Vor einigen Stunden dachte ich noch, die Tage davor waren die pure Hölle auf Erden, jedoch wurde ich gerade in diesem Moment eines Besseren belehrt.

Vor wenigen Stunden dachte ich doch ernsthaft noch, es würde alles gut und reibungslos verlaufen. Aber ich hatte mich zum ersten Mal seit langem mal wieder verschätzt. Eigentlich kam es nicht allzu oft vor, aber das zeigte mir einmal wieder, dass man nie zu leichtsinnig handeln sollte.

Ich hatte gedacht, die Zeit ohne Jimin würde schneller und schmerzloser vergehen. Jedoch war es das genaue Gegenteil, ich spürte regelrecht wie mein Körper und Geist nach ihm schrieen, ihn und seine Nähe brauchten, wie ein normaler Mensch die Luft zum Atmen.

Diese Entfernung machte mich verrückt, diese Schule und diese Menschen hier machten mich wahnsinnig. Aber ganz offensichtlich durfte ich ja nichts mehr machen, keinem eine Warnung zustecken oder allgemein etwas unternehmen, bis sich diese Typen von Polizei wieder beruhigt hätten. Aber es war so verdammt schwierig und je länger ich das alles versuchte zu unterdrücken, in die hinterste Ecke meines Unterbewusstseins zu schieben, desto bescheuerter und abschätzender handelten alle.

Denn die Meisten machten sich doch wirklich über meinen unschuldigen Jimin lustig, dass er doch endlich mal weg sei und sie ihre wohl verdiente Ruhe von ihm hätten. Sogar einer seiner eigentlichen Freunde gackerte mit vielen Tussen vor sich hin und am liebsten hätte ich ihm seine ach so verdiente Strafe verpasst. Ihm, seinem makellosen Gesicht und dem wohl schon längst verfaulten Verstand.

"Yoongi Hyuung, du bringst dein Essen um!", schrie jemand lachend, versuchte dabei aber schockiert und ernst zu klingen, was ihm aber mehr als nur ein wenig missfiel. Dadurch holte dieser Jemand mich aus meinen gedanklich geschmiedeten Racheplänen zurück in die Wirklichkeit. Dennoch dauerte es eine Weile, bis ich überhaupt reagieren konnte.

"Huh?", gab ich zuerst etwas dümmlich vor mir, sah vom grauen Tisch verwirrt in zwei bekannte Gesichter und dann zu meinem eigentlichen Mittagessen, welches ich gerade zu einem wunderschön aussehenden Brei verarbeitet hatte. Ruhe in Frieden, Brötchen. Das hatte es nun wirklich nicht verdient.

"Ja hoppla.."

Damit ließ ich mein zermatschtes Essen wieder atmen und nahm das mir hingehaltene Taschentuch an, um meine Hand wieder ein wenig sauber zu kriegen. Wie das wohl wäre, wenn man es bei einem Menschen so probieren würde? Könnte es sein, dass bei einem festen Griff um den Hals, das Gehirn aus den Ohren fließt, oder doch aus der Nase? Bekäme man sowas überhaupt aktiv mit und hätte höllische Schmerzen oder wäre man doch sofort bewusstlos?

"Uns nervt es ja auch..", sagte das rothaarige Alien dann und beobachtete mit seinem vor Zorn verzogenen Blick die laut gackernden Hähne. Hätten diese überhaupt eine winzige Überlebenschance? Wenn nein, wäre es doch ziemlich langweilig. Aber der menschliche Körper hielt leider nicht allzu viel aus, das war nun einmal so. Also was wenn man den Arm bis ins unendliche quetschen würde? Oder doch lieber das Bein?

"Aber was kann man denn dagegen machen? Jegliche Andeutung auf Gewalt ist hier verboten, sonst fliegst du", murrte der Keks, der wohl auch nicht gerade erfreut darüber war. Stichwort Essen, würde man sich bei sowas überhaupt übergeben müssen oder wäre da nur Blut?

Kurz schluckte ich den schweren Kloß hinunter, denn diese Gedanken waren nicht gerade gut und das hieß etwas, wenn sogar ich selbst schon so etwas behauptete. Aber ich konnte nichts dagegen tun, der Drang, es in Realität ausprobieren zu wollen, war zu stark. Gemeinsam mit dieser Wut auf unsere eigentlichen Klassenkameraden war dies das eindeutige Todesurteil für meine Selbstbeherrschung.

Aber es war in Ordnung, ich durfte nur nicht allzu lange alleine bleiben, dann würde das schon gut gehen. Bestimmt, schließlich könnten diese beiden Idiotien mich von den anderen Gedanken ablenken. Da sah man auch wieder, dass es doch gut war, sich mit ihnen ein wenig anzufreunden.

"Sag doch mal, Yoongi..", fing Tae nun an und hatte so wieder meine komplette Aufmerksamkeit. "Willst du jetzt eigentlich mit ins Kino?"

Sofort bekam er ein einfaches aber zustimmendes Nicken meinerseits, woraufhin er jubelnd die Arme in die Luft streckte. Er hatte mich letztens schon gefragt, wann genau hatte ich aber schon längst vergessen. Eigentlich wollte ich nicht mit, aber das war das perfekte Timing, wie als hätte ich es vorhergesagt und um Ablenkung gebeten. Zuhause würde mich dann Holly oder aber auch Frau Jung ablenken, also war das doch ein tadelloser Plan, oder nicht?

"Welchen Film wollt ihr eigentlich ansehen?"

"Oh, glaub mir, der wird dir gefallen!", kicherte er und kramte sein Handy aus seiner Jackentasche. Kurz darauf hielt er mir seinen eigentlich viel zu hellen Bildschirm entgegen, worauf ich kurz die Augen etwas zusammenkniff.

"Dir ist schon klar, dass wir nicht Halloween haben?", fragte ich ihn nebenbei und neigte etwas den Kopf, um ihn wieder anzusehen. Doch er war so begeistert davon, dass sie ihn nochmal spielten und irgendwie wollte ich ihm diese Freude nicht verderben.

Das Cover sah doch ganz in Ordnung aus, also was konnte denn dann schon schief gehen?

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Hat sie da etwa was geplant oder blufft sie nur? Man weiß es nicht :3

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