzt hatte auch sie ihn auf diese Weise gesehen.
Doch noch schlimmer war, dass er für einen Moment befürchtete, sie könnte recht haben.
Der platinblonde Zauberer ließ sich zurück auf das Bett sinken und fuhr sich mit einer fahrigen Hand über das Gesicht. Er spürte die Druckstellen seiner Finger am Handgelenk, fühlte den Moment, in dem er sie festgehalten hatte, so deutlich, als wäre es gerade eben passiert. Er erinnerte sich an die Wärme ihrer Haut, an die Art, wie ihre Wangen leicht errötet waren, bevor er sie losgelassen hatte. Und er erinnerte sich daran, wie ihre Worte ihn getroffen hatten.
„Scheiße", flüsterte er heiser, seine Stimme fast wie ein Knurren. Er hasste sie. Nein, das war gelogen. Er hasste sie nicht. Aber er wollte sie hassen. Es wäre einfacher gewesen. Doch stattdessen war da dieses nagende Gefühl, dass sie ihn durchschaut hatte. Dass sie ihn gesehen hatte, wie er wirklich war. Und er wusste nicht, ob er das ertragen konnte.
Der Slytherin starrte auf den Boden, seine Hände zu Fäusten geballt. Er wusste nicht, wie lange er schon so dasaß. Minuten? Stunden? Zeit schien sich in diesem Moment seltsam zu dehnen, als hätte sie beschlossen, ihn noch länger mit seinen Gedanken zu quälen.
Ein Teil von ihm wollte aufstehen, sich zusammenreißen, das alte Malfoy-Grinsen aufsetzen und so tun, als wäre nichts passiert. Es war schließlich seine Stärke, nicht wahr? Seine Maske aus Arroganz und Gleichgültigkeit, die ihn unantastbar machte. Doch dieses Mal fühlte sich die Maske an wie eine Last, die er kaum tragen konnte.
„Sie weiß nichts", flüsterte er zu sich selbst, fast verzweifelt, als müsste er sich überzeugen. Sie kann nichts wissen. Sie hat keine Ahnung, wie er war. Sie hat nur gesagt, was sie dachte, um ihn zu verletzen. Aber das machte es nicht besser. Es machte es nur schlimmer, weil sie es geschafft hatte.
Ruckartig, fast schon aus einem Reflex ging er wieder zum Tisch. Seine Finger zitterten leicht, als er nach der Feder griff. Doch er hielt inne. Was wollte er überhaupt schreiben? Was könnte er ihr sagen? ‚Entschuldigung, dass ich dein Handgelenk fast zerquetscht habe, als ich dich Schlammblut genannt habe?' Das klang nicht gerade überzeugend.
Sein Blick wanderte zu seinen Händen. Er hatte sie noch immer in Erinnerung, ihre Haut unter seinen Fingern. Es war nicht die Wärme, die ihn quälte, sondern die roten Druckstellen, die er hinterlassen hatte. Die Vorstellung, dass sie jetzt vielleicht noch immer da waren, ließ etwas Bitteres in seiner Kehle aufsteigen.
Der Malfoy ließ die Feder fallen und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Warum verdammt nochmal konnte sie ihn so aus der Fassung bringen? Er hatte es nie verstanden. Seit Jahren hatte sie diese Fähigkeit, ihn an den Rand seiner Selbstbeherrschung zu treiben. Dabei war sie nichts Besonderes. Zumindest redete er sich das ein. Ein einfaches Mädchen, ein Gryffindor, eine Streberin.
Aber das war gelogen. Sie war nicht einfach irgendein Mädchen. Sie war ein Rätsel, das er nicht lösen konnte, und das machte ihn wahnsinnig. Ihr Blick, als sie ihn nach dem Schlagabtausch angesehen hatte, hatte ihm alles gesagt, was er nicht hören wollte. Er hatte sie verletzt. Und der seltsame Knoten in seiner Brust sagte ihm, dass es ihn störte. Viel mehr, als es sollte.
Draco zog einen tiefen Atemzug und richtete sich auf, zwang seine Schultern zurück, als würde allein diese Bewegung ihn wieder zu dem machen, der er sein sollte. Malfoys entschuldigen sich nicht. Sie bereuen nicht. Das hatte ihm sein Vater immer gesagt. Doch der Gedanke an Lucius machte die Übelkeit in ihm nur schlimmer. Ich bin nicht wie er. Ich bin nicht wie er, wiederholte er wie ein Mantra.
