5. Dezember 🌠
Irgendwie habe ich es ebenfalls gehofft, dass diese Olivia sich bis zu Louis Ultimatum überlegt, hier auftaucht und uns ein paar Antworten liefert. Allerdings war das weit gefehlt. Die kleine Isa weckte uns heute morgen gegen halb acht - für so einen kleinen Zwerg hat sie echt lange durchgehalten und dann aber auch Lautstark eine frische Windel und etwas zu essen gefordert. Anders als gestern Abend, hat sie Louis gegenüber überhaupt nicht mehr gefremdelt und hat sich ohne murren von ihm Anziehen lassen. Gemeinsam haben wir mir ihr gefrühstückt. Lou hatte ihr gekonnt ein Fläschchen gemacht, aber von unserem Toast, war sie auch sehr angetan. Immer und immer wieder hat sie nach uns begriffen und uns mit Händen und Füßen klar gemacht, dass sie definitiv über das Fläschen hinaus ist.
Da ihre einzigartige Mutter uns so absolut keine Anweisungen gegeben hat, was sie schon kennt oder was nicht, war mein Freund echt mutig, als er sein Marmeladen Toast mit ihr geteilt hat, dass wichtigste ist allerdings, das es ihr geschmeckt hat.
Ich habe genau gemerkt, wie angespannt er war, obwohl er mit Isa beschäftigt war und konnte immer wieder beobachten wie er sein Handy kontrollierte. Eigentlich ist er kein ungeduldiger Mensch, aber schon um viertel nach neun, beschloss er das ganze nun doch in andere Hände zu geben und rief bei der Polizei an.
Die zwei Beamten, waren relativ schnell da und konnten anfangs nicht nachvollziehen, warum wir uns erst über zwölf Stunden später gemeldet haben, leiteten dann aber doch alles schnellstens in die Wege. Sie haben uns versichert diese Olivia ausfindig zu machen, nachdem Louis ihnen sämtliche Telefonnummern gegeben hat , die irgendwie in Kontakt mit ihr stehen oder standen. Nach zwei Stunden haben die zwei Polizisten sich wieder auf dem Weg gemacht und uns versichert, dass sich bald jemand vom Amt bei uns wegen der Kleinen melden wird. Mich hat es ein wenig gewundert, dass sie die kleine mir nichts dir nichts bei uns gelassen haben, aber beschweren wollten wir uns dann auch nicht.
Die nette Dame hat auch nicht lange auf sich warten lassen und sitzt nun schon seit mehr als vier Stunden mit bei uns im Wohnzimmer. Sie wollte wie die Beamten alles haar genau wissen und hat vorallem Louis endlos viele Fragen on den Bauch gestellt. Immer mal wieder ist sie kurz raus gegangen um zu telefonieren, um irgendwelche Sachen zu planen oder zu hinterfragen. Konnte uns dennoch bis jetzt noch keine wirkliche Antworten geben. Antwort darauf wie es jetzt weiter geht und was mit der Kleinen passiert.
Während sie gerade noch einmal nach draußen ist, kocht Louis erneuert Kaffee und Isa und ich sitzen derweil auf einer Decke. Wir haben festgestellt, dass sie lauftechnisch noch nicht ganz so weit ist, allerdings eine kleine Weltmeisterin in Krabbeln ist, man muss ein wenig aufpassen und hier ihr her zu kommen, aber dennoch ist ist wirklich lieb. Sie spricht noch nicht viel, ist aber trotzdem unheimlich süß. Um so mehr Zeit ich mit ihr verbringe, umso mehr schmerzt es mich zu wissen, dass wir sie gleich sicherlich hergeben müssen. Die kleine Isa hat definitiv etwas besseres verdient, als ihr Mutter. Sie sollte definitiv jemanden haben, der sie liebt und beschützt.
