Kapitel 3: Entschluss
Kapitel 3:
Entschluss
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Er kam sich verdammt idiotisch vor.
Es war still im Schlafsaal, nur das leise Kratzen seiner Feder auf dem Pergament durchbrach die Ruhe.
Der Slytherin saß an seinem Schreibtisch, die Feder in der Hand, als der Raum um ihn herum langsam in den gedämpften Lichtschein der Abenddämmerung eintauchte. Die letzten zwei Stunden Verwandlung bei McGonagall hatten ihn ausgelaugt. Die Herausforderung, in diesem Fach konstant zu glänzen, ließ wenig Raum für Gedanken, die nicht mit Zaubern oder der ständigen Warterei auf die nächste Aufgabe zu tun hatten. Doch jetzt, zurück in seinem Schlafsaal, war die Stille beinahe erdrückend.
Und dann war da wieder dieses Bild, das sich in seinen Gedanken festgesetzt hatte – Granger. Es war wie ein Bild, das sich immer wieder in den Vordergrund drängte, ungebeten und nicht zu ignorieren. Ihr Gesicht, das selbst in der Dämmerung eine gewisse Schärfe hatte, ihre Augen, die er nie so richtig hatte einordnen können. Rehbraun und scharf wie Eisen, als könnten sie ihn durchschauen. Und das Haar – es war wie etwas, das von Natur aus in einen schlichten, aber unerbittlichen Rhythmus gepackt war, das immer dann wuchs, wenn man es nicht wollte. Ihre Züge hatten etwas, das ihn in eine seltsame Starre versetzte.
Der Malfoy schüttelte den Kopf, als wollte er diesen Gedanken abschütteln, aber sie blieben. So sehr er es versuchte, sie drängten sich in seinem Kopf, immer wieder. Sie waren wie ein Rätsel, das nicht zu knacken war.
Dann setzte er die Feder erneut an und ließ sie über das Pergament gleiten. Worte formten sich langsam, fast wie von selbst.
„Du bist irgendwie... anders. Aber nicht auf die langweilige Art."
Es war nicht viel, aber es war der Anfang. Er war sich nicht einmal sicher, warum er das tat, warum er auf einmal so poetisch geworden war. Verdammt es ging ihm wirklich nicht gut. Sein Zustand grenze an etwas, das er nicht einmal zu benennen wusste – vielleicht eine Mischung aus Verwirrung und... etwas anderem, das er lieber nicht zugeben wollte. Es war fast, als würde sie all seine gewohnten Reaktionen auf den Kopf stellen. Normalerweise ließ er sich von niemandem auf diese Weise durcheinander bringen, schon gar nicht von einem Schlammblut. Denn das war sie, und das sollte er, nein durfte er niemals vergessen...
Gerade als er seine Worte nochmals durchlesen wollte, hörte er den Fußboden hinter sich knarzen und der Duft von Zigarrenrauch drang in den Raum. Theo trat ein, die Augen grün und trübe von Müdigkeit, und musterte ihn mit einem spöttischen Lächeln. „Mal wieder am Schreiben, Dray?"
Malfoy fuhr zusammen, doch er war schneller als sein Freund und versuchte, den Zettel hastig zu verstecken. Doch Theo ließ sich nicht beirren, schüttelte nur den Kopf und trat weiter auf ihn zu.
„Wie lange stehst du da schon, Nott?"
„Lange genug um mir ernsthafte Sorgen um dich zu machen...ich meine was zum Fick, du schreibt ja immer noch diese Zettel."
Draco versuchte, sich zu fangen, aber die Situation schien ihm jetzt immer seltsamer zu erscheinen. Der Zettel war wie ein Fremdkörper in seinen Händen. „Ich schreibe keinen Zettel", murmelte er.
„Ach wirklich?", fragte Theo mit einem schiefen Grinsen, das die Spannung zwischen den beiden noch verstärkte. „Komm schon, du bist doch nicht so subtil. Siehst du nicht, wie blöd das aussieht?"
„Halt die Klappe, Theo", knurrte der Platinblonde und versuchte, sich wieder auf das Pergament zu konzentrieren. Aber seine Gedanken waren weiterhin auf diejenige gerichtet, über die er gerade so viel nachdachte – und das machte alles nur noch komplizierter.
Nott kam daraufhin mit schnellen Schritten auf Draco zu, riss ihm den Zettel aus der Hand und grinste dabei wie ein Sieger. „Lass mal sehen...", sagte er und warf einen Blick darauf. „Oho, wirklich beeindruckend, Dray. Hätte ich nie von dir erwartet."
Der Malfoy starrte ihn entgeistert an. „Verdammt gib mir das zurück Theo"
„Komm lass den Scheiß...Schreib doch nicht ständig diese Zettelchen. Du bist kein pubertierender Schuljunge mehr."
„Gib mir den", knurrte Draco.
„Wieso bist du nicht zum Essen runter...du wirst nämlich nie glauben, was soeben passiert ist."