Doch in der Stille des Schlafsaals, in der nur sein eigener Atem zu hören war, wusste Draco, dass er nicht mehr sicher war, ob das stimmte.
Seine Kehle zog sich zusammen, und sein Atem ging schwerer. Er konnte es nicht ignorieren, egal wie sehr er wollte. In diesem Moment hatte er sich beinahe in jemanden verwandelt, den er sein ganzes Leben lang gehasst hatte.
Lucius Malfoy war ein Mann, dessen Schatten lang und kalt war. Ein Mann, dessen Stimme alleine gereicht hatte, um Draco in seiner Kindheit zusammenzucken zu lassen. Doch es waren nicht die Worte gewesen, die den größten Eindruck hinterlassen hatten. Es waren die Momente gewesen, in denen Lucius seine Wut nicht mehr kontrollieren konnte. Die Art, wie er Gewalt als Lösung ansah. Draco hatte es geschworen, sich selbst und jedem Teil seines Wesens, dass er niemals so werden würde.
Und doch – er hatte ihr wehgetan. Nicht nur mit Worten, sondern körperlich. Der rote Umriss auf ihrem Handgelenk, den er fast spüren konnte, als wäre es auf seiner eigenen Haut eingebrannt, erinnerte ihn daran, wie nah er gekommen war. Es war ein Schock, der ihn bis ins Mark erschütterte. Du bist wie dein Vater, hatte sie gesagt. Und in diesem Moment war er es tatsächlich gewesen.
„Fuck", flüsterte er und schloss die Augen, als könnte das die Schwere ihrer Worte auslöschen. Aber es war keine Beleidigung gewesen – es war die Wahrheit. Und genau das schnitt tiefer als jedes noch so spitze Messer.
Die Wut die er in diesem Moment verspürt hatte, die Verletzlichkeit , Kontrollverlust,– und dann der plötzliche Schock, als er sah, was er getan hatte.
Hatte sie geweint? War sie wütend gewesen oder hatte sie es überhaupt irgendwem erzählt?
Verfluchte Scheiße, diese Ungewissheit machte ihn rasend.
An lieben wollte er aufstehen, den Gryffindorturm aufsuchen und sich vergewissern, dass es ihr gut ging.
Aber das war absurd!
~*~
Er presste die Lippen zusammen und ballte die Hände zu Fäusten, die Knöchel weiß vor Anspannung. Sein Atem ging unregelmäßig, und die Dunkelheit seines Zimmers schien ihn zu ersticken. Die Vorstellung, dass sie jemandem davon erzählen könnte – Potter, Weasley, McGonagall oder gar Dumbledore – ließ seine Gedanken rasen. Die Konsequenzen, der Blick der anderen Schüler, das Gerede hinter vorgehaltener Hand. Es wäre der endgültige Beweis, dass er nichts anderes war als ein Spiegelbild seines Vaters.
„Salazar", flüsterte er erneut, leiser diesmal. Das Wort schmeckte bitter auf seiner Zunge, wie die Schuld, die er nicht abschütteln konnte. Er lief einige Schritte durch den Raum, blieb dann stehen und stützte sich mit beiden Händen auf seinem Schreibtisch ab. Der Druck in seiner Brust wurde stärker.
Draco hasste es, so zu sein. Gefangen in seinem eigenen Kopf, unfähig, sich der Realität zu stellen. Er hatte schon früher Dinge gesagt und getan, die er später bereut hatte – Beleidigungen, Provokationen, selbst Lügen. Doch das hier war anders. Diesmal hatte er etwas getan, das nicht ungeschehen gemacht werden konnte. Es war nicht nur ein Wortgefecht gewesen. Es war Gewalt gewesen. Gewalt gegen jemanden, der sich nicht gewehrt hatte.
„Ich bin nicht wie er", sagte er mit fester Stimme, obwohl sie im leeren Raum verloren klang. Doch in seinem Inneren nagte der Zweifel. Er hatte immer geschworen, niemals wie Lucius Malfoy zu sein, niemals in dieselben Muster zu verfallen, niemals Menschen zu kontrollieren, indem er sie verletzte. Und doch hatte er genau das getan.