Momentan sitzt sie zwischen meinen Beinen und schaut mit mir zusammen das Bilderbuch vom kleinen Raben Socke an. Im Hintergrund höre ich wie die Balkontür wieder aufgeht, die Dame vom Amt reinkommt und zu Louis geht. Isa lehnt sich bei mir an und ich kann mit ansehen, wie sie immer müder wird. Langsam streiche ich ihr über den Kopf und wundere mich noch immer das sie sowohl zu meinem Freund als auch zu mir, so verdammt schnell vertrauen gefasst hat und auch uns ziemlich flott ins Herz geschlichen ist. Es wirkt fasst so, als würde sie uns schon ewig kennen.
„Hey Schatz, können wir kurz reden?", höre ich Louis fragen und drehe mich leicht zu ihm um. „Klar.", gebe ich von mir, mache aber nun überhaupt keine Anstalt aufzustehen. Ich sehe wie sein Blick zu Mrs. Flow geht. „Vielleicht im Schlafzimmer?" Mein Blick fällt auf die Kleine. „Sie ist gerade erst eingeschlafen.", bemerke ich und äußere meine Bedenken, dass sie gleich ein wenig unzufrieden ist, wenn wir sie direkt wieder aus dem Schlaf reißen. Man hat es ja gestern gesehen, als sie einfach nur unzufrieden war, weil sie so unheimlich müde war.
„Ich geh noch mal raus. Dann könnt ihr euch in Ruhe unterhalten und ich kann bei meinem Chef nachfragen ob es überhaupt möglich ist wie Louis sich das vorstellt.", mischt sich nun Mrs Flow ein. Ich schaue zu meinem Freund der sich nickend bedankt und sehe ihn Fragen an. „Wie du dir was vorstellst?", will ich direkt von ihm wissen, als die Balkontür geschlossen wird. „Mrs. Flow meint, sie würde Isa mitnehmen und für heute in eine Notstelle unterbringen. Morgen würde sie dann schauen ob sie jetzt vor Weihnachten noch eine Pflegefamilie für die Übergangszeit findet. Es wäre nicht einfach, aber sie ist sich sicher schon irgendwas gescheites zu finden.", lässt Louis mich wissen. Kurz schließe ich die Augen und beiße mir auf die innen Wange. „Sorry wenn ich das sage, aber ich hasse diese Olivia oder wer auch immer die Mutter der Kleinen ist, von Minute zu Minute mehr.", gebe ich von mir und kann mich einfach nicht nachvollziehen, wie man so herzlos sein kann.
„Ja ich kann gut nachvollziehen was du meinst. Ich habe Mrs. Flow gefragt, ob die kleine Isa nicht einfach Übergangsweise bei uns bleiben kann. Sie will eh alles in die Wege leiten, damit wir einen Vaterschaftstest machen können." Letzteres war mir durchaus bewusst, aber die Kleine hier halten? Wir haben doch absolut keine Ahnung von all dem. Klar sind wir, besonders mein Freund nicht unerfahren, aber Ahnung sieht definitiv anders aus
„Louis ich weiß nicht. Ich mein, ist dir eigentlich klar was das bedeutet? Welche Verantwortung uns zugeteilt wird. Oder vielmehr dir, denn ich muss morgen auf jeden Fall wieder zur Arbeit. Du kennst mein Chef. Ich bekomme sicherlich kein frei.", gebe ich zu bedenken und habe direkt das Gefühl mich falsch ausgedrückt zu haben. Er kann ganz sicherlich auch alleine die Verantwortung übernehmen, da mache ich mir keine Sorgen. „Ich weiß." „Ich trau dir das alleine zu, keine Frage du wirst es großartig meistern, aber wie stellst du dir das denn vor?", will ich von ihm wissen.
Er zuckt mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht. Ich bin ja eh Zuhause und.... Ich habe einfach gedacht, dass es eine bessere Alternative ist, als Isa wieder diesen Stress auszusetzen. Ich glaub sie mag uns.", erwidert er. Ich schaue zu der kleinen herunter die sich ein wenig enger an mich schmiegt. Wir werden die ganze Sache sicherlich tierisch bereuen...