„Weasley hat doch tatsächlich Fleur Delacour gefragt, ob sie mit ihm zum Ball geht. Hättest du mal sehen sollen, er hat sie nicht nur bloß gefragt, sondern wahrlich angebrüllt. Und das Beste: So praktisch jeder, der zu dem Zeitpunkt beim Abendessen in der großen Halle war, hat von Weasleys abfuhr gehört.
Draco konnte sich ein Schnauben nicht verkneifen. „Was ein Idiot."
„Ja, der hat wohl seine letzte verbleibende Würde in den Wind geschossen. Was wirst du jetzt tun? Auch auf den Ball gehen oder weiter an deinen geheimen Zettelchen schreiben?"
„Halt einfach die Klappe, Theo", murmelte der Zauberer und griff nach der Feder, um wieder auf dem Zettel zu kritzeln. Er hatte keine Lust, das Thema Ball weiter zu vertiefen, vor allem nicht mit diesem Gedanken im Kopf, der ihn immer noch quälte.
„Was, du schreibst noch immer?", fragte der Braunhaarige, als er auf den Zettel starrte, den Draco nicht genug zu verstecken vermochte.
„Es geht dich nichts an", brummte Draco, ohne aufzusehen.
Aber sein bester Freund war nicht der Typ, der so leicht aufgab. „Na, dann verschick mal dein Gedöns", schlug er vor und setzte sich auf die Kante des Bettes. „Ich bin mir sicher, du hast ihr eine Botschaft mitzuteilen. Ich hoffe nur, du hast dir gut überlegt, was du da schreibst. Schließlich könnte sie es dann tatsächlich lesen, wenn du es abschickst."
„Haha, das ist mir auch klar..."
„Na dann, Zeit, aus dir rauszukommen, mein Freund. Versuch dein Glück... Hexen stehen auf sowas."
„Äh, auf was genau?"
„Na, auf das Geheimnisvolle... Der geheimnisvolle Schreiber, der das Herz seines Schwarms erobern möchte. Das könnte genauso gut aus einem kitschigen Roman stammen."
„Glaub mir, bei Granger zieht das nicht."
„Ha... das denkst du. Aber ich bin mir sicher, unter all diesen großen Sweatern und ihrer bissigen Art ist ein ganz ansehnlicher Körper..."
„Hör verdammt nochmal auf, so über sie zu sprechen."
„Als hättest du dir das nie vorgestellt...du weißt schon, die Herausforderung und so", fragte Theo mit frechem Grinsen.
„Verfluchte Scheiße, natürlich hab ich das. Aber allein der Gedanke macht mich schon verrückt", gestand der Malfoy Erbe.
„Aber mit ihr ist es verdammt anders. Sie ist nicht wie all die anderen Frauen, mit denen ich bisher... naja, meine nächtliche Zeit verbracht habe", gab der Malfoy zu.
„Und das kommt jetzt überraschend?" Der Braunhaarige zog die Augenbraue hoch.
„Bei den Anderen war es immer schnell, oberflächlich. Ein kurzer Spaß, nichts weiter. Aber bei ihr... da ist mehr. Ich kann's nicht genau erklären, aber sie...es fühlt sich anders an. Irgendwie."
„Natürlich tut es das...wahrscheinlich hast du deswegen immer schnelle Nummern geschoben, weil du sie nie haben konntest, Dray", merkte der Slytherin an.
„Vielleicht. Bei ihr... fuck da will ich einfach mehr."
„Dann schwingt dein Arsch aus diesem Zimmer, und tu was dafür Alter", drängte ihn der Slytherin. „Denn wenn du was für sie empfindest, dann verpiss dich endlich von deinem verdammten Stolz und und mach was, statt ewig rumzujammern", fügte er noch hinzu.
Der platinblonde Schüler starrte nachdenklich auf den Boden, seine Gedanken wirbelten wie ein Sturm. Theo hatte recht.
Er wusste, dass sie einzigartig war, aber es war schwer, seine Mauer aus Stolz und Unsicherheit zu überwinden, die er sich über die Jahre aufgebaut hatte. Hermine Granger war nicht die Art Frau, mit der er einfach so ins Bett springen konnte. Sie war... anders.
„Und wenn sie mich abweist? Was dann?"
„Dann bist du genau da, wo du jetzt auch bist, Dray. Und du wirst es bereuen, nichts versucht zu haben. Also hör auf zu zögern und mach's einfach, bevor sich Weasley noch an sich ranmacht."
„Das werde ich...mach dir keine Sorgen...aber mit einem Plan", erklärte der Malfoy
Draco erhob sich dann langsam von seinem Stuhl. Das Holz knarzte unter der plötzlichen Bewegung, und der Pergamentzettel auf seinem Schreibtisch lag unberührt da, als würde er ihn verspotten. Seine Finger glitten unruhig über die glatte Kante des Möbelstücks, während seine Gedanken in tausend Richtungen wanderten.
Ein Teil von ihm wollte einfach nachgeben – sich zurücklehnen und die Worte, die sich tief in seiner Brust verankert hatten, verdrängen. Doch Theo hatte recht. Er wusste es. Es war wie eine innere Stimme, die ihm immer wieder zuflüsterte, dass er es zumindest versuchen musste.