„Ein Malfoy entschuldigt sich nicht", hatte Lucius damals gesagt, seine Stimme so schneidend wie eine Klinge. „Schwäche ist inakzeptabel."
Aber war das Stärke? Jemanden zu brechen, nur um sich selbst stärker zu fühlen? Draco schloss die Augen und schluckte hart. Nein, es fühlte sich nicht nach Stärke an. Es fühlte sich erbärmlich an.
Für einen Moment überlegte er, wieder in die Bibliothek zu gehen. Vielleicht war sie dort. Er könnte sie zur Rede stellen, sie dazu bringen, ihn wieder anzufunken, wütend zu sein, irgendetwas – alles wäre besser als diese quälende Stille. Doch er wusste, dass es aussichtslos war. Er sollte sich ihr nicht nähern. Sie hatte Angst vor ihm, weil er ein verfluchtes Monster war.
~*~
Der platinblonde Zauberer hob den Kopf und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, als wäre er auf der Suche nach Antworten, die in den Schatten verborgen lagen. Die flackernde Laterne über ihm schien schwächer zu werden, oder vielleicht spielte ihm sein erschöpfter Verstand nur einen Streich. Er strich sich fahrig durchs Haar, als plötzlich die schwere Tür des Schlafsaals aufschwang.
„Malfoy, du faules Stück, du hast echt was verpasst!" Marcus Flint polterte herein, seine Stimme rau und tief, noch immer außer Atem vom Quidditchtraining. Der Spieler der Slytherin-Mannschaft ließ seinen Besen achtlos gegen die Wand lehnen, bevor er sich mit einem dumpfen Poltern auf sein Bett warf. „Montague hat dich fast umgebracht für dein Fehlen. Ich glaube, er hätte dich vom Turm geworfen."
Draco zuckte kaum mit der Wimper. Statt einer Antwort starrte er auf den Boden, als hätte Flint gar nicht gesprochen. Doch bevor Marcus ihn weiter bedrängen konnte, traten Blaise Zabini und Theodore Nott hinter ihm in den Raum.
„Halt den Mund, Flint, er wollte heute nicht", erwiderte Blaise mit einem trockenen Unterton an Draco's Stelle, während er sich mit der Eleganz eines Tänzers auf die Kante seines Bettes sinken ließ. Sein Blick glitt zu Draco, scharf und prüfend, aber er sagte nichts weiter.
Theo hingegen legte seinen Umhang ab und hängte ihn ordentlich über die Stuhllehne. Er wirkte entspannt, aber seine Augen waren aufmerksam, als sie kurz auf Draco ruhten. „Ist ja auch nicht jeder so besessen vom Training wie du, Flint", murmelte er, während er eine kleine Zigarettenetui aus seiner Tasche zog.
Flint grunzte und drehte sich auf seinem Bett zur Wand, offensichtlich nicht an einem Gespräch interessiert. „Was auch immer", murmelte er und zog sich die Decke über den Kopf. „Sein Verlust, dass er nicht dabei war."
Kaum hatte Flint sich zurückgezogen, richteten Blaise und Theo ihre Aufmerksamkeit auf Draco. Blaise war der Erste, der sprach, seine Stimme leise, aber voller Nachdruck. „Dray, was ist los mit dir? Du siehst aus, als hätte dir jemand den Nimbus unterm Hintern weggezogen."
Malfoy hob kaum den Blick, seine grauen Augen leer. „Nichts", murmelte er.
Nott warf seinem Freund einen Blick zu und zog dann eine einzelne Zigarre aus seinem Etui. Er hielt sie Draco wortlos hin. „Hier", sagte er ruhig. „Du siehst aus, als könntest du's gebrauchen."
Draco zögerte, doch schließlich griff er nach der Zigarre. Theo entzündete sie mit einem schnellen Zischen seines Zauberstabs, und Draco nahm einen tiefen Zug. Der Rauch füllte seine Lungen und brachte eine seltsame, trügerische Ruhe mit sich. Für einen Moment fühlte er sich schwerelos, als würde der Rauch die Schwere in seiner Brust mit sich forttragen.
„Also?" Blaise beugte sich vor, seine Stimme immer noch gedämpft, damit Flint nichts mitbekam. „Was ist wirklich los? Das bist nicht du."
