Kapitel 8

Ein Schwall Wasser ergoss sich über meinem Gesicht und ich spürte, wie ein Rinnsal nach dem anderen mein Gesicht hinunterrann. Und wie sich die Kälte den Weg an meinem Gesicht herab bahnte, so kroch von meinen Füßen aus die Furcht bis zu meinem Herzen, wo sie es mit ihren knöchernen Fingern umklammerte, die spitzen Nägel hineingrub und mir vor Schmerz den Atem nahm. Sie hinderte mich daran die Augen zu öffnen und das Licht an sie zu lassen. „Wach auf, Keira! Ich tue dir nichts!“, sagte eine dunkle und doch melodische Stimme aus der Ferne zu jemandem. Aber wen meinte er? Wer war diese Keira? Etwas tief in meinem Inneren sagte mir, dass ich den Namen kennen sollte. Aber mein Kopf war leer, jegliche Erkenntnis aus ihm verschwunden, Wissen getilgt.

Ich wagte es die Augen zu öffnen und sah in das Gesicht eines jungen Mannes mit schwarzen schulterlangen Locken. Sein rechtes Auge war leicht milchig und ich schloss daraus, dass ihm einst das Augenlicht gestohlen worden war, so wie mir meine Erinnerungen. Ich befand mich in einer Kajüte wahrscheinlich unter Deck eines Schiffes auf dem Boden liegend. Dann erklang die melodische Stimme erneut und diesmal konnte ich die Stimme zuordnen: „Du bist wohlauf! Dir geht es gut! Du brauchst dich nicht zu fürchten.“

„Wo befinde ich mich? Was ist geschehen? Ich weiß nicht einmal, wer ich bin!“ Meine Stimme klang verzweifelt, hysterisch und noch in dem Moment, als diese Worte meine Lippen verlassen hatte, wusste ich, dass es falsch gewesen war dies vor jemandem, den ich nicht kannte, zu sagen.

„Keira, du bist eine der auserwählten reinen Seelen auf einem Schiff voller Menschen, dessen Seele nicht einmal durch all die Wasser, die uns umgeben gereinigt werden könnte, so voller Sünde sind sie. Sie wollen euch opfern um ein aus den Legenden erschaffenes Portal zu öffnen, das sie zum Reich der Finsternis führen wird, tief unter dem Meer, wo sich die Schätze der zerschellten Schiffe gelagert haben. Nicht einmal Lebewesen, die unsere Fantasie bevölkern, schaffen es bis dorthin. Kein Fisch, kein Krebs und auch kein Krake, der an die Dunkelheit gewöhnt sein mag. Euer Blut soll sich vor dem Portal ergießen, um die Frevelhaften hindurchzulassen.“

Natürlich. Das ergab einen Sinn und langsam lichtete sich der Nebel in meinem Kopf und ließ einige klare Gedanken hindurchsickern.

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