2. Dezember 🌠

„Ähm Louis?", gebe ich von mir und drehe mich verwirrt zu meinem Freund um, der auch schon hinter mir steht und mich Fragend ansieht. Ich trete ein paar Schritte zurück und zeige auf den schwarzen Kinderwagen der vor unserer Tür steht. Darin schläft ein kleines Kind, welches dick eingepackt ist, eine rosa flauschige Decke liegt ebenfalls über das Kleine.

Mein Freund zieht eine Augenbraue hoch. „Ähm....", gibt er auch etwas überfordert von sich und tritt an mir vorbei auf den Haustür und schaut einmal nach links und rechts. „Zu wem gehört es?", will er von mir wissen und zeigt auf das Baby. Ich zucke mit den Schultern. „Zu mir sicherlich nicht.", ist das einzige was ich dazu sage und verschränke die Arme vor der Brust. „Na zu mir auch nicht.", entgegnet er und runzelt nun  allerdings die Stirn.

Na was hat das den zu Bedeuten?

Einen Augenblick schaut Louis genauso verwirrt wie ich es bin, bevor er den Kinderwagen inspiziert. Ich hingegen, betrete nun auch den Hausflur und schaue auch im Treppenhaus ob sich vielleicht dort jemanden befindet. Aber Pustekuchen. Hier ist keine Menschenseele.

„Hier ist ein Umschlag.", höre ich Louis sagen und drehe mich zu ihm um.

Innerhalb ein paar Schritte, bin ich bei meinem Freund und schaue ihm über die Schulter, als er das Kuvert öffnet.

Louis, das ist Isa. Sie ist letzten Monat ein Jahr geworden und deine Tochter. Es ist an der Zeit, dass du dich um sie kümmerst. O.

Ich benötige mehrere Anläufe und die Worte des kleinen Briefes zu verstehen. „Ähm, das ist doch...",  weiter komme ich nicht denn ehrlich gesagt, fehlen mir ein wenig die Worte. Ich höre Louis einen Namen nuscheln, verstehe allerdings kein Wort. „Was?" Noch immer etwas verwirrt schaut er auf und mich an. „Ich.... bin gleich wieder da.", lässt er mich wissen, drückt mir den Zettel und den Umschlag in die Hand und verschwindet dann durch die Tür die ins Treppenhaus führt.

Zusammen mit der Kleinen im Kinderwagen lässt er mich ziemlich ratlos stehen. Das alles, vom verlassenen Kinderwagen bis hin zu diesem Komischen Brief, ist doch ein wirklich schlechter Scherz. Ich schaue auf das schlafende Mädchen und runzle die Stirn. Ob es wirklich wahr ist, was dort auf diesen Zettel steht?

Es fühlt sich an wie eine halbe Ewigkeit, bis sich die Türen des Aufzuges öffnen und Louis total außer Atem heraus kommt. „Ich habe sie nicht mehr erwischt. Keine Ahnung, wie sie das angestellt hat.", gibt er von sich und geht an mir vorbei direkt in die Wohnung. „Wer?", will ich von ihm wissen, bekomme jedoch keine Antwort. „Louis!", ich betrete nun ebenfalls die Wohnung. „Wer?", wiederhole ich, als er stehen bleibt und mich ansieht. „Ich denke Olivia.", antwortet er mir nun.  „Olivia?" Er fährt sich durch die Haare. „Ja. Ich.... Ich erkläre dir gleich, was ich vermute. Ich muss...",  noch bevor er den Satz beendet hat, ist er um die Ecke verschwunden.

Mir ist gerade einfach nach schreien, verkneife es mir jedoch und rufe stattdessen noch einmal den Namen meines Freundes. „Was?",  gibt er gestresst von sich und erscheint wieder in der Wohnzimmertür. Ich zeige auf den Kinderwagen. „Ich... bring sie vielleicht erst mal mit rein. Ich tätige kurz ein paar Anrufe.", fordert er von mir und verschwindet wieder auf meinem Blickfeld.

Aus einer Mischung aus Verwirrtheit und Wut, schiebe ich den Kinderwagen, nachdem ich die Türe geschlossen habe, ins Wohnzimmer. Während Louis fluchend durch das Zimmer schreitet und anscheinend immer und immer versucht jemand anderem anzurufen.

Mit verschränkten Armen beobachte ich ihn und beschließe das kleine Mädchen erst einmal von der dicken Decke zu befreien welche über ihr liegt. Als ich ihr auch die dicke Wollmütze vom Kopf nehme stocke ich und lege gleichzeitig die Stirn kraus. Wenn dieses kleine Geschöpf letzten Monat ein Jahr geworden ist, bedeutet das doch wiederum, dass sie innerhalb der letzten zwei Jahre gezeugt wurde. Louis und ich sind zwar erst seit anderthalb Jahren fest zusammen, jedoch treffen wir uns offiziell schon zwei Jahr und waren uns von Anfang an eigentlich einig, dass es auf beiden Seiten absolut niemanden anderen gibt.....

„Louis...." -  „Es kann echt nicht wahr sein. Olivia scheint eine andere Nummer zu haben. Ansonsten geht niemand anderes ans Telefon dran. Das kann doch nicht sein." „Bist du sicher, dass dieses O auch für Olivia steht?",  frage ich ihn. „Natürlich. Ich kenne sonst niemanden der mit O beginnt und so verrückt ist, mir ohne Vorwarnung an einem Samstag Abend ein Kinderwagen ohne weitere erklärungen vor die Tür stellt.", giftet er mich an. Abwehrend habe ich die Hände. Ich kann doch wohl am wenigsten etwas für diese ganze Verrückte Situation.

