23. Dezember 🌠

Schmunzelnd halte ich mir die Hand vor dem Mund um nicht laut los zu Laschen. Brianna sieht ähnlich aus, während wir Freddie und Isa dabei Beobachten, wie sie ihrem Vater erklären, dass diese blöde Weihnachtspalme definitiv keine Ähnlichkeit mit einem originalen Tannenbaum hat.

Louis hingegen ist noch immer vollkommen von seiner Idee überzeugt und lässt auch absolut keine bedenken gelten. Wir haben uns wirklich Mühe gegeben, aber schön ist definitiv etwas anderes. Es ist eben nicht mal ansatzweise das selbe. So sehen die beiden kleinen das auch, bloß das sie ihren Frust etwas derber heraus lassen und ihm eiskalt an den Kopf knallen, dass dieses Ding einfach nur hässlich ist und nichts mit einem Tannenbaum zu tun hat.

„Es hängen Kugeln und Engel dran und diese blöde Glitzergirlande, die ihr beide so liebt sogar in Silber und Gold. Also beschwert euch nicht.“, zickt Louis die beiden nun an. „Aber....“ - „Freddie kein aber. Seit froh, dass wir überhaupt eine Alternative haben und nicht ganz ohne Baum feiern.“, unterbricht er seinen Sohn nun. Dieser schaut seine Halbschwester an und verschwindet anschließend mit ihr nach draußen. „Habt ihr beide vielleicht auch noch irgendwas zu meckern. Denn nur mal so zur Information, mehr als Mühe gegeben kann ich mir auch nicht.“, meckert er nun Brianna und mich an. Unser Gast hebt abwehrend die Hände und verschwindet dann zu den beiden großen nach draußen. „Ich geh nach Melli schauen.“, versuche ich mich nun auch aus der Affäre zu ziehen.

„Heaven.“, ruft er mir hinterher. Ich drehe mich zu ihm um und schaue ihn Fragend an. „Sag was dazu.“, fordert er mich auf. Ich verschränke die Arme vor der Brust. „Du weißt ganz genau, was ich von dieser möchte gerne Weihnachtspalme halte.“, gebe ich von mir und hoffe das er sich an unser Gespräch am Vorabend erinnert. Ich habs ihm klar gesagt, dass ich es zwar toll finde, dass er uns eine Alternative bietet, dieses aber meiner Meinung beim besten Willen kein Ersatz für eine echte Tanne ist. Wir haben sie so gut wie möglich Dekoriert, aber Weihnachtlich ist definitiv etwas anderes. „Euch kann ich auch gar nichts recht machen.“, kommentiert er und ist an mir vorbei und  aus der Haustür verschwunden noch bevor ich überhaupt etwas erwidern kann. Na großartig.

Vielleicht war die Idee, Weihnachten vor allem mit drei kleinen Kindern, von denen zwei eine eigene Vorstellung von Weihnachten haben, auf der Insel zu verbringen, nicht ganz so klug. Vielleicht hätten wir besser einfach Zuhause mit richtigem Tannenbaum feiern sollen und unseren ersehnten Urlaub, doch noch einmal etwas verschieben sollen.

Eine Weile schaue ich Melli beim schlafen zu, bevor sie wach wird und anfängt zu quengeln. Ich wechsel ihre Windel und nehme sie dann mit nach unten. „Ist Louis noch nicht zurück?“, will ich von Brianna wissen, die mit den anderen beiden um Wohnzimmer sitzt und ihnen beim Spielen zuschaut. „Ähm nee, also hier ist er zumindest nicht. Ich dachte er sei mit dir oben.“, bemerkt sie. Ich schüttel den Kopf. „Nein, er ist beleidigt abgehauen.“ Überrascht schaut sie mich an. „Das ist doch sonst nicht so seine Art.“, kommentiert sie. Ich verkneife mir den Kommentar, dass sie das eigentlich nicht wirklich wissen kann und zucke nur mit den Schultern. „Er bekommt sich schon wieder ein.“ „Bist du sicher? Die beiden Kleinen haben ihm sichtlich vor den Kopf gestoßen.“ „Er ist ein Erwachsener Mann, er sollte da eigentlich drüber stehen. Er selber hat sich das eingebrockt. Er war es der diese blöde Palme haben wollte.“, gebe ich von mir. „Vielleicht hätten wir ihn unterstützen sollen.“ Ich verdrehe die Augen. „Ich finde Freddie und Isa haben recht und wenn Louis damit nicht umgehen kann, dann ist es sein Problem. Ich habe ihm von vorneherein gesagt, dass diese Palme eine blöde Idee ist.“,  stelle ich klar. „Ihr seid verheiratet.“, erinnert sie mich. Ich runzle die Stirn. „Ja ich weiß, und?“ „Meinst du nicht das du da zu ihm halten musst.“ Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. „Nur weil Louis und ich verheiratet sind, heißt das noch lange nicht, dass ich ihn bei jedem scheiß unterstützen und immerzu seine Meinung sein muss.“ Seufzend gibt sie nach und mir recht.