Sein Freund stand mit verschränkten Armen an die Bettkante gelehnt, sein Blick ein Mix aus Erwartung und Belustigung. „Dray, ehrlich, so schwer ist das nicht. Stell dich nicht an wie ein Erstklässler vor dem sprechenden Hut. Es ist, nicht ein Dementor, der dir die Seele aussaugen will."
Draco schnaubte, ein leises, selbstironisches Lachen. „Das ist leicht gesagt. Du hast keine Ahnung, wie... wie sie mich ansieht, Theo."
„Oh, ich bin mir ziemlich sicher, dass du das komplizierter machst, als es ist. Was glaubst du, wie sie dich ansieht?"
Er drehte sich abrupt um und ließ sich auf sein eigenes Bett fallen. Sein Blick war auf die dunkelgrünen Vorhänge seines Himmelsbetts gerichtet, die sich kaum im leichten Luftzug bewegten. „Wie ein Rätsel, das sie lösen will. Immer diese Augen, so voller... ich weiß nicht, wie ich es nennen soll. Skepsis? Hass? Vielleicht beides."
Theo hob eine Augenbraue. „Und das macht dich fertig?"
„Ja", gab Malfoy zu, seine Stimme klang rau und leise. „Denn bei allen anderen Frauen war es nie so. Sie wollten mich – oder zumindest das, was ich ihnen vorgespielt habe. Es war einfach. Aber Granger? Sie sieht durch mich hindurch. Und das macht mich verdammt nervös."
Theo grinste breit und setzte sich neben ihn. Der Geruch von Rauch und einer Spur Minze hing in der Luft, eine seltsame Mischung, die fast schon zu Theo gehörte wie seine spöttischen Kommentare. „Also, was genau willst du tun? Weiter deine Zettel schreiben und hoffen, dass sie irgendwann in ihre Tasche fallen? Oder endlich die Eier haben, mal ehrlich zu ihr zu sein?"
Draco stöhnte und fuhr sich mit einer Hand durch das platinblonde Haar. „Aus deinem Mund klingt es immer so einfach."
„Weil es das ist, Dray", entgegnete Nott, wobei sein Tonfall ungewohnt ernst wurde. „Du bist Draco Malfoy. Der Typ, der keinen Scheiß auf die Meinung anderer gibt. Warum machst du dir dann ausgerechnet jetzt ins Hemd?"
Er hob seinen Blick, seine grauen Augen glitzerten im Halbdunkel des Raums. „Weil sie nicht wie die anderen ist. Weil ich bei ihr nur der arrogante Mistkerl sein kann. Es ist das einzige, was sie kennt."
Der Slytherin Freund lehnte sich zurück, sein Blick wurde nachdenklich. „Das ist das Problem, Dray. Du denkst zu viel nach. Hermine Granger ist nicht perfekt, sie ist ein Mensch. Wenn du sie wirklich willst, dann geh und zeig ihr, dass du mehr bist als das Bild, das sie von dir hat. Aber hör auf, dich in deinem eigenen Kopf zu verlieren."
Der platinblonde Zauberer blieb einen Moment still, ließ die Worte seines Freundes durch seinen Verstand gleiten. Theo hatte recht, das wusste er. Aber dieser Schritt – dieser eine entscheidende Schritt – fühlte sich an, als würde er in unbekannte Tiefen springen.
„Also, was ist der Plan?" Er grinste amüsiert.
Der Malfoy Erbe richtete sich langsam auf, seine Haltung straffte sich, auch wenn sein Blick noch immer von Unsicherheit gezeichnet war. „Ich weiß es noch nicht", gab er schließlich zu. „Aber ich werde es herausfinden."
Nott lachte trocken. „Du mit deinem ganzen Stolz und deiner Planung. Weißt du, manchmal muss man einfach machen, ohne vorher ein ausgeklügeltes Konzept zu haben."
Malfoy zog eine Augenbraue hoch. „Du weißt schon, dass das überhaupt nicht meine Art ist."
„Ja, genau das ist das Problem." Theodore stand auf und deutete zur Tür. „Geh. Jetzt. Und wenn du keinen Plan hast, improvisiere einfach. Glaub mir, Dray, wenn du weiter wartest, schnappt sie sich jemand anders vor deiner Nase weg."
Der Schüler knirschte mit den Zähnen, dann nickte er langsam. Es war Zeit, sich zu bewegen. Zeit, den Mut zu finden, den er immer so stolz zur Schau stellte – aber diesmal aus den richtigen Gründen.
„Okay", murmelte er schließlich und griff nach seiner Robe. „Aber wenn das schiefgeht, Theo, dann werde ich dich verdammt nochmal dafür verantwortlich machen."
„In Ordnung...wo wirst du sie suchen?"
„Die Bibliothek."
Mit einem letzten Atemzug verließ Draco den Schlafsaal und machte sich auf den Weg in Richtung der Schulbibliothek. Dort, wo sie mit großer Wahrscheinlichkeit war. Sein Herz schlug schnell, ein unruhiger Takt, der ihn fast aus dem Rhythmus brachte. Aber in diesem Moment wusste er: Jetzt oder nie.
tbc...
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