„Bist du sicher, dass du die richtige Nummer hast, viell...." - „Heaven, ich habe keine Ahnung. Ich habe schon eine halbe Ewigkeit nichts mehr von ihr gehört.", fällt er mir ins Wort. Ich ziehe die Augenbrauen hoch und drehe mich zu der kleinen um, damit ich ihr nun endlich die warme Mütze abnehmen und die Jacke öffnen kann.

„Einundzwanzig Monate sind sind nicht wirklich eine halbe Ewigkeit.", gebe ich leise von mir. „Was?"  „Einund....", ich stocke, atme tief ein und aus und beschließe es nicht zu wiederholen, denn so wie seine Laune gerade ist, artet es sicherlich ganz böse aus. „Vielleicht sollten wir die Polizei rufen oder so.",  schlage ich stattdessen vor. „Wieso?" „Wieso? Vielleicht weil jemand unbekanntes eine fremdes Kind vor unsere Tür abgestellt hat. Wir wissen nicht genau wer es war, denn mit dieser Olivia kannst auch du mir mutmaßen.", lasse ich ihn nun wissen. „Ich finde es schon raus. Ich muss nur ein paar Leute anrufen." „Das tust du doch gerade und anscheinend ist heute niemand bereit dir Auskunft in dieser Sache zu geben.", kontere ich.

„Vielleicht weil wir Samstag Abend haben und die meisten um diese Zeit andere Sachen zu tun haben.", brummt er und hält sich das Handy erneut ans Ohr, bloß um kurz darauf fluchend dieses auf die Couch zu pfeffern. „Doch die Poli....."  -  „Nein, verdammt. Wir klären das so. Da wird wohl schon irgendwann jemand ans Telefon gehen.", unterbricht er mich.

Etwas fassungslos schüttel ich den Kopf. „Okay angenommen du erreichst in den nächsten Stunden niemanden mehr, was dann? Versuchst du es die ganze Nacht weiter? Oder womöglich bis morgen Früh und auch den ganzen Mittag? Was...." -  „Heaven bitte. Sie können mich nicht alle die ganze Zeit ignorieren.", grätscht er wieder dazwischen. „Sie können so vieles Lou. Anscheinend nämlich auch einfach ein Kinderwagen vor die Tür stellen und verschwinden.", zickt ich ihn an und schaue kurz zu der kleinen die noch immer friedlich schläft. Erneut fährt er sich mit der Hand durchs Haar. „Ich klär das. Versprochen."

Ich werfe die Hände in die Luft. „Na dann wünsche ich dir viel spaß.",  gebe ich von mir und versteh einfach nicht warum er so naiv und uneinsichtig ist. Ich verlasse das Wohnzimmer und verschwinde stattdessen in unser Schlafzimmer um mir andere Sachen anzuziehen. Wenn Louis meint, es auf seine Art klären zu wollen, Bitte dann soll er es tun, aber meine Unterstützung darf er dann nicht erwarten.

Während ich mir eine Jeans Hose anziehe, erscheint Louis in der Tür. „Was machst du?" „Ich muss hier raus. Ich gehe zu Lola oder meine Eltern und lass dich die ganze "Sache" in Ruhe klären." Er zieht die Augenbrauen hoch. „Dein ernst?" Ich nicke.  „Absolut. Genauso wie es dein ernst ist, das ganze irgendwie alleine klären zu wollen.", gifte ich ihn an, gehe an ihm vorbei und schlüpfe in meine Schuhe. „Heaven, meinst du nicht Olivia hat eine Chance verdient, dass wir die ganze Sache so unter uns klären?" „Nein sorry. Jemand der so verantwortungslos ist und ein Kind vor einer Tür abstellt und dann einfach verschwindet, hat überhaupt nichts verdient.", äußere ich meine Meinung. Ich höre ihm seufzen. „Du hast ja recht, aber..." - „Aber was?",  falle ich ihn wütend ins Wort, als er stockt. Er zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich.... Ich würde das alles viel lieber versuchen alleine zu klären, wenn ich nichts erreiche, können wir immer noch die Polizei einschalten." Ich nicke. „Na dann wünsche ich dir viel erfolg.", kommentiere ich und verlasse das Zimmer.

„Schatz.", gibt er von sich und hält mich an der Hand fest. Abwartend schaue ich ihn an, allerdings höre ich absolut nichts mehr von ihm. Als die Kleine Anfängt zu quengeln zeige ich mit einer Kopfbewegung in die Richtung. „Wusstest du von ihr?", frage ich ihn und erhalte direkt ein kopfschütteln und ein ziemlich überzeugendes Nein als Antwort. „Aber so rein hypothetisch gesehen, kann es sein, dass es wirklich deine Tochter ist?",  ist meine nächste Frage. „Nein..... Ja..... Vielleicht.",  antwortet er mir nun. „Wow." Ich mache dicke Wagen und weiß nicht wirklich was ich sagen soll und was nicht. Als das gequengel lauter wird, entziehen ich ihm mein Handgelenk. „Du solltest dich um sie kümmern. Wir reden später. Oder morgen. Oder wann auch immer."

„Heaven."

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