„Okay angenommen wir entscheiden uns wirklich dafür. Hast du dir schon mal überlegt wie es weiter geht? Was ist wenn dieser Test positiv ist und du der Vater bist? Oder negativ? Was ist wenn diese Olivia übermorgen vor unserer Tür steht? Oder auch nicht? Was ist mit....." - „Stopp Heaven! Können wir nicht einfach einen Schritt nach dem anderen machen?", unterbricht er mich. Ich nicke weil ich genau weiß, dass er eh auf gar keinen Fall nachgeben wird. Es ist in Ordnung, denn wenn ich mir vorstelle die Kleine kommt nun für unbestimmte Zeit zu fremden, ist mir auch nicht ganz wohl dabei... „Okay und wie ist der nächste Schritt?" „Wir sagen Mrs. Flow, dass wir beide damit einverstanden sind, wenn die Kleine erst einmal hier bleibt. Wir sind doch beide damit einverstanden, oder?" Etwas zögerlich nicke ich, allerdings erhalte ich auch direkt einen Fragwürdigen Blick. „Ja wir wollen das beide.", bekräftige ich nun mein nicken. „Sicher?" Wieder nicke ich. „Absolut." Louis drückt mir einen schnellen und kurzen Kuss auf die Lippen. „Du bist die allerbeste. Ich geh raus und kläre das eben mit Mrs. Flow.", lässt er mich wissen und steht wieder auf und begibt sich nach draußen.
Ich seufze. Zwar meinte ich es ernst, dass wir beide das wollen und ich unterstütze ihn auch voll und ganz in dieser Sache, allerdings bin ich mit nicht so sicher, wie das alles funktionieren soll. Es gibt einfach viele offene Fragen. Wie lange wird diese "Übergangszeit" sein? Was ist wenn diese Olivia wieder auftaucht? Sind wir verpflichtet ihr die Kleine ohne weiteres einfach wieder zu übergeben? Was passiert mit Isa wenn ihre Mutter nicht so schnell aufgefunden wird wie es alles vermuten? Wird sie bei uns bleiben? Wird sie woanders hinkommen? Wie sieht die ganze Sache aus, wenn Louis wirklich der Vater ist - oder eben auch nicht.
Ohne diese Fragen zu beantworten, hat sich die Dame vom Amt wieder auf dem Weg gemacht. Louis und Isa müssen morgen zu ihr ins Büro, damit dieser Vaterschaftstest in die Wege geleitet wird. Sobald sich in Sachen Olivia oder besser gesagt in Sachen von Isas Mutter etwas tut, bekommen wir umgehend Bescheid. Des Weiteren hat uns Mrs. Flow mehrmals gesagt, dass wir sie und die Polizei umgehend anrufen sollen, falls wir in dem Bezug irgendetwas hören.
Allerdings gibt es auch jetzt am späten Abend, absolut kein Lebenszeichen von Isas Mutter. Während die kleine schon schläft sitzen Lou und ich auf der Couch. „Du solltest morgen in jedem Fall ein paar Sachen für Isa kaufen gehen. Kleidung, was zum Spielen.", lasse ich Louis wissen. „Ja du hast recht." „Und wir sollten wahrscheinlich unseren Urlaub stornieren.", merke ich weiter an. Überrascht schaut er mich an. „Was, wieso?" „Weil wir keine Ahnung haben, was als nächstes passiert. Taucht Olivia oder wer auch immer ihre Mom ist hier wieder auf? Bekommt sie Isa sofort wieder zurück? Denn mal angenommen sie finden Isas Mutter nicht, willst du sie an Weihnachten wirklich in Fremden Händen geben. Womöglich in eine Pflegefamilie?" „Eigentlich nicht, nein. Allerdings haben wir beide uns Weihnachten und Silvester ganz anders vorgestellt.",bemerkt er.
Ja das haben wir in der Tat.
Ich zucke mit den Schultern. „Es läuft halt nun mal nicht alles immer nach Plan."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top