Drei Stunden später sitze ich alleine auf der Couch. Isa, Melli und auch Freddie schlafen und Brianna hat sich ebenfalls auf ihr Zimmer zurück gezogen, obwohl es noch ziemlich früh ist. Louis hingegen ist mittlerweile schon vier einhalb Stunden verschwunden. Kurz hatte ich das Bedürfnis ihn anzurufen, habe mich allerdings dagegen entschieden. Ich kann einfach nicht verstehen, wieso er wegen so einer lapalie verschwindet und dann noch nicht mal in der lage ist, sich kurz bei mir zu melden. Toller Ehemann.

Ich habe den gedanken mich nicht zuende gedacht, da höre ich ihn schon die Haustür aufschließen. Nun bin ich aber mal wirklich auf seine Erklärung gespannt. „Hey.“, höre ich ihn sagen als er mit einer Kiste ins Haus kommt. Verständnislos schaue ich ihn an, schweige und drehe mich dann wieder in die entgegengesetzte richtung. „Okay, das habe ich wohl verdient.“, murmelt er und stełlt eine Kiste auf den Tisch ab. „Auf einer Skala von eins bis zehn, wenn zehn ganz furchtbar doll bis zu sauer?“, will er von mir wissen und setzt sich mir gegenüber auf die Tischkannte.

Ich zucke mit den Schultern. „Ich weiß noch nicht mal ob ich überhaupt sauer auf dich bin.“, lasse ich ihn wissen. „Aber enttäuscht, dass ich einfach so abgehauen bin und mich noch nicht einmal bei dir gemeldet habe. In den ganzen fünf Stunden.''', gibt er von sich. „Es waren nur vier einhalb Stunden in denen du einfach so verschwunden warst. In denen du mich mit Brianna, die Mutter deines Sohnes, und den Kindern alleine gelassen hast und in der du wahrscheinlich nicht einmal dran gedacht hast, dich mal kurz zu melden, weil wir, besonders ich,  uns tierische Sorgen gemacht haben.“, kontere ich. Schuld bewusst nickt er. „Ich weiß und es tut mir Leid.“ Mit hochgezogen Augenbrauen schaue ich ihn an. Wenigstens gibt er es zu und weiß, was er falsch gemacht hat.

Ich nicke und stehe auf. „Dann wirst du ja wohl nichts dagegen haben, dasa du auf der Couch schläfst.“, beschließe ich, einerseits bloß um seine Reaktion zu sehen. „Heaven.“, höre ich ihn hier mir rufen, als ich gerade die Stufen hoch will.

Schnell hat er mich eingeholt und bleibt zwei Stufen über mir stehen und versperrt mir den Weg weiter nach oben. „Du hast recht. Mit allem.“, informiert er mich. Ich verschränke die Arme vor der Brust. „Mit allem?“,  frage ich vorsichtig und sehe wir er nickt. „Das mit der Palme war eine blöde Idee, vor allem mit den Zwergen. Sie haben große Erwartungen, was Weihnachten angeht, weil wir vor allem Isa in den letzten drei Jahren tierisch viel geboten haben. Da ist klar das so eine öde Palme ihnen absolut nicht passt.“,  gesteht er.  Prüfend schaue ich ihn an. „Ist das so?“ Er nickt. „Absolut, es ist so wie du es von Anfang an gesagt hast und das ich dann auch noch einfach so abgehauen bin, war auch ziemlich Kindisch und nicht in Ordnung von mir.“

„Die frische Luft scheint dir gut getan zu haben. Trotzdem kannst du auf der Couch schlafen.“, gebe ich nicht nach, auch wenn es mir ziemlich schwer fällt. Ich hasse es ohne Louis zu schlafen.... Er hingegen gibt nach und geht zur Seite. „Das habe ich wohl verdient. Gute Nacht.“ Wortlos gehe ich an ihm vorbei nach oben und schließe die Tür hinter mir.