Der platinblonde Zauberer ließ den Rauch langsam durch die Nase entweichen und sah Blaise ausdruckslos an. „Es ist nichts, okay? Ich habe nur einen schlechten Tag."
Nott lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Einen schlechten Tag, hm? Also, entweder hat dich jemand verflucht, oder du hast Mist gebaut. Und da ich keine Anzeichen eines Fluchzaubers um dich sehe, tippe ich auf Letzteres."
Der Malfoy schnaubte leise, ein Hauch von Sarkasmus in seinem Ton. „Danke für die Analyse."
„Ach komm, Draco", murmelte Blaise. „Wir kennen dich. Du bist ein Arschloch, aber normalerweise ein kontrolliertes Arschloch. Heute wirkst du... keine Ahnung, zerschlagen. Also, was ist passiert?"
Der Platinblonde sah zwischen ihnen hin und her. Blaise und Theo waren viele Dinge – arrogant, skrupellos, manipulativ – aber sie waren auch loyal. Trotzdem konnte er nicht vor Flint mit ihnen darüber sprechen.
„Es ist nichts Wichtiges", erwiderte er schließlich und nahm einen weiteren tiefen Zug von der Zigarre. Der Rauch brannte angenehm in seiner Kehle, während er seine Maske aus Gleichgültigkeit wieder aufsetzte. „Ich habe einfach nur... ein paar Dinge im Kopf."
Der braunhaarige Slytherin hob eine Augenbraue, als wüsste er ganzes was das Problem war. Oder wer. Doch er sagte nichts. Und dafür war Draco ihm sehr dankbar. „Na gut", sagte Theo schließlich und ließ den Rauch langsam aufsteigen.
Flint lachte: „Lass dir gesagt sein, Malfoy – wenn du dich weiter so verhältst, wird irgendjemand anfangen, Fragen zu stellen. Und wir alle wissen, dass du das nicht willst."
„Halt dich aus meinem Leben raus, Flint."
Draco's Tonfall war scharf wie ein frisch geschärftes Messer, und seine grauen Augen blitzten kühl, als er Flint ansah. Es war keine laut ausgesprochene Drohung, doch die unterschwellige Spannung im Raum war deutlich spürbar. Flint, der gerade noch mit einem selbstgefälligen Grinsen auf seinem Bett lag, verstummte für einen Moment und musterte Draco mit schmalen Augen.
Theodore lehnte sich zurück, seine Bewegungen entspannt, als wolle er die Spannung im Raum ausgleichen. „Kein Grund, gleich so gereizt zu sein", murmelte er, während er die Zigarre zwischen seinen Fingern drehte. „Wir sitzen hier nur und versuchen, deinem melodramatischen Kopfkino beizuwohnen."
Blaise zog eine Augenbraue hoch, sein Blick zwischen Draco und Flint hin- und her wandernd.
„Wenn du dir über irgendeinen Scheiß den Kopf zerbrichst, dann bitte nicht so, dass es unser nächstes Spiel gefährdet. Wir brauchen dich in Bestform. Das bedeutet, dass zu zum verdammten Trauring kommen muss.
Der Malfoy Erbe antwortete nicht sofort. Stattdessen ließ er den Rauch langsam aus seinen Lippen entweichen und fixierte einen Punkt an der Wand, als könnte er sich daran festhalten. Die Wahrheit war, dass er keine Lust hatte, über Granger oder sein verdammtes Training-Aussetzer-Debakel zu sprechen. Schon gar nicht vor Flint, der wahrscheinlich nichts Besseres zu tun hätte, als seine Schwäche später gegen ihn zu verwenden.
„Ich komme schon klar, außerdem bin ich IMMER in Bestform", erwiderte er schließlich knapp, ohne jemanden direkt anzusehen. Es war nicht viel, aber es reichte, um das Gespräch zu beenden. Flint gab ein leises Grunzen von sich, offenbar zufrieden damit, nicht weiter nachhaken zu müssen. Theo und Blaise wechselten einen kurzen Blick, sagten jedoch nichts mehr.
Die Stille im Raum war diesmal weniger beklemmend, sondern eher... schützend. Draco nahm einen weiteren Zug von der Zigarre und ließ den Rauch wie ein Schleier um sich legen, während er sich zwang, nicht weiter an die braunen Augen zu denken, die ihn immer noch wie ein verdammtes Echo verfolgten.
tbc...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top