Ich schaue kurz nach den Kindern, ziehe mich um und gehe dann auch ins Bett.

Nach nicht mal einer halben Stunde beschließe ich, dass es ziemlich lächerlich ist, meinen Mann wirklich unten schlafen zu lassen und schwinge wieder meine Beine aus dem Bett.

Leise schließe ich die Tür hinter mir und begebe mich nach unten. Ich runzle die Stirn, als ich auf den letzten Stück des Treppengeländers eine Tannengirlande sehe.

„Louis... Was.....Wo..... Wo hast du das ganze Zeug her?“,  will ich wissen als ich noch mehr Weihnachtsdeko entdecke, die definitiv nicht aus unseren Kisten stammt. Ich sehe Louis tatsächlich einen echten Tannenbaum schmücken und bin wirklich sprachlos. Er ist nicht groß. Eher mickrig und geht meinem Mann gerade mal bis zur Hüfte, wenn er nicht auf ein Hocker stehen würde. „Ich habe gestern Abend schon ein wenig recherchiert. Etwas außerhalb von hier, lebt eine Amerikanische Familie, die Weihnachten auf nichts verzichtet. Ich habe mich mit der Familie in Verbindung gesetzt und ihnen erzählt, dass ich als Vater wohl voll versagt habe, was Weihnachten angeht. Sie haben diese Kleinen Bäume immer in diese Töpfe stehen, weil sie hier  so besser zu pflegen sind und wohl nicht ganz so viel wachsen. Sie haben mir ein wenig ausgeholfen.“, erzählt er mir. Ziemlich erstaunt schaue ich ihn mit großen Augen an. „Wow. Wieso hast du nichts gesagt?“ Er zuckt mit den Schultern. „Ich wollte meine Suppe alleine auslöffeln.“ Ich drehe mich und muss schmunzeln, als ich sogar die sechs großen Socken an dem Schrank hängen sehe.

„Gefällt es dir?“,  will er plötzlich von mir wissen und steht nun nicht mehr soweit hinter mir. Begeistert nicke ich. „Es ist zwar nicht vergleichbar mit Zuhause, aber sehr nah dran.“, gebe ich ehrlich von mir.  „Also muss ich heute Nacht doch nicht alleine auf der Couch schlafen? Oder muss ich noch meine Geheimwaffe auspacken.“, will er von mir wissen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er ganz genau wusste als ich plötzlich hinter ihm stand, dass sich dieses Thema eigentlich erledigt hatte - aber wenn er spielen will, kann ich das auch, weswegen ich mit den Schultern zucke.

„Ich weiß nicht. Also so gaaaaaaaanz beschwichtigt hast du mich noch nicht.“, lasse ich ihn wissen und sehe in grinsen. „Okay, dann bleib genau hier stehen.“, fordert er von mir und schiebt mich noch ein paar Schritte weg, bevor er verschwindet und in seine Kiste wühlt. „Schließ die Augen bitte, ja?“ „Wenn du meinst.“,  ist das einzige was ich erwidere und gehe seine Aufforderung nach. Ich höre ihn wurschteln und klappern und bleibe dennoch ruhig dort stehen wo er mich abgestellt hat. „Weißt du was ich schon immer mal wollte?“,  höre ich ihn fragen. Da ich bemerkt habe, dass er nun wieder vor mir steht öffne ich die Augen und schaue ihn an. Ich weiß nicht was, aber irgendwas veranlasst mich nach oben zu schielen, wo ich den Mistelzweig entdecke. Die Erinnerungen an unser chaotisches erstes Weihnachtsfest zusammen mit Isa kommen wieder hoch. „Deine Freundin unterm Mistelzweig küssen? Sorry, wenn ich dich enttäuschen muss Lou, aber das hast du bereits.“ Seufzend nickt er und legt trotzalledem
seine Lippen auf meine. „Das vielleicht schon. Allerdings ist dies das erste Mal, dass ich auch meine Ehefrau unterm Mistelzweig küsse.“

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